Erstmals in der Corona-Pandemie sind binnen eines Tages mehr als 250.000 neue Corona-Infektionen an das Robert Koch-Institut übermittelt worden. Die Gesundheitsämter melden laut RKI-Angaben von Morgen 262.752 Fälle in 24 Stunden. Vor einer Woche waren es 210.673 Ansteckungen. Die Sieben-Tage-Inzidenz steigt ebenfalls deutlich auf 1388,5. Vor einer Woche lag die bundesweite Inzidenz bei 1174,1 (Vormonat: 1465,4). Die Ansteckungsrate (7-Tage-R-Wert) wird vom Robert-Koch-Institut (RKI) mit 1,01 angegeben (Vortag: 1,00). Laut DIVI-Intensivregister werden in Deutschland derzeit 2117 Covid-19-Patienten intensivmedizinisch behandelt, 943 davon werden invasiv beatmet. Der Bioinformatiker Lars Kaderali aus Greifswald sieht Deutschland in einer neuen Corona-Welle. “Das liegt vor allem daran, dass der Omikron-Subtyp BA.2 noch infektiöser ist als die ursprüngliche Variante”, sagt er. Hinzu kämen die Lockerungen der Maßnahmen. “In Kombination führt das beides zu den steigenden Fallzahlen.” Seit etwa einer Woche meldet das Robert-Koch-Institut (RKI) einen Anstieg der bundesweiten Sieben-Tage-Inzidenz. Die von der Bundesregierung angekündigten Lockerungen hält Kaderali, Mitglied des Corona-Expertenrats der Bundesregierung, dennoch für vertretbar. Mecklenburg-Vorpommern hat mit 1938,0 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner binnen einer Woche die höchste Inzidenz bundesweit. Das ist in den Schulen und Kitas deutlich zu spüren. Am Dienstag mussten rund 3700 Schüler wegen Quarantäne zu Hause bleiben, wie das Bildungsministerium mitteilt. Das seien etwa 200 mehr als vor einer Woche. Der Anteil der Schüler in Quarantäne betrage an den öffentlichen Schulen derzeit rund 2,7 Prozent. Trotz steigender Infektionszahlen war am Montag die Maskenpflicht am Platz in den Klassen weggefallen. Das Bildungsministerium empfiehlt jedoch weiterhin das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes. Gibt es einen Corona-Fall in einer Klasse, gilt dort auch wieder für eine gewisse Zeit die Maskenpflicht am Platz. Hunderte Menschen sind im vergangenen Jahr in Pflegeheimen in Baden-Würtemberg an oder mit Corona gestorben. Seit März 2021 seien 564 Todesfälle in Verbindung mit einer Covid-Infektion in den Pflegeheimen verzeichnet worden, berichtet Gesundheitsminister Manne Lucha. Nur zehn Prozent der Gestorbenen seien dreifach geimpft gewesen. Seit Anfang März 2021 seien dem Landesgesundheitsamt 786 Ausbrüche und 10.479 Infektionsfälle in Pflegeheimen gemeldet worden, sagte der Grünen-Politiker weiter. Bei rund jedem vierten Fall handelte es sich demnach um einen Impfdurchbruch. Knapp 60 Prozent der Fälle entfielen auf Bewohner, 40 Prozent auf die Beschäftigten. Ein Viertel der Bewohner sei vollständig geimpft gewesen – unter den Beschäftigten seien es 19 Prozent gewesen.
In der Corona-Pandemie sind die Streamingzeiten bei Kindern und Jugendlichen explodiert. Die Zeit des täglichen Schauens von Videos und Clips stieg um 45 Prozent an, wie eine Studie der Krankenkasse DAK-Gesundheit und des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf ergab. Demnach gaben 90 Prozent der Befragten im Mai 2021 an, in den vorangegangenen sechs Monaten Streamingplattformen mindestens einmal pro Woche genutzt zu haben, 45 Prozent nutzen sie täglich. Unter der Woche lag die tägliche Nutzungszeit von Streamingplattformen wie Netflix, Amazon und Youtube bei fast drei Stunden. Am Wochenende ergab sich eine durchschnittliche Nutzungszeit von rund vier Stunden. Weltärztebund-Vorsitzender Frank Ulrich Montgomery kritisiert die ab dem 20. März gültigen Corona-Regeln als unzureichend. “Der ‘Basisschutz’ ist wirklich nur ein ‘Basisschutz’ – und damit natürlich besser als gar nichts”, sagt Montgomery den Zeitungen der Funke Mediengruppe. “Weitergehende, sinnvolle Maßnahmen” habe die Politik aber “erfolgreich zerredet”. Es regiere das Prinzip Hoffnung bei den Regeln, die Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach und Bundesjustizminister Marco Buschmann am Mittwoch vorgestellt haben. Die Übergangsregeln für die Bundesländer beim Infektionsschutzgesetz gelten nach Angaben von Gesundheitsminister Karl Lauterbach bis zum 2. April. Bis dahin sollen die Länder die geplante Neuregelung der Corona-Maßnahmen in Landesrecht umsetzen können. Nach dem bisherigen Infektionsschutzgesetz laufen die Beschränkungen am 19. März aus. Kassenärzte-Chef Andreas Gassen begrüßt den Kompromiss der Ampelkoalition für Schutzmaßnahmen nach dem 19. März grundsätzlich, fordert aber Nachbesserungen. Durch die vereinbarte Hotspot-Regelung könnten bundesweit die meisten Coronaregeln wegfallen, wie es den Bürgerinnen und Bürgern von der Politik versprochen worden sei, sagt Gassen dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. „Gleichzeitig besteht aber die Möglichkeit, dass die Bundesländer beispielsweise im Falle stark steigender Infektionszahlen dann notwendige Maßnahmen wie etwa Maskentragen oder Testen wieder begrenzt einführen“, betont Gassen. „Voraussetzung müssen dann aber auch harte Daten sein, wie zum Beispiel die Belegung von Intensivstationen durch Coronafälle, um nicht den Eindruck von Beliebigkeit zu erwecken.“ Patientenschützer halten die neuen Corona-Regeln der Ampel-Koalition für nicht ausreichend, um den Schutz aller vulnerablen Gruppen zu gewährleisten. ”Auch in der häuslichen Versorgung von Schwerstkranken und Pflegebedürftigen entwickeln sich immer wieder Corona-Hotspots“, sagt der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Zum Schutz dieser daheim lebenden vulnerablen Gruppe sehe die Novelle des Infektionsschutzgesetzes jedoch nichts vor, kritisiert Brysch. Es sei ein Irrtum zu glauben, nur Menschen in stationären Einrichtungen müssten geschützt werden. Die Koalition vergesse ”Millionen hilfsbedürftige Menschen und ihre Angehörigen“. Der Entwurf der Bundesregierung für die Corona-Regeln ab dem 20. März stößt in Niedersachsen auf Kritik.Ministerpräsident Stephan Weil verwies darauf, dass es derzeit wieder Höchststände bei den Infektionen gebe. ”Dass ausgerechnet in einer solchen Phase der Instrumentenkasten für die Eindämmung der Pandemie beschränkt werden soll, ist schwer zu verstehen. Man wirft doch den Feuerlöscher nicht weg, wenn es noch brennt“, sagt der SPD-Politiker. ”Die Länder würden zahlreiche Handlungsmöglichkeiten verlieren, die wir für notwendig halten. Dazu zählt beispielsweise eine allgemeine Maskenpflicht für große Menschenansammlungen in geschlossenen Räumen.“ Justizminister Marco Buschmann und Gesundheitsminister Karl Lauterbach hatten sich zuvor nach eigenen Angaben darauf verständigt, dass die Corona-Beschränkungen zum 20. März weitgehend wegfallen sollen. Eine Hotspot-Regelung soll den Ländern aber Eingriffsmöglichkeiten geben. Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek hat die Pläne der Bundesregierung für die neuen Corona-Regeln nach dem 19. März als unzureichend kritisiert und Nachbesserungen verlangt. Die weitere Entwicklung bei Corona sei derzeit nicht absehbar – dem werde der Gesetzentwurf nicht gerecht, sagte Holetschek. ”Der Bund muss seinen Gesetzentwurf dringend nachbessern und den Ländern mehr Werkzeuge an die Hand geben, damit wir im Herbst nicht womöglich sehenden Auges erneut in schwierige Situationen hineinlaufen.”
In Thüringen werden Corona-Impfstellen geschlossen. Aufgrund auslaufender Mietverträge sollen vier Stellen zum 31. März den Dienst einstellen, weitere Schließungen sollen schrittweise im zweiten Quartal folgen. Nur 15 der bisher 27 zentralen Impfstellen sollen thüringenweit über den 30. Juni hinaus fortgeführt werden, teilen das Gesundheitsministerium und die Kassenärztliche Vereinigung Thüringen (KVT) mit. “Damit kann der Freistaat Thüringen flexibel auf mögliche Entwicklungen der Pandemie reagieren”, heißt es. Auch 15 mobile Impfteams blieben aktiv. Ungeachtet der Entscheidung der österreichischen Regierung, die allgemeine Corona-Impfpflicht vorerst auszusetzen, hält Bundeskanzler Olaf Scholz am Ziel einer solchen Verpflichtung fest. Die Meinung des Kanzlers habe sich “nicht geändert”, sagt Vizeregierungssprecher Wolfgang Büchner. “Wir brauchen die allgemeine Impfpflicht, um uns für den Herbst und Winter vorzubereiten.” In dieser Sache sei sich Scholz mit den Regierenden aller 16 Bundesländer einig, betont Büchner. Über die allgemeine Impfpflicht soll voraussichtlich Anfang April im Bundestag entschieden werden. Die österreichische Regierung hat die Aussetzung der Impfpflicht mit den meist milderen Verläufen von Corona-Erkrankungen durch die derzeit vorherrschende Omikron-Variante begründet. Die Zahl der täglichen Impfungen gegen das Coronavirus hat zuletzt bei rund 95.000 gelegen. Das ist zwar wieder etwas mehr als die Tage zuvor, fällt im Vergleich zu Zahlen von Anfang und Mitte Februar aber nach wie vor zurück, wie aus Daten des Robert-Koch-Instituts, Stand Dienstag, hervorgeht. Im Februar hatte der Wert an den meisten Tagen über 100.000, an wenigen über 200.000 gelegen. Seit Wochen ist der Großteil der täglichen Impfungen Auffrischungsimpfungen. Mittlerweile sind knapp 30.000 Menschen mit dem neuen Präparat von Novavax geimpft worden. Die Kampagne mit Nuvaxovid hatte in Deutschland vor etwa zehn Tagen begonnen.
Vier Tage nach dem Ende fast aller Corona-Beschränkungen ist in Österreichdie Zahl der Neuinfektionen auf einen neuen Höchstwert geklettert. Wie die Behörden berichteten, wurden binnen eines Tages 47.795 neue Fälle verzeichnet. Unter Berücksichtigung der Zahl der Einwohner entspräche das etwa einem Wert von 450.000 in Deutschland. Seit Samstag gilt in Österreich nur noch eine FFP2-Maskenpflicht in Teilen des Handels. Außerdem sind die Vorschriften in Wien teils noch etwas strenger. Viele Menschen feierten vor allem in der Nachtgastronomie, die nach zwei Jahren wieder öffnen durfte. Die Lage in den Kliniken – vor allem auf den Intensivstationen – ist aktuell weiter stabil.
Weltweit haben sich bislang rund 448,45 Millionen Menschen nachweislich mit dem Coronavirus angesteckt. Das ergibt eine Reuters-Erhebung auf Basis offizieller Daten. Über 6,40 Millionen Menschen starben mit oder an dem Virus. Die meisten Infektions- und Totenzahlen weisen die USA auf. Bei den Ansteckungen folgen Indien und Brasilien. China verzeichnet die höchsten Infektionszahlen seit dem ersten Ausbruch in Wuhan. Wie die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua berichtet, wurden am Mittwoch landesweit 402 lokale Infektionen mit Symptomen entdeckt – fast doppelt so viele wie am Vortag. Hinzu kamen 435 asymptomatische Infektionen sowie 277 aus dem Ausland importierte Fälle.