Hexenmeister vom rechten Rand der Kommunalpolitik scheitern
VON WOLFGANG HORN
Die Hexenmeister der Kommunalpolitik in Wermelskirchen haben mal wieder zugeschlagen. Die Elektroautos der Stadt Wermelskirchen sollten nicht mehr aufgeladen werden dürfen. So nachzulesen in einem Papier der AfD für die Stadtverordnetenversammlung Anfang der Woche. Das wäre, und der Oberhexerich weiß das sehr genau, einer Stilllegung der städtischen Autos gleichgekommen. Dies berichtet Stephan Singer in der Lokalzeitung von der Ratssitzung am vergangenen Montag. Der Stadtrat wies das Vorhaben der chronisch auf der rechten Spur überholenden Rechtsbrecher folgerichtig auch ab.
Zumindest solange bis „der deutsche Strommix dauerhaft einen Emissionsvorteil der Elektrofahrzeuge gegenüber Fahrzeugen mit fossilem Antrieb ermöglicht“, so heißt es wörtlich im von Karl Springer und Joachim Hans Lietzmann, den Harry Potters der Entwicklung von deutschen Elektrofahrzeugen unterschriebenen Papier, so daß die Elektroautos auf die erforderlichen Magnetfelder zu verzichten haben. Allerdings folgten nur zwei Stadtverordnete dem AfD-Antrag: Springer-Potter und Potter-Lietzmann.
Die AfD-Forderung ziele im Kern auf ein bundespolitisches Thema und gehöre nicht in die Kommunalpolitik. Dieser Auffassung des Chefs der Grünen-Fraktion treten wir nicht bei. Alle kommunalen Maßnahmen fußen auf Entscheidungen und Vorarbeiten, die anderswo getroffen worden waren. Und alle kommunalen Maßnahmen bereiten das Feld erneut vor für weitere Landes- oder bundesweite parlamentarische Runden. Obendrein seien die AfD-Anträge abzulehnen, betonte Stefan Janosi und verwies zudem darauf, dass auch auf Kreisebene ein gleichlautender Antrag von der AfD vorgelegt wurde.
Auch Marco Frommenkord, Fraktionschef der FDP, bezweifelte die Korrektheit der Argumentation und fügte ironisch hinzu, dass nach solch einer Logik nicht einmal mehr ein E-Bike geladen werden dürfe.
Am Ende ist es einerlei, ob man zur Kommunalpolitik antritt im Harry-Potter-Kostüm oder unter der Clownsmaske. Wenn deutlich wird, daß Politik lediglich Instrument für Klamauk ist, nicht jedenfalls das Ringen um die besten Positionen für die Bürgerinnen und Bürger der Stadt.
Sehr schön geschrieben, eine Frage bleibt aber offen. Harry Potter ist ja der Gute in der Geschichte – wer sind jetzt die Bösen?
Mit närrischem Gruß, Karl Springer
Leider ist meine Replik zu dem AfD Antrag sehr verkürzt wiedergegeben. Ich habe darauf hingewiesen das die AfD versucht ein kommunales Thema zu instrumentalisieren um ihre politischen Ideologien zu verbreiten. Das dient dazu der AfD auch in den Räten ein Forum zu bieten weiter eine Front gegen regenerative Energien und eine zukunftssichere Energieversorgung aufzubauen.
Der Antragskern der AfD enthält die Behauptung: Fahrten mit einem Verbrenner sind besser für Umwelt und Klima als Fahrten mit dem E-Auto.
Als Beweis wird wird ein Ausschnitt aus dem Sprachrohr der neuen Rechten der „jungen Freiheit“ zitiert.
Die Journaille bezieht sich auf eine Studie, von Professor Thomas Koch vom KIT-Karlsruhe, in Fachkreisen auch als „Kolbenkoch bekannt.
Leider beinhaltet diese Studie soviel offensichtliche Fehlannahmen, dass sie in jeder seriösen Redaktion hätten auf- und durchfallen müssen.
Falsche CO2-Werte zur Batterieproduktion, falsche Standort annahmen,
Fehlende Second Life Betrachtungen, verzerrte Verbrauchswerte,
und auch die Tatsache das eine korrekte Darstellung der CO2 Belastung durch elektrische Nutzer so kaum praktikabel und belastbar ist.
Die realen Fakten: 2022 haben wir in D. 182 TWh aus Stein- und Braunkohle sowie Gas produziert. Dem stehen 178 Twh aus Sonne und Windkraft gegenüber. Im gesamte Energiemix incl. Atomstrom, betrug der Anteil an regenerativen Energien 2022 44,5 %. Nachzulesen sind diese Fakten beim Bundesumweltamt und zuständigen Ministerien.
Der AfD Antrag lebt von unzulässigen Verkürzungen und schludrigen Zusammenfassungen auf Grundschulniveau. So z.B. den im Antrag gezeigten Monat Dez. als repräsentativ für den deutschen Strommix für das ganze Jahr darzustellen.
Die Annahme der AfD den bisherigen deterministische Ansatz, der ausschließlich zu einem Stichpunkt die Nachfragelast der verfügbaren Erzeugungslast gegenüberstellt, als für die Zukunft gegeben anzunehmen, ist einfach Unsinn.
Neue Stromanwendungen (Smart grids etc.) sind größtenteils flexibel und könnten so eingesetzt werden, dass sie genau dann Strom nachfragen, wenn der restliche Strombedarf niedrig und die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien hoch ist. Auch die BEW ist auf dem Sprung diese Techniken einzuführen.
Die Aufgabe eines Kommunalpolitiker sehen wir u.a. darin, konstruktiv an der Weiterentwicklung unserer Stadt zu arbeiten. In dem Fall heißt das Potentiale zur weiteren Effizienzverbesserung des elektrischen Energiesystems zu identifizieren und zu unterstützen.
So könnten auf allen öffentlichen Gebäuden soweit möglich, PV Anlagen installiert und mit Wallboxen ausgestattet werden. Damit laden dann städtische BEV´s überwiegend mit Sonnenstrom.
Demgegenüber steht allerdings eine Aussage aus dem AfD Wahlprogramm der lautet: „ Ausbau von erneuerbaren Energien einschränken.“
Die AfD will anscheinend das wir auch in Zukunft langfristig von Energielieferungen ÖL/GAS/Uran aus anderen Ländern abhängig sind. Das wird umso klarer wenn der Partei- und Fraktionschef Tino Chrupalla in der russischen staatlichen Nachrichtenagentur Ria Nowosti zitiert wird. “Die Bundesregierung solle an der Pipline NordStream II festhalten. Zum langfristigen Schaden Deutschlands und damit auch für Wermelskirchen.
Ich empfehle jedem sich eine eigene, ideologiefreie und sachlich fundierte Meinung zu bilden. Weder Herr Janosi noch meine Wenigkeit sind auch nur im Ansatz Experten. Politikern zu glauben ohne deren Aussagen genau zu prüfen hat noch niemals in der Geschichte ein gutes Ende genommen. Gerade jetzt sollte dies jedem klar sein.
Nein, nein, Herr Fraktionsführer, so billig können wir Sie nun nicht aus dem Schachspielfeld entlassen, nachdem Sie als Erster eine Forderung im Stadtrat erhoben haben. Stellt man sich Ihnen mit der gehörigen Kompetenz in den Weg, bleibt das nur übliche Geblabbel. Wir folgen alle nur unseren eigenen Vorstellungen, insoweit sind die Denkwelten der anderen ideologisch, meine eigenen hingen universell. Das ist weniger als Blödsinn. Ideologie heißt übersetzt Weltsicht, Weltanschauung. Es können nicht gleichzeitig zwei oder mehrere Weltansichten die Gesellschaft gleichermaßen gut interpretieren. Eine sozialliberale und eine konservative Ideologie unterscheiden sich (ideologisch) um Welten voneinander. Einerseits geht es um den Bürger als Citéoyns, andererseits um den um das ökonomische Weltgeschehen besorgten Bürger, den Bourgeois, den Bürger als Besitzbürger. Den einen, so ist bisweilen nachzulesen, sei der Kampf um die Durchsetzung der individuellen Menschen- und Bürgerechte angedient, den anderen der Schutz der Märkte und der Marktteilnehmer. Im Kontext Klima- und Umweltfragen wird allemal der Verdacht geäußert, es handele sich um Vorkämpfe für eine sozialistische Gesellschaftskonstruktion. Schon beim Artikel von Karl Springer wird deutlich, daß es viele Möglichkeiten gibt, die sachliche Basis vom Ideologem zu trennen.
Lieber Karl Springer, welch ein Glück, daß Stephan Janosi einen Teil seiner Argumente hier im Forum hinterlassen hat. Können wir uns doch nunmehr ein konkretes Bild machen vom Energieexperten Springer. Karl Springer, das wird nichts mehr mit dem Expertenstatus für Energie- und Klimafolgen. In Demut schweigen, ist überdies auch ein mögliches Verhalten.
Wolfgang Horn
Eigentlich ist die Armseligkeit der Argumentationslinie des Karl Springer ja eher was für’s Humorige. Man muss erst mal unwillkürlich schmunzeln über soviel Unsinn. Aber dann lese ich den letzten Satz des vorigen Kommentars und denke, dass einem das Schmunzeln besser doch vergehen sollte:
„…Wenn deutlich wird, daß Politik lediglich Instrument für Klamauk ist, nicht jedenfalls das Ringen um die besten Positionen für die Bürgerinnen und Bürger der Stadt.“
Darf ich den Satz ergänzen, lieber Wolfgang Horn?
…Dann sind die Klamaukverursacher bösartige Zeitgenossen, die Anständigkeit und Aufrichtigkeit von verantwortungsvollen Kommunalpolitiker*innen verunglimpfen und in sehr subversiver Art und Weise dazu beitragen, Vertrauen in unser Gemeinwohl und unsere demokratischen Strukturen nachhaltig zu zerstören.
Es wird doch immer deutlicher: Diese Leute sind die Fünfte Kolonne Moskaus.
Korrektur:
Ich beziehe mich im ersten Absatz meines Kommentars auf den letzten Satz des Artikels (nicht auf den des letzten Kommentars – denn das Schweigen, von dem dort die Rede ist, fällt mir dann doch zu schwer 😉
Oh ha, da scheine ich ja in ein Wespennest gestochen zu haben. Liebe Leute, ich weise lediglich darauf hin, dass man ganz schnell Fake News auf den Leim gehen kann. Die kollektive Schnappatmung, die hier entsteht, wenn man darauf hinweist, dass sich jeder eine eigene Meinung bilden soll, ist bemerkenswert. Mich erinnert das an die dunklen Zeiten, als mehrheitlich die Erde in Scheibenform propagiert wurde. Die ersten die, wenn auch fachlich begründet, die Kugelform propagierten, wurden auch an die Wand genagelt. Die Apropos dunkle Zeiten, vielleicht stehen sie uns ja wieder bevor, wenn die Energiewende weiterhin so gut läuft. Sorry, war ein schlechter Scherz. Dabei bin ich ja überhaupt keiner, der sich diesen, wenn auch für mich seltsam anmuten, denn, Entwicklungen in den Weg stellt. Nein! Im Moment trudeln Tausende Euros auf mein Konto ein für den ganzen Solar-Krempel, den ich mir aufs Dach und ins Haus gedengelt habe und natürlich fahre ich gerne in meinem hoch subventionierten Elektromobil durch die Gegend. Mittlerweile sogar öfters wieder völlig Sinnbefreit, weil es ja nichts kostet. Ich freue mich auch darüber, dass diese Segnungen wirklich jedem zu Teil werden. Das hätte man vor ein paar Jahren nicht für möglich gehalten. Trotzdem halte ich es für wichtig, dass man das Recht auf eine eigene Meinung als ein wichtiges erachtet. Dies bedingt natürlich, dass man auch die Meinung des anderen respektiert. Ich habe großen Respekt vor allen Experten, die sich jetzt hier eingefunden haben und drücke die Daumen, dass diese Euphorie nicht das Schicksal der Scheibentheoretiker (ihr erinnert euch, die Erde rund oder flach) ereilt. Und sollte es doch so kommen ist ist es völlig egal, die Erde dreht sich noch lange und es wird noch viele neue Erkenntnisse geben. Wohl dem, der dies als normale Entwicklung akzeptiert. Mit freundlichen Grüßen Karl Springer
Beim Lesen der Kommentare kommt mehr und mehr die Frage auf: Geht es hier wirklich nur um Strom? Oder was anderes? Assoziiere dabei die Masterarbeit von Alexander Elia von 2021 über “Bullshit”. Elia vergleicht u.a. Bullshit mit Lüge.
Zitat: “Wer lügt, kennt die Wahrheit und stellt sie bewusst falsch dar. Er verdreht die Wirklichkeit zu seinen Gunsten. Wer bullshittet, kann, muss aber nicht die Wahrheit kennen. Sie interessiert ihn einfach nicht. Sein Ziel besteht darin, unangenehmen Gesprächen aus dem Weg zu gehen und andere zu überzeugen. Es ist eine Strategie zur Erhöhung der Selbst- und Fremdwahr-nehmung und bringt oft Vorteile in sozialen Beziehungen. ” Mehr unter https://nicorose.de/2022/04/27/studie-zu-bullshit-in-organisationen-im-harvard-business-manager/
Da ich selbst in der Energiewirtschaft über 30 Jahre gearbeitet habe und in meinem persönliche Umwelt sehr gut eine promovierte Energiewirschaftlerin kenne, komme ich zu dem Schluss, dass Strom augenscheinlich nicht im Vordergrund steht. Oder sehe ich das falsch?