NACHRICHTEN AUS DER CORONA-PANDEMIE (DXLIV)

Die Sieben-Tage-Inzidenz bei den Corona-Neuinfektionen in Deutschland steigt auf einen weiteren Höchstwert. Sie liegt nach Angaben des Robert-Koch-Instituts bundesweit bei 1426,0. Am Sonntag hatte sie bei 1400,8 gelegen, am Montag vergangener Woche noch bei 1176,8. Wie das RKI unter Berufung auf Daten der Gesundheitsämter mitteilt, liegt die Zahl der Neuinfektionen binnen 24 Stunden bei 95.267 – nach 133.173 am Sonntag und 78.318 am Montag vergangener Woche. Wie das RKI weiter mitteilt, wurden zudem 49 weitere Todesfälle im Zusammenhang mit dem Coronavirus verzeichnet. Die Ansteckungsrate (Sieben-Tage-R-Wert) wird vom Robert-Koch-Institut (RKI) mit 1,04 angegeben (Vortag: 1,08). Laut DIVI-Intensivregister werden in Deutschland derzeit 2350 Covid-19-Patienten intensivmedizinisch behandelt, 1150 davon werden invasiv beatmet. Noch ist die Kapazitätsgrenze im deutschen Test- und Meldesystem offenbar nicht erreicht: Die bundesweite Inzidenz zeigt noch keine Anzeichen einer künstlichen Deckelung, etwa durch eine Priorisierung oder Engpässe bei PCR-Tests. Auf Länderebene sieht das jedoch anders aus: In den besonders früh und schwer betroffenen Regionen wie Bremen, Hamburg und Berlin bewegen sich die Inzidenzwerte seitwärts – entweder weil der Höhepunkt der Ansteckungswelle erreicht ist oder weil schlicht nicht mehr Fälle pro Tag erfasst werden können. Während sich die Inzidenzwerte in einzelnen Regionen Richtung 4000 bewegen, verzeichnet der Kreis Herford in Nordrhein-Westfalen eine Inzidenz von gerade einmal 284,2 – den aktuell bundesweit niedrigsten Wert. Vier weitere Städte und Kreise liegen immerhin unter der 500er-Marke. In der zurückliegenden sechsten Kalenderwoche haben die Behörden der Bundesländer insgesamt 1.289.558 Neuinfektionen und 988 Todesfälle gemeldet. Das sind die meisten Neuinfektionen seit Beginn der Pandemie. In der Vorwoche waren es 1.057.492 Neuinfektionen und 1011 Todesfälle. Mit Blick auf die Sieben-Tage-Inzidenz ist der Landkreis Fürstenfeldbruck die am stärksten von der Pandemie betroffene Region Deutschlands. Dem neuesten Datenstand des Robert-Koch-Instituts zufolge weist die krisengeplagte Region in Bayern einen Wert von 4083,8 neu registrierten Fällen je 100.000 Einwohner binnen einer Woche auf. Dahinter folgen der Berliner Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf (3593,0) und der Hochsauerlandkreis in Nordrhein-Westfalen mit einer Inzidenz von 2637,9. Von den zehn Regionen mit den höchsten Werten liegen laut RKI fünf in Bayern, zwei in Hessen und jeweils einer in NRW, Berlin und Baden-Württemberg. Die größten Lichtblicke gibt es laut RKI in Herford. Demnach weist der Kreis in NRW mit einem Wert von 258,2 aktuell die bundesweit niedrigste Sieben-Tage-Inzidenz auf.

Der Immunologe Carsten Watzl fordert, nachgewiesene Omikron-Infektionen rechtlich mit einer Booster-Impfung gleichzustellen. “Dass Geimpfte nach einer Infektion nicht als geboostert gelten, ist wissenschaftlich nicht haltbar”, sagt er der “Augsburger Allgemeinen”. Es gebe sehr gute Daten, daher sollte eine klar dokumentierte Infektion für jeden Betroffenen mit einer einzelnen Impfdosis gleichgestellt werden. Die FDP will einen Kurswechsel bei der Befristung des Genesenenstatus für Corona-Infizierte. “Die Entscheidung über den Genesenenstatus gehört ins Parlament. Dabei sollte unser Ziel eine einheitliche Regelung in Europa sein”, sagt FDP-Fraktionschef Christian Dürr in der “Welt”. “Wenn alle europäischen Länder bei sechs Monaten bleiben, sollte Deutschland sich dem ebenfalls anschließen.” Auf Initiative des Robert-Koch-Instituts (RKI) wurde der Status in Deutschland auf drei Monate verkürzt, was zu Unruhe geführt hat. Auf Omikron dürften nach Aussage von Gesundheitsminister Karl Lauterbach noch weitere Virus-Varianten folgen. “Ich glaube nicht, dass Omikron die letzte Variante ist”, sagt Lauterbach der “Bild”-Zeitung auf die Frage, wann das Ende der Pandemie und der Schutzmaßnahmen zu erwarten sei. “Wir werden noch mehr Varianten bekommen.” Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach mahnt erneut, Omikron nicht zu unterschätzen. “Studien legen nahe, dass man sich relativ kurz nach der Infektion wieder anstecken kann”, schreibt er als Privatmann bei Twitter. “Ein langer Schutz wie bei Delta ist weniger wahrscheinlich. Wiederholte Infektionen sind nicht ungefährlich.” In der Debatte um mögliche Lockerungen dringt Weltärzte-Chef Frank Ulrich Montgomery auf mehr Klarheit in der Kommunikation und eine bundeseinheitliche Umsetzung. Die Öffnungsdebatte komme nicht zu früh, sondern “genau richtig”, sagt Montgomery der “Rheinischen Post”. “Wir müssen jetzt festlegen, was, wann und unter welchen Umständen geschieht. Dabei müssen wir aber höllisch aufpassen, dass manche Diskutanten nicht die abstrakte Debatte mit einer konkreten Handlungsanweisung verwechseln. Sonst wird den Menschen das falsche Signal vermittelt, es sei schon so weit”, so der Vorstandsvorsitzende des Weltärztebunds. Es seien diese konkurrierenden Signale, die viele missverstehen würden – “daraus entsteht viel Verwirrung”. Mit Blick auf eine mögliche bundesweite Aufhebung der 2G-Regel im Einzelhandel fordert Montgomery eine bessere wissenschaftliche Datenlage, die dann bundesweit Anwendung finden müsse. Gesundheitsminister Karl Lauterbach ist nach eigenen Angaben fest überzeugt, dass vor etwa Mitte April die Maßnahmen gelockert werden können. “Ich glaube, dass wir deutlich vor Ostern lockern werden”, sagt er der “Bild”-Zeitung. “Aber ich arbeite gerne mit wissenschaftlichen Daten”, erklärt er weiter. Ostersonntag fällt in diesem Jahr auf den 17. April. Einer aktuellen Umfrage zufolge spricht sich derzeit knapp die Hälfte der Deutschen für Lockerungen aus. Laut der Befragung von Insa für die “Bild am Sonntag” sind 49 Prozent der Deutschen für Öffnungsschritte und 44 Prozent dagegen. Auf die größte Ablehnung stießen Kontaktbeschränkungen für Geimpfte: Zwei Drittel der Befragten wollen sie abschaffen. Dagegen sprach sich eine deutliche Mehrheit von 71 Prozent dafür aus, die Maskenpflicht im Öffentlichen Nahverkehr beizubehalten. Auch die Maskenpflicht im Einzelhandel und in Schulen wurde überwiegend positiv bewertet. 64 Prozent finden Kontaktbeschränkungen für Ungeimpfte sinnvoll. In der Bevölkerung macht sich laut dem Hausärzteverband Nordrhein Corona-Müdigkeit breit. “Insgesamt ist wohl in der Bevölkerung eine Testmüdigkeit aufgekommen. Viele, die als Kontaktperson in Quarantäne sein sollten, sind es nicht”, sagt Oliver Funken, Chef des Hausärzteverbands Nordrhein, der “Rheinische Post”. Bislang sind nur geboosterte Kontaktpersonen von der Quarantäne-Pflicht befreit. Auch die jüngste STIKO-Entscheidung für eine vierte Impfung hätten die Patienten gleichmütig aufgenommen. “Die Patienten überrascht fast nichts mehr. Die Frage nach dem zweiten Booster haben viele bei der Auffrischimpfung schon gestellt. Einen erneuten Run auf die Praxen erwarten wir nicht.”

Wirtschaftsminister Robert Habeck spricht sich für eine Impfpflicht für alle Erwachsenen aus. “Ich bin der Meinung, dass wir eine allgemeine Impfpflicht brauchen”, sagte der grüne Vizekanzler den Zeitungen der Funke Mediengruppe und der französischen Zeitung “Ouest-France”. Eine Impfung biete guten Schutz. “Und wenn man sich impfen lässt, schützt man nicht nur sich selbst, sondern auch die offene Gesellschaft.” Der deutsche ESA-Astronaut Matthias Maurer spricht sich für eine Impfpflicht aus. “Ich fühle mich gut geschützt durch den Impfstoff und würde mir wünschen, dass die Menschen freiwillig dieses Angebot annehmen”, sagte er dem “Spiegel”. “Aber wenn es freiwillig nicht geht, muss der Staat im Interesse aller Menschen entsprechend handeln.” Der Raumfahrer, der aktuell auf der ISS forscht, blickt mit “großer Sorge” darauf, “wie viele Menschen inzwischen an fundamentalen Erkenntnissen der Wissenschaft zweifeln”. Stattdessen liefen sie “ein paar Schreihälsen hinterher”.

Der Hauptgeschäftsführer des Städte- und Gemeindebunds, Gerd Landsberg, äußert sich besorgt über die zunehmende Gewalt gegen Kommunalpolitiker während der Pandemie. Hass und Frust hätten nochmal “eine neue, beängstigende Dimension erreicht”, sagt Landsberg dem “Handelsblatt”. Besonders gefährdet seien kommunale Mandatsträgerinnen und Mandatsträger, die vor Ort als Vertreter des Staates wahrgenommen würden. Gegen sie hätten Bedrohungen, Beleidigungen, Einschüchterungen aber auch Gewalttaten “drastisch” zugenommen. Bundesinnenministerin Nancy Faeser zeigt sich besorgt über die Zunahme politisch motivierter Kriminalität gegen Politikerinnen und Politiker. Laut aktuellen Zahlen des Bundeskriminalamts (BKA), die dem “Handelsblatt” vorliegen, sind die Straftaten gegen Amts- und Mandatsträger um fast 200 Prozent gestiegen. Im Jahr 2021 waren es den Angaben zufolge 4458 Straftaten; 2017 waren es noch 1527. Die Zahlen sind erst vorläufig. “Der starke Anstieg dieser Taten zeigt eine Verrohung und eine Verachtung von Staat und Demokratie, die mir große Sorge macht und die konsequentes Handeln erfordert”, sagt die SPD-Politikerin dem “Handelsblatt”. Das BKA führt den Anstieg unter anderem auf Radikalisierungstendenzen in den sozialen Medien durch die Corona-Pandemie zurück. In Saarbrücken haben erneut viele Menschen gegen die Corona-Maßnahmen und eine Impfpflicht demonstriert. Rund 1500 Menschen seien unter dem Motto “Gegen die Spaltung der Gesellschaft. Freie Impfentscheidung” auf die Straße gegangen, wie die Polizei am Abend mitteilt. Es gab den Angaben zufolge auch eine kleine Gegendemo. Beide angemeldeten Versammlungen verliefen demnach friedlich. Rund 100 Polizisten seien im Einsatz gewesen. Brandenburgs ehemaliger Innenminister Karl-Heinz Schröter hat einem Medienbericht zufolge in Hohen Neuendorf an einer Demonstration gegen Corona-Maßnahmen teilgenommen. Das bestätigt der SPD-Politiker dem “Nordkurier”. Er tue das, weil er überzeugt sei, dass die 2G-Regelungen nicht mit dem Grundgesetz vereinbar sind, sagt Schröter der Zeitung. “Ich weiß, dass man bürgerliche Freiheitsrechte einschränken kann, wenn von Menschen Gefahren ausgehen und sie andere Menschen in Gefahr bringen.” Von negativ getesteten Menschen gehe seiner Ansicht nach aber keine Gefahr aus. Schröter war von 2014 bis 2019 Innenminister in Brandenburg. Er habe an der Demonstration teilgenommen, weil er wissen wollte, was dort für Menschen unterwegs sind, so Schröter weiter. Die Demonstration in Hohen Neuendorf sei von Menschen “aus der bürgerlichen Mitte” entstanden. “Ich habe keinen gesehen, der dort extremistisch aufgetreten ist.” Wäre das so gewesen, hätte er selbst nicht an der Demonstration teilgenommen, sondern wäre gegangen. In einem Streit um eine fehlende Mund-Nasen-Bedeckung ist im Berliner Stadtteil Prenzlauer-Berg eine 17-Jährige krankenhausreif geschlagen worden. Nach Polizeiangaben soll sich die Auseinandersetzung am Samstagabend in einer Tram daran entzündet haben, dass die junge Frau keine Maske trug, obwohl das wegen der Corona-Pandemie im ÖPNV vorgeschrieben ist. Nachdem sowohl die Jugendliche als auch sechs andere beteiligte Personen an der Haltestelle Greifswalder Straße ausgestiegen waren, wurde sie nach ihren Schilderungen aus der Gruppe heraus festgehalten, geschlagen und getreten. Alarmierte Polizisten nahmen später drei Männer im Alter von 42, 44 und 51 Jahren als mutmaßliche Beteiligte vorläufig fest. Die drei bestritten die Vorwürfe. Die 17-Jährige muss in einem Krankenhaus behandelt werden, in dem sie zur Beobachtung stationär aufgenommen wurde. Zwischen Gegnern der Corona-Maßnahmen und Gegendemonstranten ist es in Leipzig zu körperlichen Auseinandersetzungen gekommen. Die Polizei ermittelt wegen gefährlicher Körperverletzung, wie sie mitteilt. 100 Teilnehmer hatten sich demnach zum Protest gegen die Maßnahmen getroffen, begleitet von 30 Gegendemonstranten. Auch im Leipziger Umland fanden Proteste statt. Die seit Wochen regelmäßig stattfindenden Demonstrationen gegen die Corona-Politik belasten die Polizei in Sachsen-Anhalt zunehmend. Diese sehe sich vermehrt herausfordernden Einsatzwellen ausgesetzt, teilt eine Sprecherin des Innenministeriums mit. Vor 2020 dagegen sei das Einsatzgeschehen meist durch eine gleichmäßige Verteilung über das Jahr hinweg gekennzeichnet gewesen. “Viele Kolleginnen und Kollegen der Landespolizei sind seit Wochen im Dauereinsatz, um das Recht auf Versammlungsfreiheit zu gewährleisten und tagtäglich Versammlungen im Land abzusichern”, sagt Innenministerin Tamara Zieschang. Im Zusammenhang mit einem Impfnachweis sind zwei Männer in Bremen schwer verletzt worden. Sie wollten in eine Gaststätte, doch weil sie keinen ausreichenden Impfschutz hatten, wurden sie abgewiesen, wie die Polizei mitteilt. Die beiden sind zwar doppelt geimpft, konnten aber weder Auffrischungsimpfungen noch negative Tests nachweisen. Der 38-Jährige und der 39-Jährige schlugen demnach die Scheibe der Eingangstür ein. Kurz danach sollen etwa zehn Menschen die beiden mit Faustschlägen und Tritten angegriffen haben. Die zwei Männer kamen mit schweren Verletzungen in ein Krankenhaus. Weil er sich mit einem gefälschten Impfpass ein Zertifikat erschleichen wollte, hat das Amtsgericht Landstuhl in Rheinland-Pfalz einen Mann wegen Urkundenfälschung zu drei Monaten Haft auf Bewährung verurteilt. Das berichtet die “Bild am Sonntag”. Die Mitarbeiter einer Apotheke bemerkten demnach, dass die Chargen-Nummern abgelaufen waren und riefen die Polizei. Das Urteil soll dem Bericht zufolge auch präventiven Charakter haben, also abschrecken. Nach Auffassung des Richters seien Apotheker in solchen Fällen nicht an ihre Schweigepflicht gebunden.

Frankreich registriert 155.439 positive Fälle und damit weniger als am Sonntag vor einer Woche. Damit setzt sich der Abwärtstrend bei den Infektionen in dem Land fort. Auf dem Höhepunkt der Omicron-Welle wurden im Januar an mehreren Tagen mehr als 350.000 Fälle registriert. Während sich die Omikron-Variante weiter ausbreitet, meldet Russland mit 180.071 Neuinfektionen einen neuen Höchstwert in der Corona-Pandemie, teilt die Coronavirus-Taskforce mit. Am Vortag waren es noch 177.282 Fälle. Zudem registriert Russland 661 Covid-Todesfälle in den vergangenen 24 Stunden, wie die Behörden mitteilen. Großbritannien meldet 54.095 neue Fälle und 75 weitere Todesfälle. Damit ist der Wochenschnitt bei den Neuinfektionen im Vergleich zur Vorwoche um fünf Prozent und um sieben Prozent bei den Todesfällen gefallen.

Der Bürgermeister von Ottawa ruft wegen der nunmehr zehntägigen Proteste von Lastwagenfahrern in der kanadischen Hauptstadt den Notstand aus. Der Schritt spiegle “die ernste Gefahr und Bedrohung für die Sicherheit der Bürger” wider, die von den Demonstrationen ausgehe, erklärte Jim Watson. Welche Maßnahmen nun ergriffen werden sollen, teilt er nicht mit. Im Zentrum von Ottawa sind viele Straßen durch Hunderte von Lastwagen blockiert. Der “Freedom Convoy” war ursprünglich als Protest gegen eine Impfpflicht für gewisse Fahrer gedacht. Inzwischen hat er sich zu einer Demonstration gegen Pandemie-Maßnahmen allgemein und der Regierung von Ministerpräsident Justin Trudeau entwickelt. In den USA hat das Infektionsgeschehen den Höhepunkt der Omikron-Welle Mitte Januar überschritten. Die Zahl der Neuinfektionen entwickelt sich rückläufig. Daten der “New York Times” zufolge liegen allerdings noch rund 123.000 Covid-Patienten im Krankenhaus. Zuletzt kamen im Schnitt mehr als 2500 Tote pro Tag hinzu.

Beitragsfoto © JFCfilms (Pixabay)

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