NACHRICHTEN AUS DER CORONA-PANDEMIE (DLXV)

Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz sinkt erneut. Das Robert-Koch-Institut (RKI) gibt den Wert der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner und Woche mit 1238,2 an. Zum Vergleich: Am Vortag hatte der Wert bei 1240,3 gelegen. Vor einer Woche lag die bundesweite Inzidenz bei 1346,8 (Vormonat: 1073,0). Die Gesundheitsämter in Deutschland melden dem RKI binnen eines Tages 106.200 Neuinfektionen. Vor einer Woche waren es 73.867 Ansteckungen. Deutschlandweit wurden nach den neuen Angaben binnen 24 Stunden 24 Todesfälle verzeichnet. Die Ansteckungsrate (7-Tage-R-Wert) wird vom Robert-Koch-Institut (RKI) mit 0,93 angegeben (Vortag: 0,98). Das DIVI-Intensivregister veröffentlichte am Sonntag keinen Tagesreport, daher liegen keine aktualisierten Zahlen zu den Covid-19-Patienten vor, die intensivmedizinisch behandelt werden müssen. Die Zahl der gemeldeten Coronavirus-Infektionen in Deutschland ist auf 14.712.618 gestiegen. Wie aus den ausgewerteten Angaben der Landesbehörden hervorgeht, kamen damit 100.145 neue Fälle hinzu – das sind 6395 neu gemeldete Fälle weniger als vergangenen Sonntag. Die Zahl der Todesfälle im Zusammenhang mit einer Infektion stieg um 47 auf 122.685. Vergangenen Sonntag waren es insgesamt 56 gewesen. Als aktuell infiziert gelten rund 3.703.771 Personen. Entgegen dem Bundestrend steigt die Sieben-Tage-Inzidenz in Sachsen-Anhalt weiter an. Das Robert Koch-Institut meldet 1803,5 Neuinfektionen mit dem Coronavirus pro 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen. Zum Vergleich: Vor einer Woche hatte der Wert bei 1524,9 gelegen. Von Samstag auf Sonntag meldeten die Gesundheitsämter im Land dem RKI 3714 Neuinfektionen. Die Zahl der an oder mit dem Virus Gestorbenen stieg um 4 auf 4744. Die höchste Corona-Inzidenz in Sachsen-Anhalt entfällt aktuell mit 3439,1 auf den Landkreis Börde, die niedrigste mit 1091,3 auf die Stadt Dessau-Roßlau.

Niedersachsens Ärztekammerpräsidentin Martina Wenker spricht sich für Lockerungen in der Corona-Pandemie aus, mahnt jedoch Augenmaß an. Es sei notwendig, sich auf den Herbst mit deutlich mehr Infektionen vorzubereiten und erneuten massiven Ausbrüchen vorzubeugen, sagt Wenker. “Das Virus verzeiht nicht den kleinsten Fehler.” Der Sommer müsse genutzt werden, um nicht in den dritten Virus-Winter zu gehen, sagt sie mit Blick auf eine allgemeine Impfpflicht, für die sie sich entschieden ausspricht: “Ich gehöre ganz klar zum Team Vorsicht.” Sie betont, es sei ein solidarisches Signal der älteren Generation, sich impfen zu lassen – junge Menschen hätten genug Vorleistung erbracht und fast zwei Jahre lang zurückgesteckt. Der Leiter des Corona-Krisenstabs im Kanzleramt, General Carsten Breuer, mahnt weitere Vorsicht an. “Wir können noch längst nicht von einem Pandemieende sprechen”, sagt Breuer der “Wirtschaftswoche”. Zwar sei die Omikron-Welle “offenbar bezwungen” und erste Lockerungen seien möglich, “aber wir müssen vorsichtig bleiben – und auch damit rechnen, dass es Richtung Herbst wieder zu verschärften Maßnahmen kommen kann.” Derzeit würden verschiedene Szenarien vorbereitet. “Ein mögliches Worst-Case-Szenario wäre eine Kombination aus der Delta- und Omikron-Variante, die eine neue, heftige Welle auslöst, mit der das Gesundheitssystem an seine Grenzen gebracht wird”, so Breuer. “Das ist nicht das wahrscheinlichste, aber das schlimmste Szenario, auf das wir uns aber vorbereiten müssen. Etwa damit, dass wir die Impflogistik und die Impfstoffproduktion entsprechend vorbereiten und auch die Impfquote weiter erhöhen.” Hoffnung setzt Breuer dabei auch in den neuen Novavax-Impfstoff. Die Bundesregierung will Flüchtlingen aus der Ukraine mit verschiedenen Erleichterungen helfen. So sollen Corona-Tests an der Grenze freiwillig sein, teilt das Innenministerium per Twitter und auf seiner Internetseite mit. Die Bundespolizei werde bei Kriegsflüchtlingen und Vertriebenen “pragmatisch” mit der Situation umgehen. Eine Quarantänepflicht sei seit Sonntag ohnehin entfallen, da die Ukraine nicht mehr als Hochrisikogebiet eingestuft wird.

Mit Beginn der neuen Woche können sich in weiteren Bundesländern Menschen mit dem Impfstoff von Novavax immunisieren lassen. Möglich ist dies am Montag etwa in Rheinland-Pfalz, Thüringen, Berlin und einem Landkreis in Mecklenburg-Vorpommern, wie eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur bei den zuständigen Stellen aller Bundesländer ergibt. In Hamburg, Schleswig-Holstein, dem Saarland und teilweise in Nordrhein-Westfalen hatte es bereits am Wochenende Impfmöglichkeiten mit dem Vakzin gegeben. Die übrigen Bundesländer wollen im Wochenverlauf Novavax-Impfungen anbieten. In mehreren Städten in Nordrhein-Westfalen sind die ersten Bürgerinnen und Bürger mit dem Wirkstoff von Novavax gegen Corona geimpft worden. Von 11 Uhr an konnten sich Erwachsene bei einer Sonder-Impfaktion am Unesco-Weltkulturerbe Zollverein in Essen mit dem proteinbasierten Impfstoff immunisieren lassen. “Das schöne Wetter kam uns sicher zugute. Es ist der erwartete Andrang. Wir hatten zuvor 400 Termine vergeben”, berichtet Essens Stadtsprecherin Silke Lenz. Zudem wich Essen im Laufe des Tages von der Strategie ab, nur Menschen mit Terminen zu impfen. “Wir haben dann mitgeteilt, dass jeder am Sonntag auch ohne Termin kommen kann.” Essen hatte beispielsweise rund 5000 der landesweit 154.500 zur Verfügung stehenden Dosen erhalten. “Ungefähr die Hälfte der am Sonntag geimpften Personen waren priorisiert. Die anderen 50 Prozent waren Menschen, die zum Beispiel eine Unverträglichkeit gegen die mRNA-Impfstoffe haben oder ihnen skeptisch gegenüberstehen”, so Lenz. Auch in anderen NRW-Städten wie Duisburg, Lünen oder Viersen wurde am Sonntag erstmals mit dem neuen Impfstoff Nuvaxovid des Herstellers Novavax geimpft. Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Hendrik Wüst spricht sich dafür aus, die Vorbereitungen für eine Impfpflicht voranzutreiben. “Impfen ist der einzige Weg, um dauerhaft aus der Pandemie zu kommen”, sagt der CDU-Politiker der “Bild am Sonntag”. Es werde aber “immer schwieriger, die Menschen zu erreichen, die bis jetzt nicht geimpft sind”. Beim Thema Impfvorsorge seien sich Kanzler Olaf Scholz und die Bundesländer einig, sagt Wüst. Bei der Ausgestaltung der Impfpflicht habe die Ampel jedoch die ausgestreckte Hand der von CDU und CSU geführten Bundesländer ausgeschlagen, kritisiert er. “Ich selbst habe der Regierung Scholz für die unionsgeführten Länder bereits Mitte Januar Gespräche über die Impfpflicht angeboten”, so Wüst. Seither habe die “Ampel” aber wertvolle Zeit verstreichen lassen, Gespräche hätten bis heute nicht stattgefunden.

Kritiker der Corona-Politik in Mecklenburg-Vorpommern planen für heute eine Demonstration gegen die Pandemie-Beschränkungen. Dabei soll es wie in den Wochen zuvor vor allem um die Ablehnung der Impfpflicht gehen, wie der NDR berichtet. Viele können die Kriterien, nach denen im Land die Beschränkungen erfolgen, nicht nachvollziehen. Die Sieben-Tage-Inzidenz in Mecklenburg-Vorpommern ist zwar niedriger als in vielen anderen Bundesländern – es sind jedoch vor allem im Osten viele Freizeiteinrichtungen geschlossen. Angemeldet sind Proteste nach Angaben der Behörden heute unter anderem in Schwerin, Neubrandenburg, Rostock, Wismar, Greifswald, Waren und Güstrow.

Die junge österreichische Partei MFG hat mit ihren Positionen gegen Corona-Impfungen und -maßnahmen bei Kommunalwahlen in Tirol beachtliche Erfolge erzielt. Die Bewegung, die mit vollem Namen Menschen-Freiheit-Grundrechte heißt, zieht nach dem Urnengang am Sonntag in 47 Tiroler Gemeinden in den Gemeinderat ein. Die Menschen hätten von der Politik der Spaltung und Ausgrenzung genug, sagt MFG-Bundesparteichef Michael Brunner. “Sie trauen den momentanen Lockerungen zurecht nicht”. Am Sonntag wurden in dem westlichen alpinen Bundesland in 273 der 277 Gemeinden Kommunalvertretungen und Bürgermeister gewählt. Die Landeshauptstadt Innsbruck zählte nicht dazu. Die MFG kandidierte in 50 Gemeinden. Die Partei war erstmals im vergangenen September bei der Wahl zum Landesparlament von Oberösterreich angetreten. Sie errang dabei mehr als 6 Prozent der Stimmen und zog auf Anhieb in den Landtag ein. Dieser Erfolg ging vor allem auf Kosten der rechten Freiheitlichen Partei (FPÖ), die ebenfalls einen maßnahmenkritischen Kurs fährt. Frankreich meldet am Sonntag 42.600 Neuinfektionen. Zudem starben 76 weitere Menschen im Zusammenhang mit einer Corona-Infektion. Die Türkei registriert innerhalb von 24 Stunden 49.792 Neuinfektionen. Die Zahl der Todesfälle steigt um 206 auf insgesamt 94.232. Die Niederlande registrieren innerhalb von 24 Stunden 27.438 Neuinfektionen. Während der Leiter des Corona-Krisenstabs im Kanzleramt, General Carsten Breuer, ein mögliches Worst-Case-Szenario einer Rekombination vorbereitet (Eintrag 14.15 Uhr), sind in Großbritannien inzwischen 32 Corona-Fälle erfasst worden, bei denen eine Mischung aus den Varianten Delta und Omikron nachgewiesen wurde. Das teilte die Gesundheitsbehörde UK Health Security Agency in dieser Woche mit. Die inoffiziell als “Deltakron” bezeichnete Variante war Anfang des Monats auf eine Beobachtungsliste gesetzt worden, nachdem erste Fälle aufgetaucht waren. Große Besorgnis löst die Variante bisher unter Experten nicht aus. Da sowohl die Infektionszahlen mit Delta als auch mit Omikron in Großbritannien fallen, sei nicht mit einer größeren Ausbreitung der neuen Mischvariante zu rechnen.

Im Vorfeld der Paralympischen Winterspiele in Peking sind bei der Ankunft der Teilnehmer erneut drei Corona-Fälle festgestellt worden. Wie die Organisatoren berichten, seien am Flughafen zwei Infizierte unter den Sportlern und Teammitgliedern sowie eine weitere Ansteckung unter den anderen Paralympics-Teilnehmern entdeckt worden. Innerhalb der hermetisch abgeschlossenen olympischen Blase habe es keine Fälle gegeben. Die Paralympischen Spiele werden am Freitag in der chinesischen Hauptstadt eröffnet.

Beitragsfoto © HandiHow (Pixabay)

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