INTERKOMMUNALES & REGIONALES KULTURMANAGEMENT

Berufsbilder im Kulturbereich

Den Beitrag entnehmen wir dem Kultur Management Network:

Sollen Städte in ihrer Kulturarbeit und -entwicklung zusammenarbeiten, spielen Interkommunale bzw. Regionale Kulturmanager:innen eine entscheidende Rolle. Einblicke in dieses jüngere Berufsbild und die damit verbundenen Aufgaben gibt uns Jasmin Dorner im Interview, die seit 2021 für die interkommunale Kulturentwicklung der Städte Burscheid und Wermelskirchen zuständig ist.

Liebe Frau Dorner, was waren Ihre wichtigsten beruflichen Stationen? Welche haben Sie auf besondere Weise geprägt?

Nach meinem Freiwilligen Sozialen Jahr in einem Soziokulturellen Zentrum war mir klar, dass ich im Kulturbereich arbeiten möchte, wusste aber noch nicht so recht, wie ich dorthin komme. Ich entschied mich für ein Studium der Empirischen Kulturwissenschaft, da mich die Alltagskulturen der Menschen sehr interessierten. Im Nebenfach studierte ich Volkswirtschaftslehre, da ich schon immer gut mit Zahlen konnte und noch etwas Konträres studieren wollte. Ich entschied mich dennoch für einen geisteswissenschaftlichen Master und absolvierte diesen im Fach Kulturanthropologie. Hier hatte ich die Möglichkeit, eine Ausstellung mit zu konzipieren, und merkte, dass mir die praktische Arbeit sehr viel Spaß machte. So begann ich während meines Studiums nebenberuflich selbständig im Bereich Kulturmanagement zu arbeiten. Ich konnte hierbei viel autodidaktisch lernen, half bei Förderanträgen und Verwendungsnachweisen sowie bei der Veranstaltungsdurchführung mit. Nach meinem Studium konnte ich die nebenberufliche Selbständigkeit weiter ausbauen und zusätzlich beim Verband deutscher Musikschulen in verschiedenen Bereichen viele hilfreiche Arbeitserfahrungen sammeln. Die Vielfalt der Arbeitsbereiche hat mich am meisten geprägt. Im Anschluss erhielt ich die Stelle als interkommunale Kulturmanagerin zweier Städte und bin nun für die Erstellung eines Kulturentwicklungsplanes zuständig. Dieses Aufgabenfeld ist sehr spannend und ich merke, wie ich meine bisherigen Berufserfahrungen anwenden und auf diesen aufbauen kann. 

Welche Aufgaben fallen in Ihren derzeitigen Tätigkeitsbereich? Wie sieht ein typischer Arbeitstag von Ihnen aus und was erfüllt Sie dabei mit besonderer Freude?

In meine derzeitigen Aufgaben fällt die Erstellung eines interkommunalen Kulturentwicklungsplanes (KEP) für zwei Städte. Für mich ist das ein neuer und somit spannender Aufgabenbereich. Ich habe den Prozess als ergebnisoffenen Beteiligungsprozess angelegt. Zu Beginn stand jedoch eine Bestandsaufnahme der Kulturlandschaften beider Städte. Durch den Beteiligungsprozess können sich alle Interessierten aktiv in den Prozess einbringen und ich stehe so im direkten Austausch mit vielen Akteur:innen. Zu der Kulturplanung gehört auch die Präsentation des Prozesses in den Kulturausschüssen. Neben der Erstellung des KEPs bin ich auch für die Beratung der Kulturschaffenden hinsichtlich Fördermitteln zuständig. Hier freut es mich besonders, wenn ein Projekt eine Förderung erhält und so zu einer noch bunteren Kulturlandschaft beitragen kann. Gleichzeitig akquiriere ich für die Kommunen Fördermittel, wenn ein gemeinsames Projekt angegangen werden soll. 

Ich habe nicht den einen typischen Arbeitstag. Mal ist mein Arbeitstag ans Büro gebunden, wo ich E-Mails beantworte, am KEP weiterarbeite oder in Besprechungen bin. An anderen Tagen treffe ich mich mit Akteur:innen zum Austausch oder besuche Veranstaltungen, um mir ein Bild über die lokalen Angebote zu machen und Vernetzungen herzustellen. Gleichzeitig versuche ich, mich auch überregional zu vernetzen und mich stetig weiterzubilden. Hierfür nehme ich an Austauschtreffen und Fachtagungen teil.

Welche Aspekte Ihrer Ausbildung haben Ihnen in Ihrer beruflichen Laufbahn am meisten geholfen?

Durch mein Studium der empirischen Kulturwissenschaft bzw. der Kulturanthropologie wurde ich durch verschiedene Forschungsprojekte darauf vorbereitet, mich schnell und sorgfältig in verschiedene Themenbereiche reinzudenken. Das hat mir in meinem beruflichen Werdegang sehr geholfen, da dieser nicht gradlinig war und ist und ich mich oft neuen Aufgaben stellen darf. Gleichzeitig wurde durch das geisteswissenschaftliche Studium meine Reflexivität geschult. Der Austausch mit Akteur:innen unterstützt zudem meine Moderationsfähigkeit, da ich in Diskussionen immer versuche, verschiedene Perspektiven einzunehmen. 

Welche Bereiche haben Ihnen in Ihrer Ausbildung gefehlt und wie haben Sie diese Kompetenzen stattdessen erworben?

Wie bereits erwähnt, war mir schon früh klar, dass ich im Kulturbereich arbeiten möchte. Gleichzeitig war für mich mein Studium aus wissenschaftlicher und gesellschaftlicher Perspektive sehr lehrreich und interessant. Da ich mich aber nicht für einen klassischen Kulturmanagement Studiengang entschieden habe, fehlten, bzw. fehlen, mir manchmal Fachkenntnisse in diesem Bereich, wie in etwa das Fördermittelmanagement oder betriebswirtschaftliche Kenntnisse von Kulturreinrichtungen. Viele Kenntnisse konnte ich mir in meinem beruflichen Werdegang aber selbständig aneignen und ich versuche, mich stetig über Tagungen und über Literatur weiterzubilden und mich mit den aktuellen Themen im Kulturmanagement auseinanderzusetzen. 

Warum braucht es “Interkommunale/ Regionale Kulturmanager:innen”? Wie hat sich das Berufsbild in den vergangenen Jahren entwickelt und wie wird es sich voraussichtlich in Zukunft entwickeln?

Interkommunale bzw. Regionale Kulturmanager:innen tragen durch ihre Expertisen zu einer stabileren kulturellen Infrastruktur in ihrem Handlungsumfeld bei. Sie haben den Überblick über die kulturellen Angebote in ihrer Region und kennen die richtigen Ansprechpartnerinnen. Bestehende Netzwerke können von ihnen ausgebaut und erweitert sowie Vernetzungen zu anderen Bereichen hergestellt werden. Da es für das Aufgabenfeld keine festgeschriebene Bezeichnung gibt, ist es schwer zu sagen, wie sich das Berufsbild entwickelt hat. Hinzu kommt, dass es nicht eine einheitliche Aufgabenpalette mit sich bringt, da die Arbeitsbereiche auch abhängig von der Art der Region (mehrere Kommunen, Landkreise oder zum Beispiel ein Landschaftsbereich) und den damit verbundenen Schwerpunkten sind. Durch verschiedene Modell-Projekte, wie zum Beispiel dem TRAFO-Projekt “Regionalmanagerin Kultur” der Kulturstiftung des Bundes, dem Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg, zeigten sich viele Vorteile, die durch den Einsatz der Regionalmanager:innen entstehen. 

Aber auch, dass diese – je nach Region – verschiedene Expertisen mit sich bringen müssen. In einigen Landkreisen und in Kommunen, die einen (interkommunalen) Kulturentwicklungsplan erstellt haben, ging der Planungsprozess mit dem Einsatz einer oder mehrerer Kulturmanager:innen einher. Das Problem, was ich zukünftig sehe, ist, dass es sich bei dem Einsatz von Regionalmanagerinnen oder interkommunalen Kulturmanager:innen häufig um geförderte Stellen handelt. Oftmals werden die Stellen nach dem Auslaufen der Förderungen nicht weiterfinanziert, wodurch ohne die Person die erarbeiteten Strukturen nicht weiter bestehen bleiben. Das Berufsbild fordert Kontinuität, damit die vernetzende und unterstützende Arbeit richtig fruchten kann. Dabei darf nicht vergessen werden, wie sehr Kommunen und Regionen von vielfältigen und lebendigen Kulturlandschaften profitieren können. Ich hoffe, dass die Finanzierung der Stellen langfristig gesichert werden kann und dass mehr Regionen und Kommunen den Nutzen einer Zusammenarbeit erkennen.

*Gab es Situationen in Ihrer Karriere, in denen Sie das Gefühl hatten, das Ziel nicht mehr zu erreichen? Welchen Rat können Sie anderen jungen Kulturmanagerinnen in solchen Situationen mit auf dem Weg geben?** 

Für mich persönlich war es sehr sinnvoll, schon vor und während meines Studiums in verschiedenen Bereichen Arbeitserfahrungen zu sammeln. Hier bestätigte sich mein Wunsch, als Kulturmanagerin arbeiten zu wollen. Etwas frustrierend war die Jobsuche direkt nach meinem Masterstudium. Hier möchte ich allen jungen Kulturmanager:innen raten, den Mut nicht zu verlieren. Ich empfehle, schon so früh wie möglich erste Berufserfahrungen zu sammeln und auch in verschiedene Bereiche zu schauen. Ich profitiere bis heute von meinen vielseitigen Stationen und auch in meiner nebenberuflichen Selbständigkeit konnte ich mir Wissen aneignen, das ich in meiner jetzigen Arbeitsstelle benötige. Mein Ziel habe ich heute noch nicht klar vor Augen. Ich freue mich über Berufsstationen, die mich fordern und in denen ich neue Erfahrungen sammeln kann. 

Beitragsfoto: Jasmin Dorner bei einer Befragung im Zuge des Projekts “Kulturverbunden – Burscheid und Wermelskirchen machen gemeinsam Kultur”

Jasmin Dorner arbeitet seit 2018 als Kulturmanagerin. Nach ihrer Tätigkeit als freie Mitarbeiterin im NRW KULTURsekretariat sowie in verschiedenen Bereichen beim Verband deutscher Musikschulen e. V., ist sie seit Juni 2021 für die Städte Burscheid und Wermelskirchen u.a. für die Erstellung eines interkommunalen Kulturentwicklungsplanes zuständig.

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