NACHRICHTEN AUS DER CORONA-PANDEMIE (DXXXIIII)

Die Gesundheitsämter haben dem Robert-Koch-Institut(RKI) 190.148 Neuinfektionen gemeldet. Stunden. Das sind 49.988 Fälle mehr als am Freitag vor einer Woche. Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz steigt auf einen neuen Höchstwert von 1073,0, gestern lag sie bei 1017,4. Weitere 170 Menschen starben im Zusammenhang mit dem Virus. Die Ansteckungsrate (7-Tage-R-Wert) wird vom Robert-Koch-Institut (RKI) mit 1,16 angegeben (Vortag: 1,18) Laut DIVI-Intensivregister werden in Deutschland derzeit 2274 Covid-19-Patienten intensivmedizinisch behandelt, 1283 davon werden invasiv beatmet. In allen 16 Bundesländern steigt heute die 7-Tage-Inzidenz weiter an. Die stärksten Anstiege gibt es in Hessen (+108,7), Bremen (+96,24), Sachsen-Anhalt (+94,3) und Bayern (+89,2). Inzwischen liegen zehn Bundesländer über der 1000er Schwelle. Gestern waren es noch sieben, vorgestern vier. Hamburg überschreitet weiterhin die 2000er Schwelle, mit immer noch wachsender Tendenz. Bei der von Gesundheitsämtern genutzten Software zur Meldung von Corona-Fällen sind nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) Verbesserungen erforderlich. Dabei geht es “neben der Behebung von aktuellen Problemen in der Software auch um Verbesserungen der Benutzerführung, damit Vorgänge einfacher und schneller bearbeitet werden können”, teilt eine RKI-Sprecherin mit. Darüber hinaus gehe es “um technische Ertüchtigungen, damit die großen Datenmengen insgesamt bewältigt werden können”. Das RKI sei in engem Austausch mit den Gesundheitsämtern und unterstütze entsprechend. Mitarbeiter in etlichen Gesundheitsämtern haben sich in den vergangenen Wochen darüber beschwert, dass die vom RKI bereitgestellte Software “SurvNet” zum Teil so langsam auf Eingaben reagiere, so dass die Software oft unbrauchbar sei. Außerdem stürze die Software häufig ab. Das SurvNet-System wird von vielen der rund 400 Gesundheitsämtern verwendet, um ihre Daten an 16 Landesgesundheitsämter zu übermitteln. Wegen der hohen Corona-Zahlen infolge der Omikron-Welle hat das Berliner Abgeordnetenhaus die sogenannte epidemische Lage verlängert.Sie war am 21. Dezember ausgerufen worden und bisher bis zum 31. Januar befristet. Nach der Entscheidung des Parlaments gilt sie nunmehr bis zum 31. März. Der Senat könnte auf Basis des Beschlusses zum Beispiel neue Beschränkungen beschließen, falls die Infektionslage das erfordert. Die Berliner Stadtbezirke sind derzeit die Inzidenz-Hotspots in Deutschland. Die Top-Fünf-Plätze werden allesamt von Bezirken der Bundeshauptstadt belegt. Ganz vorn ist Berlin-Mitte mit einem Inzidenzwert von 2891. Kliniken in Deutschland stellen sich angesichts der emporschnellenden Corona-Infektionszahlen auf zahlreiche neue Patienten ein. Die aktuelle Zahl von 200.000 Neuinfizierten innerhalb eines Tages werde sich erst in sieben bis zehn Tagen in den Kliniken auswirken, sagt der Vorsitzende der Deutschen Krankenhausgesellschaft, Gerald Gaß, im ZDF-“Morgenmagazin”. “Das heißt, wir werden auch in den kommenden Tagen und wahrscheinlich Wochen eine hohe Dynamik neuer Zugänge in die Krankenhäuser erleben”, sagt er. Hinzu komme, dass Personal wegen eigener Ansteckungen ausfalle. “Das belastet die Krankenhäuser.” Der Omikron-Anteil ist in Deutschland bis Mitte Januar 2022 auf 85,0 Prozent gestiegen. Das geht aus dem aktuellen Wochenbericht des Robert-Koch-Instituts hervor. Delta ist laut RKI-Auswertung der Labordaten auf Basis voll sequenzierter Virusproben einer repräsentativen Stichprobe nur noch für 14,7 Prozent der Infektionsfälle verantwortlich. Die Positivenquote ist in der vergangenen Woche laut Auswertung des Robert-Koch-Instituts auf 32,25 Prozent gestiegen.Damit fällt knapp ein Drittel aller PCR-Tests positiv aus. In der Vorwoche waren lediglich 24 Prozent der Proben positiv. In seiner Lage-Einschätzung schreibt das RKI, die hohe Positivenquote “zeigt den massiven Anstieg des Infektionsdrucks in der Bevölkerung”. Während in der Gruppe der Kinder und Jugendlichen von 0–14 Jahren die Inzidenz am meisten steige, tragen ungeimpfte Ältere weiterhin das höchste Risiko. “Von schweren Krankheitsverläufen weiterhin am stärksten betroffen sind ungeimpfte Menschen in höheren Altersgruppen und Menschen mit vorbestehenden Erkrankungen, die das Immunsystem schwächen. Die mit Abstand höchste Hospitalisierungsinzidenz weisen über 80-Jährige auf”, heißt es in dem RKI-Wochenbericht.

Fast die Hälfte der Verbraucherinnen und Verbraucher in Deutschland ist für eine Abschaffung der 2G-Regelung im Einzelhandel. In einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Yougov geben 49 Prozent der Befragten an, sie würden für ihr Bundesland stattdessen eine 3G-Regelung befürworten, so dass außer Geimpften und Genesenen auch Getestete Zugang zu den Geschäften abseits des Lebensmittelhandels hätten. Rund 38 Prozent lehnen eine solche Entschärfung der Corona-Auflagen ab. Bund und Länder hatten die 2G-Regel für weite Teile des Einzelhandels angesichts der steigenden Corona-Inzidenzzahlen Anfang Dezember vergangenen Jahres beschlossen. Ausgenommen waren Läden des täglichen Bedarfs wie Supermärkte, Drogerien, Apotheken. Doch wurde die Regelung inzwischen bereits in mehreren Ländern von Gerichten gekippt, so dass mittlerweile ein Flickenteppich mit unterschiedlichen Zugangsregeln entstanden ist. Die Zahl der Corona-Infektionen an Schulen ist nach Daten der Kultusministerkonferenz (KMK) deutlich gestiegen. Wie aus der wöchentlichen KMK-Statistik hervorgeht, waren in der vergangenen Woche deutschlandweit mehr als 147.000 Fälle unter Schülern bekannt. Mehr als 212.000 weitere waren in Quarantäne. In der Woche zuvor – zwischen 10. und 16. Januar – waren rund 73.000 Corona-Infektionen registriert worden, 111.000 befanden sich demnach in häuslicher Quarantäne. Auch bei der Zahl der infizierten Lehrkräfte zeigt die KMK-Statistik eine deutliche Zunahme: Wurden in der Woche bis zum 16. Januar noch etwas mehr als 5900 infizierte Lehrerinnen und Lehrer erfasst, waren es in der Kalenderwoche bis 27. Januar bereits 9551.

Niedersachsens Gesundheitsministerin Daniela Behrens will nicht „geboosterten“ Kontaktpersonen von Corona-Infizierten keinen Verdienstausfall mehr zahlen. “Das muss kommen, und mir persönlich schwebt da der 1. März als Stichtag vor”, sagt die SPD-Politikerin der “Neuen Osnabrücker Zeitung”. Sie habe hierzu einen Austausch in der Gesundheitsministerkonferenz angeregt. Die Krankenhäuser in Deutschland setzen bis zum Inkrafttreten der Impfpflicht für ihre Beschäftigten am 15. März auf Überzeugungsarbeit. “Wir hoffen auch, dass Einige den neuen Impfstoff Novavax in Anspruch nehmen und sich damit die Zahlen der Ungeimpften noch reduzieren”, sagt der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), Gerald Gaß, im ZDF. Dieser gilt als eine Art Totimpfstoff und könnte damit Impfskeptikern entgegenkommen, die die mRNA-Impfstoffe von Biontech oder Moderna ablehnen. “Aber wer nach dem 15. März noch ungeimpft ist, muss damit rechnen, dass er zunächst dann freigestellt wird von der Arbeit und zwar ohne Lohnfortzahlung.” Wie geht es mit der Kinderimpfung in Deutschland voran? Erstaunlich langsam – auch wenn die Zuwächse bei den Kinder-Impfquoten aktuell natürlich deutlich größer sind als in den älteren, schon stärker versorgten Gruppen. Ein Kollege vom SWR hat analysiert, dass es auf dem Land offenbar häufig an Impfangeboten für Kinder fehlt. Die Eltern fahren dann zum Impfen in die nächste große Stadt. Positiv ist, dass deutlich mehr als die Hälfte der Jugendlichen in Deutschland (12–17 Jahre) “vollständig geimpft” bzw. grundimmunisiert ist. Der Anteil ist von 57,1 in der Vorwoche auf jetzt 58,3 Prozent gestiegen. Allerdings gibt es erhebliche Unterschiede zwischen den einzelnen Bundesländern. Für die jüngeren Kinder zwischen 5 und 11 Jahren gibt es erst seit der zweiten Dezemberhälfte ein flächendeckendes Impfangebot der Bundesländer, aber noch keine ausdrückliche allgemeine Impfempfehlung durch die Ständige Impfkommission (STIKO). Die Impfquote (“grundimmunisiert”, also etwa 2x Biontech) liegt hier deutschlandweit bei 8,3 Prozent (Stand der Vorwoche: 6,1%). 17 Prozent haben mindestens eine Dosis erhalten. Dass die Impfquoten so langsam steigen, kann verschiedenen Gründe haben: Etwa fehlende Angebote (Ärzte warten auf die STIKO-Empfehlung), Verunsicherung bei den Eltern. Möglicherweise lässt sich der langsame Fortschritt aber auch dadurch erklären, dass die Durchseuchung bereits weit fortgeschritten ist und Impfpläne der Eltern durchkreuzt werden. Der Immunologe Carsten Watzl spricht sich dafür aus, Geimpfte und Genesene gleichzustellen. Dass Geimpfte länger als immun gelten als Menschen, die eine Corona-Infektion überstanden haben, sei “nicht nachvollziehbar”, sagt der Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Immunologie. Das Bundesgesundheitsministerium gibt Mitte Januar unter Berufung auf eine Festlegung des Robert-Koch-Instituts (RKI) bekannt, dass Genesene nur noch drei Monate als geschützt gelten. Zuvor sind es sechs Monate. Der Immunologe glaubt nicht, dass sich die Situation durch Omikron entscheidend verändert hat. “Studien zeigen zwar, dass viele Antikörper von Genesenen die Omikron-Variante nicht mehr so gut erkennen können, und diese Personen damit kaum noch einen Schutz vor der Infektion haben”, sagt der Immunologe. “Aber diese Veränderung gilt ebenso für Geimpfte. Wenn man den Genesenen-Status verkürzt, muss man das eigentlich auch für die Impfzertifikate tun.” Am gestrigen Tag werden nicht mal mehr 458.000 Dosen verimpft. Das sind fast 206.000 Dosen weniger als am gleichen Tag der Vorwoche. Gut drei von vier verimpften Dosen sind aktuell Auffrischungen. Die Zahl der Erstimpfungen geht weiterhin zurück. Gerade noch etwas mehr als 37.000 Menschen lassen sich gestern ihre erste Dosis geben. Entsprechend sieht die Verlaufskurve der Impfungen aus. Derzeit werden im Sieben-Tage-Schnitt nur noch rund 418.000 Impfungen vorgenommen. Damit ist annähernd das niedrige Niveau des Jahreswechsels erreicht, wenngleich eine geringe Impfnachfrage zu dieser Zeit durch die Feiertage und Ferien begründbar ist. Selbst bei den Booster-Impfungen sinkt der Sieben-Tage-Schnitt derzeit erheblich. Gerade noch etwas mehr als 310.000 Auffrischungsimpfungen werden momentan täglich verimpft. Es geht voran, wenn auch langsam. In Deutschland gelten aktuell 73,7 Prozent der Gesamtbevölkerung als grundimmunisiert. Das bedeutet, dass sie zwei Impfdosen erhalten haben oder eine im Falle des Präparats von Johnson&Johnson. Als vollständig geimpft gelten nach RKI-Angaben künftig Menschen, die auch eine Auffrischungsimpfung (Booster) erhalten haben. 75,6 Prozent der Gesamtbevölkerung haben zumindest eine erste Impfung erhalten. Nach wie vor 24,4 Prozent gelten als gänzlich Schaut man sich die Bevölkerung an, die derzeit geimpft werden darf (also Menschen älter als fünf Jahre), liegt die vollständige Impfquote bei 77,3 Prozent, 79,4 Prozent haben danach wenigstens eine Impfung erhalten. Noch mehr als ein Fünftel der impffähigen Bevölkerung ist ungeimpft. Bei den vollständigen Impfquoten der einzelnen Bundesländer tut sich wenig. Positiv ist, dass nach Bremen das Saarland demnächst die Quote von 80 Prozent vollständig Geimpfter in der Gesamtbevölkerung erreichen wird, aktuell steht der Wert bei 79,9 Prozent. 13 von 16 Bundesländern haben vollständige Impfquoten von mindestens 70 Prozent. Das Saarland macht auch bei der Quote der Booster-Impfungen eine gute Figur. Fast 60 Prozent der Gesamtbevölkerung haben demnach bereits eine Auffrischung erhalten.

Beleidigungen und Gewalt: Kontrollen der Corona-Regeln wie Maskenpflicht und 3G in öffentlichen Verkehrsmitteln bergen Eskalationsgefahr. “Die Kollegen werden angegangen, bedroht und geschubst”, sagt der Leiter der Kasseler Geschäftsstelle der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) Andreas Güth. Die Kontrollen dürfen nicht Zugbegleiterinnen und Zugbegleitern allein überlassen werden, sondern müssten in Begleitung von Sicherheitsdiensten oder der Polizei erfolgen. “Das ist ein Gefahrenpotenzial, für das sind die Beschäftigten nicht ausgebildet”, so Güth. Seit 24. November und damit rund zwei Monaten dürfen nur Geimpfte, Genesene oder Getestete mit Bussen und Bahnen fahren. Fahrgäste ohne die erforderlichen Nachweise müssen in Hessen 100 Euro Bußgeld zahlen – zudem müssen sie das Fahrzeug verlassen. Die allermeisten Fahrgäste halten sich an die Regeln, doch einige Fälle eskalieren, sagt Güth: “Das ist ein hohes Gewaltpotenzial von ganz wenigen.” Schon vor der Corona-Pandemie sei Gewaltbereitschaft da gewesen – Maskenpflicht und 3G hätten dies noch gesteigert. Thüringens Innenminister Georg Maier will das heutige erste Treffen der Länder-Innenminister mit der neuen Bundesinnenministerin Nancy Faeser nutzen, um über die Corona-Proteste zu sprechen. “Es ist wirklich Besorgnis erregend, was gerade hier in Ostdeutschland geschieht. Der Zulauf ist ungebrochen.” Sicherheitsexperten betonen seit längerem, dass die Szene in Ostdeutschland stärker als in Westdeutschland von Rechtsextremisten dominiert werde. Dabei wurden mehrfach Politikerinnen und Politiker persönlich bedroht, darunter die sächsische Gesundheitsministerin Petra Köpping und Maier selbst. Am vergangenen Montag nehmen einem Medienbericht zufolge bundesweit rund 350.000 Menschen an Protesten gegen Coronaschutzmaßnahmen sowie an Gegendemonstrationen teil.Das berichtet das ARD-Politmagazin “Kontraste” unter Berufung auf Angaben des Bundesinnenministeriums. Eine nähere Aufschlüsselung, wie sich die Zahl auf die beiden gegensätzlichen Lager verteilt, gibt es nicht. Seit Monaten demonstrieren vielerorts Menschen gegen Impfungen und andere Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung. Der Sozialpsychologe Oliver Decker sagt “Kontraste”, dass die Coronamaßnahmen lediglich ein Auslöser der Proteste seien und als Verstärker für bereits vorhandene antidemokratische Ressentiments in Teilen der Bewegung fungieren. “Was hier zum Tragen kommt, sind gewachsene Strukturen und auch gewachsene Ablehnung des demokratischen Systems”, so der Experte der Universität Leipzig. Polizei und Staatsanwaltschaft in Berlin sind zu einer Razzia bei einer 77-jährigen Ärztin wegen mutmaßlicher Impfpassfälschung angerückt. Nach Angaben der Ermittler steht die Medizinerin aus dem Stadtteil Wilmersdorf im Verdacht, gegen Zahlung von jeweils mindestens 180 Euro zahlreiche falsche Impfbescheinigungen in Impfpässe eingetragen zu haben. Mit diesen konnten sich Ungeimpfte dann digitale Impfzertifikate erschleichen. Wie Polizei und Generalstaatsanwaltschaft in der Hauptstadt weiter mitteilen, erstrecken sich die Ermittlungen auch auf eine mögliche Verbindung der Frau “ins Milieu der organisierten Kriminalität”. Am Mittwoch durchsuchten Einsatzkräfte die Praxis und die Privaträume der Beschuldigten. Dabei beschlagnahmten sie Beweismittel, darunter auch mutmaßlich gefälschte Aufkleber mit Chargennummern. Die Hamburger Polizei verbietet eine für kommenden Samstag angemeldete Demonstration von 11.000 Corona-Maßnahmen-Gegnern. Als Hauptgrund nennt Polizeisprecher Holger Vehren den Infektionsschutz. Der Anmelder, ein Verein, habe die Demo unter das Motto “Gegen die Maskenpflicht und sonstige Corona-Maßnahmen” gestellt und deutlich gemacht, dass er den Demonstrationszug rund um die Binnenalster ohne Masken abhalten wolle. Er habe sich in Gesprächen auch nicht kooperationsbereit gezeigt, sagt Vehren. Angesichts der pandemischen Lage sei eine Versammlung mit 11.000 Teilnehmern ohne Masken nicht möglich, so Vehren. Vor zwei Wochen war bereits eine Großdemonstration von Gegnern der Impf- und Corona-Maßnahmen, zu der bis zu 15.000 Menschen in der Innenstadt erwartet wurden, aus Infektionsschutzgründen verboten worden. Dennoch hatten sich später rund 3000 Menschen größtenteils ohne Masken und Abstand rund um die Kunsthalle versammelt. Niedersachsens Justizministerin Barbara Havliza warnt anlässlich des Holocaust-Gedenktags vor dem Tragen eines Davidsterns mit dem Wort „ungeimpft“. “Ich halte das für strafbar”, sagt die CDU-Politikerin mit Blick auf die Demonstrationen gegen Corona-Maßnahmen. Dieselbe Einschätzung gelte für das Präsentieren der stilisierten Torbogen-Inschrift “Impfen macht frei!”, heißt es in einer Mitteilung des Ministeriums. Beides sei zuletzt bei Protesten vorgekommen und auch im Netz würden entsprechende Grafiken verbreitet. “Mit den drei Generalstaatsanwälten in Niedersachsen bin ich mir einig, dass diese Verhaltensweisen als Volksverhetzung verfolgt werden können”, sagt Havliza. Wer meine, die gegenwärtige Corona-Politik mit dem nationalsozialistischen Völkermord an Juden gleichsetzen zu können, der verharmlose den Holocaust auf perfide Art und Weise.

Booster-Impfungen könnten der EU zufolge mehrere Hunderttausend Krankenhauseinlieferungen in Europa vermeiden. Mit der bis Anfang Januar erreichten Booster-Rate sei eine Reduzierung der Fälle in der EU, Norwegen, Island und Liechtenstein um 500.000 bis 800.000 möglich, teilt die EU-Gesundheitsbehörde ECDC mit. Rund 70 Prozent der EU-Bürger sind bislang vollständig geimpft, davon hat die Hälfte zusätzlich einen Booster erhalten. Würden alle bereits Geimpften die dritte Impfung in Anspruch nehmen, könnte die Zahl der Hospitalisierungen noch niedriger ausfallen, sagt EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides. Finnland will einige der Coronavirus-Beschränkungen wegen des nachlassenden Drucks auf das Gesundheitssystem vorzeitig aufheben. “Die Belastung der Krankenhäuser ist immer noch hoch, aber die schwersten Fälle gehen zurück, und auf den Intensivstationen ist eine Wende zum Besseren eingetreten”, schreibt Gesundheitsministerin Hanna Sarkkinen. Ab dem 1. Februar werden die Beschränkungen für Veranstaltungen und Unternehmen deshalb gelockert. Wie im übrigen Europa hatten die Neuinfektionen in Finnland zuletzt deutlich angezogen. Vergangene Woche hatte die Regierung deshalb erst eine Reihe von Beschränkungen verlängert, darunter verkürzte Öffnungszeiten für Restaurants und Bars sowie Teilnehmer-Obergrenzen für öffentliche Versammlungen. Damals ging Regierungschefin Sanna Marin davon aus, dass die meisten Beschränkungen bis Mitte Februar in Kraft bleiben würden. Doch ab Anfang des Monats dürfen Restaurants nun wieder bis 21 Uhr statt 18 Uhr geöffnet bleiben. Bars müssen hingegen weiterhin um 18 Uhr schließen. Auch für kulturelle und sportliche Veranstaltungen, die von den Behörden ein niedriges Ansteckungsrisiko bescheinigt bekommen, sollen Beschränkungen fallen. Litauen verzeichnet den zweiten Tag in Folge einen Rekord bei den Corona-Neuinfektionen. Mit 10.630 registrierten Fällen binnen 24 Stunden wurde erstmals ein fünfstelliger Wert erfasst – 9490 waren es am Vortag. Der 14-Tage-Inzidenzwert stieg damit nach Angaben der Gesundheitsbehörde in Vilnius auf 2985 Infektionen pro 100.000 Einwohner – der höchste Wert in dem baltischen EU-Land mit knapp drei Millionen Einwohnern seit Beginn der Pandemie. Gesundheitsminister Arunas Dulkys hält neue Corona-Regeln für vorerst nicht notwendig. Die Pandemie könne mit den gegenwärtigen Beschränkungen eingedämmt werden, sagte er. In Frankreich sinkt die Zahl der täglichen Ansteckungen, allerdings auf sehr hohem Niveau. Die Behörden registrieren 392.168 Neuinfektionen, nach 428.008 Fällen am Vortag. Dienstag waren es über 501.000 nachgewiesene Fälle, vergangene Woche erstmals fast eine halbe Million. In Krankenhäusern seien 268 weitere Menschen in Zusammenhang mit dem Coronavirus gestorben. Insgesamt sind es damit 102.612 Todesfälle. Fahnder in Frankreich haben ein Netzwerk von Betrügern ausgehoben, das 62.000 gefälschte Impfnachweise erstellt haben soll. Die Ermittlungen einer Pariser Spezialeinheit für Cyberkriminalität hätten zur Festnahme von fünf Personen im Raum Poitiers und Lyon geführt, berichtet das Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Zunächst hatte der Sender France Info unter Verweis auf die Polizei das berichtet. Drei 22 bis 29 Jahre alte Verdächtige sollen die Daten von 35 Ärzten gehackt haben, um damit falsche Nachweise für Corona-Impfungen zu erstellen. Diese sollen sie direkt und über Mittelsmänner weiterverkauft haben. Der Betrug ist nach Hinweisen unter anderem einer Krankenkasse aufgeflogen, die in der Dokumentation auf Tausende angebliche Impfungen durch eine einzelne Krankenschwester gestoßen war, die an der Impfkampagne aber gar nicht beteiligt war. Die französische Regierung war kürzlich von rund 200.000 gefälschten Impfnachweisen ausgegangen, die im Land im Umlauf seien. Die Zahl der Corona-Neuinfektionen ist in Luxemburg weiter gestiegen. In der vergangenen Kalenderwoche betrug die Inzidenz bei den neuen Ansteckungen pro 100.000 Einwohner 2409, wie das Gesundheitsministerium des Landes mitteilt. In der Woche zuvor lag der Wert bei 1848. Am höchsten lag die Inzidenz bei Kindern bis 14 Jahren – mit einem Wert von 5320. Bei den Krankenhauseinweisungen waren laut Bericht 20 von 58 Patienten auf der Normalstation nicht geimpft. Auf der Intensivstation waren zehn von 14 Patienten nicht gegen das Coronavirus geimpft. Das Durchschnittsalter der Personen, die positiv auf das Virus diagnostiziert wurden, betrug 28 Jahre. In Italien verzeichnen die Gesundheitsbehörden 155.697 Neuinfektionen binnen eines Tages. Das seien rund 11.500 weniger als am Vortag, teilt das Gesundheitsministerium mit. 389 weitere Menschen seien im Zusammenhang mit dem Virus gestorben, am Tag zuvor seien es 426 gewesen. Seit dem Ausbruch des Virus in Italien im Februar 2020 starben 145.159 Menschen – das ist nach Großbritannien der zweithöchste Wert in Europa und der neunthöchste weltweit. Mehr als 10,54 Millionen Ansteckungsfälle wurden bislang registriert. Die Zahl der Corona-Neuinfektionen in Polen erreicht den zweiten Tag in Folge einen Höchstwert. Innerhalb von 24 Stunden kommen 57.659 neue Fälle hinzu, wie das Gesundheitsministerium mitteilt. Dies ist der höchste Wert seit Beginn der Pandemie. Zudem versterben 262 Menschen in Zusammenhang mit dem Virus. Nach einer Anweisung des Bildungsministeriums stellen alle Schulen des Landes auf Fernunterricht für Schüler ab der 5. Klasse um. Diese Regelung soll für einen Monat gelten. Auch führt Polen nun die Möglichkeit zu kostenlosen Corona-Tests ein. Ab sofort gebe es landesweit 64 Apotheken, wo sich Bürger testen lassen können, teilt Minister Adam Niedzielski mit. Weitere Apotheken hätten die Zulassung als Teststelle beantragt. Die Opposition wirft der nationalkonservativen PiS-Regierung schon länger vor, drastische Beschränkungen im Alltagsleben zu vermeiden, um Impfgegner in den eigenen Reihen nicht zu verprellen. Russland meldet einen neuen Rekord bei den Neuinfektionen. Nachdem am Vortag mit 74.692 neuen Fälle bereits der Höchstwert seit Pandemiebeginn verzeichnet wird, steigen die Zahlen aktuell noch deutlich auf 88.816 Fälle. Im Sieben-Tage-Schnitt erkranken momentan 66.622 Menschen täglich am Coronavirus. Die Zahl der Todesfälle sinkt seit ihren Höchstständen Mitte November zeitweise deutlich, scheint aktuell aber auf einem hohen Niveau zu verharren. 665 neue Todesfälle melden die Behörden derzeit. Der Sieben-Tage-Schnitt liegt mit 673 nur minimal höher, was auf langsamer sinkende Zahlen hindeutet.

Israel weitet den Kreis der Berechtigten für eine vierte Corona-Impfdosis aus. Wie das Gesundheitsministerium bekannt gibt, können in der neuen Phase der Impfkampagne auch alle immungeschwächten Menschen ab 18 Jahren eine vierte Impfstoffdosis erhalten. Dasselbe gilt für Menschen, die durch ihren Beruf einem hohen Ansteckungsrisiko ausgesetzt sind. Bislang war die vierte Impfstoffdosis nur für ältere Menschen vorgesehen. Bei der Corona-Impfung von Kindern und Jugendlichen sind nach neuen Zahlen des israelischen Gesundheitsministeriums schwere Nebenwirkungen insgesamt sehr selten. In der Gruppe der 12- bis 15-Jährigen wurde bei rund 900.000 Impfungen in 15 Fällen eine Myokarditis (Herzmuskelentzündung) gemeldet. Zwölf der Fälle traten nach der zweiten Impfdosis auf. Nur eine der Betroffenen war weiblich. Der Verlauf in der Altersgruppe war nach Angaben des Ministeriums zumeist relativ milde, alle Patienten konnten nach einigen Tagen wieder aus dem Krankenhaus entlassen werden. In der Gruppe der Fünf- bis Elfjährigen gab es laut Bericht keinen einzigen Fall von Myokarditis nach einer Impfung. Das vergleichsweise höchste Risiko hatten dagegen junge Männer im Alter von 16 bis 24 Jahren nach der zweiten Impfdosis. Eine Gruppe von Corona-Impfgegnern ist in Costa Rica gewaltsam in ein Krankenhaus eingedrungen, um einen ungeimpften sechsjährigen Jungen herauszuholen. Nach Angaben der Leiterin des Krankenhauses in Heredia, Priscilla Balmaceda, überfielen rund 30 mutmaßliche radikale Impfgegner Sicherheitsbeamte, Patienten und medizinisches Personal und versuchten, den Jungen mitzunehmen. Dessen Eltern hatten sich einer Impfung ihres Sohnes widersetzt. Der Junge war einige Tage zuvor wegen einer Atemwegserkrankung in das Krankenhaus eingeliefert worden und sollte auf Empfehlung der Ärzte geimpft werden. Wenige Minuten nach einem “respektvollen Gespräch” mit dem Vater, einem Rechtsberater, in dem es darum gegangen sei, dass der Sozialdienst sein grünes Licht für die Entlassung des Kindes geben müsse, hätten die Impfgegner das Krankenhaus gestürmt, berichtete Balmaceda.

Beitragsfoto © blende12 (Pixabay)

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