Das hat es noch nie gegeben. Erstmalig erhalten Erdgaskunden/-innen von einem Erdgasversorger eine Belohnung, wenn sie weniger Erdgas verbrauchen. Das kann doch nicht sein. Das ist bestimmt ein fauler Trick! Nein, es ist wirklich so. Die Rede ist von der Energie Baden-Württemberg AG (EnBW). Die EnBW gehört zu den größten deutschen Energieversorgern in Deutschland. Auf deren Homepage steht:
„Sichern Sie sich unsere Gassparprämie
Sie sparen Gas und wir belohnen Sie dafür. Jetzt die EnBW zuhause+ App herunterladen, teilnehmen und eine Prämie in Höhe von 100 € sichern.
Wer Energie spart, bekommt Geld zurück
Jeder von uns kann in der aktuellen Gasmangellage einen kleinen Beitrag zum Gassparen leisten. Das ist gerade mit Blick auf den kommenden Winter wichtig. Zusammen können wir viel bewirken. Wir unterstützen deshalb besonders sparsame Gaskunden mit einer Gassparprämie in Höhe von 100 €. Machen auch Sie mit und profitieren Sie gleich mehrfach von unserer Aktion rund um die Gassparprämie. Denn diese bietet zahlreiche Vorteile – für die Umwelt und für Sie.
Sie haben mindestens 10 % Gas gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres eingespart? Super, dann erhalten Sie für Ihre Sparleistung von uns die Gassparprämie in Höhe von 100 €. Diese Gutschrift zahlen wir Ihnen bis Juni 2023 aus.“
Und was macht die BEW?
Angesichts der stark gestiegenen Erdgaspreise – und ein Ende der Preissteigerung ist nicht abzusehen – mag das nur der berühmte Tropfen auf den heißen Stein sein. Aber, es ist ein Aufruf zum solidarischen handeln und ein Aufruf zum Wettbewerb. Gespräche könnten demnächst so verlaufen: „Wie viel haben Sie im letzten Jahr verbraucht?“ „11%“. „Mehr nicht“? „Uns fehlt die Kreativität.“ „Also, unsere Familie mit vier Personen hat sich schon im Sommer und frühen Herbst schlau gemacht, wie wir Erdgas sparen können. Und was sage ich? Satte 14 %. Das ist doch was – oder?“ So oder so ähnlich könnten Dialoge bei Kunden/-innen der EnBW im nächsten Jahr aussehen. Allerdings dürften die wenigsten Erdgaskunden/-innen hier in Wermelskirchen davon profitieren. Sie sind mit der BEW verbunden.
Aber halt! Wie wäre es, wenn die BEW auch eine solche Aktion oder Maßnahme auflegen würde? „Nein, das kann die BEW nicht machen“, sagt der eine. „Weniger Erdgas verbrauchen heißt auch weniger Gewinne erzielen.“ „Die beteiligten Städte müssten Gewinneinbußen hinnehmen“, meint ein anderer.
„Das können wir uns nicht leisten“. Wirklich?
Die Erdgaspreise sind extrem hoch. Besonders belasten hohe Preise die Personen, deren Einkommen schon derzeit recht niedrig sind und die monatlich gerade „um die Runden“ kommen. Die Medien zeigen derzeit beispielhaft viele solcher Menschen unter uns. Sie sind nicht nur in Großstädten, sondern auch hier in Wermelskirchen und vielleicht sogar in der Nachbarschaft.
Aber wie wäre es, wenn die Parteien, die im Aufsichtsrat der BEW ihre Vertreter haben, einen solchen Vorschlag der Geschäftsführung unterbreiten? Energiespartipps alleine reichen nicht aus. Sie müssen auch in der Praxis umgesetzt werden. Die Umsetzung mit einer Sparprämie verbinden und belohnen. Das hätte Erfolg. Ja, das wäre doch was – oder? Wir alle und die Umwelt würde davon profitieren.
Sehr gute Idee!
Der Vorschlag ist eine Umverteilung von unten nach oben, wenn auch nur im kleinen Stil. Die BEW ist ein regionaler Dienstleister und keine Aktiengesellschafft. Außerdem ist EnBW einer der Aktienkonzerne, deren Aktionäre durch die Gasumlage massiv profitieren. Ein Vergleich mit der BEW ist unangebracht. Der gewünschte Bonus würde also von der Allgemeinheit bezahlt, die bei der BEW Verträge am Laufen haben. Es würden auch Menschen für den Bonus aufkommen müssen, die selber nicht davon profitieren. Die alleinerziehende Mutter, die aufstocken muss, würde das Bonusgeld komplett abgezogen bekommen. Warum soll die alleinerziehende Mutter jetzt über den Zulieferungsvertrag der BEW für Leute zahlen, die offenbar noch Kapazitäten zum sparen haben?
Vielleicht hat die alleinerziehende Mutter oder der alleinerziehende Vater ja auch noch Möglichkeiten, beim Verbrauch zu sparen und somit auch von der Prämie zu profitieren?
Wenn ich das richtig im Kopf habe, verbrauchen die Menschen mit großen Wohnungen/Häusern auch das meiste Gas.
Aber ich geb Dir natürlich Recht, dass irgendwie verhindert werden muss, dass die Umlage letztendlich in die Taschen der Aktionäre fließt.
Es geht um Menschen, die im Niedriglohnsektor arbeiten und vom Staat Zuschüsse bekommen. Die haben in der Regel den Freibetrag ausgeschöpft und bekommen den Bonus direkt angerechnet, bzw. abgezogen. Die haben nichts davon, sparen und zahlen praktisch für andere mit. Mal ein persönliches Beispiel: da ich durch meine politische Tätigkeit meinen Freibetrag ausgeschöpft habe, wurde mir der Klick Bonus von der BEW direkt abgezogen.