NACHRICHTEN AUS DER CORONA-PANDEMIE (DLXXVI)

Das Robert-Koch-Institut (RKI) meldet den neunten Tag in Folge einen Anstieg der bundesweiten Sieben-Tage-Inzidenz. Das RKI gibt den Wert der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner und Woche am Morgen mit 1439,0 an. Vor einer Woche lag die bundesweite Inzidenz bei 1196,4 (Vormonat: 1472,2). Die Gesundheitsämter in Deutschland melden dem RKI binnen eines Tages 252.836 Corona-Neuinfektionen. Experten gehen von einer hohen Zahl an Fällen aus, die in den RKI-Daten nicht erfasst sind. Ein Grund sind die begrenzten Kapazitäten etwa von Gesundheitsämtern, oft werden Kontakte nur noch eingeschränkt nachverfolgt. Deutschlandweit werden binnen 24 Stunden 249 Todesfälle verzeichnet. Das RKI zählt seit Beginn der Pandemie 16.757.658 nachgewiesene Infektionen mit Sars-CoV-2. Die Zahl der Genesenen steigt auf 13.153.300. Die Zahl der Menschen, die an oder unter Beteiligung einer nachgewiesenen Infektion mit Sars-CoV-2 gestorben sind, steigt auf 125 272. Die Ansteckungsrate (7-Tage-R-Wert) wird vom Robert-Koch-Institut (RKI) mit 1,04 angegeben (Vortag: 1,01).Laut DIVI-Intensivregister werden in Deutschland derzeit 2115 Covid-19-Patienten intensivmedizinisch behandelt, 904 davon werden invasiv beatmet. Vier Bundesländer melden den jeweils höchsten Tageszuwachs an neuen Corona-Fällen seit Beginn der Pandemie. So verzeichnet das Saarland 3249, Sachsen 16.547, Schleswig-Holstein 7324 und Thüringen 8124 Neuinfektionen binnen 24 Stunden. Im Bundesländervergleich übermittelt Nordrhein-Westfalen mit 50.014 die meisten neuen Fälle, gefolgt von Bayern (49.772) und Baden-Württemberg (37.976). Mecklenburg-Vorpommern ist das Bundesland mit den höchsten Infektionszahlen. Die Sieben-Tage-Inzidenz erreicht täglich neue Höchststände. Aktuell meldet das Landesamt für Gesundheit und Soziales mit 6688 nachgewiesenen Neuinfektionen mehr als 1500 Fälle mehr als am Donnerstag vergangener Woche. Die Inzidenz der Neuinfektionen überschritt erstmals die Marke von 2000 und erreichte 2033,6. Vor einer Woche lag dieser Wert bei 1678,1. Wie stark aktuell besonders Kinder und Jugendliche betroffen sind, zeigt sich an der Inzidenz unter bis zu 17-Jährigen: Sie liegt laut Behörde bei 3928. Lediglich Berlin, Hamburg und Bremen weisen aktuell eine dreistellige Inzidenz unter 1000 aus. Außerdem ist der Wert in Berlin wahrscheinlich durch den Feiertag am Dienstag und Meldeaussetzer in der vergangenen Woche stark verzerrt. Die leichtere Übertragbarkeit des Omikron-Subtyps BA.2 und die Rücknahme kontaktreduzierender Maßnahmen sind nach Ansicht des Robert-Koch-Instituts (RKI) vermutlich für den erneuten Anstieg der Covid-19-Fälle verantwortlich. Bis Ende Februar ist der Anteil von BA.2 an einer Stichprobe auf 48 Prozent gestiegen, heißt es im Wochenbericht. In der Woche zuvor hatte der Wert noch bei 38 Prozent gelegen. “Der weitere Verlauf der Pandemie hängt maßgeblich davon ab, wie sich das Verhalten in der Bevölkerung ändert und in welchem Umfang mögliche infektionsrelevante Kontakte zunehmen”, heißt es weiter. Bei den Werten auf den deutschen Intensivstationen gibt es aktuell kaum Bewegung. Die Zahlen der Covid-Intensivpatienten und Intensivbetten unterscheiden sich nur leicht von den gestrigen Werten. Die Zahl der invasiv Beatmeten sank immerhin um 39 auf nun 904 Covid-Patienten. Auch bei der Hospitalisierungsinzidenz zeigen sich große regionale Unterschiede. Den höchsten Wert verzeichnet aktuell Mecklenburg-Vorpommern. In Bremen etwa beträgt der Wert nur einen Bruchteil davon.

Der Deutsche Lehrerverband warnt davor, die Maskenpflicht an Schulen trotz vielerorts steigender Inzidenzen abzuschaffen. Statt Öffnungsplänen der Bundesregierung sei vielmehr eine Verschiebung oder gar Rücknahme von Lockerungsschritten zu erwägen, sagt Verbandspräsident Heinz-Peter Meidinger der “Rheinischen Post”. “Als Lehrerverband rechnen wir angesichts der künftigen ausschließlichen Zuständigkeit der Länder für Schutzmaßnahmen an Schulen mit einem noch bunteren und rational kaum mehr nachvollziehbaren Flickenteppich beim Corona-Schutz an Schulen.” Das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe hat einen Eilantrag der AfD-Fraktion gegen die 2G-Plus-Regel im Bundestag abgewiesen. Die Antragsteller hätten nicht dargelegt, dass eine vorläufige Regelung zur Abwehr schwerer Nachteile oder aus einem anderen wichtigen Grund des Gemeinwohls dringend geboten sei, teilt das Gericht mit. Im Januar war bereits ein ähnlicher Eilantrag abgewiesen worden. Damals ging es um die Teilnahme an der Holocaust-Gedenkstunde, an der auch ungeimpfte und nicht von Covid-19 genesene Abgeordnete teilnehmen wollten. Nun ging es um die Allgemeinverfügung, welche die Regeln für den Bundestag bis zum kommenden Sonntag vorschreibt. Eine vorläufige Regelung lehnt das Gericht ab. Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Hendrik Wüst kritisiert den von der Bundesregierung vorgelegten Entwurf zur Änderung des Infektionsschutzgesetzes in der Pandemie scharf. “Weitgehend flächendeckend verabredete Basisschutzmaßnahmen und bewährte Instrumente der Pandemiebekämpfung werden abgeschafft, stattdessen zeichnet der Entwurf einen Flickenteppich an Regeln vor, den die Menschen kaum verstehen werden”, sagt Wüst der “Welt”. Mit den geplanten Gesetzesänderungen lasse die Bundesregierung die Länder allein und ignoriere ihren eigenen Expertenrat. “Dessen jüngste Stellungnahme ist glasklar: Zur Pandemiebekämpfung braucht es kurze Reaktionszeiten”, sagte Wüst. “Der aktuelle Gesetzentwurf der Bundesregierung birgt die Gefahr des exakten Gegenteils: lange Verfahren statt schnellem und rechtssicherem Handeln.” Im Ringen um den künftigen Corona-Kurs erwartet SPD-Fraktionschef Rolf Mützenich noch Änderungen an dem Entwurf der Bundesregierung. “Ich glaube, dass es wahrscheinlich noch Präzisierungen wird geben müssen”, sagte Mützenich. Gesundheitsminister Karl Lauterbach von der SPD und Justizminister Marco Buschmann von der FDP hatten einen Entwurf vorgelegt, nach dem es ab 20. März bundesweit nur noch einen Basisschutz geben soll. Mützenich meinte, Änderungsbedarf dürfte sich noch aus den Anhörungen in den Fachausschüssen des Bundestags ergeben. Einen großen Veränderungsbedarf erwarte er aber nicht. Angesichts der im Bundesländervergleich höchsten Corona-Infektionszahlen in Mecklenburg-Vorpommern schließt Gesundheitsministerin Stefanie Drese Lockerungen im Bereich Gesundheit und Pflege derzeit aus. Die Lage sei schwierig, die Corona-Entwicklung dynamisch, erklärt die SPD-Politikerin. “Auf den Normalstationen in den Krankenhäusern ist die Lage angespannt.” Dort falle auch viel Personal aus – entweder weil Beschäftigte selbst infiziert seien oder weil sie ihre Schul- und Kita-Kinder in Quarantäne betreuen müssten. Schutzmaßnahmen wie Testverpflichtung und Maskenpflicht blieben zunächst erhalten. Die Präsidentin der Kultusministerkonferenz, Karin Prien von der CDU, ist gegen einen baldigen Wegfall der Maskenpflicht an Schulen. “Auch Schulen müssen schrittweise den Weg in die Normalität gehen”, sagte die schleswig-holsteinische Kultusministerin im “Morgenmagazin”. Dies müsse jedoch “behutsam” geschehen. “Das bedeutet auch, dass die Tests nicht sofort auslaufen werden. Wenn es nach uns ginge, müsste auch die Möglichkeit, die Maske weiter zu tragen, zumindest noch eine Weile fortbestehen.” In der nächsten Woche tritt auch in Rheinland-Pfalz die einrichtungsbezogene Corona-Impfpflicht in Kraft. Sie gilt für medizinisches Personal etwa in Krankenhäusern, Alten- und Pflegeheimen sowie Einrichtungen der Eingliederungshilfe. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums unterliegen etwa 175.000 Beschäftigte in dem Bundesland der Pflicht, ihre Immunisierung durch eine Impfung oder Genesung nachzuweisen oder ein Attest vorzulegen, dass sie aus medizinischen Gründen nicht gegen das Coronavirus geimpft werden können. Das Land rechnet damit, dass etwa 13.000 Beschäftigte noch keinen entsprechenden Status haben.

Moderna startet klinische Tests mit einem kombinierten Omikron-Auffrischungsimpfstoff. In der Phase-2-Studie soll ein Booster des US-Biotechkonzerns untersucht werden, der sowohl den Omikron-spezifischen Kandidaten als auch den Covid-19-Impfstoff von Moderna enthält. An der Studie in den USA sollen etwa 375 Probanden teilnehmen, wie Moderna mitteilt. Beim Impfen geht es weiter nur langsam voran. Am Mittwoch wurden deutschlandweit rund 95.000 Dosen verabreicht, wie aus den Daten des Robert-Koch-Instituts hervorgeht. Am Mittwoch der Vorwoche waren es mit rund 112.000 Dosen deutlich mehr. Seit mehreren Tagen liegt die Zahl der verabreichten Impfdosen unter 100.000. Inzwischen haben 75,7 Prozent der Menschen hierzulande einen Grundschutz, für den meist zwei Spritzen nötig sind. 57,6 Prozent haben zusätzlich eine Auffrischungsimpfung bekommen. Mittlerweile sind rund 32.000 Menschen mit dem neuen Präparat von Novavax geimpft.

In Baden-Württemberg sind Ermittler mit einer Razzia gegen Impfpass-Fälscher vorgegangen. Insgesamt wurden 13 Objekte in Heidelberg und Mannheim sowie den Landkreisen Rhein-Neckar und Heilbronn durchsucht, wie das Mannheimer Polizeipräsidium mitteilt. Dabei beschlagnahmten die Beamten unter anderem eine Vielzahl mutmaßlich gefälschter klassischer und digitaler Impfausweise sowie mehrere Blankobescheinigungen einer Schnellteststation.

Das Schweizer Bundesamt für Gesundheit kauft von Astrazeneca für mehrere Tausend Menschen eine Antikörper-Behandlung mit Tixagevimab und Cilgavimab. Das meldet die Nachrichtenagentur Reuters.

Die Pandemie hat weltweit womöglich deutlich mehr Todesopfer gekostet als bisher angenommen. Zwischen Januar 2020 und Dezember 2021 sind einer aktuellen Studie zufolge 18,2 Millionen Menschen mehr gestorben als in Nicht-Pandemiejahren erwartet worden wären. Offiziell verzeichnet sind in diesem Zeitraum nur 5,9 Millionen Corona-Tote. “Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass die vollen Auswirkungen der Pandemie viel größer waren, als es die offiziellen Statistiken vermuten lassen”, schreibt das internationale Forscherteam um Haidong Wang vom Institute for Health Metrics and Evaluation (Seattle/USA) im Fachmagazin “The Lancet” Weltweit starben den Modellierungen zufolge 120 von 100.000 Menschen infolge von Corona, in 21 Ländern lag diese Übersterblichkeitsrate bei über 300. Die höchsten Raten fanden die Wissenschaftler in den Anden-Staaten in Lateinamerika (512 Todesfälle pro 100.000 Einwohner), in Ost (345)- und Zentraleuropa (316) sowie Sub-Sahara Afrika (309). Die Philippinen genehmigen die Notfallverwendung von Paxlovid, dem Covid-19-Medikament von Pfizer. Wie die Lebensmittel- und Arzneimittelbehörde des Landes mitteilt, ist es das dritte Medikament nach den Tabletten von Roche und Merck, das von der Behörde für den Notfalleinsatz zugelassen wurde.

Beitragsfoto © geralt (Pixabay)

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