VON KATHRIN KELLERMANN
Was tun, wenn es auf einmal kritisch wird? Wenn plötzlich der Strom für längere Zeit ausfällt, es zu einem Hochwasser oder einem anderen Ereignis kommt, das das normale Leben beeinträchtigt und das nicht vorhersehbar gewesen ist?
Die Corona-Pandemie oder die Flutkatastrophe im vergangenen Jahr haben gezeigt, wie schwer es ist, sich schnell auf unvorhergesehene Krisen einzustellen. Deshalb hat die Feuerwehr Wermelskirchen gemeinsam mit anderen Ämtern der Stadtverwaltung in den vergangenen Monaten Konzepte und Maßnahmen erarbeitet, die einer konkreten Lage angepasst werden können. „So sind wir besser auf mögliche Krisen vorbereitet, um den Schutz der Bevölkerung gewährleisten zu können“, so Bürgermeisterin Marion Lück.
Die Maßnahmen sind dabei in zwei Säulen unterteilt: Sollte es zu einer länger andauernden Notsituation kommen, greift in der Stadt als erstes das Konzept der Notfall-Infopunkte. In Teilen des Stadtgebiets – oder wenn nötig – im gesamten Stadtgebiet werden im Ernstfall kurzfristig Notfall-Infopunkte, kurz NIP genannt, eingerichtet. Geeignete Standorte wurden bereits festgelegt, insgesamt sind es bisher in Wermelskirchen 14 NIP. An jedem dieser NIP wird jeweils ein Mitarbeitender der Verwaltung sowie ein freiwilliger Helfender anwesend sein. Die freiwilligen Helferinnen und Helfer haben ihre Unterstützung zugesagt, weil sie in den umliegenden Gemeinden aktiv sind.
An den NIP erhalten Bürgerinnen und Bürger aktuelle und amtliche Informationen zur Lage. Es gibt auch kleinere Hilfeleistungen und dort ist es möglich, Notrufe abzusetzen, wenn das Telefon- oder Mobilnetz nicht funktioniert oder gestört ist.
Wichtig: Die Notfall-Infopunkte sind lediglich erste Anlaufstellen für Bürgerinnen und Bürger, um Informationen zu bekommen oder einen Notruf an 112 abzusetzen. Es wird dort keine Möglichkeit geben, sich längerfristig aufzuhalten. Das heißt, es ist weder eine Unterbringung, noch eine Essensversorgung vorgesehen. Auch Notstrom oder Wasser ist nicht vorhanden.
Je nach Krisensituation ist es aber möglich, bestimmte Notfall-Infopunkte in der Stadt zu sogenannten „Katastrophen-Leuchttürmen“ umzufunktionieren. Der erste „Leuchtturm“, der im Rahmen eines Pilotprojektes eingerichtet ist und im Ernstfall schnell in Betrieb gehen kann, ist das Gemeindezentrum „Treffpunkt Hoffnung“ in Wermelskirchen.
Die „Leuchttürme“, die in erster Linie in festen Gebäuden untergebracht sind, die vorzugsweise auch über Ölheizungen verfügen, bieten weitere Funktionen. Je nach Einsatzlage können sie als Aufenthalts- oder Wärmeräume, zur Kinderbetreuung, als Versorgungsstation und Ausgabestation für Hilfsgüter eingerichtet werden.
„Deshalb war es uns wichtig, dass wir für die Leuchttürme feste Gebäude zur Verfügung haben und nicht nur Zelte“, sagt Alex Groß von der Stabsstelle städtisches Krisenmanagement. „Und da es eklatant wichtig ist, während einer Lage auf Helferinnen und Helfer vor Ort zurückgreifen zu können, haben wir schon früh die Gespräche mit den Gemeinden aufgenommen, weil diese ein gut funktionierendes Netzwerk haben.“
Ausgestattet werden die Notfall-Infopunkte, die mit entsprechenden Schildern gekennzeichnet sind, mit einer Grundausstattung bestehend aus vier Notfall-Kisten. Den Inhalt der Notfall-Technik-Kisten, die in einen Kofferraum passen, hat die Feuerwehr Wermelskirchen gemeinsam mit der Firma Dönges aus Wermelskirchen zusammengestellt, die auf Katastrophenschutz spezialisiert ist.
Kiste 1: Verwaltungsmaterial und Erste Hilfe-Utensilien. Wichtig ist insbesondere die Checkliste für den Notruf, anhand derer auch ungeübte Einsatzkräfte einen Notruf entgegennehmen und weiterleiten können. „Es gibt eine spezielle Checkliste, damit im hektischen Notfall nichts vergessen wird abzufragen“, so Alex Groß. „Das gibt den Helfenden, die vor Ort sind, etwas mehr Sicherheit und sorgt dafür, dass wir Hilfe schneller koordinieren können.“
Kiste 2: Kommunikationstechnik. Mit dem Funkgerät kann auch bei einem Stromausfall der Kontakt zur Leitstelle erhalten bleiben. Ebenfalls in der Kiste ist ein Radio mit Batterie- oder Kurbelbetrieb, sowie ein Megaphon mit Ersatzbatterien für eventuelle Durchsagen.
Kiste 3: Elektro-Zubehör wie zwei Taschenlampen, zwei Akku-Stativleuchten, Mehrfachsteckdosen und eine Kabeltrommel.
Kiste 4: Verpflegung wie Wasserflaschen, Powerriegel.
Zusätzlich dazu gehört zu jeder Grundausstattung ein kleines Stromaggregat. Außerdem erhalten die Notfall-Infopunkte noch schwarze Bretter, auf denen in einer längerfristigen Lage Bürgerinnen und Bürger „Suchen und Finden“-Angebote anbringen können. Wenn beispielsweise jemand Babynahrung benötigt.
Im Rahmen des Katastrophenschutzes arbeiten Wermelskirchen und die anderen Kommunen mit dem Rheinisch-Bergischen Kreis zusammen. Notrufe, die aus allen Kommunen aus den Notfall-Infopunkten landen in der Kreisleitstelle in Bergisch-Gladbach und werden von dort aus bearbeitet oder an die entsprechenden Stellen weitergeleitet, um schnell Hilfe zu gewährleisten.
Hier stellt die Stadt Wermelskirchen weitere Informationen zur Vorbereitung und persönliche Vorsorge auf eine mögliche Krise zur Verfügung. Dort gibt es auch einen Vorsorge-Flyer der Stadt zum Download. Dieser wird in den kommenden Tagen auch in arabischer Sprache zur Verfügung stehen.
Eine Karte mit allen NIP in Wermelskirchen gibt es auf der Website der Stadt unter https://bit.ly/3FvnpEy
Beitragsfoto: Der erste “Leuchtturm” ist im Treffpunkt Hoffnung: Georg Marschollek, Stefan Riedesel, Alex Groß, Marion Lück und Holger Stubenrauch (von links) präsentierten den “Leuchtturm”. Fotos: Stadt Wermelskirchen