NACHRICHTEN AUS DER CORONA-PANDEMIE (DXCXIV)

Das Robert-Koch-Institut (RKI) meldet 175.263 Neuinfektionen binnen 24 Stunden. Das sind 77.267 Fälle weniger als am Freitag vor einer Woche, als 252.530 positive Tests gemeldet wurden. Insgesamt liegt damit in Deutschland die Zahl der bestätigten Infektionen bei etwa 22,4 Millionen. Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz sinkt weiter auf 1181,2 von 1251,3 am Vortag. 334 weitere Menschen starben im Zusammenhang mit dem Virus. Damit erhöht sich die Zahl der gemeldeten Todesfälle auf 131.370. Die Sieben-Tage-Inzidenz in Erfurt liegt mit einem Wert von rund 3858 weit über dem Bundesdurchschnitt. Einen deutlichen Zuwachs im Vergleich zur Vorwoche verzeichnen auch die Landkreise Mettmann in Nordrhein-Westfalen und Straubing Stadt in Bayern. Die Zahl der Corona-Patienten auf den deutschen Intensivstationen ist auf 2052 gesunken.Wie aus den von ntv.de ausgewerteten Angaben der Deutschen interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) hervorgeht, nahm die Zahl der Neuaufnahmen zuletzt um 59 ab. Die bundesweite Auslastung der Intensivstationen insgesamt liegt aktuell bei 84,8 Prozent. Laut RKI-Wochenbericht ist der Anteil der positiven PCR-Ergebnisse von gut 55 Prozent auf knapp 52 Prozent gesunken. Das spricht dafür, dass der fallende Trend bei den Infektionszahlen real ist. Bei der derzeitigen Corona-Welle liegt der Höhepunkt aus Sicht des Robert Koch-Instituts (RKI) mittlerweile eindeutig in der Vergangenheit. “Der Gipfel der aktuellen Welle ist jetzt klar überschritten”, schreibt das RKI in seinem Wochenbericht, der sich vor allem auf Daten aus der vergangenen Woche bezieht. In der vergangenen Ausgabe hatte das RKI es noch als nur wahrscheinlich bezeichnet, dass der Gipfel erreicht oder möglicherweise bereits überschritten sei. Die aktuelle Einschätzung wird unter anderem mit dem Absinken der bundesweiten Sieben-Tage-Inzidenz um 19 Prozent im Wochenvergleich begründet.

Mediziner befürchten nach dem Scheitern einer allgemeinen Corona-Impfpflicht nun wieder eine Zuspitzung der Pandemie im Herbst. Der Generalsekretär der Deutschen Immunologischen Gesellschaft, Carsten Watzl, erklärt in der “Augsburger Allgemeinen”: “Das Schlimmste, was passieren konnte, war gar keine Einigung.” Überlegungen für einen neuen Anlauf für eine Impfpflicht kämen zu spät. “Eine Impfpflicht, die erst im Herbst beschlossen würde, hätte kaum einen akuten Effekt auf die dann anstehende Welle, und man müsste wieder mit anderen Maßnahmen gegensteuern.” Der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), Gerald Gaß, rechnet mit einem verschärften Infektionsgeschehen in der zweiten Jahreshälfte. “Fakt ist, dass wir im Herbst wieder mit steigenden Infektionszahlen rechnen müssen”, sagt Gaß der “Augsburger Allgemeinen”. “Darauf muss sich die Politik bereits heute vorbereiten, um eine Überlastung des Gesundheitssystems zu vermeiden.” Die Ärztegewerkschaft Marburger Bund fordert nach der Ablehnung der Impfpflicht durch den Bundestag mehr Einsatz vom Bund zur Erhöhung der Impfquote. “Wir erwarten, dass die Bundesregierung jetzt alle Anstrengungen unternimmt, eine echte Medienkampagne zu initiieren und damit gleichzeitig die Impfaufklärung und Beratung verstärkt”, sagt die Vorsitzende Susanne Johna den Zeitungen der Funke Mediengruppe vom Freitag. “Das Ziel einer höheren Impfquote dürfen wir nicht aus den Augen verlieren.” Der Bund sagt den Ländern zu, Impfzentren und mobile Impfteams auch über den 31. Mai hinaus bis Jahresende mit einem Anteil von 50 Prozent mitzufinanzieren. “Hierfür hat der Bund in diesem Jahr bisher monatlich knapp 100 Millionen Euro erstattet”, heißt es in dem Beschluss des Bund-Länder-Gipfels. Begründet wird dies auch mit der nötigen Impfung ukrainischer Kriegsflüchtlinge gegen Covid und Infektionskrankheiten wie Masern oder Röteln. Bundeskanzler Olaf Scholz strebt keinen zweiten Anlauf zur Durchsetzung einer Impfpflicht an. “Ich finde die Entscheidung des Bundestages sehr eindeutig”, sagt der SPD-Politiker. Er bedauert ebenso wie NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst, dass der Bundestag eine Impfpflicht abgelehnt hat. Auch Wüst sieht keine Chance für einen zweiten Versuch einer Verabschiedung. Man müsse andere Wege finden, die Zahl der Geimpften zu erhöhen. Die Ablehnung einer Corona-Impfpflicht durch den Bundestag empört Deutschlands Kinderärzte. “Was wir heute im Bundestag erlebt haben, ist keine Sternstunde der Demokratie, sondern ein Staatsversagen mit Ankündigung”, erklärt der Präsident des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte, Thomas Fischbach. “Dass sich der Bundestag nicht einmal auf den Kompromissvorschlag einigen konnte, ist an Fahrlässigkeit kaum noch zu überbieten.” “Eine allgemeine Impfpflicht ab 60 Jahren wäre im Grunde schon zu wenig gewesen”, urteilt Fischbach. “Aber was wir jetzt haben, ist de facto gar nichts.” Der Kinderärzte-Funktionär warnt vor einer erneuten Corona-Welle im Herbst, die von hohen Fallzahlen und vermutlich neuen Varianten begleitet wird. “Die Hauptleittragenden werden dann erneut die Kinder und Jugendlichen sein. Das haben die Erfahrungen der letzten zwei Jahre glasklar gezeigt.” Als einzige der drei Parteien der Ampel-Koalition hat die FDP nahezu geschlossen gegen eine allgemeine Impfpflicht gestimmt. Laut dem Abstimmungsprotokoll des Bundestages kamen aus der FDP-Fraktion 79 Nein- und fünf Ja-Stimmen. Bei den Koalitionspartnern SPD und Grüne war es umgekehrt: Dort stimmten große Mehrheiten für die Impfpflicht. Bei der SPD waren 179 dafür (neun Nein), und bei den Grünen gab es 102 Ja-Stimmen (sechs Nein). Einzelne Ja-Stimmen gab es auch aus den Fraktionen von CDU/CSU und Linken. Nach dem Scheitern der Gesetzesvorlage für eine generelle Impfpflicht ab 60 Jahren rufen die Arbeitgeber dazu auf, alles für eine hohe Impfquote zu tun. “Das ist kein guter Tag für die Pandemiebekämpfung”, erklärt der Präsident der Bundesvereinigung der Arbeitgeber, Rainer Dulger. “Impfen bleibt ein zentraler Baustein im Kampf gegen die Pandemie.” Er fügt hinzu: “Impfungen helfen – auch mit Blick auf Spätherbst und Winter – einschneidende Beschränkungen von wirtschaftlichem und gesellschaftlichem Leben zu vermeiden.”

Die Omikron-Welle in den Niederlanden flaut seit Mitte März ab. Heute verzeichnet das Land 12.840 neue Fälle. Die meisten Corona-Maßnahmen sind bereits ausgelaufen. Mitte März erreichen die täglichen Neuinfektionen in Österreich ihren Höhepunkt, seitdem ist der Sieben-Tage-Schnitt rückläufig. Die Behörden der Alpenrepublik meldeten gestern 15.670 neue Fälle. Rund 200.000 Menschen gelten aktuell als infiziert. Die Zahl der Todesfälle im Zusammenhang mit einer Corona-Infektion erhöhte sich um 25 auf insgesamt 15.982. Das EU- und Urlaubsland Kroatien hebt fast alle Corona-Beschränkungen auf. EU-Bürger können ab kommenden Samstag ohne den bisher vorgeschriebenen Impf-, Genesungs- oder Testnachweis ins Land kommen, teilt Innenminister Davor Bozinovic mit. Auch die Maskenpflicht entfällt weitgehend. Mund und Nase müssen künftig nur noch in Gesundheitseinrichtungen sowie in Alten- und Pflegeheimen bedeckt werden. Auch die Sperrstunde für Gaststättenbetriebe und Nachtclubs, die derzeit mit 24.00 Uhr festgelegt ist, wird aufgehoben. Außerdem entfallen bei Veranstaltungen aller Art die derzeit geltenden Beschränkungen für die Teilnehmerzahl. “Ab morgen (Samstag 00.00 Uhr) können Sie (…) Party feiern bis zum Morgengrauen”, sagt Bozinovic. “Wir haben seit einem Monat eine stabile Situation, in der die Zahl der Krankenhauseinweisungen nicht zunimmt”, erkärt die Infektologin Alemka Markotic, die dem Krisenstab angehört. Die Zahl der Neuansteckungen pro 100.000 Einwohner in den letzten 14 Tagen betrug am Mittwoch 433. 55 Prozent der Bevölkerung sind mit vollständiger Dosierung gegen das Coronavirus geimpft.

In Afrika mit seinen 1,3 Milliarden Menschen liegt die Dunkelziffer bei der Zahl der Corona-Infektionen nach jüngsten WHO-Erkenntnissen weitaus höher als bisher berichtet. “Neue WHO-Analysen zeigen, dass mehr als zwei Drittel der Bevölkerung nach einem Kontakt mit dem Coronavirus bereits einen gewissen Grad an Immunität erworben haben könnten”, sagt die Regionaldirektorin der Weltgesundheitsorganisation (WHO) für Afrika, Matshidiso Moeti. Unter Hinweis auf eine noch unveröffentlichte WHO-Studie sagt sie, die offiziellen Zahlen kratzten nur an der Oberfläche: Die wahren Infektionszahlen könnten 97 mal höher liegen als die Zahl der registrierten Fälle. Offiziell hat Afrika bisher gut 11,5 Millionen Infektionen registriert, davon 250.000 tödlich verlaufene. Viele Infektionen wurden wohl allein schon wegen der im Mittel sehr jungen Bevölkerungen nicht erfasst: Gerade Jüngere haben oft keine oder kaum Symptome. Zudem mangelt es vielfach an Test- und Erfassungsmöglichkeiten. Ein US-Berufungsgericht setzt die von Präsident Joe Biden angeordnete Impfpflicht für Beamte wieder in Kraft. Mit 2:1 Stimmen hebt das 5. Bundesberufungsgericht damit eine einstweilige Verfügung auf, mit der ein texanischer Bezirksrichter im Januar die Durchsetzung der Impfpflicht zunächst blockiert hat. Laut Biden müssen sich insgesamt etwa 3,5 Millionen Regierungsangestellte impfen lassen, sofern keine religiösen oder medizinischen Ausnahmen vorliegen. Dem US-Präsidialamt zufolge haben bereits mehr als 93 Prozent der Beamten mindestens eine Impfung erhalten.

Beitragsfoto © Andrea Piacquadio (Pexels)

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