VON KATHRIN KELLERMANN
An welchen Stellen ist es für Rollstuhlfahrerinnen und Rollstuhlfahrer einfach möglich, in ein Café, ein öffentliches Gebäude oder allgemein durch die Stadt zu kommen? Welche Treppen sind für Sehbehinderte eher schwierige Hürden, die besser gekennzeichnet werden könnten und warum sind Glastüren manchmal gefährlich für Menschen mit Einschränkungen?
Am heutigen Donnerstag, 20. Oktober, sind Schülerinnen und Schüler des städtischen Gymnasiums Wermelskirchen im Rahmen einer Projektwoche auf die Suche nach gut zu erreichenden Geschäften und barrierearmen Straßenüberquerungen. Genauso sammeln die engagierten Schülerinnen und Schüler Informationen zu Treppen an Eingängen oder anderen physischen Barrieren, die es Menschen mit einer Behinderung eher schwermachen, sich in der Stadt frei zu bewegen. Anschließend werden alle Ergebnisse in der Barrierefrei-App aufgelistet, damit Menschen mit Einschränkungen unter https://rbk-barrierefrei.de/ bereits vor einem Besuch in der Stadt wichtige Informationen über Zugangsmöglichkeiten, Barrierefreiheit oder weitere Details finden und sich auf die Begebenheiten vor Ort besser einstellen können.
Bereits vor drei Jahren hatte der Beirat für Menschen mit Behinderung die Idee einer informativen App angeregt. Vorbild sollte die Wheelmap.org der Sozialhelden aus Berlin sein, die seit 2010 weltweit rollstuhlgerechte Orte findet, einträgt und über ein Ampelsystem bewertet. Aktuell werden über 1,5 Millionen Cafés, Bibliotheken, Schwimmbäder und viele weitere öffentlich zugängliche Orte aufgelistet. Auch der Rheinisch-Bergische Kreis war zu dem Zeitpunkt dabei, eine solche App umzusetzen, die jedoch ausgeweitet werden sollte, damit auch Menschen mit anderen Einschränkungen von dieser App profitieren. So kam es zu der Barrierefrei-App, die eine Gemeinschaftsaktion des Rheinisch-Bergischen Kreises mit den Beiräten für Menschen mit Behinderung in den Kommunen des Kreises und dem Verein Sozialhelden e.V. in Berlin ist, der die technische Umsetzung verantwortet.
Im Internet können Betroffene unter https://rbk-barrierefrei.de/ suchen, ob sie barrierefrei in eine gewünschte Lokalität kommen. Da die Orte jedoch gelistet und die Website mit den Daten „gefüttert“ werden müssen, helfen nun die Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums aus. In Dreiergruppen werden sie Donnerstag ab 10 Uhr durch die Stadt gehen, Geschäfte und Cafés besuchen und so einen Wegweiser durch die Stadt für den Beirat für Menschen mit Behinderung erstellen. Begleitet und unterstützt werden sie dabei unter anderem von Petra Sprenger, der Vorsitzenden des Beirats für Menschen mit Behinderung.
Seit zwei Jahren wartet die Vorsitzende des Beirats darauf, diese sogenannte „Mapping Aktion“ in Wermelskirchen mit dem Gymnasium durchführen zu können. „Bisher konnten wir das leider wegen der Corona-Pandemie nicht umsetzen“, so Petra Sprenger. Umso erfreuter war der Beirat, als Schulleiterin Elvira Persian anregte, die Barrierefrei-App mit auf die Liste der etwa 40 nachhaltigen Projekte der Schule im Rahmen der Projektwoche zu setzen. „Wir freuen uns riesig auf die Unterstützung der Schülerinnen und Schüler und hoffen darauf, dass die Wermelskirchenerinnen und Wermelskirchener fleißig mitmachen bei der Mapping Aktion, indem sie uns auch positive oder negative Beispiele für barrierefreie oder eben keine barrierefreien Zugänge verraten, die wir uns dann angucken können“, wünscht sich Petra Sprenger.
RBK-barrierefrei funktioniert übrigens ganz leicht: Die Karte im Internet zeigt schon jetzt alle bisher erfassten Daten zur Barrierefreiheit an den verschiedenen Orten im Rheinisch-Bergischen Kreis an. Diese Daten können laufend erweitert werden, weil alle Nutzerinnen und Nutzer jederzeit neue Informationen hinsichtlich der Barrierefreiheit eines Ortes unter https://rbk-barrierefrei.de/ erfassen und eintragen können. Mögliche Orte sind beispielsweise Supermärkte, Frisörsalons, Arztpraxen, Sporthallen oder öffentliche Plätze und Einrichtungen.
Ziel ist es, wichtige Informationen zu bündeln, um es Menschen mit einer Mobilitätsbeeinträchtigung im Alltag leichter zu machen.
Übrigens: Alle Ergebnisse der Mapping-Aktion vom Donnerstag werden anschließend auch bei wheelmap.org zur Verfügung gestellt. Diese App der Sozialhelden wird weltweit von Menschen mit körperlichen Einschränkungen genutzt. Künftig finden sie dort auch noch mehr Informationen zu barrierefreien Einrichtungen in Wermelskirchen.
Die Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums stellen die Ergebnisse aller 40 spannenden Projekte der Projektwoche übrigens am Samstag, 22. Oktober, von 9 bis 13 Uhr im Gymnasium vor.