NACHRICHTEN AUS DER CORONA-PANDEMIE (CDLXXIV)

Das Robert-Koch-Institut (RKI) meldet 29.364 Neuinfektionen. Das sind 1279 weniger als in der Vorwoche. Das ist der erste Rückgang im Wochenvergleich seit längerer Zeit. Das RKI meldet zudem, dass binnen 24 Stunden weitere 73 Menschen im Zusammenhang mit dem Coronavirus versterben. Das sind wiederum 11 mehr als in der Vorwoche und 30 mehr als vor 14 Tagen. Die Sieben-Tage-Inzidenz je 100.000 Einwohner steigt derweil weiter und überschreitet erstmals die Marke von 450. Konkret liegt der Wert bei 452,4. Die Zahl der Regionen, die eine Sieben-Tage-Inzidenz von mehr als 1000 ausweisen, liegt konstant bei 31. Zehn dieser Regionen befinden sich in Sachsen, neun in Thüringen, sieben in Bayern, vier in Brandenburg und eine in Sachsen-Anhalt. Die Ansteckungsrate (7-Tage-R-Wert) wird vom Robert-Koch-Institut (RKI) mit 1,03 angegeben (Vortag: 1,08).Laut DIVI-Intensivregister werden in Deutschland derzeit 4459 Covid-19-Patienten intensivmedizinisch behandelt, 2282 davon werden invasiv beatmet. 3312 Intensivbetten sind in den deutschen Kliniken derzeit noch frei. Die Zahl der Patientinnen und Patienten, die wegen Covid-19 intensivmedizinisch behandelt werden müssen, steigt weiter. Wie aus dem aktuellen DIVI-Intensivregister hervorgeht, werden aktuell 4459 Covid-Intensivfälle versorgt. Das sind 91 mehr als am Vortag. Ein ähnlich hohes Niveau hatte es zuletzt Mitte Mai gegeben. Von den Betroffenen müssen 2282 invasiv beatmet werden (49 mehr als am Vortag). Der Anteil der freien Intensivbetten steigt von 12,8 Prozent auf 13,5 Prozent. Insgesamt gelten 3312 Intensivbetten derzeit als frei. Die seit Freitag laufende Verlegung von zunächst rund 50 schwer kranken Covid-19-Patienten in andere Bundesländer ist am Wochenende weitgehend abgeschlossen worden. Das teilt Hermann Schröder, Vorsitzender des Arbeitskreises Rettungswesen, Katastrophenschutz und zivile Verteidigung der Innenministerkonferenz, mit. Grundlage ist das sogenannte Kleeblatt-System für eine bundesweite Verteilung von Patienten aus Regionen, in denen der Kollaps von Krankenhäusern droht.

In Bayern gibt es eine leichte Trendumkehr: Im Freistaat sinkt die Sieben-Tage-Inzidenz derzeit leicht, aber bereits den dritten Tag in Folge. Aktuell liegt sie bei 627,6. Vor drei Tagen liegt sie dagegen noch bei 652,5. In Bayern gelten neben Sachsen derzeit die gravierendsten Einschränkungen. Allerdings steigt die Zahl der Covid-Patienten auf bayerischen Intensivstationen weiter an. Aktuell liegen 1047 Covid-Patienten auf einer Intensivstation des Freistaats. Vor einer Woche sind es nur 965. Covid-Patienten machen in Bayern 37 Prozent aller Intensivpatienten aus. Die Bundesländer verzeichnen auch am Wochenende steigende Inzidenzwerte.In Sachsen klettert die Sieben-Tage-Inzidenz nach Angaben des Robert-Koch-Inzidenz von 1201,1 auf nunmehr 1205,5. Damit hat der Freistaat das mit Abstand größte Fallaufkommen in der Bundesrepublik. Auch in anderen besonders schwer betroffenen Ländern legt die Inzidenz zu. In Thüringen auf 878,4 (Vortag: 852,8), in Sachsen-Anhalt auf 719,7 (Vortag: 716,9) und in Brandenburg auf 709,4 (Vortag: 674,7).

Der Vizepräsident der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina hält bundeseinheitliche Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung für “extrem wichtig”. Mit einem Krisenstab, wie ihn die neue Regierung plant, könne die “Kakophonie” im Umgang mit dem Virus beendet werden, sagt Robert Schlögl im Inforadio vom RBB. Außerdem müssten die Kontakte schnellstmöglich reduziert werden. Zu einem möglichen Lockdown sagte Schlögl: “Das Wort darf man nicht sagen, aber natürlich ist die erste Maßnahme, wenn man sich überlegt, die jetzige Pandemie einzudämmen, einfach Kontaktreduktion, denn Impfen wirkt nicht sofort.” Wichtig sei auch eine sofortige Impfpflicht für Beschäftigte im Gesundheitswesen, betont Schlögl. Außerdem müssten die Boosterimpfungen effizient organisiert werden. Dabei dürfe es nicht passieren, dass an irgendeiner Stelle der Impfstoff fehle, so Schlögl. Probleme in der Verwaltung müssten beseitigt werden. Das Grundgesetz gibt nach Auffassung des Strafrechtlers Gunnar Duttge Impfverweigerern nicht das Recht, andere Menschen durch uneinsichtiges Verhalten zu gefährden. Duttge, Leiter der Abteilung für Medizin- und Biorecht an der Universität Göttingen, äußert sich in einem Gespräch mit dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). “Dass das Grundgesetz eine Impfpflicht nicht zulasse, ist ein weit verbreiteter Irrtum”, so Duttge. “In Wirklichkeit kann der Staat unter Wahrung des Ordnungsrahmens der Grundrechte sehr viel machen.” Die Angst vieler Politiker vor ablehnenden Urteilen aus Karlsruhe sei übertrieben. “Das Menschenbild des Grundgesetzes war nach der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts nie das eines isolierten souveränen Individuums”, erklärt Duttge. Stets habe Karlsruhe von der “Gemeinschaftsbezogenheit und Gemeinschaftsgebundenheit” des Einzelnen gesprochen. Der juristische Maßstab bleibe – in welcher Lage auch immer – die Frage der Verhältnismäßigkeit: “Der Staat darf sukzessive eskalieren, um Leib und Leben von Menschen zu schützen.” Wenn in der Pandemie eine Situation erreicht werde, in der aus medizinischer Sicht jeder mitwirken muss, um eine Gefahr für alle abzuwenden, “dann muss man es machen”.

Ministerpräsident Tobias Hans wird heute eine Regierungserklärung abgeben.Demnach soll im Saarland im Landtag die epidemische Lage festgestellt werden und es soll zu einem Lockdown für Ungeimpfte in allen Bereichen außer Grundversorgung kommen. Zudem solle harte Kontaktbeschränkungen erlassen werden – Haushalte Ungeimpfter dürfen sich demnach nur mit einer weiteren Person treffen. Wegen der steigenden Corona-Infektionszahlen müssen Eltern in Brandenburg ihre Kinder in einigen Klassenstufen von heute an nicht mehr zur Schule schicken. Die Präsenzpflicht wird in den Klassen 1 bis 5, 7 und 8 sowie den Jahrgangsstufen 5 und 6 der Leistungs- und Begabtenklassen und der Förderschulen aufgehoben, wie das Bildungsministerium am Freitag in einem Brief an die Eltern mitteilte. Die Präsenzpflicht gilt dagegen weiter für Schülerinnen und Schüler der Klassen 6, 9 und 10 sowie für die der gymnasialen Oberstufe und der Oberstufenzentren. “Die Schulen sollen ihre Kinder am Anfang der Woche mit Lernaufgaben versorgen”, hieß es in dem Schreiben vom Freitag. Ein Anspruch auf Distanzunterricht – also Lernangebote etwa per Video – bestehe aber nicht. Das Fernbleiben werde als entschuldigtes Fehlen dokumentiert, Eltern müssten die Schulleitung vorab über das Fernbleiben ihrer Kinder informieren. Die sächsischen Bestatter blicken angesichts dramatischer Corona-Infektionszahlen mit Sorge in die Zukunft. “Derzeit ist die Lage noch entspannt und überhaupt nicht vergleichbar mit der Situation im vergangenen Jahr”, sagt Tobias Wenzel, Innungsobermeister der Bestatterinnung Sachsen. Dennoch könne es wegen der dynamischen Entwicklung zu Überlastungen kommen. “Wenn eine Infektionswelle beginnt, landet sie 14 Tage später auf den Intensivstationen. Nach weiteren zwei Wochen bekommen wir sie zu spüren.” Wenzel zufolge gibt es in jedem November eine steigende Zahl von Todesfällen und damit auch mehr Einäscherungen als sonst. Nun würden aber vermehrt Corona-Tote hinzukommen. Die Krematorien seien deshalb ausgelastet. Problematisch sei die Lage aber vor allem in zweierlei Hinsicht: Zum einen stellten die Standesämter wegen Personalmangel nur sehr schleppend die erforderlichen Dokumente aus. “Kapazitäten in den Krematorien sind da. Wir können aber nicht handeln, weil die Bestattungsscheine nicht vorliegen”, so Wenzel. Im Ergebnis würden sich die Kühlhäuser immer mehr füllen. Das zweite Problem betreffe das Personal der Krematorien und Bestattungsunternehmen selbst. Da immer mehr Schulkinder in Quarantäne kämen, müssten Eltern zu Hause bleiben, weil es für Kinder von Bestattern keine Notbetreuung gebe. “Deshalb fällt mittlerweile viel Personal aus”, sagt Wenzel. Die Ampelparteien wollen einem Bericht zufolge einen Logistik-Experten aus der Bundeswehr mit der Leitung des angekündigten Corona-Krisenstabs betrauen.Die Entscheidung solle in den kommenden Tagen und damit vor dem Amtsantritt der neuen Bundesregierung verkündet werden, berichtet die “Süddeutsche Zeitung”. Im Gespräch sei Generalmajor Carsten Breuer. Der 56-Jährige ist Kommandeur des Kommandos Territoriale Aufgaben der Bundeswehr, das für Einsätze der Streitkräfte im Inland zuständig ist.

In Brandenburg laufen aktuell nach Angaben der Polizei in 106 Fällen Ermittlungen in Zusammenhang mit gefälschten Impfausweisen. Bislang seien in diesem Jahr derartige Sachverhalte im unteren dreistelligen Bereich polizeilich bekannt geworden, sagt Torsten Herbst, Sprecher des Brandenburger Polizeipräsidiums. Dabei gehe es unter anderem um den Verdacht der Urkundenfälschung beziehungsweise des Ausstellens unrichtiger oder gefälschter Gesundheitszeugnisse. Die meisten Fälle wurden im September (33), Oktober (30) und November (17) registriert. Die Zahlen könnten sich aber noch verändern durch später erfasste Strafanzeigen. Wegen einzelner Fälle von Corona-leugnenden Ärzten und Ärztinnen ziehen Verbände arbeitsrechtliche Schritte in Betracht.So ermittelt die Ärztekammer Niedersachsen gegen knapp 50 ihrer 43.000 Mitglieder im Zusammenhang mit Corona-Leugnungen oder dem Ausstellen falscher Atteste, wie ein Sprecher mitteilt. Für Aufsehen sorgte zuletzt der Fall einer Ärztin aus Duderstadt im Landkreis Göttingen. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen die Frau wegen des Verdachts auf Ausstellung falscher Corona-Atteste in mehreren Fällen. Die Ärztin soll Kindern zudem bescheinigt haben, dass sie von sämtlichen von der Ständigen Impfkommission empfohlenen Impfungen freizustellen seien. Die KZ-Gedenkstätte Buchenwald erhält nach der Beschränkung des Zugangs nur für Geimpfte und Genesene Hassmails. Die Mitarbeiter müssten zudem drastische telefonische Beschimpfungen ertragen, heißt es in einer Mitteilung der Gedenkstätte auf ihrer Internetseite. “Die Aggressivität, die uns entgegenschlägt, zeugt von einer erschreckenden Verrohung”, erklärt der Direktor der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora, Jens-Christian Wagner. Am widerlichsten sei aber die Gleichsetzung der Corona-Schutzmaßnahmen mit den NS-Verbrechen. So würden Ungeimpfte als “neue Juden” und Gedenkstättenmitarbeiter als “Nazis, Faschisten und neue Dr. Mengeles” beschimpft.

Ein weiterer Verdachtsfall der neuen Omikron-Variante ist in Bayern nachgewiesen worden. Der Passagier sei am Freitag mit einem Flug aus Südafrika in München angekommen und positiv getestet worden, teilt das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit mit. Die Reiseanamnese habe zusammen mit einem speziellen, auf bestimmte Mutationen ausgerichteten PCR-Test (VOC-PCR) vom Max-von-Pettenkofer-Institut einen hochgradigen Verdacht erbracht, dass es sich hier um einen Fall der neuen Variante handele, sagt eine Sprecherin. Diese Methode ermöglicht nach Angaben des Leiters des Max-von- Pettenkofer-Instituts einen “zweifelsfreien” Nachweis der Omikron-Variante. Eine endgültige Bestätigung über eine Genomsequenzierung steht noch aus und soll nach LGL-Angaben in Kürze vorliegen. Die Omikron-Variante könnte auch Nordrhein-Westfalen erreicht haben. “In Nordrhein-Westfalen wurde sie bisher noch nicht nachgewiesen, es gibt aber in Essen und in Düsseldorf erste Verdachtsfälle, die jetzt mittels Sequenzierung überprüft werden”, sagt ein Sprecher des NRW-Gesundheitsministeriums der “Rheinischen Post”. Das Land hat die Maßnahmen verschärft, um die Verbreitung der Variante zu verlangsamen. “Wir haben die Gesundheitsämter in Nordrhein-Westfalen bereits informiert, dass auch für vollständig geimpfte Personen Quarantäne angeordnet werden soll, wenn Kontakt zu einer Person mit der Omikron-Variante bestand. Ziel ist es, die Weiterverbreitung der Virusvariante zu stoppen oder zumindest zu verlangsamen”, sagt der Sprecher. In Hessen ist ein Fall der neuen Variante Omikron nachgewiesen worden. Die Sequenzierung habe die Variante bei dem am Samstag bekannt gegebenen Verdachtsfall bestätigt, teilt Hessens Sozialminister Kai Klose auf Twitter mit. Das Sozialministerium bestätigt die Angaben.

Die Landesregierung von Baden-Württemberg kündigt weitere Corona-Verschärfungen an. Regierungssprecher Arne Braun sagt, über die einzelnen Schritte werde am Montag und Dienstag beraten. “Aber es ist klar, dass im Profifußball Geisterspiele kommen”, so Braun. Die Besucherzahlen bei Großveranstaltungen wurden erst kürzlich beschränkt. Die Vereine dürfen nur die Hälfte ihrer Kapazität nutzen. Die Obergrenze liegt aktuell bei 25.000 Zuschauern. Auch hier gilt, dass Geimpfte und Genesene zusätzlich einen Test brauchen. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder fordert drastische bundesweite Maßnahmen, um die vierte Welle zu brechen. “Zum Schutz unseres Gesundheitssystems müssen wir das ganze Land leider noch stärker herunterfahren”, sagt der CSU-Chef der “Augsburger Allgemeinen”. “Die Warnungen der Leopoldina sind ein Weckruf”, sagt er. “Es braucht jetzt konsequente Kontaktbeschränkungen für Ungeimpfte, einen Lockdown für Hotspotregionen, Masken in allen Schulen und Fußballspiele ohne Zuschauer.” Der CSU-Chef mahnt: “Jeder Tag des Wartens und Zögerns ist ein verlorener Tag.” Ganz Deutschland steuere auf eine Notlage zu, “die kommende Bundesregierung darf nicht länger tatenlos zuschauen”. Angesichts der steigenden Infektionszahlen fordert SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach die Schließung von Clubs, Bars und Diskotheken. Modelle zeigten, dass der Höhepunkt der vierten Corona-Welle vor Mitte Dezember noch nicht erreicht sei, schreibt Lauterbach auf Twitter. “Bis dahin wären die Krankenhäuser massiv überlastet, viele Menschen tot.” Weiterhin fordert der SPD-Politiker strengere Kontrollen von 2G- und 2G-plus-Regeln sowie “sehr hohe Strafen” bei Zuwiderhandlung. Auch im Privaten sollten für Ungeimpfte Kontaktbeschärnkungen gelten, so Lauterbach. Aufgrund der rasant steigenden Zahl an Neuinfektionen und der neuen Virusvariante fordert der Grünen-Gesundheitsexperte Janosch Dahmen ein Verbot von Sport-Großveranstaltungen. “Wir dürfen die Gesundheit von vielen jetzt nicht bei sorglosen Großveranstaltungen verzocken”, sagt der Bundestagsabgeordnete und Arzt dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Spiele etwa in Fußballstadien seien bei niedrigen Fallzahlen unter 2G-Bedingungen (nur Geimpfte und Genesene) weitgehend sicher, meint er. “Bei diesen hohen Infektionszahlen und vor dem Hintergrund neuer und besorgniserregender Mutationen sind sie jedoch insbesondere ohne Masken und ausreichend Abstand einfach zu gefährlich.”

Bei der Corona-Impfaktion der sächsischen Kirchen in Kooperation mit dem Deutschen Roten Kreuz (DRK) zum ersten Advent haben sich zahlreiche Menschen am gestrigen Sonntag impfen lassen. “Es hat überall gut funktioniert, die Online-Tickets waren schon nach anderthalb Stunden weg, es gab keine Schwierigkeiten”, sagt Tabea Köbsch von der evangelischen Landeskirche. An sechs kirchlichen Orten, darunter die Nikolaikirche in Leipzig und die Frauenkirche in Dresden, verabreichten Ärzte den Impfstoff von Biontech/Pfizer als Erst-, Zweit- oder Auffrischungsimpfung. Ministerpräsident Michael Kretschmer lobt beim Besuch im Bildungsgut St. Benno in Schmochtitz (Landkreis Bautzen) die Initiative der Kirchen. Das sei “großartig, sie wirken damit auch in die Gemeinden hinein”, sagt er. Kretschmer kritisiert Blockaden von Klinikzufahrten oder Sabotage von Impfinitiativen als “absolut schäbig”. Es gebe “militante Gegner und denen müssen wir gemeinsam die Stirn bieten”. Der voraussichtliche Landwirtschaftsminister Cem Özdemir zeigt sich offen für eine Impfpflicht. “Das Tabu Impfpflicht kann kein Tabu sein”, sagt er im Deutschlandfunk. Denen, die sich nicht impfen lassen wollen, sage er, Freiheit gehe auch einher mit Verantwortung. “Wir werden nicht zulassen, dass diejenigen, die sich diszipliniert verhalten, die an Wissenschaft glauben, die nicht dran glauben, dass die Erde eine Scheibe ist, dass die weiterhin leiden müssen unter denjenigen, die glauben, dass sie Sonderrechte genießen.” Die Omikron-Variante befeuert auch die Debatte um eine allgemeine Impfpflicht. Es gebe nun eine neue Lage, sagt Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil der “Hannoverschen Allgemeinen Zeitung”. “Wir werden uns massiv anstrengen müssen, um den Impfschutz sehr rasch nach oben zu treiben.” Erste Untersuchungen zeigten, dass vor allem Booster-Impfungen auch gegen diese Variante eine gute Wirkung entfalten könnten, sagt Weil. “Deshalb ist spätestens jetzt eine allgemeine Impfpflicht unabdingbar. Wir müssen den Impfdruck unbedingt erhöhen.” Weil zufolge braucht es eine Impfpflicht für voraussichtlich einige Jahre. Der SPD-Politiker schließt auch einen harten Lockdown nicht mehr aus. Auch in der Linkspartei gibt es Forderungen nach einer allgemeinen Impfpflicht gegen das Coronavirus. Parteichefin Susanne Hennig-Wellsow spricht sich gemeinsam mit anderen Vertretern der Partei in einem von der Rosa-Luxemburg-Stiftung veröffentlichten Beitrag für eine allgemeine statt einer berufsbezogenen Impfpflicht aus. Es gehe um ein “sanktionsbewehrtes Instrument”, heißt es in dem Beitrag.

Zeigen die Corona-Maßnahmen in Österreich langsam Wirkung? Nachdem in Österreich ein Lockdown und die allgemeine Impfpflicht gelten, scheint die Sieben-Tage-Inzidenz ihren Höchstwert überschritten zu haben und langsam wieder zu fallen. Aktuell melden die Behörden einen Inzidenzwert von 979,2. Der Höchstwert wird am 22. November – also vor genau einer Woche – mit 1108,1 erreicht. Die Werte sinken zudem in nahezu allen Landesteilen. Infektionen mit der Omikron-Variante sind nun auch in Dänemark bekannt geworden. Das staatliche Gesundheitsinstitut SSI bestätigt zwei Fälle, die zuvor als Verdachtsfälle eingestuft worden waren. Die beiden Infizierten seien mit dem Flugzeug aus Südafrika eingereist und mittlerweile in Quarantäne. Auch deren enge Kontakte sollten sich in die Isolation begeben. Der Direktor des Instituts, Henrik Ullum, sagt, man wolle die weitreichende Ausbreitung der Variante verlangsamen, um möglichst viele Menschen vorher zu impfen. In den Niederlanden sind bei 13 Reisenden aus Südafrika Infektionen mit der neuen Variante Omikron festgestellt worden. Das teilt Gesundheitsminister Hugo de Jonge mit. Die Personen waren am Freitag mit der niederländischen Fluggesellschaft KLM nach Amsterdam gekommen. Insgesamt hatte die Gesundheitsbehörde am Flughafen Schiphol mehr als 600 Passagiere von zwei KLM-Maschinen getestet, 61 Tests waren positiv. Alle Betroffenen wurden in einem Quarantäne-Hotel isoliert. De Jonge appelliert erneut an alle seit dem vergangenen Montag aus dem südlichen Afrika in die Niederlande eingereisten Personen, sich umgehend testen zu lassen. Bei einer Volksabstimmung über das Schweizer Covid-Zertifikat haben Maßnahmengegner nach einer ersten Hochrechnung eine Niederlage erlitten. Laut der Rechnung des öffentlich-rechtlichen Senders SRF unterstützen 63 Prozent der Wählerinnen und Wähler den 3G-Nachweis, der in der Gastronomie, bei Veranstaltungen und in Freizeiteinrichtungen vorgezeigt werden muss. Die rechtskonservative SVP hatte gemeinsam mit mehreren anderen Gruppierungen das Referendum gegen den Covid-Pass unterstützt. Sie halten es für unangemessen, ein Zertifikat als Eintrittskarte zu verlangen. Dies spalte das Land und führe zu einem indirekten Impfzwang. Die Regierung hatte hingegen erfolgreich argumentiert, dass ohne solch einen Nachweis Großveranstaltungen verboten werden müssten und es wieder zu landesweiten coronabedingten Schließungen kommen werde. Die neue Omikron-Variante ist wahrscheinlich auch schon in Frankreich. Zwar sei noch kein Fall nachgewiesen worden, sagt Gesundheitsminister Olivier Veran zu Reportern an einem Impfzentrum in Paris. “Aber das ist eine Frage von Stunden.” Wenn die Mutante bereits in Großbritannien, Italien und Belgien im Umlauf sei, dann sei es wahrscheinlich, dass es auch in Frankreich bereits Fälle gebe. “Wir werden sie identifizieren, … und wir werden ihre Verbreitung so weit wie möglich verlangsamen.” Die Regierung verschärfe die Beschränkungen, um eine Ausbreitung zu verhindern.

Von der neuen Coronavirus-Variante Omikron geht nach Einschätzung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ein weltweit insgesamt “sehr hohes” Risiko aus. Die Wahrscheinlichkeit einer weiteren globalen Ausbreitung sei groß, warnt die WHO in einem Schreiben an ihre 194 Mitgliedstaaten. Es sei mit steigenden Covid-19-Fallzahlen zu rechnen. In einigen Gebieten drohten ernsthafte Folgen. Auch bei geimpften Personen dürfte es Infektionen und Covid-19-Erkrankungen geben, “wenn auch in einem kleinen und vorhersehbaren Verhältnis”. Die WHO rief dazu auf, das Impftempo bei Hoch-Risiko-Gruppen zu beschleunigen und sicherzustellen, dass Pläne zur Eindämmung in Kraft seien, um wesentliche Teile des Gesundheitssystems aufrecht zu halten. “Omikron hat eine beispiellose Anzahl von Spike-Mutationen, von denen einige wegen ihrer potenziellen Auswirkungen auf den Verlauf der Pandemie besorgniserregend sind”, befindet die WHO. Weltweithaben sich bislang rund 261,09 Millionen Menschen nachweislich mit dem Coronavirus angesteckt. Das ergibt eine Reuters-Erhebung auf Basis offizieller Daten. Über 5,45 Millionen Menschen starben im Zusammenhang mit dem Virus, das erstmals im Dezember 2019 im chinesischen Wuhan nachgewiesen wurde. Der südafrikanische Virologe Salim Abdool Karim erwartet in dem Kap-Staat bis zum Ende der Woche einen Anstieg der landesweiten Corona-Infektionen um rund 10.000 neue Fälle. Dennoch bestehe kein Grund zur Panik, sagt er am heutigen Montag. Er erwartet auch für Dezember ein schnelles Ansteigen der Fallzahlen und mehr Druck auf die Krankenhäuser. Das Auftauchen der neue Omikron-Coronavariante ist nach seiner Ansicht kaum überraschend: “Wir hatten das erwartet – wir wussten nur nichts über das Wie und Wann”, sagt er. Die neue Omikron-Coronavariante sei relativ einfach nachzuweisen und es gebe kaum Anlass, bisherige Behandlungsmethoden zu ändern. Auch wenn es fraglich bleibe, ob bisherige Impfstoffe nun genügend Schutz böten, dürfte er weiterhin hoch sein. Die frühe Entdeckung der Variante durch südafrikanische Experten sei somit kein Grund zu Überreaktionen wie Grenzschließungen, so Karim. Im Bemühen um eine Eindämmung der Omikron-Variante führt Israel die umstrittene Handy-Überwachung von Corona-Patienten und deren Kontakten wieder ein. Die israelische Regierung stimmte für den erneuten Einsatz der Überwachungstechnologie durch den Inlandsgeheimdienst Schin Bet. Diese Maßnahme wurde in einer früheren Phase der Pandemie bereits genutzt, wegen Kritik aber wieder gestoppt. “Ziel des Einsatzes ist es, Infizierte ausfindig zu machen, und so die Ansteckungskette zu unterbrechen”, heißt es in einer Mitteilung des Büros von Ministerpräsident Naftali Bennett. Die Maßnahme betreffe aber nur Infizierte mit der Omikron-Variante und solle vorerst bis zum 2. Dezember gelten. Australien meldet zwei bestätigte Omikron-Fälle. Die Gesundheitsbehörden in New South Wales, dem bevölkerungsreichsten Bundesstaat, seien zwei Passagiere positiv auf die neue Coronavirus-Mutante getestet worden. Sie seien am Samstagabend aus dem südlichen Afrika in Sydney angekommen. Infektionen mit der Omikron-Variante des Coronavirus sind nun auch in Kanada entdeckt worden. Die Gesundheitsbehörde der Provinz Ontario teilte mit, dass in Ottawa bei zwei Infizierten die Mutante festgestellt worden sei. Beide Personen, die aus Nigeria eingereist waren, seien inzwischen in Quarantäne. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat die zunächst im Süden Afrikas entdeckte Variante als “besorgniserregend” eingestuft. Mit seiner strikten Zero-Covid-Strategie ist Chinabislang recht solide durch die Pandemie gekommen. Zuletzt registrierten die Behörden in dem Land mit seinen 1,4 Milliarden Einwohnerinnen und Einwohnern lediglich 23 neue Fälle. Das würde sich dramatisch ändern, sollte die Volksrepublik dem Beispiel anderer Staaten folgen und die strengen Maßnahmen, wie etwa Einreisebeschränkungen und Quarantäneregeln, aufgeben. Zu diesem Schluss kommt eine Studie von Mathematikern der Universität Peking, über die Reuters berichtet. Demnach drohen 637.155 neue Fälle pro Tag, wenn China eine ähnliche Strategie im Kampf gegen das Virus wie die USA verfolgen würde. Bei Anwendung britischer Regeln wären es 275.793 Neuinfektionen, die französische Pandemie-Strategie brächte China 454.198 neue Fälle ein. Dem hypothetischen Rechenmodell aus Peking liegt unter anderem die Annahme zugrunde, dass der bereits erreichte Schutz durch die Impfkampagne gleichbleibt.

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