VON KATHRIN KELLERMANN
Vor 60 Jahren gaben sich Ingrid und Horst Faubel im Wermelskirchener Standesamt das Ja-Wort. In dieser Woche feierte Das Jubel-Paar die „Diamantene Hochzeit“. Das Geheimnis ihres über 60 Jahre anhaltenden Liebes-Glück? „Viele Gemeinsamkeiten und dass man sich zusammenrauft…“
Aufgefallen ist ihr der junge Bursche schon in den 50ern. Damals, als Horst Faubel immer mit seinem Fahrrad von seiner Lehre als Maschinenschlosser durch die Parkanlage geradelt ist, wo Ingrid Müller nachmittags mit ihren Freundinnen saß. „Auf der Lehne haben sie gehockt, mit den Füßen auf der Bank“, erinnert sich der heute 81-Jährige und grinst seine Frau mit blitzenden Augen an. Auch in ihr sind die Erinnerungen noch ganz nah: „Er hatte so eine hübsche Plümmelmütze“, sagt sie. „Die fand ich ganz toll. Und die haben wir übrigens auch bis heute noch im Keller.“
Sicher seien ihm die Mädels damals aufgefallen. Aber auf den Gedanken anzuhalten sei er nie gekommen. Angesprochen hat Horst Faubel seine spätere Ehefrau erst an einem Hochsommertag im Eifgen Freibad. „Ich habe sie sofort gesehen, weil sie tiefbraungebrannt war – und immer eine Uhr am Handgelenk hatte“, sagt er zwinkernd. „Damit wollte sie verhindern, dass sie von Jungs ins Wasser geworfen wird, weil sie damals nicht schwimmen konnte.“
Der Trick habe auch wunderbar funktioniert, bestätigt Ingrid Faubel lachend. „Ich habe immer nur auf die Uhr gezeigt und behauptet, dass die nicht kaputtgehen darf.“ 15 Jahre alt war sie in jenem Sommer. „Da haben wir zum ersten Mal geflirtet“, erzählt Horst Faubel, der damals 16 war. „Und dann hatten wir zwei Jahre Pause, in denen wir uns nicht gesehen haben“, ergänzt Ehefrau Ingrid. Denn: Ihre Mutter hatte den Flirt aus dem Freibad und die sich anbahnende mögliche erste große Liebe der Tochter schnell unterbunden. „Das lassen wir mal lieber, hat sie gesagt und damals hat man eben gehorcht.“
Doch Liebesgott Amor lässt sich nicht so leicht von seinen Plänen abbringen. Zwei Jahre später lief sich das Paar am Lebensmittelmarkt Konsum wieder über den Weg. „Wir hatten kein Auto und ich musste immer die vollen Einkaufstaschen für meine Mutter nach Hause tragen“, erinnert sich Ingrid Faubel. „Das hat der Horst dann für mich getan und irgendwann durfte er dann auch ins Haus kommen.“ Wahrscheinlich, „weil ich meiner künftigen Schwiegermutter eine Geburtstagskarte mit Veilchenduft geschrieben habe“, tippt er heute lächelnd, während seine Frau nickend bestätigt: „Die Mama hat die Karte auch lange aufgehoben.“
Mehr als 60 Jahre sind seitdem vergangen. Die Verlobung wurde 1962 gefeiert, die Hochzeit am 22. März 1963 „mit über 40 Gästen in einer Gaststätte Im Belten“. Pünktlich zur Diamantenen Hochzeit in dieser Woche hat Ingrid Faubel das alte Album herausgesucht. Mit Fotos von ihrem Hochzeitskleid, „in das sie heute auf jeden Fall noch passen würde“, sagt ihr Mann mit stolzem Lächeln und den tollen Pumps, „dir mir morgens noch vorbeigebracht worden sind, weil es meine Größe nur in Leverkusen gab“, verrät Ingrid Faubel, die damals in der Schuhfabrik Siebel, später dann bei Ara gearbeitet hat.
Zwei Jahre wohnte das junge Brautpaar nach der Hochzeit noch bei ihren Eltern, weil Horst Faubel bei der Bundeswehr war, anschließend bezogen sie ihre erste gemeinsame Wohnung in Eipringhausen. „1967 haben wir dann mein Elternhaus in Hünger übernommen“, sagt Horst Faubel. „Es war damals ein Mehrgenerationenhaus mit den Eltern und Tanten“, fügt seine Frau hinzu. „Wir haben einen Bereich nach dem anderen renoviert und umgebaut.“
Für die beiden Kinder Michael, der 1970 geboren wurde, und Sandra, die vier Jahre später zur Welt kam, war die Großfamilie ein Segen: „Wir brauchten nie einen Schlüssel und es war immer jemand da“, erzählt Sandra, die heute im Haus nebenan lebt. Bruder Michael hat seine Wohnung im Haus der Eltern. Als Kind sei er „quasi auf einer Baustelle aufgewachsen“, sagt er. „Die Eltern haben immer im Haus geschuftet. Aber wir hatten eine tolle Kindheit.“
Viel Geld für große Familienurlaube hätten sie zwar wegen der Renovierungen nie gehabt. „Das brauchten wir aber auch nicht.“ Direkt nach der Verlobung „haben wir uns ein Paddelboot gekauft und mein Mann hat gesagt: ‚Wenn wir auf der Bever paddeln musst du schwimmen lernen‘, erinnert sich Ingrid Faubel. „Das habe ich auch getan und bin solange in der Nähe des Bootes geblieben, bis ich die Angst verloren habe.“
Später wurde ans Paddelboot noch ein Schlauchboot für die beiden Kinder gebunden. „Und wenn wir nicht für Paddeltouren auf dem Wasser waren, dann sind wir wandern gegangen.“ Wie damals in der Eifel, „wo wir in einer Jugendherberge übernachtet haben und leider das Abendessen im Kühlschrank zuhause vergessen hatten“, erinnert sich das Jubel-Paar lachend. „Wir haben beide gedacht, der andere hätte es eingepackt und dann standen wir und alle anderen Gäste an dem Abend ohne Essen da.“
Großen Streit habe es deswegen, oder wegen anderer Ärgernisse, aber nie gegeben: „Natürlich ist man nicht immer einer Meinung, aber wir haben uns immer zusammengerauft“, sagen beide. Gefragt nach dem Geheimnis ihrer langen Liebe und glücklichen Ehe müssen beide erstmal überlegen: „Wir haben sehr viele Gemeinsamkeiten und gemeinsame Interessen und wir passen einfach gut zusammen“, ist dann ihre schlichte Erklärung für andauerndes Glück. „Die Grundsubstanz muss stimmen, dann klappen auch Kompromisse“, sagt Ingrid Faubel. „Dann kann man gemeinsam die Probleme passend machen. Und man muss auch Spaß verstehen.“
Heute ist eins ihr gemeinsamen Hobbys der Garten des Hauses in Hünger, das sie seit 1968 bewohnen – mit lange erprobter Arbeitsteilung: „Ich pflege die Beete und die Johannisbeer- und Stachelbeersträucher“, setzt Ingrid Faubel an, „und ich pflücke die Früchte. Das finde ich großartig“, ergänzt ihr Mann. Und auch große Reisen haben sie gemeinsam absolviert: „Wir waren zweimal für jeweils vier Wochen in Mexiko – das war herrlich!“
Beitragsfoto: Immer noch verliebt nach über 60 gemeinsamen Jahren: In dieser Woche feierten Ingrid und Horst Faubel ihre Diamantene Hochzeit! Foto: Stadt Wermelskirchen / Kellermann