Frauen sollten Bluthochdruck ernster nehmen

Die Pressemitteilung des Sana Klinikums Remscheid entnehmen wir dem Waterbölles, dem kommunalpolitischen Forum für Remscheid:

Bluthochdruck setzt das Herz unter Druck. Und davon sind – anders als landläufig vermutet – nicht vor allem Männer betroffen. Weitaus mehr Frauen als gedacht leiden unter dieser oftmals lange unentdeckt bleibenden Krankheit und setzen sich unbewusst einem hohen Risiko aus. Professor Dr. med. Burkhard Sievers, Chefarzt der Klinik für Kardiologie, Angiologie, Pneumologie, Nephrologie und Intensivmedizin im Remscheider Sana-Klinikum, ist einer von wenigen Gendermedizinern in Deutschland. „Mit den geschlechtsspezifischen Unterschieden von Erkrankungen beschäftigen wir uns weltweit immer noch zu wenig“, warnt der Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie und Angiologie.

Zwischen 20 und 30 Millionen Menschen in Deutschland leiden an zu hohem Blutdruck. Der liegt vor, wenn er in Ruhe gemessen höher als 140/90 mmHg beträgt. Bis zu den Wechseljahren haben Frauen seltener Bluthochdruck als Männer, danach kehrt sich das Verhältnis um. Woran liegt das? „Durch den sinkenden Östrogengehalt in den Wechseljahren sind Frauen besonders gefährdet, einen Bluthochdruck zu entwickeln. Bis dahin schützen Östrogene die Gefäße und sorgen dafür, dass sie elastisch bleiben. Das ändert sich durch die Menopause“, erläutert Professor Sievers. Doch hier lauert eine große Gefahr: „Die Anzeichen des Bluthochdrucks werden häufig den Beschwerden der Wechseljahre zugeordnet und in einem Kontext mit Nervosität, Schlafstörungen Stimmungsschwankungen Konzentrationsproblemen, Kopfschmerzen Schwindel und nachlassender Leistungsfähigkeit sowie Luftnot bei Belastung gesehen“, so die Erfahrung des Mediziners. Somit wird das Problem oft lange nicht erkannt. Weitere generelle Risikofaktoren für das Auftreten von Bluthochdruck sind genetische Veranlagung, familiäre Häufung, Übergewicht, hoher Alkoholkonsum, Bewegungsmangel, ungesunde Ernährung,

Rauchen, höheres Lebensalter und Stress. Seltenere Ursachen sind Nierenkrankheiten, Stoffwechselstörungen, Schilddrüsenerkrankungen, Schwangerschaft oder Nebenwirkungen von Medikamenten, auch hormonelle Verhütungsmittel. So haben insbesondere jüngere Frauen, die orale Kontrazeptiva nehmen und an Diabetes leiden, eine erhöhte Rate an Herzinfarkten. Zudem ist das Bluthochdruckrisiko bei Frauen, die die Pille einnehmen und übergewichtig sind, um das Zwei- bis Dreifache erhöht.

Folglich ist immens wichtig, dass auch Frauen ihren Blutdruck im Blick behalten und bei ihrem Hausarzt oder Gynäkologen das Thema ansprechen. Dabei empfiehlt Gendermediziner Professor Sievers, bei allen Blutdruckdefinitionen und Grenzwerten zwischen Frauen und Männern zu unterscheiden. „Beim Blutdruck werden Frauen und Männer leider oft in einen Topf geworfen“, sagt er. Dies müsse dringend geändert werden. Alles deute darauf hin, dass Frauen niedrigere Blutdruckgrenzwerte haben sollten als Männer. So steige das Risiko für Herz- und Gefäßereignisse wie Herzinfarkt und Schlaganfall bei Frauen schon bei niedrigeren Blutdruckwerten deutlicher an als dies bei Männern der Fall sei. Optimal sei möglicherweise für Frauen ein Blutdruckgrenzwert von 120/80 mmHg anstelle von 140/90 mmHg, wie er gemeinhin empfohlen wird, um das Risiko für Herzerkrankungen und Schlaganfälle zu reduzieren.

Grundsätzlich müssten Forschungen und Studien auf geschlechtsspezifische Unterschiede ausgelegt und bei Frauen insbesondere die unterschiedlichen hormonellen Phasen berücksichtigt werden, rät Professor Sievers und fordert eine bessere Schulung und Ausbildung auch der Mediziner. Gendermedizin sollte bereits im Studium ein fester Bestandteil des Curriculums sein. Tipp: Eine Blutdruckmessung über 24 Stunden ist wesentlich genauer als Blutdruck-Einzelmessungen oder Selbstmessungen. Hier wird der Blutdruck bis zu 40 mal tagsüber und 20 mal nachts gemessen. Aufgrund der Durchschnittswerte kann dann ermittelt werden, ob eine Bluthochdruckerkrankung vorliegt oder nicht. In der Langzeitblutdruckmessung sollten die Grenzwerte tagsüber bei Blutdruckwerten unter 135/85 mmHg und nachts unter 120/70 mmHg liegen. Mehr Info unter https://www.herzstiftung.de oder https://www.herzstiftung.de/ihre-herzgesundheit/gesund-bleiben/bluthochdruck. (Katharina Stratos)

Beitragsfoto © Antonio_Corigliano (Pixabay)

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