Jede (Pflege)-Familie ist anders und einzigartig

Es gibt verschiedene Gründe, warum vor allem kleine Kinder für einen gewissen Zeitraum nicht mehr in der eigenen Familie leben können. Beispielsweise, weil eine alleinerziehende Mutter ins Krankenhaus muss, oder ein Elternpaar nach einem schweren Schicksalsschlag nicht in der Lage ist, das Kind adäquat zu versorgen.

Dann greift der Kinderpflegedienst der Stadt Wermelskirchen ein, der für die betroffenen Kinder auch sehr kurzfristig eine Bereitschaftspflege oder eine längerfristige Pflegefamilie organisiert. Aktuell sucht der Pflegekinderdienst der Stadt Wermelskirchen Pflegefamilien, die bereit sind, Kinder, die nicht in ihrer Herkunftsfamilie leben können, bei sich aufzunehmen und ihnen ein Zuhause (auf Zeit) zu schenken.

Dazu gibt es einen Informations-Nachmittag am Dienstag, 28. Februar, zwischen 14 und 16 Uhr in Raum 1.32 im Rathaus (Telegrafenstraße 29–33). Fragen können vorab an die Mitarbeiterinnen des Pflegekinderdienstes gestellt werden.

In welchen Fällen kommen Pflegefamilien ins Spiel?

In der Regel sind es vor allem jüngere Kinder bis zum Grundschulalter, für die es besonders wichtig ist, in einer Pflegefamilie untergebracht zu werden. Manchmal geht es um eine kurzfristige Unterbringung, bei der die Bereitschaftseltern aber sehr schnell aktiv werden und das Kind bei sich aufnehmen müssen. Nicht immer ist aber absehbar, wie lange die Dauer des Pflegeverhältnisses wirklich sein wird. Deshalb werden viele Kinder zunächst in einem Bereitschaftspflegeverhältnis untergebracht. Erst, wenn sich die Situation in der Herkunftsfamilie nicht bessert und keine Rückführung möglich ist, wird ein Platz in einem dauerhaften Pflegeverhältnis gesucht und eingerichtet.

Was sucht der Pflegekinderdienst speziell?

Jede (Pflege)-Familie ist anders und einzigartig. Das trifft auch auf Pflegefamilien zu und das ist auch gut so. Und auch die Kinder, für die Pflegefamilien gesucht werden, sind alle anders und einzigartig. Der Pflegekinderdienst sucht deshalb Bereitschaftsfamilien, die sehr schnell agieren können und auch Pflegefamilien, die Kindern auch für lange Zeit ein neues Zuhause zum Aufwachsen geben.

Pflegekinder können von verheirateten oder unverheirateten Paaren, gleichgeschlechtlichen Paaren oder auch alleinstehenden Personen aufgenommen werden.

Da Familienzuwachs aber immer auch Veränderung mit sich bringt, ist es wichtig, dass sich angehende Pflegefamilien damit auseinandersetzen, dass sich die Familie weiterentwickelt. Pflegeeltern brauchen Herzlichkeit, Zeit und Geduld. Erfahrungen im Umgang mit Kindern sind ebenso erforderlich wie eine positive Lebenseinstellung. 

Wichtig ist, dass Pflegeeltern bereit sind, mit dem Jugendamt und mit der Herkunftsfamilie zusammenzuarbeiten. Den Bereitschaftsfamilien und auch Pflegefamilien sollte klar sein, dass es sich auch um einen begrenzten Zeitraum handeln kann, in dem die Kinder bei ihnen leben und versorgt werden. Bei der Wahl der Familie wird die „Geschwisterreihenfolge“ eingehalten. Sprich: Das Pflegekind ist im besten Fall zwei Jahre jünger als seine Schwester oder sein Bruder auf Zeit.

Was ist besonders zu beachten?

Ganz wichtig: Die Pflegekinder bringen eine Geschichte und einen „Rucksack“. Bevor ein Kind in eine Pflegefamilie kommt, hat es häufig Mangelsituationen erlebt und ist vielleicht durch verschiedene Erlebnisse traumatisiert. Diese Erfahrungen prägen die Kinder: Sie sind häufig verunsichert, misstrauisch und haben große Ängste. In der neuen Familie sollen die Kinder Vertrautheit erleben, um Zutrauen zu sich und zum neuen Umfeld fassen zu können. Pflegekinder brauchen verlässliche Zuwendung von verständnisvollen, belastbaren Menschen. So haben sie eine Chance, sich zu entwickeln, selbständig und selbstbewusst zu werden.

Wie können wir Bereitschafts- oder Pflegefamilie werden?

Interessierte Personen und Familien melden sich im Jugendamt. Nach einer telefonischen Beratung wird die Familie dann für weitere Gespräche zuhause besucht. Anschließend werden angehende Pflegeeltern geschult. Diese Schulung erstreckt sich über acht Termine in mehreren Monaten. In diesen Terminen erhalten angehende Pflegeeltern fachlichen Input als auch die Gelegenheit, sich intensiv mit der eigenen Biografie und Motivation zur Aufnahme eines Pflegekindes auseinander zu setzen.

“Wir achten sehr genau darauf, dass das Kind und die Pflegeeltern zusammenpassen. Nicht immer werden qualifizierte Pflegeeltern deshalb schnell berücksichtigt”, sagt Christine Daun, Sachgebietsleitung Erzieherische Hilfen.

Die Pflegefamilie erhält zwei feste Ansprechpartner im Jugendamt und wird kontinuierlich beraten und weitergebildet. Neben Besuchen und Gesprächen durch die Fachberatung finden regelmäßige Gruppenangebote mit anderen Pflegefamilien, sowie Pflegeelterngesprächskreise statt. Zusätzlich treffen sich Pflegeeltern, Pflegekinder (abhängig vom Alter) und die leiblichen Eltern mit dem Jugendamt zweimal im Jahr zu einem Hilfeplangespräch, in dem die bisherige Entwicklung sowie die nähere Zukunft besprochen wird.

Ansprechpartnerinnen für interessierte Familien:

Der Pflegekinderdienst sucht Familien, die bereit sind, Pflegekinder aufzunehmen. Dazu gibt es einen Informationsnachmittag. Fragen beantworten vorab gerne Christine Daun, Zina Irlenbusch und Angela Winter-Seewald (von links) Foto: Stadt Wermelskirchen / Kellermann

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