Der Inzidenzwert bei den Neuinfektionen in Deutschland ist erneut stark gestiegen. Das Robert-Koch-Institut gibt die Sieben-Tage-Inzidenz mit 335,9 an. Am Vortag hatte sie bei 303,4 gelegen, vor einer Woche bei 220,3. Die Inzidenz liegt damit wieder so hoch wie zuletzt vor Weihnachten. Wie das RKI unter Berufung auf Daten der Gesundheitsämter mitteilt, wurden binnen 24 Stunden 55.889 Neuinfektionen verzeichnet. Es war bereits der vierte Tag in Folge mit mehr als 50.000 Neuinfektionen. Vor einer Woche waren es noch 26.392. Die Ansteckungsrate (7-Tage-R-Wert) wird vom Robert-Koch-Institut (RKI) mit 1,26 angegeben (Vortag: 1,16). Laut DIVI-Intensivregister werden in Deutschland derzeit 3378 Covid-19-Patienten intensivmedizinisch behandelt, 2032 davon werden invasiv beatmet. Deutsche Intensivmediziner drängen auf die erneute Feststellung der epidemischen Lage in ganz Deutschland. “Als wichtiges Werkzeug empfinden wir immer noch das Ausrufen der epidemischen Lage nationaler Tragweite. Dieses fehlt aktuell”, sagt der Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI), Gernot Marx, der “Rheinischen Post”. Man solle diese Möglichkeit für den Notfall verfügbar haben, um schnell auf dynamische Entwicklungen in der Pandemie antworten zu können. Hier müsse die Politik noch nachbessern. Vier von 16 Bundesländern melden neue Höchstwerte bei den Tageszuwächsen, wobei der Umfang der Nachmeldungen weiterhin unklar ist. Besonders stark ist der Anstieg in Bremen. Die Zahl der Todesfälle im Zusammenhang mit einer Infektion stieg um 252 auf 13.705. Seit Beginn des Coronavirus-Ausbruchs in Sachsen sind dort bisher 13.281 Menschen im Zusammenhang mit einer Infektion gestorben. Das entspricht einem Anteil von 327,4 Toten je 100.000 Einwohnern, wie aus den Daten der zuständigen Landesbehörde hervorgeht. Das ist der mit Abstand höchste Wert unter den Bundesländern. In Thüringen kommen den Angaben der Landesbehörden zufolge bisher 284,7 Covid-19-Tote auf 100.000 Einwohner. Zum Vergleich: In Schleswig-Holstein sind es lediglich 65,1. Sachsen weist zudem die bundesweit höchste Genesenenquote auf. 15,4 Prozent der Bevölkerung haben sich nachweislich mit dem Virus infiziert. Im Kampf gegen die Pandemie werden die Quarantäne für Kontaktpersonen und die Isolierung Infizierter verkürzt und vereinfacht. Nach einem Bund-Länder-Beschluss werden Kontaktpersonen von der Quarantäne ausgenommen, wenn sie eine Auffrischungsimpfung haben, frisch doppelt geimpft sind, geimpft und genesen sind oder frisch genesen. Für alle Übrigen sollen Isolation oder Quarantäne in der Regel nach zehn Tagen enden, wenn sie sich nicht vorher freitesten lassen. Die Ärzteorganisation Marburger Bund kritisiert mehrere Beschlüsse der Ministerpräsidentenkonferenz als unzureichend. Die Quarantäne-Befreiung für frisch geimpfte und genesene Kontaktpersonen sei “medizinisch fragwürdig”, sagt die Marburger-Bund-Vorsitzende Susanne Johna der “Neuen Osnabrücker Zeitung”. Ein von der Delta-Variante genesener Mensch sei zum Beispiel nicht gegen die Omikron-Variante immun. Deswegen müsse bei engem Kontakt im häuslichen Umfeld auch für frisch Geimpfte und Genesene eine Quarantäne gelten, fordert Johna.Die Beschlüsse von Bund und Ländern stoßen beim Handwerksverband auf Zustimmung. Es sei gut, dass man sich auf flexible Quarantäne- und Isolationsvorgaben verständigt habe und auch künftig darauf setze, die Impfungen voranzutreiben, sagt der Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH), Hans Peter Wollseifer. Die Beschlüsse ließen das Bemühen erkennen, bei der Pandemiebekämpfung die Balance zwischen dem Gesundheitsschutz einerseits und möglichst wenigen einschränkenden Regelungen für Wirtschaft und Gesellschaft andererseits zu erreichen. Die nun vorgesehenen Quarantäne- und Isolationszeiten trügen der Notwendigkeit Rechnung, Wirtschaft und öffentliches Leben nicht zum Stillstand kommen zu lassen. “Dass ein bundesweiter Lockdown weiter vermieden wird, ist im Sinne unserer Handwerksbetriebe”, sagt er. “Durch erneute Komplettschließungen würden viele von ihnen in eine existenzbedrohende Lage geraten.” Die Omikron-Variante werde Deutschland noch lange beschäftigen, sagt Bundeskanzler Olaf Scholz. Es könne noch keine Entwarnung gegeben werden. Die Infektionszahlen würden weiter steigen, auch mit einer steigenden Zahl von Patienten in den Krankenhäusern. In Deutschland wurden bisher insgesamt 62.974 Covid-19-Fälle Omikron zugeordnet. Das sind 11.502 Fälle (beziehungsweise 22 Prozent) mehr als am Vortag (inklusive Nachmeldungen für die vergangenen Wochen). Das geht aus einem aktuellen Bericht des Robert-Koch-Instituts hervor. Von den Betroffenen wurden seit der Kalenderwoche 46 im vergangenen Jahr (15.11.-21.11.) 632 ins Krankenhaus eingeliefert. 16 Personen starben. “Das aktuelle Geschehen in Deutschland wird zunehmend auch von der besorgniserregenden Variante Omikron bestimmt”, schrieb das RKI in seinem gestrigen Wochenbericht. In der Kalenderwoche 52 (bis 2.1.) gingen laut Meldedaten aus den Bundesländern 44,3 Prozent der auf Varianten untersuchten Corona-Nachweise auf Omikron zurück. Eine Woche zuvor wurde der Wert noch mit 15,8 Prozent angegeben.
Nach den Bund-Länder-Beratungen zur Eindämmung der Omikron-Welle kritisiert die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKH) die aus ihrer Sicht immer noch mangelnde finanzielle Unterstützung der Krankenhäuser. “Auch nach diesen Beschlüssen bleibt der Rettungsschirm für die Krankenhäuser unvollständig und löchrig”, sagt DKH-Chef Gerald Gaß der “Rheinischen Post” einem Vorabbericht zufolge. 5600 Krankenhäuser seien weiterhin nicht einbezogen und bekämen keinen Ausgleich, obwohl sie durch die Corona-Pandemie massiv beeinflusst seien. Hier müsse der Gesetzgeber umgehend nachbessern. Was sich gestern schon andeutete, ist nun beschlossen: Bund und Länder haben sich bei ihren Beratungen auf eine 2G-plus-Regelung für die Gastronomie geeinigt.Zutritt zu Restaurants, Kneipen, Bars und Cafés haben dann nur noch doppelt Geimpfte und Genesene mit einem aktuellen Test. Die sogenannte 2G plus-Regel gilt demnach bundesweit und unabhängig von der lokalen Inzidenz. Ausgenommen von der Testpflicht sind geboosterte Personen ab dem Tag ihrer Auffrischungsimpfung. Wer weder Impf- noch Genesenennachweis erbringen kann, bleibt der Zutritt in gastronomische Betriebe gänzlich verwehrt. Bundeskanzler Olaf Scholz verteidigt das Vorhaben: “Das ist eine strenge Regelung”, sagt der SPD-Politiker. “Aber es ist eine Notwendige, die dazu beiträgt, (…) dass wir die Infektionen besser kontrollieren können als es jetzt der Fall ist.” Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hält die geplanten schärferen Zugangsregeln für die Gastronomie für ein zentrales Instrument im Kampf gegen die Corona-Variante Omikron. “Das ist eine deutliche Verbesserung, weil das war eine wichtige Quelle der Infektionen”, sagt in der Sendung “ZDF Spezial”. Stundenlang ohne Maske in einem Gasthaus zu sitzen, sei angesichts der raschen Ausbreitung von Omikron sehr gefährlich. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach erwartet langfristig nach eigenen Angaben länderübergreifend einheitliche Vorgaben etwa für die Gastronomie. “Ich glaube, wir werden hier eine bundeseinheitliche Regelung zum Schluss haben”, sagt er in der ARD zu dem Hinweis, in Sachsen-Anhalt und Bayern würden die Regelungen infrage gestellt. “Die Bürger erwartet diese Einheitlichkeit und so habe ich auch die Beschlüsse von heute verstanden.” Sachsen-Anhalt bleibt zunächst bei seinen derzeit geltenden Maßnahmen und wird in der Gastronomie nicht zusätzlich auf Tests für Genesene und Geimpfte (2G plus) setzen. In Sachsen-Anhalt gebe es anders als in anderen Bundesländern fast nur die Delta-Variante des Coronavirus, deshalb seien neue Maßnahmen zunächst nicht nötig, sagt Ministerpräsident Reiner Haseloff. “Es ist unsere Aufgabe, differenzierte Lösungen zu finden.” Jeder finde seine eigene Taktung. In Sachsen-Anhalt müssten Gäste in der Gastronomie geimpft oder genesen sein, es bleibe bei der 2G-Regelung, sagt Haseloff. Die derzeit geltende Landesverordnung solle wie geplant bis zum 18. Januar in Kraft bleiben. Der Landesregierungschef und Gesundheitsministerin Petra Grimm-Benne sagen, Sachsen-Anhalt bleibe dabei, dass Geboosterte bei 2G plus einen negativen Test vorweisen müssen. Bayerns Ministerpräsident Markus ist „skeptisch“, ob die von Bund und Ländern beschlossene 2G-plus-Regel für die Gastronomie sinnvoll ist. In Bayern seien anders als in anderen Bundesländern bereits seit längerem Bars, Kneipen und Diskotheken geschlossen, sagt Söder nach der Ministerpräsidentenkonferenz. Er habe bei den Beratungen erfolglos auf eine solche konsequentere Regelung gedrungen. Er frage sich, ob 2G plus in der normalen Gastronomie jenseits von Diskotheken und Bars sinnvoll sei. “Wir sind da sehr, sehr zurückhaltend und skeptisch”, so Söder. Der bayerische Gesundheitsminister werde prüfen, ob diese Regelung im Freistaat notwendig sei. Die Bund-Länder-Beratungen nennt Söder einen “Zwischenbericht”. Es seien noch viele wissenschaftliche Fragen vor allem zur Omikron-Variante offen. Es gehe darum, auf Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse und “rechtlich angemessen” zu entscheiden. Der Präsident des Deutschen Städtetages, Markus Lewe, sieht Lücken in den Corona-Beschlüssen von Bund und Ländern. “Wir hätten uns gewünscht, dass sich Bund und Länder vorsorglich über Konzepte verständigt hätten für den Fall, dass ein Normalbetrieb im Bereich Schule und Kita nicht mehr möglich ist”, sagt der Oberbürgermeister von Münster den Zeitungen der Funke Mediengruppe. “Wir haben die Sorge, dass gerade hier die Infektionen bei Kindern und Beschäftigten ansteigen. Für diesen Fall ist leider die Strategie von Bund und Ländern unklar”, kritisiert Lewe. Er forderte von Bund und Ländern ein Sofortprogramm für Schulen und Kitas, um die Stunden von Teilzeitkräften erhöhen und Aushilfskräfte einsetzen zu können. Die Lehrergewerkschaft GEW und der Deutsche Lehrerverband kritisieren die neuen Quarantäneregeln im Schulbereich. “Dadurch setzten wir alle, die sich an Schulen aufhalten, einer erhöhten Infektionsgefahr aus”, sagt Andreas Keller, stellvertretender GEW-Vorsitzender, der Funke Mediengruppe. Der Vorsitzende des Deutschen Lehrerverbands, Heinz-Peter Meidinger, erklärt darin: “Wenn diese Aufweichung der Quarantäneregeln dazu führt, dass mehr Infizierte unerkannt in Schulen herumlaufen, wird der Schuss nach hinten losgehen.”
Der Chef des Corona-Krisenstabes im Kanzleramt, Generalmajor Carsten Breuer, steht laut einem Bericht des „Spiegel“ seit seinem Amtsantritt unter Personenschutz. Der Soldat, der für die Bundesregierung den Kampf gegen die Pandemie koordinieren soll, gilt demnach offensichtlich als besonders gefährdet durch mögliche Übergriffe von Coronaleugnern. Der General werde daher bei öffentlichen Auftritten durch Feldjäger der Bundeswehr begleitet, zitierte das Magazin seinen Sprecher. Zur konkreten Gefährdungslage wurden demnach keine Angaben gemacht. Breuer selbst sagte laut “Spiegel” zu Gesprächspartnern, er habe nie mit einer derartigen Bewachung und Bedrohung gerechnet. In den vergangenen Wochen hatte es wiederholt Drohungen gegen Politikerinnen und Politiker durch Gegner der staatlichen Corona-Schutzmaßnahmen gegeben. Gegen das aktuell geschlossene Impfzentrum in Wernigerode hat es eine Bombendrohung gegeben. Laut Polizei habe eine derzeit unbekannte Person gegen Mittag beim Landkreis Harz angerufen, die Einstellung des Impfbetriebs gefordert und mit einer Bombe gedroht. In Absprache mit dem Landkreis sei der folgende Polizeieinsatz auf das Impfzentrum im nur wenige Kilometer entfernten Quedlinburg ausgeweitet worden. Das geöffnete Impfzentrum sei evakuiert worden, hieß es. In beiden Fällen seien Sprengstoffsuchhunde im Einsatz gewesen, mehrere Dutzend Menschen wurden der Polizei zufolge in Sicherheit gebracht. Der Vorsitzende der, Nordrhein-Westfalens Regierungschef Hendrik Wüst, verurteilt die Bedrohung von Amtsträgern scharf. Auch im Westen Deutschlands seien immer mehr sogenannte Spaziergänge von “Querdenkern”, Corona-Leugnern und Impfgegnern zu sehen, sagt Wüst. Klar sei, das Demonstrationsrecht gelte auch in der Pandemie. “Aber die Bedrohung und Einschüchterung von Amtsträgern, von Verantwortungsträgern oder gar Angriffe auf sie tolerieren wir nicht”, betont Wüst. Er verweist auch auf Hass und Drohungen durch Corona-Leugner und Impfgegner. Er dankt allen Beschäftigten in Krankenhäusern, in Behörden, Polizisten und Ordnungskräfte, “dass sie trotzdem ihre Pflicht tun und sich nicht beirren lassen”. “Wir stehen an ihrer Seite”, unterstreicht Wüst. Wegen des Vorwurfs, gefälschte Testzertifikate ausgestellt zu haben, nimmt die Polizei in Bremen Ermittlungen auf. “Wir prüfen den Anfangsverdacht einer Straftat”, sagt ein Polizeisprecher. Anlass für die Ermittlungen ist ein Bericht von Radio Bremen. Nach Recherchen von dessen Regionalmagazin “Buten un Binnen” soll ein Bremer Testanbieter negative PCR-Testzertifikate an Kunden ausgegeben haben, ohne dass alle Abstriche untersucht worden seien. Der Verantwortliche der Bremer Teststation hat dem Bericht zufolge einige wenige Probleme mit PCR-Tests am ersten Weihnachtstag eingeräumt. Er habe auch von Abspracheproblemen zwischen ihm und seiner Belegschaft gesprochen, heißt es in dem Medienbericht. Nach Behauptungen von Mitarbeitern solle es aber mehr Fälle gegeben haben.
Die Bundesregierung legt die Messlatte für die sogenannte Herdenimmunität nach oben. “Unser Ziel muss es sein, zu einer Quote von 95 Prozent vor allem bei den gefährdeten Gruppen zu kommen”, sagt die parlamentarische Staatssekretärin im Bundesgesundheitsministerium, Sabine Dittmar, der “Augsburger Allgemeinen”. “Man hat am Anfang gedacht, dass eine Quote von 70 Prozent für die Herdenimmunität ausreicht. Das allerdings reicht, wie wir jetzt wissen, vor dem Hintergrund der zahlreichen Mutationen nicht aus.” Omikron biete eine gewisse Chance, von einer weltweiten Pandemie in eine Endemie zu kommen. Aber dazu “brauchen wir noch mehr Impfungen”, sagt Dittmar. Die Biotech-Firma Curevac kündigt einen neuen Anlauf bei mRNA-Impfstoffen an. Im ersten Quartal solle eine klinische Studie der Phase 1 CV2Cov beginnen, teilt das Tübinger Unternehmen mit. Im dritten Quartal solle dann mit einer Studie eines Impfstoffes der zweiten Generation begonnen werden. Curevac hatte im Oktober nach einem Studien-Flop bei dem Impfstoffkandidaten der ersten Generation das Zulassungsverfahren abgebrochen. CVnCoV zeigte dabei in der entscheidenden klinischen Studie nur eine Wirksamkeit von 48 Prozent, deutlich weniger als Mittel von Biontech/Pfizer oder Moderna. Teile der FDP sind für eine gestaffelte und selektive Impfpflicht. “Der Maßstab für unser Handeln müssen nicht die Infektionszahlen, sondern die Krankheitszahlen sein”, sagt der FDP-Abgeordnete Andrew Ullmann der “Augsburger Allgemeinen” laut einem Vorabbericht. “Wenn diese sich trotz aller anderen Maßnahmen erhöhen, könnte eine selektive, altersbezogene Impfpflicht greifen, zum Beispiel für Menschen ab 50 Jahren.” Der Professor für Infektiologie an der Uni Würzburg arbeite federführend mit anderen Liberalen an einem entsprechenden Gruppenantrag, berichtet das Blatt. FDP-Fraktionsvize Wolfgang Kubicki führe einen Gruppenantrag an, der sich dagegen ausspreche. Die Bundesregierung will angesichts drohender weiterer Corona-Wellen die raschere Entwicklung von Impfstoffen ermöglichen. “Wenn wir eine Variante bekommen, die so ansteckend ist wie Omikron, aber deutlich tödlicher, müssten wir in allerkürzester Zeit in der Lage sein, einen neuen Impfstoff zu entwickeln und zu produzieren”, sagte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach der “Welt am Sonntag”. Darauf bereite sich die Bundesregierung “mit Hochdruck” vor. “Wir sind gerade dabei, eine Struktur dafür zu schaffen”, sagte Lauterbach. “Wir brauchen eine stehende Infrastruktur.” Vernünftig wäre es, die Impf-Infrastruktur so zu gestalten, dass zu jedem Zeitpunkt möglichst umgehend die Bevölkerung geimpft werden kann, fügte der SPD-Politiker hinzu. “Deutschland ist derzeit in einer vulnerablen Phase. Es kann jederzeit zu einem weiteren schweren Ausbruch kommen”, warnte er. “Wir dürfen nicht der naiven Annahme verfallen, es sei gleich vorbei. Es ist nicht vorbei.” Citigroup macht bei der Impfpflicht ernst. Mitarbeiter der Wall-Street-Bank müssen einem Insider zufolge bis zum 14. Januar geimpft sein, wenn sie ihren Job behalten wollen. Das Geldhaus setze damit eine im Oktober angekündigte Firmenpolitik um. Rund um den Jahreswechsel sind in Köln bis zu 2000 Dosen eines abgelaufenen Corona-Impfstoffes an Bürger verabreicht worden. Das teilt die Stadt nun mit. Die Panne sei bei einer routinemäßigen Überprüfung der mobilen Impfangebote aufgefallen, die in Köln im Auftrag der Stadt von verschiedenen Dienstleistern übernommen würden. Zwei Dienstleister hätten zwischen dem 26. Dezember 2021 und dem 5. Januar 2022 bis zu 2000 Menschen mit einem Impfstoff geimpft, der bereits als abgelaufen galt. Eine gesundheitliche Gefahr gehe davon nicht aus, betont die Stadt. “Wir schließen eine gesundheitsschädliche Wirkung durch den verabreichten Impfstoff aus”, sagt der Leiter des Kölner Gesundheitsamts, Johannes Nießen. Was die Wirksamkeit angehe, ließen Erfahrungen aus vergleichbaren Fällen den Schluss zu, dass dennoch ein Impfschutz bestehe. Dazu sei die Stadt im Gespräch mit dem Paul-Ehrlich-Institut. Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey mahnt dazu, bei der Einführung einer allgemeinen Impfpflicht ausreichend Zeit zu lassen für den Gesetzgebungsprozess. Es werde “noch im Januar eine Orientierungsdebatte dazu geben” im Bundestag. Im Februar werde dann der Gesetzgebungsprozess eingeleitet. Der Zeitplan müsse würdigen, dass auch Gesetzgebungszeit benötigt werde für diese schwierige Frage, die 80 Millionen Menschen betreffe. Kanzler Olaf Scholz hat um Vertrauen in den Impfstoff von Moderna geworben. Alle zur Verfügung stehenden Impfstoffe seien gut, besonders die von Moderna und Biontech, sagt der SPD-Politiker. Hintergrund sind Vorbehalte gegenüber dem Vakzin des US-Herstellers Moderna. Bund und Länder unterstützen auf breiter Linie eine allgemeine Corona-Impfpflicht in Deutschland. “Alle 16 Regierungschefinnen und Regierungschefs der Länder haben sich dazu bekannt, dass sie für eine allgemeine Impfpflicht sind”, sagt Bundeskanzler Olaf Scholz nach der Ministerpräsidentenkonferenz. “Ich fühle mich da maximal unterstützt.” Der Bundestag werde dazu demnächst beraten. Es sei gut, wenn am Ende der Debatte eine allgemeine Impfpflicht stehe. Scholz sagt, die Impfkampagne habe zwar Fortschritte gemacht. Doch es gelte nach wie vor: “Die Impfquote in Deutschland ist unverändert nicht sehr hoch.” Für die Impfkampagne stehen nach Angaben des Gesundheitsministeriums zehn Millionen Impfdosen pro Woche und damit ausreichend Vakzine zur Verfügung. Man werde die Länder unterstützen, niedrigschwellige Impfangebote anzubieten, sagt ein Sprecher. Hintergrund ist, dass im neuen Jahr das Impftempo deutlich nachgelassen hat. In Deutschland haben inzwischen 34,570 Millionen Menschen ihre Auffrischungsimpfung erhalten. Damit sind 41,6 Prozent geboostert, wie aus den Daten des Robert-Koch-Instituts (RKI) hervorgeht. Bei der aktuell diskutierten 2G-plus-Regelung in der Gastronomie sollen Geboosterte von der Testpflicht befreit sein. Am Donnerstag wurden nach Angaben des RKI 595.189 Impfungen verabreicht, davon waren 470.517 Auffrischimpfungen, 43.404 Menschen ließen sich erstmals impfen. Die Zahl liegt bisher weit unter der Marke, die nötig ist, um die von der Regierung angepeilten 30 Millionen Corona-Impfungen im Januar zu erreichen.
Ein Blick auf die Corona-Europa-Landkarte zeigt: Die Inzidenzzahlen steigen allerorten deutlich. In Frankreich, Großbritannien, Tschechien, Frankreich, Spanien und Österreich explodieren die Zahlen. Die Maßnahmen der Regierungen sind aber in manchen Fällen nicht so scharf wie in Deutschland. Wegen massiver Personalausfälle durch die heftige Omikron-Welle greift die schottische Polizei auf Bewährungshelfer und Spezialeinheiten zurück. Rund 600 Kräfte aus diesen Bereichen sollen der Polizei in Schottland ab Montag helfen, wie die BBC berichtet. In der letzten Woche des Jahres 2021 waren bereits rund 1700 Polizistinnen und Polizisten in Schottland wegen Corona krankgeschrieben oder in Quarantäne, das war gut ein Drittel mehr als in der Vorwoche. Kommissar Alan Speirs sagt: “Omikron hat einen signifikanten Effekt auf das Land und damit auch auf die schottische Polizei.” Man sei aber in der Lage, Kräfte aus verschiedenen Bereichen flexibel zu verschieben und dort einzusetzen, wo sie am dringendsten benötigt würden. Auch im britischen Gesundheitsdienst hat dies bereits begonnen. Zusätzlich wird das Militär eingesetzt, um eine Überlastung des Systems zu vermeiden. In den Niederlanden sind so viele Neuinfektionen innerhalb von 24 Stunden verzeichnet worden wie nie zuvor. Fast 35.000 und damit gut 10.000 mehr als am Vortag wurden registriert, wie das zuständige Gesundheitsinstitut RIVM mitteilt. Noch nie zuvor in der Pandemie war an einem Tag die Marke von 25.000 überschritten worden. Trotz des harten Lockdowns steigen die Infektionszahlen seit gut einer Woche deutlich. Als Grund wird die schnelle Ausbreitung der Omikron-Variante genannt, die in den Niederlanden bereits dominant ist. Die extrem hohe Zahl am Freitag wird zum Teil auch mit einer technischen Störung am Vortag erklärt. Aber auch im Wochendurchschnitt registrierten die Behörden einen deutlichen Anstieg positiver Tests um 63 Prozent im Vergleich zur Vorwoche. Experten rechnen damit, dass in Kürze auch die Zahl der Patienten in Krankenhäusern deutlich zunehmen werde. Die Regierung will Ende nächster Woche entscheiden, ob der Lockdown fortgesetzt oder gelockert wird. Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron verteidigt nach hitzigen Debatten seine Wortwahl bezüglich Ungeimpfter. Er stehe vollkommen zu seinen Äußerungen, sagt Macron. Man könne sich über Formulierungen aufregen, die umgangssprachlich erschienen seien, doch er könne es nicht akzeptieren, dass manche im Namen ihrer Freiheit andere gefährdeten. “Es lag meiner Meinung nach in meiner Verantwortung, (…) ein wenig Alarm zu schlagen”, so Macron. Dies habe er getan. Macron hatte in einem am Mittwoch veröffentlichten Interview mit der Zeitung “Le Parisien” mit einem deutlichen und teils vulgär verstandenen Vokabular davon gesprochen, Ungeimpfte in der Pandemie bis zum Ende nerven zu wollen. In dem Interview hatte Macron mit Blick auf Impfgegner zudem gesagt, ein Unverantwortlicher sei kein Bürger mehr. Seine Aussagen waren in Opposition und Gesellschaft teils auf heftige Kritik gestoßen. Macron führte nun aus: “Bürger sein, heißt, Rechte und Pflichten haben.” Die Freiheit, sich nicht impfen zu lassen, höre da auf, wo sie die Freiheit anderer einschränke, das Leben anderer in Gefahr bringe. Bei der Umsetzung der Impfpflicht in Österreich ab Februar bahnen sich technische Probleme an. Das für Gesundheitsdaten zuständige Informationssystem Elga und deren Partner benötigten für die technische Umsetzung der Impfpflicht über das nationale Impfregister mindestens bis 1. April 2022, heißt es in einer Stellungnahme. Man sei bei Erstellung des Begutachtungswurfes nicht konsultiert worden, so die Elga. Die zeitliche Verzögerung solle “für ein finanzielles Anreizsystem mittels Gutscheinen für alle Personen mit drei Teilimpfungen genutzt werden”. Auch Datenschützer üben Kritik an dem Entwurf der Regierung. Die Begutachtungsfrist endet am Montag. Bisher sind Zehntausende Schreiben im Parlament eingegangen, darunter viele Serienbriefe von Impfskeptikern.
Indien verzeichnet das Gesundheitsministerium rund 142.000 Neuinfektionen binnen 24 Stunden. Das ist der höchste Wert seit Ende Mai. In den Städten kommt die Omikron-Mutante bereits häufiger vor als die Delta-Variante des Coronavirus. Insgesamt wurden 35,37 Millionen Infektionsfälle nachgewiesen, das ist weltweit der zweithöchste Wert nach den USA. Australien verzeichnet 96.454 Neuinfektionen, eine Rekordzahl für das Land, das die Verbreitung des Coronavirus fast zwei Jahre lang mit der Schließung von Landesgrenzen und Lockdowns kontrollieren konnte. Das Land erlebt zurzeit einen Ausbruch der hochansteckenden Omikron-Variante. Auch Wirtschaftsminister Josh Frydenberg hat sich infiziert, wie er auf Facebook mitteilte. 90 Prozent der über 16-jährigen Australier sind mindestens zweimal geimpft. Angesichts überlasteter Krankenhäuser haben mehrere Regionalstaaten wieder Beschränkungen eingeführt. Als fünftes Land der Welt hat Mexiko in der Coronavirus-Pandemie inzwischen mehr als 300.000 Todesopfer registriert. Der nordamerikanische Staat meldete am Freitag 131 neue Todesfälle, womit die Gesamtzahl bei 300.101 lag. Mehr Todesopfer infolge einer Covid-19-Erkrankung haben bisher nur die USA, Brasilien, Indien und Russland verzeichnet. In Mexiko wird äußerst wenig auf das Coronavirus getestet. Dennoch nahm die Zahl der offiziell bestätigten Neuinfektionen zuletzt deutlich zu. In den USA verschieben zahlreiche Krankenhäuser wegen der rasant steigenden Fallzahlen immer mehr nicht dringend benötigte Operationen, um Betten für Corona-Patienten freizuhalten und auf Personalengpässe zu reagieren. Entsprechende Ankündigungen liegen bereits aus mehr als der Hälfte aller Bundesstaaten vor, wie aus einer Reuters-Auswertung öffentlicher Mitteilungen und lokaler Medienberichte hervorgeht. Die meisten Gebiete, in denen Kliniken sogenannte elektive Operationen aussetzen, haben im Dezember oder Januar entweder einen Höchststand oder einen Anstieg der täglichen Krankenhausbelegungsraten mit Corona-Patienten verzeichnet. Der Sieben-Tages-Durchschnitt der in Krankenhäuser eingelieferten Covid-19-Patienten stieg nach Behördenangaben gegenüber der letzten Woche um 60 Prozent auf 16.458 pro Tag. Gleichzeitig sind landesweit über 82 Prozent der Betten auf Intensivstationen belegt, zu 27 Prozent mit Corona-Patienten.
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