Was will uns der Künstler damit sagen?

VON WALTER SCHUBERT

Graffiti kann toll sein – muss aber nicht. Meist illegal auf Wände, Mauern oder Schallschutzplatten an Autobahnen gesprüht, zeugen viele zumindest von handwerklicher Qualität. Kommt noch eine pfiffige Idee dazu, kann das schon gut aussehen. Als Beispiel sei die Firma „Lackaffen“ aus Münster genannt, die sich professionell mit der Wandgestaltung beschäftigen.

Grafito: Lackaffen

Von diesem Können ist unser Sprayer in Wermelskirchen meilenweit entfernt. Bei ihm ist weder eine Idee, noch ein Können zu erkennen. Es erinnert mehr an einen Köter, der überall hin pissen (sprayen) muss, um sein Revier zu markieren. 

Aber vielleicht verstehen wir Bürger dieses Tun einfach nicht. Vielleicht steckt doch ein Sinn, eine Aussage, ein Protest oder der Aufschrei einer gequälten Seele dahinter. Und in unserer Unkenntnis bleibt uns das verborgen.

Geht es um eine mongolische Minderheit, die im südlichen Schwarzwald immer wieder diskriminiert wird? Oder stehen die unterstrichenen drei Kringel mit den Dreiecken darüber für eine männliche Benachteiligung in Genderzeiten? In ganz gefährliches Wasser begeben wir uns, würden wir ganz oben noch einen Heiligenschein erkennen. Möglich wäre auch, dass ein Bild nur skizziert, nur vorgezeichnet wurde. Bald kommt der Frühling und dann werden die Skizzen sicher in voller Farbenpracht erblühen.

Ach, wir wissen es einfach nicht, aber interessieren würde es uns schon. Vielleicht outet sich der Künstler und überrascht uns mit einer ganz neuen Erklärung. Wir sind gespannt.

Ach du liebe Zeit! Da ist mir ja gerade noch rechtzeitig ein Fehler aufgefallen. Vielleicht ist es ja gar kein Künstler, sondern eine Künstlerin. Oder etwas dazwischen – man weiß es ja heute nicht mehr. Wer oder was auch immer unsere Stadt mit Kringeln gestaltet – es wäre schön, wenn er oder sie die Bilder mal ordentlich fertig stellt.

Kommentare (2) Schreibe einen Kommentar

    • MarcO
    • 15.03.23, 10:37 Uhr

    Hallo Walter,
    das hätte man bei wirklichen Interesse auch recherchieren können.

    Historisches zum Taggen (Tags)

    “Die Graffiti Tags hatten ihre Anfänge Mitte der 1960er Jahre und damals begann der erste Tagger Darryl McCray sein Pseudonym Cornbread in Philadelphia zu verbreiten. Am Anfang wollte er nur damit die Aufmerksamkeit eines Mädchens gewinnen. Allerdings änderte sich das anfängliche Vorhaben und er versuchte dann später immer verrücktere Stellen zu taggen, um sein Bekanntheitsgrad zu steigern. Zum Ende der 60er Jahre schwappte dann das Phänomen des Taggens nach New York City über, wo es erst so richtig bekannt wurde. Am 21. Juli 1971 berichtete die New York Times in einem legendären Artikel über einen griechischstämmigen Botenjungen der sein Pseudonym TAKI 183 während seiner Botengänge durch die Stadt New York auf diversen Wänden hinterließ. Die Graffiti Tags in den siebziger Jahren überdeckten die gesamten Fahrgasträume der New Yorker U-Bahn-Züge. Neben dem bekanntem Foto von Taki 183 gibt es eine legendäre Fotografie von Martha Cooper (aus dem Jahr 1982), erschienenen im Graffiti Buch “Subway Art” – diese Fotografie von Lady Pink ist ein Abbild dieser Zeit.”

    Quelle: “Das Graffiti Wiki”

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    • Walter+Schubert
    • 15.03.23, 18:23 Uhr

    Hallo Marco,
    danke für die umfängliche Info.
    Vielleicht gibt es ja eine Erklärung – aber wird es dadurch schöner?
    Was ist der Hintergrund, hat es eine Bedeutung oder eine Aussage?
    Wenn man es nicht kennt ist es eine hässliche Sachbeschädigung.
    Und wenn man eine fremde Sache ungefragt besprüht wird es legal wenn es eine Bedeutung hat?

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