Anlässlich des Jubiläumsjahres stellt die Wuppertaler Botanikerin Professorin Dr. Gertrud Lohaus einmal im Monat ein Beispiel dafür vor, wie die Bergische Universität ihr Gelände naturnäher umgestaltet und damit aktiv einen Beitrag zur biologischen Vielfalt leistet. Dieses Mal geht es um das Thema Gründächer.
Dachbegrünung ist bei flach geneigten oder flachen Dächern möglich und reicht von dünnen Substratschichten mit trockenheitsresistenten Pflanzen, die eher eine geringe Wuchshöhe erreichen (extensive Begrünung), bis zu höheren Bodenaufbauten, auf denen Sträucher und Bäume wachsen können (intensive Begrünung). Die Pflanze auf dem Dach hat es jedoch meistens nicht leicht: hohe Strahlungsintensität, Trockenheit, Nässe, Nährstoffmangel, Frost und wenig Wurzelraum. Häufig werden bei der extensiven Begrünung Mischkulturen, insbesondere mit Sedum-Arten verwendet. Diese gehören zu den Dickblattgewächsen und sind an solche extremen Bedingungen angepasst. Aber auch Mischungen aus Sedum mit Moosen oder Gräsern werden eingesetzt.
Lange Tradition von „grünen Dächern“
Eines der ältesten Beispiele für Dachgärten sind die „Hängenden Gärten“ der Semiramis, die im 6. Jahrhundert v. Chr. in Babylon angelegt wurden und zu den sieben Weltwundern der Antike zählen. Dachbegrünung wurde auch bereits in der Vergangenheit zur Dämmung genutzt, z. B. bei den skandinavischen Grasdächern, überwachsenen Weinkellern bzw. weil die Menschen sich andere Materialien nicht leisten konnten. In der Bauhaus-Architektur war Dachbegrünung ebenfalls weit verbreitet. In den 1980er Jahren ging die Dachbegrünung in Richtung extensive Dachbegrünung, bei der nicht die direkte Nutzung, sondern ökologische Gesichtspunkte im Mittelpunkt stehen. Momentan sollen in Deutschland jährlich bis zu acht Millionen m² begrünte Dachfläche hinzukommen, auf Wohnhäusern, Industriebauten oder Tiefgaragen. Die Vorteile von Gründächern liegen klar auf der Hand: z. B. ein besseres Raumklima in den Räumen darunter und angrenzenden Räumen oder Wasserrückhaltung, da etwa die Hälfte des Niederschlags wieder verdunstet, anstatt in der Kanalisation abzufließen. Insgesamt tragen Gründächer zur Verbesserung des Stadtklimas bei (erhöhen die Luftfeuchtigkeit durch Verdunstung und verringern die Temperatur durch entstehende Verdunstungskälte, bzw. Pflanzen absorbieren Strahlung und sind nicht solche Wärmespeicher wie die Bausubstanz). Zusätzlich bieten Gründächer Lebensraum für Insekten oder Vögel. Die Nachteile sind wirtschaftlicher Art: Die Kosten für die Einrichtung von Gründächern können relativ hoch sein und ein Gründach muss gepflegt werden.
Begrünung an der Bergischen Uni
An der Bergischen Universität ist aktuell das Flachdach auf der Mensaebene ME 05 auf dem Campus Grifflenberg begrünt. Warum gerade an dieser Stelle? Einerseits kam es in den Gebäuden darunter immer wieder zu Wasserschäden, da das Dachwasser bei stärkerem Regen nicht schnell genug abfließen konnte und andererseits heizte sich der Belag aus Beton und Dielen während heißer Sommer mit starker Sonneneinstrahlung sehr stark auf, ebenso wie die angrenzenden Räume. Die Herausforderung an diesem Standort: Am Mensagebäude stehen oberhalb Pioniergehölze wie Robinien oder Pappeln. Diese samen bis auf das Gründach aus und müssen entfernt werden, da größere Sträucher oder Bäume das Dach mit ihren Wurzeln schädigen können. Neben dem Mensagebäude sind außerdem die Studierenden-Wohnheime des Hochschulsozialwerks Wuppertal bepflanzt – und die nahezu komplett: Mehr als 90 Prozent der Wohnheimplätze haben ein „grünes Dach“.
Beitragsfoto: An der Bergischen Universität ist aktuell das Flachdach auf der Mensaebene ME 05 auf dem Campus Grifflenberg begrünt © Fotos (2) Friederike von Heyden