Erstmals seit Wochen ist die Sieben-Tage-Inzidenz leicht gesunken. Sie liegt nun bei 452,2, am Vortag noch bei 452,4. Die Gesundheitsämter haben dem Robert-Koch-Institut (RKI) 45.753 Neuinfektionen gemeldet. Das sind 427 Fälle mehr als am Dienstag vor einer Woche. 388 weitere Menschen starben im Zusammenhang mit dem Virus. Vor einer Woche waren es 309 Tote. Damit kommt Deutschland langsam in den von RKI-Chef Lothar Wieler prognostizierten Bereich von etwa 400 täglichen Todesfällen. Die Ansteckungsrate (Sieben-Tage-R-Wert) wird vom Robert-Koch-Institut (RKI) mit 0,93 angegeben (Vortag: 1,03). Laut DIVI-Intensivregister werden in Deutschland derzeit 4599 Covid-19-Patienten intensivmedizinisch behandelt, 2356 davon werden invasiv beatmet. Rund 3181 Intensivbetten sind in den deutschen Kliniken derzeit noch frei.
Mit Blick auf die aktuelle Corona-Lage in Deutschland sollte nach Ansicht einer Expertengruppe jetzt die rechtliche Grundlage für eine Art Not-Schutzschalter und andere weitreichende Maßnahmen geschaffen werden. “Gerade in Hinblick auf die neue Omikron-Variante ist eine solche Vorsorge dringend erforderlich”, heißt es in einer Stellungnahme der Gruppe um die Physikerin und Modelliererin Viola Priesemann. Die Zahl der Infektionen mit der Delta-Variante steige weiterhin deutlich an. Modelle zeigen demnach, dass bei Impf- und Booster-Raten von ein bis zwei Prozent der Bevölkerung pro Tag die Spitzenwerte der Sieben-Tage-Inzidenz im Dezember erreicht werden. Aus dieser Prognose folge, dass die Spitzenbelastung in der Intensivmedizin für Ende Dezember, Mitte Januar zu erwarten ist. Zentrale Maßnahme, damit der Anstieg der Inzidenz und der Hospitalisierung verlangsamt oder schnell gestoppt werden könne, ist den Experten zufolge das Impfen und Boostern von mindestens zwei Prozent der Bevölkerung pro Tag – “denn das trägt deutlich dazu bei, die Inzidenzen in den kommenden Wochen nachhaltig zu senken”. “Alle anderen Maßnahmen dienen der Überbrückung, bis eine ausreichende Immunität aufgebaut ist.”
Angesichts steigender Zahlen von Covid-19-Patienten sollen die Hamburger Krankenhäuser planbare Operationen absagen. Um auch weiterhin freie Kapazitäten auf den Intensivstationen zu sichern, seien die Krankenhäuser angewiesen worden, abhängig vom Belegungsdruck vor Ort geplante Behandlungen und Operationen ganz oder teilweise zurückzustellen, sagte die für Gesundheit zuständige Sozialsenatorin Melanie Leonhard von der SPD. Mit der Absage sogenannter elektiver Eingriffe solle sichergestellt werden, dass in Hamburg auch weiterhin jederzeit Notfälle intensivmedizinisch behandelt werden können. Gegenwärtig seien die Krankenhäuser bereits sehr ausgelastet, wenn auch noch nicht überlastet.
Die Sieben-Tage-Inzidenz sinkt zum ersten Mal seit 3. November wieder. Da wegen Allerheiligen am 1. November allerdings ein Sondereffekt eintritt und viele Länder nur eingeschränkt melden, sinkt der Wert eigentlich zum ersten Mal seit 13. Oktober. Der Rückgang geht vor allem auf die Entwicklung in Sachsen, Bayern und Baden-Württemberg zurück. Das Fallaufkommen in Bayern und Baden-Württemberg scheint sich tatsächlich abzuschwächen, in Sachsen könnte es auch noch eine Meldedelle nach dem Wochenende sein. In anderen Bundesländern, darunter NRW, sind die Trends derzeit noch unklar. Mittlerweile haben 35 Regionen die Sieben-Tage-Inzidenz von 1000 überschritten. Das sind vier Regionen mehr als am Tag zuvor. Die Hotspots sind nach wie vor Sachsen und Thüringen mit je elf Regionen, gefolgt von Bayern mit acht Landkreisen. Beim Blick auf die Hotspot-Regionen zeigt sich, dass die östlichen Bundesländer – Sachsen, Thüringen und Brandenburg – mittlerweile dominieren. Auch wenn die Sieben-Tage-Inzidenz in Bayern aktuell nur leicht zurückgeht, ist der Freistaat aus den Top Ten verschwunden. Mit Rosenheim taucht die erste bayerischen Region auf Platz zwölf auf. Mit Abstand am höchsten ist die Inzidenz weiterhin im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge. Dort gibt es je 100.000 mehr als 2100 Neuinfektionen.
An den Schulen in Deutschland steigen die Corona-Zahlen. Nach Daten der Kultusministerkonferenz (KMK) waren in der Woche vom 15. bis 19. November 72.000 Corona-Fälle bei Schülerinnen und Schülern bekannt. Das waren knapp 30.000 mehr als in der Woche davor. Darüber hinaus waren fast 126.000 von 10 Millionen Schülern in Quarantäne (Vorwoche: rund 87.000). Die KMK legt im Wochenrhythmus Zahlen vor. Grundlage sind Rückmeldungen aus den Bundesländern aus rund 28.000 allgemeinbildenden Schulen und Berufsschulen mit knapp 10 Millionen Schülerinnen und Schülern. In Nordrhein-Westfalen soll es angesichts steigender Corona-Zahlen eine Rückkehr zur Maskenpflicht am Sitzplatz für alle Schulen geben. Sie werde dem Landeskabinett einen entsprechenden Vorschlag unterbreiten, kündigt Schul- und Bildungsministerin Yvonne Gebauer von der FDP an. Ein Unterricht von Angesicht zu Angesicht sei zwar weiter wünschenswert, doch trete durch die aktuelle Entwicklung des Ansteckungsgeschehens der Infektionsschutz in den Vordergrund.
Hunderte Menschen haben am Abend laut Polizei in sächsischen Städten gegen die staatlichen Corona-Maßnahmen protestiert. Sachsens Corona-Notfallverordnung gestattet derzeit nur ortsfeste Kundgebungen mit maximal zehn Teilnehmern. Diese Zahl wurde in allen Fällen überschritten. Die Zusammenkünfte müssen unterbunden werden, forderte der Ostbeauftragte der bisherigen Bundesregierung, Marco Wanderwitz, auf Twitter. “Dass in Sachsen in dieser Corona-Lage Gestörte und Rechtsradikale offenbar ”erfolgreich“ Tag für Tag den Rechtsstaat mit öffentlichen Zusammenkünften vorführen, macht schweren Schaden.” Rund 700 Menschen nahmen nach Angaben einer Polizeisprecherin in Freiberg an einem ungenehmigten “Corona-Spaziergang” teil. Der Versuch, sie frühzeitig anzusprechen und die Versammlung aufzulösen, habe “wenig gefruchtet”. Die nicht angemeldeten “Spaziergänge” und Aktionen seien aber soweit wie möglich aus der Innenstadt heraus gelenkt worden und ruhig verlaufen. Mehrere Hundert Menschen haben in Plauen an einem ungenehmigten „Corona-Spaziergang“ teilgenommen. Rund 900 Menschen zogen am gestrigen Sonntagabend aus Protest gegen die Kontakteinschränkungen durch die Innenstadt, wie ein Polizeisprecher sagt. Bei einer Personenkontrolle wurde ein Polizeibeamter leicht verletzt, an einer anderen Stelle hätten neun Menschen versucht, eine Absperrung zu durchbrechen. Nach den Angaben vom Montag ermittelt die Polizei nun wegen Landfriedensbruchs und tätlichen Angriffs auf Polizeibeamte sowie in 33 Fällen wegen Verstoßes gegen die sächsische Corona-Notverordnung. Der Amtsarzt des Ostthüringer Saale-Orla-Kreises hat die Menschen in der Region dazu aufgerufen, ihre Kontakte zu reduzieren. “Je weniger Menschen Sie persönlich treffen, desto besser”, erklärte Amtsarzt Torsten Bossert laut einer Mitteilung des Kreises. Darin heißt es, die Corona-Situation im Saale-Orla-Kreis sei nicht mehr beherrschbar. “Ich sehe ganz schwere Zeiten auf uns zukommen”, wird Landrat Thomas Fügmann von der CDU zitiert. Die vierte Welle der Pandemie sei längst zu einem Tsunami geworden. Der Saale-Orla-Kreis hatte mit heutigem RKI-Stand eine der höchsten Sieben-Tage-Inzidenzen bundesweit: 1451,7 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner binnen einer Woche. Fügmann rechnete vor, dass sich rund 20 Prozent aller bislang bestätigten Coronavirus-Infektionen in seinem Landkreis allein in den vergangenen zwei Wochen ereigneten.
Die Corona-Krise und die Maßnahmen im Kampf gegen die Pandemie haben die Arbeitswelt stark verändert – für eine Reihe von Beschäftigten zum Schlechteren. Laut der Umfrage “DGB-Index Gute Arbeit” fühlt sich etwa ein Viertel der Beschäftigten schlecht vor einer Ansteckung am Arbeitsplatz geschützt. Für rund ein Drittel der Arbeitnehmerinnen und -nehmer haben Infektionsschutzmaßnahmen ihre Tätigkeit erschwert. Ebenfalls jede und jeder Dritte empfindet eine erhöhte Belastung durch die Digitalisierung. Insbesondere Beschäftigte mit vielen persönlichen Kontakten fürchten um ihre Gesundheit, so etwa Erzieherinnen und Erzieher, wie die Umfrage ergibt. Von ihnen machen sich knapp 60 Prozent große Sorgen. Vor allem für Menschen, die körperlich schwere Arbeit leisten oder mit anderen Menschen arbeiten, haben die Infektionsschutzmaßnahmen die Tätigkeit erschwert. Der DGB befragte von Januar bis Juni 2021 bundesweit 6401 zufällig ausgewählte Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer aller Branchen, Berufe, Einkommens- und Altersgruppen, Regionen und Betriebsgrößen. Im Befragungszeitraum arbeiteten 31 Prozent von ihnen häufig oder sehr häufig im Homeoffice.
Vor den Beratungen von Bund und Ländern zur Corona-Lage hält Grünen-Chef Robert Habeck schärfere Maßnahmen für unumgänglich. “Es ist völlig klar, was passieren muss: Die Kontakte müssen reduziert werden, 2G muss bundesweit verbindlich umgesetzt werden für alle Einrichtungen des öffentlichen Lebens außer des Bedarfs, den man in Supermärkten oder Apotheken hat”, sagt Habeck im ZDF-“Morgenmagazin”. “Wir werden mit weiteren einheitlichen Maßnahmen den Winter bestreiten müssen.” Bereits jetzt liege für die Länder ein “Bündel von Möglichkeiten auf dem Tisch”, um auf die Notlage zu reagieren, betont Habeck und führt als Beispiel die Absage von Weihnachtsmärkten, strengere Kontaktbeschränkungen und eine Ausweitung der 2G-Regeln an. “Das ist dann – man muss es so hart sagen – ein Lockdown für Ungeimpfte.” Der saarländische Ministerpräsident Tobias Hans fordert vor den Bund-Länder-Beratungen zur Corona-Krise „bundesweit einheitliche, notbremsende Maßnahmen“. “Das kann natürlich als Ultima Ratio, als letzter Schritt, auch ein Lockdown sein”, sagt der CDU-Politiker beim TV-Sender Bild Live. “Aber es geht doch im Moment mal darum, dass wir überhaupt die Handlungsspielräume nochmal herstellen.” An diesem Dienstag wollen die geschäftsführende Kanzlerin Angela Merkel und ihr designierter Nachfolger Olaf Scholz mit den Ministerpräsidentinnen und -präsidenten über die sich zuspitzende Krise sprechen. Hans kritisiert: “Im Moment dürfte ein Bundesland, wenn es in ’ne Notlage kommt, noch nicht mal in den Lockdown gehen. Das sieht das Bundesgesetz nicht vor, weil die nationale (…) epidemische Notlage nicht anerkannt ist.” Er forderte deshalb die Parteien der angestrebten Ampel-Koalition auf, dafür zu sorgen, “dass die entsprechenden Möglichkeiten geschaffen sind”. “Es braucht für Ganz-Hoch-Inzidenzgebiete die Möglichkeit, zuzuschließen.” Der Grünen-Gesundheitsexperte Janosch Dahmen fordert ein stärkeres Herunterfahren vieler Bereiche des öffentlichen Lebens. “Wir brauchen einen einheitlichen Teil-Lockdown in vielen Regionen des Landes, um die vierte Welle zu brechen”, sagte der Bundestagsabgeordnete. Dies bedeute keine allgemeinen, sondern gezielte Schließungen dort, wo die Lage außer Kontrolle sei. “Schulen und Kitas sollten mit Masken und täglichen Tests aber möglichst offen bleiben.” Für Ungeimpfte sollte es Kontaktbeschränkungen im Privaten wie im ersten Lockdown geben. Auch die Schließung von Gastronomie, Bars und Diskotheken sowie das Untersagen größerer Veranstaltungen hält Dahmen für nötig. Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt fordert im Kampf gegen Corona noch in dieser Woche Entscheidungen mit bundesweiter Geltung. “Sonst hängen wir im Januar oder im Februar noch irgendwie in der nächsten Schleife dieser Welle rum” sagte sie in der ARD-Sendung “Hart aber fair”. Was man tun müsse, liege auf der Hand: “Kontakte reduzieren”, und zwar “gemeinsam, bundesweit, nach gemeinsamen Kriterien”. Als mögliche Maßnahmen nannte sie in der Sendung die Schließung von Bars und Diskotheken sowie die Absage von Veranstaltungen. “Möglicherweise muss man auch gemeinsam sagen: Gastronomie geht nicht, weil da sitzen wir halt ohne Maske im Innenraum.” In Mecklenburg-Vorpommern treten aufgrund der hohen Belastung der Kliniken mit Covid-19-Patienten am Mittwoch weitere Einschränkungen in Kraft. Dann gelten Kontaktbeschränkungen für Ungeimpfte. Nur noch fünf ungeimpfte oder nicht genesene Personen aus zwei Haushalten dürften zusammenkommen, erklärte ein Sprecher der Staatskanzlei. Kinder unter 14 Jahren zählten nicht mit. Auf Weihnachtsmärkten gilt ab Mittwoch 2G plus – das heißt, nur noch Geimpfte und Genesene mit zusätzlichem Corona-Test haben Zugang. Läden dürfen nur noch von Geimpften und Genesenen betreten werden (2G), wobei Ausnahmen für Geschäfte des Grundbedarfs gelten. Dazu zählen den Angaben zufolge etwa Lebensmittelgeschäfte, Apotheken, Buchläden und Baumärkte. Die neuen Beschränkungen treten automatisch in Kraft, wenn die Zahl der Krankenhauseinweisungen je 100.000 Einwohner in sieben Tagen den Wert von 9 drei Tage hintereinander überschreitet. Dies war am heutigen Montag der Fall. Die Beschränkungen gelten dann vom übernächsten Tag an, wie der Staatskanzlei-Sprecher erklärte. Zwei Tage nach dem Bundesliga-Fußballspiel zwischen dem 1. FC Köln und Borussia Mönchengladbach vor 50.000 Zuschauern hat Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Hendrik Wüst verschärfte Regeln für Großveranstaltungen angekündigt. “Solche Bilder darf es nicht nochmal geben”, sagte der CDU-Politiker in Düsseldorf mit Blick auf das voll besetzte Stadion, in dem zahlreiche Zuschauer keine Schutzmasken trugen. “Wir werden unsere Werkzeuge nutzen, das auch zu verhindern”, kündigte Wüst an. Vor dem Spiel in Köln seien eine 2G-Regelung und eine Maskenpflicht eng mit dem Gesundheitsamt der Stadt abgestimmt worden. Zumindest die Maskenpflicht sei jedoch nicht konsequent umgesetzt worden. Für große Sportveranstaltungen und Großveranstaltungen laufe es deshalb wohl auf “deutliche Reduktionen der Zuschauerzahlen” hinaus, sagte Wüst. Berlins Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci fordert einen bundesweiten Lockdown, auch für Geimpfte: “Wir müssen das öffentliche Leben wieder runterschrauben, wir müssen die Kontakte, und zwar geimpfte und ungeimpfte reduzieren und deswegen reicht es nicht, wenn jedes Bundesland irgendwas macht”, sagt die SPD-Politikerin dem Nachrichtensender “Welt”. Nötig seien einheitliche Regeln für einen flächendeckenden Lockdown. Dabei müssten auch Geimpfte mit Einschränkungen rechnen. “Das öffentliche Leben muss reduziert werden auf ein Minimum.” Die Stadt München verschärft die Corona-Regeln für die Außengastronomie. Ab Mittwoch gelte auch hier die 2G-Regelung und damit die gleiche Vorgabe wie drinnen, teilte die Stadt mit. Zutritt haben dann nur noch Geimpfte und Genesene sowie Kinder bis zu einem Alter von 12 Jahren und 3 Monaten. Speisen und Getränke dürfen nur am Sitzplatz verzehrt werden. Und wer nicht sitze, müsse eine FFP2-Maske tragen. “Stehplätze gibt es nicht”, stellte Oberbürgermeister Dieter Reiter von der SPD klar. Die Stadt reagiert auf Vorkommnisse in den vergangenen Tagen, bei denen sich viele Menschen rund um einzelne Lokale versammelt hatten. “Auswüchse, wie wir sie dieses Wochenende leider an verschiedenen Stellen in der Stadt beobachten mussten, dürfen sich nicht wiederholen”, stellte Reiter klar. Die Stadt beruft sich auf die Infektionsschutzmaßnahmenverordnung des Freistaats, die diesen Spielraum ermögliche. Aus Sicht des Gesundheitsreferats sei dieser Schritt zum Infektionsschutz erforderlich, geeignet und angemessen. Freizeit-, Kultur und Sportveranstaltungen sollen in Baden-Württemberg wegen der sich zuspitzenden Corona-Lage verboten oder zumindest deutlich beschränkt werden. Die Kontakte müssten nun radikal reduziert werden, kündigte Ministerpräsident Winfried Kretschmann beim Besuch eines Impfzentrums des Klinikums Stuttgart an. Leider gelte das auch für Geimpfte, weil der Impfschutz nach vier bis sechs Monaten nachlasse, sagte der Grünen-Politiker. Auf Grundlage des Infektionsschutzgesetzes werde die Landesregierung am morgigen Dienstag im Kabinett entsprechende Beschlüsse fassen, sagte Kretschmann. Es werde zur “weiteren Untersagung oder Beschränkung von Freizeit-, Kultur- und Sportveranstaltungen kommen”. Wie das im Einzelnen aussehe, werde man besprechen. “Auch Sportgroßveranstaltungen werden wir massiv einschränken oder gar untersagen.” Laut Verteidigungsministerium in Berlin stehen mittlerweile bis zu 8000 Bundeswehr-Soldaten in Deutschland bereit zum Corona-Einsatz. “Das Personal-Kontingent wurde aufgrund der dramatischen Lage-Entwicklung in der letzten Woche angepasst”, erklärt das Ministerium auf Twitter. Den Angaben zufolge helfen derzeit 398 Soldatinnen und Soldaten in Alten- und Pflegeheimen, 707 in Krankenhäusern und 2440 in den Gesundheitsämtern. Die zum Wintersemester verstärkte Präsenzlehre soll nach dem Willen von Hochschulen und Politik in Baden-Württemberg trotz steigender Corona-Zahlen nicht wieder in großem Umfang eingeschränkt werden. So heißt es etwa an der Universität Heidelberg, man werde versuchen, möglichst viel Präsenz zu erhalten, aber immer “unter der Maßgabe der dramatischen Situation”. Nach der neuen Coronaverordnung Studienbetrieb ist für den Zutritt zu Hörsälen und Lernräumen ein Nachweis der Impfung oder Genesung von Covid-19 zwingend erforderlich. Allerdings heißt es in einem Schreiben der Heidelberger Universitätsleitung an die Studierenden, dass die Studierbarkeit für alle Fächer weiterhin gegeben sei. Auch bei einer Impfquote von über 90 Prozent würden manche nicht mehr zu den Präsenzveranstaltungen kommen. Diese müssten auf bewährte Online-Formate oder Hybrid-Angebote zurückgreifen. Ausnahmen von 2G sind Prüfungen und Praxisveranstaltungen, bei denen Anwesenheit erforderlich ist. In diesen Fällen reicht ein negativer PCR- oder Antigen-Schnelltest aus. Auch für Mensen und Bibliotheken gilt 3G.
Der Bayerische Apothekerverband hat sich grundsätzlich offen für Impfungen gegen das Coronavirus gezeigt – jedoch fehlen die politischen Vorgaben.“Apotheker kennen sich mit Impfstoff aus”, sagt Verbandssprecher Thomas Metz. Modellprojekte mit Grippeimpfungen zeigten, dass sie Impfstoff spritzen könnten. Es gebe jetzt zwar Forderungen von Politikern, dass in Apotheken auch gegen Corona geimpft wird. Aber: “Wie soll denn die politische Umsetzung ausschauen, wie werden Gesetze geändert? Das alles ist noch nicht geklärt.” Zudem sei es auch eine Frage der Kapazitäten und Ressourcen. “Auch Apotheken sind absolut am Limit, um alle hinzugekommenen Aufgaben zu erledigen”, so Metz. Dazu zählten zum Beispiel die Impfstofflieferungen an Praxen, Schnelltests oder Impfzertifikate. Um das Tempo bei der Impfkampagne zu erhöhen, bietet der Apothekerverband Nordrhein die Erhöhung der Ausliefer-Termine an. “Sollten noch mehr Impfdosen benötigt werden, wird es nicht an den Apotheken scheitern. Wir könnten noch zusätzliche Lieferungen in der Woche durchführen”, sagt Thomas Preis, Chef des Apothekerverbands Nordrhein, der “Rheinischen Post”. “Dafür müssen weitere Impfstoffe zur Verfügung stehen. Wichtig für Arztpraxen und Apotheken wäre eine Entbürokratisierung des Bestellablaufs.” Preis fordert die Ärzte auf, nun auch alles zu verimpfen: “In dieser Woche erhalten die Arztpraxen und mobilen Impfteams 11 Millionen Dosen: 3 Millionen Biontech und 8 Millionen Moderna. Würde gleichmäßig geimpft, wären das fast 1,6 Millionen Impfungen pro Tag. Es wäre absolut wichtig, wenn das auch alles verimpft würde.” Die Stadt Frankfurt am Main muss nach eigenen Angaben ihr Impfangebot wegen fehlender Dosen einschränken. Ab Dienstag seien keine Impfungen mehr an der Hauptwache möglich und auch Sonderimpfaktionen müssten abgesagt werden, teilt sie mit. Grund sei, dass die vom Gesundheitsamt bestellten Impfungen vonseiten des Bundes einseitig reduziert worden seien. “Ganz Frankfurt ist stinksauer auf Berlin – und mir fehlen ehrlich gesagt die Worte”, erklärt Oberbürgermeister Peter Feldmann von der SPD. Der Mainzer Impfstoffhersteller Biontech zieht angesichts der großen Impf-Nachfrage die Lieferung von Millionen Impfdosen an Deutschland vor. In dieser Woche werde der Bund 5,8 Millionen Impfdosen erhalten, weil eine eigentlich erst für kommende Woche vorgesehene Liefercharge von 2,9 Millionen Dosen auf diese Woche vorgezogen werde, teilte eine Unternehmenssprecherin mit. Demnach reagiert Biontech mit dem Schritt auf den hochschnellenden Bedarf an Auffrischungsimpfungen. Im Laufe des Dezembers wolle Biontech zwei Chargen liefern: nochmals 2,9 Millionen Dosen in der übernächsten Woche sowie 2,4 Millionen Dosen Kinder-Impfstoff kurz vor Weihnachten, hieß es in einem “Spiegel”-Bericht. Diese Zahlen gehen auch aus einer Übersicht des Bundesgesundheitsministeriums mit Lieferprognosen der Hersteller hervor, die auf den 18. November datiert ist. Bis zum Jahresende werden in Deutschland mehr als 20 Millionen Auffrischimpfungen (“Booster”) länger zurückliegender Impfungen angestrebt. Neben dem Impfstoff von Biontech wird dabei auf das Vakzin von Moderna gesetzt. Zur Beschleunigung der Corona-Impfungen in Deutschland sollen aus Sicht der Gesundheitsminister der Länder künftig auch Apotheken und Zahnärzte mit einbezogen werden. Der Bund sei gebeten, die rechtlichen Rahmenbedingungen dafür zu schaffen, sagte der Vorsitzende der Ressortchefs, Klaus Holetschek aus Bayern, in München nach einer Schaltkonferenz. Er verwies auf bestehende Regelungen, nach denen Apotheken in regionalen Modellprojekten bereits Grippeimpfungen machen können. Bis zum Jahresende werden mehr als 20 Millionen Auffrischimpfungen (“Booster”) länger zurückliegender Impfungen angestrebt. Holetschek machte mit Blick auf Apotheken und Zahnärzte deutlich, dass eine Regelung für sie nicht von heute auf morgen umgesetzt werden könne. Auch für die Zukunft blieben Auffrischimpfungen aber wichtig. Die Apotheken haben bereits Unterstützung angeboten. Das deutsche Impftempo zieht an, übers Wochenende brechen die Zahlen nicht mehr ganz so stark ein wie noch im Oktober: Im Laufe des gestrigen Sontags werden laut RKI-Impfquoten-Monitoring bundesweit insgesamt 152.673 Impfdosen verabreicht. Davon entfallen 78,1 Prozent (119.241 Impfdosen) auf die Boosterimpfungen. Im Sieben-Tage-Schnitt werden mittlerweile insgesamt knapp 600.000 Impfdosen täglich gespritzt. Dennoch sind mittlerweile 68,4 Prozent der Gesamtbevölkerung vollständig geimpft. Weitere 2,8 Prozent haben wenigstens eine Impfdosis erhalten. Noch gänzlich ohne Impfung sind noch immer 28,8 Prozent aller Deutschen unterwegs.
Die neue Omikron-Variante ist erstmals auch in Spanien und in Schwedennachgewiesen worden. In Schweden wurde sie laut Gesundheitsbehörde in einer etwas mehr als einer Woche alten Probe einer reisenden Person festgestellt, die sich kürzlich in Südafrika aufgehalten habe. Auch in Spanien war der Getestete aus Südafrika eingereist. Ihm gehe es soweit gut, schreibt das Labor für Mikrobiologie des Krankenhauses Gregorio Marañón in Madrid. Großbritannien will wegen der Verbreitung der Omikron-Variante allen Erwachsenen bereits drei Monate nach ihrer zweiten Corona-Impfung eine Booster-Dosis anbieten. Das teilt das zuständige Impfkomitee in London mit. Die Experten empfahlen Drittimpfungen für alle Erwachsenen mit einem Abstand von mindestens drei Monaten nach der zweiten Dosis. Dies werde den Schutz vor der Omikron-Variante erhöhen, da dieser ersten Erkenntnissen zufolge bei einem höheren Antikörper-Level besser sei, heißt es von den Experten. Bislang konnten in Großbritannien nur über 40-Jährige eine Booster-Impfung buchen und dies auch erst sechs Monate nach ihrer zweiten Dosis.
Zum Schutz vor der neuen Corona-Variante Omikron schließt die Finanzmetropole Hongkong seine Grenzen. Personen mit Wohnsitz in Angola, Äthiopien, Nigeria und Sambia sei ab dem 30. November die Einreise verboten, teilt die Regierung der chinesischen Sonderverwaltungszone mit. Darüber hinaus dürfen Ausländer, die sich in den letzten 21 Tagen in Deutschland, Australien, Österreich, Belgien, Kanada, Tschechien, Dänemark, Israel oder Italien aufgehalten haben, ab dem 2. Dezember nicht mehr einreisen. Vollständig geimpften Einwohnern steht Hongkong weiter offen: Sie müssen sich allerdings zunächst sieben Tage in eine staatliche Quarantäneeinrichtung begeben sowie sich zusätzlich auf eigene Kosten zwei weitere Wochen in einem Hotel isolieren. Wegen der Corona-Pandemie planen mehr als ein halbes Dutzend wichtige brasilianische Städte keine traditionellen Silvesterpartys oder sagen diese ab. Dies berichtet das Nachrichtenportal “G1” unter Berufung auf die Bürgermeister von Städten wie Salvador, Fortaleza, Belo Horizonte und Florianópolis. Demnach trägt die Möglichkeit, dass die neue Corona-Variante Omikron (B.1.1529) die Zahlen der Corona-Infizierten und Toten im Zusammenhang mit Covid-19 steigen lassen könnte, zu der Entscheidung bei. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) stuft die zunächst im südlichen Afrika aufgetretene Corona-Variante als “besorgniserregend” ein. Derzeit wird untersucht, ob es sich bei einem Passagier, der am Samstag aus Südafrika in São Paulo ankam und positiv getestet wurde, um die Omikron-Variante handelt. Die US-Seuchenbehörde CDC empfiehlt eine Auffrischungsimpfung für alle Geimpften, die 18 Jahre oder älter sind. Wer den Impfstoff von Biontech/Pfizer oder Moderna erhalten habe, soll den Booster sechs Monate später verabreicht bekommen. Bei dem Vakzin von Johnson & Johnson soll der Zeitabstand dagegen nur zwei Monate betragen. Die Omikron-Variante zeige, wie wichtig Impfungen seien, erklärt CDC-Chefin Rochelle Walensky. Vor dem Hintergrund der sich weltweit verbreitenden neuen Coronavirus-Variante Omikron sieht China sich in seiner strikten Null-Covid-Strategie bekräftigt. China sei eine “uneinnehmbare Festung” für das Virus, kommentiert die parteinahe Staatszeitung “Global Times”. Der Null-Corona-Ansatz des Landes sei zwar im Westen auf viel Kritik gestoßen. Doch die neue “Angriffswelle” von Omikron zeige, dass China am besten dafür gerüstet sei, eine Verbreitung des Virus zu verhindern. Die chinesische Regierung verfolgt eine strikte Strategie, mit der Corona-Infektionen möglichst komplett unterbunden werden sollen. Mit Ausgangssperren, Massentests, Kontaktverfolgung, Quarantäne und strengen Einreisebeschränkungen hat das Land das Virus weitgehend im Griff. Mit einer gewaltigen Impfkampagne wollen die Philippinen die Ausbreitung des Coronavirus samt der Omikron-Variante eindämmen. Seit heutigem Montag sollen binnen drei Tagen neun Millionen Menschen geimpft werden. “Es ist unser bisher ehrgeizigstes Ziel”, sagt Carlito Galve, Leiter der landesweiten Impfkampagne. In der vergangenen Woche wurden nach Angaben des Gesundheitsministeriums im Schnitt rund 810.000 Dosen pro Tag gespritzt. Für die aktuelle Impfaktion müssten nun täglich rund drei Millionen Menschen geimpft werden. Zehntausende Helfer seien landesweit im Einsatz, um die Kampagne zu unterstützen. Bis zum Montag waren auf den Philippinen – einem Land mit etwa 110 Millionen Einwohnern – mehr als 35 Millionen Menschen vollständig geimpft. Ziel der Regierung ist, bis Jahresende 54 Millionen Menschen und bis März kommenden Jahres 77 Millionen Menschen zu impfen.