Das Flüchtlingselend in Zahlen

Die nachfolgenden Zahlen über Flüchtlinge in Deutschland und Westeuropa basieren auf Angaben des Mediendienstes Integration:

Das UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) schätzt, dass Ende Mai 2022 die Zahl der Geflüchteten und Vertriebenen (forcibly displaced) weltweit auf mehr als 100 Millionen Menschen angestiegen ist. Dieser Anstieg hängt mit Konflikten in verschiedenen Regionen der Welt zusammen, insbesondere in Äthiopien, Burkina Faso, Myanmar, Nigeria, Afghanistan, der Demokratischen Republik Kongo – und zuletzt in der Ukraine. Zur Zeit der jüngsten umfassenden Erhebung Ende 2021 waren 89,3 Millionen Menschen auf der Flucht:

  • Von ihnen waren rund 53,2 Millionen innerhalb des eigenen Landes auf der Flucht (Binnenflüchtlinge).
  • Weitere 21,3 Millionen waren anerkannte Flüchtlinge – also Menschen, denen gemäß internationaler Abkommen Schutz gewährt wurde.
  • 5,8 Millionen waren staatenlose Palästinenser*innen unter Mandat des Hilfswerks der Vereinten Nationen für Palästina-Flüchtlinge im Nahen Osten (UNRWA).
  • 4,6 Millionen waren Asylsuchende – also Flüchtlinge, die noch auf den Ausgang ihres Asylverfahrens warten.Quelle
  • Hinzu kamen 4,6 Millionen Geflüchtete aus Venezuela die vom UNHCR separat erfasst werden.

Die meisten Flüchtlinge kommen aus Syrien (6,8 Millionen Menschen), Venezuela (4,6 Millionen) und Afghanistan (2,7 Millionen).

Die Zahl der Asylbewerber:innen in Deutschland ist zwischen 2015 und 2016 stark gestiegen. Seit dem Frühjahr 2016 ging die Zahl der Neuzugänge von Asylsuchenden wieder zurück. Aufgrund des russischen Angriffs auf die Ukraine hat sie 2022 einen neuen Höchstwert erreicht.

2022 wurden nach Angaben der Asylagentur der Europäischen Union (EUAA) rund 966.000 Asylanträge (einschließlich Folgeanträge) in der Europäischen Union gestellt. Das sind rund 50 Prozent mehr Menschen als im Vorjahr.

In dieser Rechnung sind Geflüchtete aus der Ukraine nicht enthalten, die in der Europäischen Union einen “vorübergehenden Schutz” erhalten haben. Die meisten Antragsteller:innen kamen aus Syrien (rund 132.000 Asylbewerberinnen), Afghanistan (129.000), Türkei (55.000), Venezuela (55.000) und Kolumbien (43.000).

Die meisten Anträge auf Asyl (einschließlich Folgeanträge) wurden von Januar bis November 2022 in folgenden Ländern gestellt:

  • Deutschland: rund 215.000 Anträge
  • Frankreich: 141.000
  • Spanien: 109.000
  • Österreich: 102.000
  • Italien: 76.000

2022 wurden rund 632.000 Entscheidungen über Asylanträge getroffen. Davon gingen rund 40 Prozent positiv aus. Die besten Aussichten auf einen positiven Asylbescheid hatten Syrer:innen (94 Prozent), Belarusen und Ukrainierinnen (jeweils 88 und 86 Prozent positive Bescheide), gefolgt von Menschen aus Eritrea, dem Jemen (jeweils 84 Prozent) und Mali (70 prozent). Rund 950.000 Asylanträge waren zum Stichtag 30. November 2022 noch in Bearbeitung.

2021

Im Jahr 2021 haben nach Angaben der EUAA rund 648.000 Menschen einen Asylantrag in der Europäischen Union gestellt – rund ein Drittel mehr als im Vorjahr. Die meisten von ihnen kamen aus Syrien (rund 117.000 Personen), Afghanistan (etwa 102.000) und Irak (30.000).

Die Asylbehörden der Schengen-Staaten haben in dieser Zeit rund 535.000 Entscheidungen in Asylverfahren getroffen. Etwa 34 Prozent von ihnen ging positiv aus. Ende Dezember 2021 stand bei rund 767.000 Anträgen eine rechtskräftige Entscheidung noch aus – davon rund 267.000 in Deutschland.

Die meisten Asylanträge gab es in folgenden Ländern (Zahlen aufgerundet):

  • Deutschland: 190.500
  • Frankreich: 120.700
  • Spanien: 65.300
  • Italien: 53.100
  • Österreich: 38.600

Im Verhältnis zur Einwohnerzahl war die Zahl der Antragsteller 2021 am höchsten in:

  • Zypern: etwa 11,3 Antragsteller:innen pro Tausend Einwohner
  • Österreich: 4,3
  • Malta: 3
  • Griechenland: 2,7
  • Luxemburg: 2,2

Ende Januar 2023 lagen beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) nach eigenen Angaben 148.899 Asylanträge, bei denen die Entscheidung noch anstand.

Viele Asylbewerber*innen haben gegen die Bescheide des BAMF geklagt: Zum Stichtag 30.6.2022 waren an den Verwaltungs- und Oberverwaltungsgerichten rund 132.209 Verfahren im Bereich Asyl anhängig. Rund 20 Prozent aller Klagen waren im ersten Halbjahr 2022 erfolgreich. Wenn man allerdings die Fälle abzieht, in denen es zu keinem Urteil kam – etwa weil die Klage zurückgenommen wurde oder weil mehrere verbundenen Klagen zusammengezogen wurden – kommt man auf eine Erfolgsquote von rund 40 Prozent. Besonders hoch war die Erfolgsquote von afghanischen Kläger:innen: Bei inhaltlichen Entscheidungen haben sie in rund 97 Prozent der Fälle Schutz zugesprochen bekommen.

Unter den Asylbewerber:innen, die 2022 in Deutschland einen Antrag gestellt haben, waren rund ein Drittel Mädchen und Frauen. In der Altersgruppe der 18- bis 25-Jährigen gab es mit rund 17 Prozent den geringsten Frauenanteil. Unter den Kindern (unter 16 Jahre) und in der Altersgruppe ab 55 ist das Geschlechterverhältnis ausgeglichener, hier überwiegt der Anteil der Jungen nur leicht.

Die Flüchtlinge sind im Durchschnitt sehr jung: Rund 73 Prozent der Asylbewerber:innen, die 2022 einen Antrag gestellt haben, waren unter 30 Jahre alt. Minderjährige machten etwa 37 Prozent der Asylbewerberinnen aus.

Wieviele Flüchtlinge leben in Deutschland?

Zum Stichtag 30. Juni 2022 lebten in Deutschland nach Angaben des Bundesinnenministeriums rund 1,5 Millionen Menschen, die in Deutschland Schutz bekommen haben. Etwa ein Drittel von ihnen (31 Prozent) sind Minderjährige. Ungefähr 67 Prozent von ihnen leben seit mehr als sechs Jahren in Deutschland.Quelle

Darunter sind:

Zudem lebten rund 216.479 Asylbewerber*innen mit offenem Schutzstatus und etwa 191.364 “ausreisepflichtige” Personen mit einem abgelehnten Asylantrag, die sich aus unterschiedlichen Gründen noch in Deutschland aufhalten. In der Summe ergibt das rund 1,9 Millionen Schutzsuchende.

Hinzu kommen rund 896.300 Geflüchtete aus der Ukraine, die Stand: 30. Juni 2022 im AZR erfasst sind – von ihnen haben 26 Prozent eine Aufenthaltserlaubnis nach §24 AufenthG (vorübergehenden Schutz). 27 Prozent haben diese beantragt und noch nicht erhalten – ebenso viele haben einen Asylantrag gestellt. 19 Prozent haben noch keinen Aufenthaltstitel bekommen.

Die aktuellen Zahlen zu ukrainischen Geflüchteten finden Sie hier.

Sonderauswertung des Statistischen Bundesamts

Die Zahlen des Innenministeriums basieren auf Einträge im Ausländerzentralregister (AZR). Die können jedoch veraltet oder unvollständig sein. Das Statistische Bundesamt hat deshalb eine Sonderauswertung der AZR-Daten veröffentlicht. Demnach lebten zum Stichtag 31.12.2021 etwa 1,94 Millionen Schutzsuchende in Deutschland. Als Schutzsuchende gelten laut Statistischem Bundesamt alle Ausländer*innen, die sich unter Berufung auf humanitäre Gründe in Deutschland aufhalten. Dazu zählen auch Asylbewerber*innen im Verfahren sowie abgelehnte Asylbewerber*innen. Ihre Zahl stieg im Vergleich zum Vorjahr um rund 4 Prozent.

Beitragsfoto © Ahmed akacha (Pexels)

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