Hommage à Mary Bauermeister“ mit anschließendem Künstlergespräch am 3. November im Kreishaus
Zu einer besonderen Veranstaltung lädt das Kreiskulturamt interessierte Bürgerinnen und Bürger am Donnerstag, 3. November 2022 ins Kreishaus ein. Der Künstler und Filmemacher Gregor Zootzky zeigt im Großen Sitzungssaal seinen neuen Experimentalfilm „Potpourri“ sowie den Zeichentrickfilm „Psst pp Piano“, beides Hommagen an die bedeutende Künstlerin Mary Bauermeister. In einem anschließenden Gespräch erläutern Gregor Zootzky und Mary Bauermeister die Hintergründe zum Film und gehen dabei auch auf das Leben und Werk von Mary Bauermeister ein. Auch der stellvertretende Landrat, Uli Heimann, sowie die stellvertretende Vorsitzende der Landschaftsversammlung Rheinland, Ursula Mahler, werden die Veranstaltung begleiten. Die Moderation des Künstlergesprächs übernimmt die Künstlerin Evamaria Schaller. Los geht’s um 18 Uhr.
Beide Filmprojekte sind durch die Regionale Kulturförderung des Landschaftsverbands Rheinland (LVR) gefördert und durch das Kulturamt des Rheinisch-Bergischen Kreises unterstützt worden. Entgegen der ursprünglichen Ankündigung wird es aufgrund der steigenden Corona-Infektionszahlen leider keinen Empfang im Anschluss geben. Während der Veranstaltung gilt Maskenpflicht. Um Anmeldung unter kultur@rbk-online.de oder telefonisch unter 02202 13-2770 wird bis zum 31. Oktober 2022 gebeten.
Weitere Informationen erhalten Sie telefonisch, per Mail oder auf der Website des Kreiskulturamts: https://www.rbk-direkt.de/ausblick.aspx
Informationen zu den Filmen:
„Potpourri“. Mary Bauermeister (2006 – 2009), Köln, Seoul, Los Angeles, Sindelfingen
Der Filmemacher Gregor Zootzky zeichnet in dem Film Potpourri ein beeindruckendes und persönliches Bild der Künstlerin und NRW-Kunstpreisträgerin Mary Bauermeister. In collage-artigen Bildern gibt der Film Einblicke in ihr Lebenswerk, ihre Philosophie und ihre Position als Künstlerin und als Frau in der Kunstszene. Im Mittelpunkt stehen ihr künstlerisches Schaffen im Atelier und ihre Reisen in die USA und nach Südkorea in den Jahren 2006 bis 2009, in denen Gregor Zootzky sie mit der Videokamera begleitete. Angelehnt an die Bildsprache der Künstlerin werden in drei parallel angeordneten Sequenzen ihre Werke und die damit verbundenen Gedanken, Assoziationen und Erinnerungen gegenübergestellt. Die Bilder, die akustischen Effekte, die Musik von Simon Stockhausen und die Kommentare der Künstlerin verbinden sich zu einem multisensorischen Erlebnis und geben einen Einblick in ihr außergewöhnlich facettenreiches und vielschichtiges Werk. (Prof. Dr. Irene Daum)
Länge: 26 Minuten
Erstvorführung: 3. September 2022
Förderung: LVR (Regionale Kulturförderung), Corona Soforthilfe des Bundes
„Psst pp Piano – Hommage à Mary Bauermeister“
Der Animationsfilm „psst pp Piano“ (2009) ist ein Rückblick in die internationale künstlerische Avantgarde: Er beginnt mit der Vorstellung der Dadaisten um 1916 in Zürich. Es folgt die Epoche der Surrealisten mit Sigmund Freud und schließlich die Zerstörung durch den zweiten Weltkrieg und der avantgardistischen Nachkriegskunst, beispielsweise des Nouveau Réalisme. Der Film ist dabei eine Hommage an die Kölner Künstlerin Mary Bauermeister und ihre Weggefährten wie Nam June Paik und John Cage. Der Schwerpunkt des Plots liegt in den Jahren 1960 bis 1961 und dem Atelier Bauermeister, das sich in der nach dem zweiten Weltkrieg wiederaufgebauten Kölner Altstadt befand. Die kurze Darstellung der vorhergegangenen Weltkriege trägt zum Verständnis der legendär gewordenen Aufführung „Hommage à John Cage“ von Nam June Paik bei, die man rückblickend auch als „Vatermord“ bezeichnet. Anfang der 60er Jahre triff sich die internationale Avantgarde in Köln. Eine kleine Auswahl tritt im Film auf: Karlheinz Stockhausen, John Cage, Hans G. Helms, Ben Patterson, Nam June Paik und Mary Bauermeister. Die Aktivitäten im Atelier bezeichnet man im Rückblick als Präfluxus und Mary Bauermeister als die Großmutter des Fluxus.
Genre: Zeichentrickfilm/Doku
Kurzfilm: 10 Min.
Erscheinungsjahr: 2009
Förderung: LVR (Regionale Kulturförderung), Filmstiftung NRW
Künstlerbiographie Gregor Zootzky
Gregor Zootzky erlernte das Handwerk eines Tischlergesellen und studierte Bildende Kunst mit dem Schwerpunkt Malerei sowie Zeichentrickfilm in Namibia, Holland, in der Tschechischen Republik und in Deutschland. Nach der institutionellen Bildung folgte eine längere Mitarbeit bei der Künstlerin Mary Bauermeister, dessen künstlerischer Assistent er schließlich von 2006 bis 2010 war. Der Zeichentrickfilm „Psst pp Piano“ aus dem Jahre 2009, ist eine Hommage an Mary Bauermeister und kann auch als eine Hommage an ihre Weggefährten (1960-1962) in Köln verstanden werden. Der Film ist ein komplexes Ergebnis aus den fruchtbaren Jahren, in denen das öffentliche Interesse erneut die Aktionen in ihrem Atelier in der Kölner Lintgasse 28 ins Visir nahm um dann 50 Jahre Fluxus zu zelebrieren. Im Rückblick benennt man das „Bauermeistersche Contré-Festival“ als eine „Prä-Fluxus-Aktivitäten“ und Mary Bauermeister als die Großmutter von Fluxus. Wobei man natürlich auch einräumen muss, dass das Bedeutungsvolle nicht nur von einer Person abhängt. So erheben auf die Programmierung des Festivals auch andere Menschen Anspruch.
Aus dieser intensiven Zeit mit Mary Bauermeister und ihren Weggefährten gingen für Gregor Zootzky verschiedene Credos hervor, die dem damaligen Zeitgeist Inhärent waren: „Ein Künstler misst sich nicht nach dem, was er schafft, sondern nach dem, was er abschafft“, sagte Heinz-Klaus Metzger, der radikale Kritiker von Neue Musik, in einem Videointerview von 2007, das Gregor Zootzky mit ihm führte. 2013 folgte dann nach mühsamer Beschaffung der finanziellen Mittel der Trickfilm „Hermes & Aphrodite“ zum Thema der intergeschlechtlich geborenen Menschen und leitete dazu über, dass Zootzky sich in den folgenden Jahren in sein Atelier stellte und wieder malte und mit Holz Objekte baute und den direkten Ausdruck als Ausgleich brauchte zur konzeptuellen Feinarbeit, wie sie im Trickfilm üblich ist – alles sorgfältig aufeinander abzustimmen. Das Medium musste den direkten kreativen Ausdruck ermöglichen. Und das war wieder die Zeichnung und die Malerei. Neun Jahre nach „Hermes & Aphrodite“, hat er den Film „Potpourri“ (September 2022) finalisiert. Der Film ist eine experimentelle Video-Collage aus bestehdem Videomaterial welches in der künstlerischen Assistenz bei der Künstlerin Mary Bauermeister entstanden ist. Das im Film verwendete Material umfasst die Jahre 2006 – 2009. Seit 2020 realisiert er eine Ausstellung, die M.Ü.l.l. (Meine Überreste lagern langfristig) zum Thema hat und in die dritte Runde geht. Die größte Ausstellung 2021 hatte ihre Vernissage in der Regenphase, als Ahr und Erft den höchsten Wasserstand seit langer Zeit hatten und Ortschaften flutete und zerstörte. Dort wo er seine Kindheit, die Regelschulzeit und Lehrlingsphase verbrachte. Der Ausstellungsraum war unmittelbar am Yachthafen des Rheinbetts und der Hochwasserpegel markierte den höchstmöglichen Stand im Flussbett. Normalerweise ist die Wasseroberfläche 5 Meter unterhalb dieser Marke. Seit 2020 hat Gregor Zootzky das MA-Studium der Handlungsorientierten Medienpädagogik aufgenommen. Neben der Künstlerischen und filmischen Tätigkeit arbeitet er an Medienprojekten an freien und staatlichen Schulen. Das Studium absolviert er an der Donau-Universität in Krems, Österreich.
Beitragsfoto: Mary Bauermeister (c) De Caesius CC BY-SA 3.0