NACHRICHTEN AUS DER CORONA-PANDEMIE (CDLXXII)

Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz erreicht weiterhin neue Höchststände.Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) vom Morgen erhöhte sich der Wert auf nunmehr 444,3. Am Freitag hatte er bei 438,2 gelegen, am Samstag vergangener Woche bei 362,2. Binnen 24 Stunden werden demnach 67.125 Neuinfektionen verzeichnet; am Vortag war die bisher höchste Zahl von 76.414 neuen Fällen registriert worden. Die Zahl der Todesopfer stieg um 303 auf 100.779 Fälle. Die Ansteckungsrate (Sieben-Tage-R-Wert) wird vom Robert-Koch-Institut (RKI) mit 1,08 angegeben (Vortag: 1,04). Laut DIVI-Intensivregister werden in Deutschland derzeit 4326 Covid-19-Patienten intensivmedizinisch behandelt, das sind 124 mehr als am Vortag. 2217 davon werden invasiv beatmet. Rund 3024 Intensivbetten sind in den deutschen Kliniken derzeit noch frei.

Im Vergleich zum Vortag steigt die Sieben-Tage-Inzidenz in 15 Bundesländern teilweise sprunghaft. Nach Auswertung der Länderdaten gehen die Werte lediglich in Schleswig-Holstein leicht auf 150,2 zurück: Dort ist die Ansteckungsrate bundesweit am niedrigsten. Den größten Sprung gibt es in Sachsen (plus 118,20 auf 1192,8), mit großem Abstand gefolgt von Sachsen-Anhalt (plus 53,60 auf 686,8) und Thüringen (plus 32,50 auf 805,7). In Bayern scheint die Dynamik abzuflachen (plus 8,40 auf 654,4), allerdings könnte das auch mit erschöpften Testkapazitäten zusammenhängen. In Bayern werden aktuell 1040 Covid-19-Patienten intensivmedizinisch betreut, so viele wie noch nie in der Pandemie.Mehr als jeder dritte Patient (35,8 Prozent) auf einer bayerischen Intensivstation liegt mit oder wegen Corona dort. Zum Vergleich: In der zweiten Welle lagen nie mehr als 912 schwere Coronafälle zur gleichen Zeit in den Kliniken. Auch Sachsen und Thüringen nähern sich den bisherigen Höchstwerten bei der Anzahl der Corona-Patienten auf Intensivstation. In Thüringen sind es aktuell 196. In Sachsen 564 Betroffene. Das entspricht einem Anteil von 35,1 sowie 44 Prozent an allen Patienten in intensivmedizinischer Behandlung. Höchststand in Sachsen war 585, in Thüringen 229.

Die Polizei verzeichnet einem Bericht der “Welt am Sonntag” zufolge einen deutlichen Anstieg beim Handel mit gefälschten Impfnachweisen. Allein in elf Landeskriminalämtern seien seit Jahresbeginn zusammen mehr als 2500 Fälle bekanntgeworden, die meisten in den vergangenen Wochen. Hinzu kommen laut Bericht mehrere hundert Fälle aus Baden-Württemberg und Niedersachsen, die von Ermittlungsverfahren im dreistelligen Bereich sprechen, und dem Saarland, das von zweistelligen Fallzahlen berichtete. Nordrhein-Westfalen und Hessen hätten auf Anfrage keine Fallzahlen nennen können. Fast alle Landeskriminalämter hätten mitgeteilt, dass in den vergangenen Wochen der Handel mit gefälschten Impfzertifikaten vor allem im Internet spürbar zugenommen habe – einhergehend mit den 2G-Regeln vielerorts, die Zugang zu öffentlichen Orten nur noch für Geimpfte und Genesene ermöglichen. Besonders viele Fälle habe Bayern gemeldet. Dort seien seit Jahresbeginn 1286 Vorkommnisse bekanntgeworden – etwa die Hälfte davon allein im November. Bei Polizei und Staatsanwaltschaften in Bayern sind inzwischen fast 1300 Fälle bekannt, in denen der Verdacht auf Manipulation von Corona-Impfpässen besteht. Die Palette reiche von gefälschten Impfpässen über falsche Stempel und Aufkleber bis hin zu Manipulationen um digitalisierte Impf-Zertifikate, sagte eine Sprecherin des Landeskriminalamtes. Die Zahl entwickele sich “sehr dynamisch”. Zuletzt waren immer wieder neue Fälle von Kriminalität rund um das Impfen bekanntgeworden. Die “Wirtschaftswoche” berichtete, bundesweit lägen 3100 Ermittlungsverfahren vor. Einer der spektakulärsten Fälle spielt im Landkreis Donau-Ries, wo ein Hausarzt beschuldigt wird, Patienten Spritzen ohne Impfstoff gesetzt zu haben und Impfzertifikate ganz ohne Impfung ausgestellt zu haben.

Der Vorsitzende des Weltärztebundes, Frank Ulrich Montgomery, verlangt eine strikte Reduzierung der Kontakte, um die Infektionskurve wieder zu senken.“Wir sollten deswegen die Weihnachtsmärkte bundesweit schließen”, sagt Montgomery den Zeitungen der Funke Mediengruppe. “Es bringt nichts, die Weihnachtsmärkte in der einen Region zu verbieten, wenn die Leute dann in eine andere fahren, wo sie noch geöffnet sind.” Länder und Kommunen sollten zudem zu Silvester größere Feiern, Feuerwerk und private Böllerei flächendeckend verbieten. “Das verhindert nicht nur Ansteckungen, sondern entlastet auch die Notfallambulanzen.” Wenn man die Inzidenzen nicht in den Griff bekomme, müssten die Länder auch wieder flächendeckend Betriebe schließen oder Ausgangssperren verhängen können. Der Bundesverband mittelständische Wirtschaft hat die Politik aufgefordert, einen drohenden Corona-Lockdown unbedingt zu verhindern. Bundesgeschäftsführer Markus Jerger sagt: “Müssten Betriebe und Einzelhandel im so wichtigen Weihnachtsgeschäft erneut zwangsweise schließen, hätten wir den wirtschaftlichen Super-Gau: Ganze Branchen wären betroffen, und sehr viele mittelständische Unternehmen würden einen erneuten Lockdown wirtschaftlich nicht überleben.” Für die Betriebe folge daraus, dass die 3G-Regel streng kontrolliert oder 2G eingeführt werden müsse – das würde bedeuten: Zugang zu Betrieben nur noch für Geimpfte und Genesene. “Im Klartext: Impfunwillige Beschäftigte, außer bei medizinischen Ausnahmen, müssen die Folgen ihres Handelns dann auch in der Lohntüte spüren”, so Jerger. “Überlastete Krankenhäuser und verschobene Operationen kosten Menschenleben, und das Virus nimmt keine Rücksicht auf persönliche Befindlichkeiten.” Lufthansa-Chef Carsten Spohr erwartet weltweit weitere Einschränkungen für ungeimpfte Fluggäste. “Diesen Trend sehen wir weltweit. Für Geimpfte und Genesene wird die globale Freiheit erhalten bleiben”, sagt Spohr der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung (WAZ). Bereits jetzt gibt es für Ungeimpfte Einschränkungen. EU-Bürger dürfen etwa nur in die USA einreisen, sofern sie vollständig geimpft und zusätzlich negativ auf das Coronavirus getestet sind. Spohr betont laut dem Bericht die Vorteile einer Impfpflicht, wie sie in Österreich ab Februar 2022 gelten soll. Positiv sieht er auch die Impfpflicht für Flugpersonal, die etwa bei der Schweizer Lufthansa-Tochter Swiss bereits gilt. Bei Swiss und den Austrian Airlines seien “nahezu alle im Flugbetrieb Beschäftigten geimpft”, sagt Spohr. “In Deutschland schätzen wir über 90 Prozent.” Touristen in Mecklenburg-Vorpommern müssen bei der Anreise einen negativen Corona-Test vorlegen und sich dann alle drei Tage erneut testen lassen. Das teilte Staatskanzleichef Patrick Dahlemann nach einer kurzfristig anberaumten Kabinettssitzung mit. Die Corona-Landesverordnung sei in dem Punkt präzisiert worden. In Hotels und anderen Beherbergungsstätten gelte bei der Warnstufe “Orange”, in der sich das Land MV derzeit befindet, die 2G-plus-Regel. Das heißt, sie dürfen nur von Geimpften und Genesenen genutzt werden, die zusätzlich noch einen Negativtest vorlegen müssen. Bei Geschäftsreisen oder anlässlich besonderer Ereignisse, wie einer Beerdigung, könnten auch ungeimpfte Gäste beherbergt werden, hieß es. Diese müssen sich dann allerdings täglich testen lassen. Wegen der Verbreitung einer neuen Coronavirus-Variante im südlichen Afrika beschränkt die Bundesregierung die Einreise aus insgesamt acht Ländern der Region drastisch. Südafrika, Namibia, Simbabwe, Botsuana, Mosambik, Eswatini, Malawi und Lesotho werden ab Sonntag um 0.00 Uhr als Virusvariantengebiete eingestuft, wie das Robert Koch-Institut am Abend mitteilte. Fluggesellschaften dürfen damit im Wesentlichen nur noch deutsche Staatsbürger oder in Deutschland lebende Personen von dort nach Deutschland befördern. Es handelt sich aber nicht um ein Flugverbot. Für Einreisende gilt eine zweiwöchige Quarantänepflicht – auch für Geimpfte und Genesene. Sie kann auch nicht durch negative Tests verkürzt werden.

Der deutsche Einzelhandel spricht sich für eine Impfpflicht aus. “Gerade mit Blick auf die aktuell diskutierten erheblich einschränkenden Maßnahmen für die Gesellschaft und Wirtschaft muss eine Impfpflicht entsprechend verfolgt werden”, schreibt der Handelsverband HDE in einem Brief an die geschäftsführende Bundeskanzlerin Angela Merkel, der der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Geboten sei eine “zeitnahe Einführung einer verfassungskonform ausgestalteten allgemeinen Impfpflicht mit klar definierten Ausnahmen”. Bereits seit Monaten appelliert der Einzelhandel an seine Kunden, sich impfen zu lassen. Laut Gesundheitsminister Jens Spahn soll genügend Impfstoff bereitstehen. Dabei kann es aber zu logistischen Problemen kommen. “Es kann sein, dass die Verteilung in der Fläche,nicht vom einen Tag auf den anderen gelingt”, kündigt Spahn bereits am Freitag an. Und von dieser holprigen Verteilung sind laut “Bild”-Zeitung gleich vier Bundesländer betroffen. Berlin, Baden-Württemberg, Bayern und das Saarland sollen weniger Impfdosen bekommen, als sie bestellt haben. Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke bestätigte dies indirekt im Deutschlandfunk: “In den nächsten Tagen und Wochen ist der Impfstoff wieder knapp. Ich dachte, das ist eine Situation, die wir längst hinter uns gelassen haben.” Nach Mecklenburg-Vorpommern melden auch Niedersachsen und Brandenburg überraschende Lieferengpässe bei Corona-Impfstoffen. Nach Angaben von Hausärzten und Impfteams seien die zugesagten Impfstoffmengen für die kommende Woche “nicht in vollem Umfang lieferbar”, teilte das Gesundheitsministerium in Hannover mit. Die Meldungen kämen aus allen Landesteilen und gingen nach Schilderungen der Zuständigen vor Ort über die jüngst verkündete Deckelung beim Biontech-Impfstoff hinaus. Auch der Konkurrenzwirkstoff von Moderna sei “offenbar” von den Liefereinschränkungen betroffen, erklärte Gesundheitsministerin Daniela Behrens weiter. Sie forderte den geschäftsführenden Bundesgesundheitsminister Jens Spahn zur Transparenz auf. Die Lieferlisten des Bundesgesundheitsministeriums “scheinen nicht der Realität zu entsprechen”. Brandenburg berichtete unter Berufung auf Pharmagroßhändler und Impfstellen, dass die laufende Impfstofflieferungen des Biontech-Präparats durch den Bund “erheblich” gekürzt worden seien. Konkrete Informationen über das Ausmaß habe es im Vorfeld nicht gegeben, erklärte das Landesgesundheitsministerium. Die Hausärzte in Mecklenburg-Vorpommern klagen über einen Mangel an Impfstoffen. Dies sei besonders bei Biontech der Fall. “Die bereits für die kommende Woche vom Bundesministerium für Gesundheit (BMG) rationierte Bestellmenge von 48 Dosen je Arzt wird nach Rückmeldungen unserer Ärzte nochmals um mindestens 50 Prozent reduziert”, hieß es von der Kassenärztlichen Vereinigung (KVMV) in Mecklenburg-Vorpommern in Schwerin. Für die folgende Woche seien weitere Rationierungen angekündigt, die auch den Impfstoff von Moderna betreffen könnten. Die KVMV richtete ihren Zorn auf die Bundesregierung: “Sowohl der Bedarf an Boosterimpfungen als auch der Umfang der noch nicht geimpften Personen sind seit Monaten bekannt. Offensichtlich wurden durch den Bund keine notwendigen Maßnahmen getroffen, um für ausreichend Impfstoff zu sorgen”, hieß es aus Schwerin. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn widersprach dieser Einschätzung. Der Impfstoffhersteller Moderna testet drei vorhandene Covid-19-Booster-Kandidaten gegen die Omikron-Variante. Das Unternehmen kündigt zudem einen neuen variantenspezifischen Impfstoffkandidaten gegen diese Variante des Coronavirus an, die zuerst in Südafrika festgestellt wurde. Der Mainzer Impfstoffhersteller Biontech schaut sich die im südlichen Afrika festgestellte neue Variante des Coronavirus in Tests an und rechnet spätestens in zwei Wochen mit Erkenntnissen. “Wir können die Besorgnis von Experten nachvollziehen und haben unverzüglich Untersuchungen zur Variante B.1.1.529 eingeleitet”, teilte das Unternehmen auf Anfrage mit. Die Variante unterscheide sich deutlich von bisher beobachteten Varianten, da sie zusätzliche Mutationen am Spike-Protein habe. Die Daten aus nun laufenden Labortests würden Aufschluss geben, ob eine Anpassung des Impfstoffs erforderlich werde, wenn sich diese Variante international verbreite. Biontech teilte weiter mit, gemeinsam mit dem US-Partner Pfizer habe man schon vor Monaten Vorbereitungen getroffen, um im Fall einer sogenannten Escape-Variante des Virus den Impfstoff innerhalb von sechs Wochen anzupassen und erste Chargen innerhalb von 100 Tagen auszuliefern. Bremen hat als erstes Bundesland 80 Prozent seiner Bevölkerung vollständig gegen das Coronavirus geimpft. Nach Zahlen des Robert Koch-Instituts vom Freitag lag das kleinste Bundesland damit vor dem Saarland (74,8 Prozent) und Hamburg (74,0 Prozent). Bundesweit betrug die Impfquote 68,3 Prozent. Mit 11,8 Prozent Auffrischungsimpfungen rangierte Bremen auf dem zweiten Platz hinter Berlin (12,6). Das deutsche Impftempo zieht an: Im mehrtägigen Durchschnitt kommen erstmals seit Juli bundesweit wieder mehr als 500.000 Impfdosen pro Tag zum Einsatz. Der Anstieg speist sich größtenteils aus der steigenden Nachfrage nach Boosterimpfungen, aber auch bei den Erstimpfungen zieht die Impfleistung erkennbar an.

Die Corona-Pille Molnupiravir des US-Pharmakonzerns Merck & Co. hat in einer neuen Studie eine geringere Effizienz zur Vermeidung einer Hospitalisierung und von Todesfällen gezeigt. Das Risiko, aufgrund von Corona nach Einnahme der Tablette im Krankenhaus zu landen oder zu sterben sei mit dem Medikament 30 Prozent niedriger, teilte Merck mit. Vorläufige Daten im Oktober jedoch hatten auf ein um 50 Prozent verringertes Risiko hingedeutet.

Die EU-Gesundheitsbehörde ECDC sorgt sich um mögliche Auswirkungen der zunächst im südlichen Afrika aufgetretenen Variante Omikron auf den Impfschutz. B.1.1.529 sei die am stärksten abweichende Variante, die bislang während der Pandemie in umfassenden Zahlen entdeckt worden sei, teilt die Behörde am späten Abend in einer Einschätzung zur Bedrohungslage durch die neue Variante mit. Dies wecke ernsthafte Sorgen, dass sie die Wirksamkeit der Corona-Impfstoffe erheblich verringern und das Risiko von Reinfektionen erhöhen könnte. Die EU-Staatenwollen angesichts einer neuen möglicherweise gefährlicheren Variante des Coronavirus alle Passagierflüge aus sieben Ländern im südlichen Afrika aussetzen. Davon betroffen sind Botsuana, Swasiland, Lesotho, Mosambik, Namibia, Südafrika und Simbabwe. Das erfuhr die dpa in Brüssel nach einer Sondersitzung der EU-Staaten aus Diplomatenkreisen. Die Vereinbarung ist für die EU-Staaten nicht bindend, den Angaben zufolge wurde sie jedoch von allen Ländern unterstützt. Die slowenische EU-Ratspräsidentschaft teilte am Abend mit, das zuständige Gremium habe sich darauf verständigt, die Notbremse auszulösen und Einschränkungen für alle Reisen aus dem südlichen Afrika in die EU zu verhängen. Die Ratspräsidentschaft rief die EU-Staaten dazu auf, für Rückkehrer aus dieser Region strenge Test- und Quarantänevorschriften zu verhängen. Die niederländischen Gesundheitsbehörden teilen mit, dass Dutzende von Menschen, die mit zwei Flügen aus Südafrika in Amsterdam ankamen, wahrscheinlich mit dem Coronavirus infiziert sind. Nun werden alle Passagiere getestet, um herauszufinden, ob sie sich möglicherweise schon mit der kürzlich entdeckten Omikon-Variante angesteckt haben. Die niederländische Regierung hatte am Freitagmorgen bereits alle Flugreisen aus dem südlichen Afrika verboten. Reisende, die bereits auf dem Weg waren, wurden bei Ankunft getestet und mussten danach in Quarantäne. Angesichts schnell steigender Infektions- und Patientenzahlen verhängen die Niederlande einen abendlichen Lockdown. Geschäfte, Kulturstätten, Gaststätten und Sportclubs müssen täglich bereits um 17 Uhr schließen. Die verschärften Maßnahmen gelten ab Sonntag für zunächst drei Wochen; das kündigte Ministerpräsident Mark Rutte am Freitag in Den Haag an. “In den Niederlanden ist dann im Prinzip alles ab 17 Uhr geschlossen.” Ausgenommen seien Supermärkte. Schulen sollen vorerst geöffnet bleiben. Allerdings müssen Schüler ab zehn Jahre eine Mundmaske tragen, wenn sie nicht an ihrem Platz sitzen. Die 1,5-Meter-Distanz-Regel wird ausgeweitet auf Kinos, Theater und Gaststätten. Das heißt, dass sie weniger Besucher empfangen können. Dort wird auch wieder die Maskenpflicht gelten. Es muss echt eine Wende geben, sagte Rutte. Vor allem die Lage an den Krankenhäusern spitzt sich zu. Belgien meldet eine erste Infektion mit der in Südafrika nachgewiesenen neuen Coronavirus-Variante. Der belgische Gesundheitsminister Frank Vandenbroucke sagte in Brüssel, ein aus dem Ausland kommender ungeimpfter Mensch sei positiv auf die Variante B.1.1.529 getestet worden. Deutschland und andere EU-Länder hatten zuvor angekündigt, deshalb den Flugverkehr mit Südafrika drastisch einzuschränken. Zuvor wurden von den belgischen Behörden zwei auffällige Coronavirus-Proben untersucht. Der bekannte Virologe Marc Van Ranst twitterte, die Proben seien auffällig, weil es sich bei ihnen nicht um die Delta-Variante des Virus handele. Die neue Virus-Variante B.1.1.529 hat sich nach Einschätzung des britischen Gesundheitsministers Sajid Javid sehr wahrscheinlich bereits über Südafrika und Botswana hinaus in andere Länder verbreitet. Sie sei in Hongkong bei einer Person nachgewiesen worden, die aus Südafrika eingereist sei, sagt er vor dem Parlament. Weitere Fälle seien in Südafrika und Botswana nachgewiesen worden. “Großbritannien war das erste Land, das die potenzielle Bedrohung dieser neuen Variante erkannt und internationale Partner gewarnt hat.” RKI-Chef Lothar Wieler betonte bei der Bundespressekonferenz am Vormittag, dass die neue Variante bisher noch nicht in Deutschland entdeckt worden sei. Paris kehrt zur Maskenpflicht im Freien zurück. Bei Zusammenkünften in der Öffentlichkeit, auf Festivals, Großereignissen und Märkten sowie beim Schlangestehen müssen Masken getragen werden, wie die Polizei mitteilt.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat die neue Corona-Variante B.1.1.529 als “besorgniserregend” eingestuft. Das teilte die UN-Behörde nach Beratungen mit Experten mit. Sie erklärte außerdem, dass der neuen Variante B.1.1.529 der griechische Buchstabe Omikron zugewiesen worden sei. Die zwei bestätigten Omikron-Infizierten in Hongkong weisen offenbar eine sehr schnell ansteigende Viruslast auf. Die PCR-Tests der zwei Männer, die wenige Tage zuvor noch negativ ausfielen, enthielten einen Ct-Wert von 18 und 19. “Das ist wahnsinnig hoch, insbesondere wenn man bedenkt, dass die zwei bei den letzten PCR-Tests noch negativ waren”, schreibt der Epidemiologe Eric Feigl-Ding, der lange Zeit an der Universität Harvard forschte. Es sehe so aus, als ob die Variante dem Impfschutz tatsächlich entgehen könnte, so Feigl-Ding weiter. Kanada plant ein Gesetz, um Proteste gegen Impfungen in Krankenhäusern unter Strafe zu stellen. Generalstaatsanwalt David Lametti stellt Pläne zu Änderungen des Strafgesetzbuchs vor, die bis zu zehnjährige Haftstrafen vorsehen, wenn Mitarbeiter des Gesundheitswesens beispielsweise eingeschüchtert oder an der Ausübung ihrer Tätigkeit gehindert werden. Lametti weist auf “Covid-Leugner hin, die versuchen, Kinder davon abzuhalten, potenziell lebensrettende Impfstoffe zu erhalten”. Es sei “verabscheuungswürdig und inakzeptabel”, Beteiligte “einzuschüchtern, zu belästigen, zu behindern oder zu bedrohen”. In den USAverzeichnen die Gesundheitsbehörden mindestens 54.175 Neuinfektionen binnen eines Tages. Das ergibt eine Reuters-Zählung auf Basis offizieller Daten. Insgesamt wurden damit seit Beginn der Corona-Pandemie mehr als 48,26 Millionen Ansteckungsfälle nachgewiesen. Die Zahl der Todesfälle in Zusammenhang mit dem Virus steigt um mindestens 625 auf 781.608. Die USA weisen weltweit die höchsten Infektions- und Totenzahlen auf. Vor einem Treffen der Mitgliedsländer der Welthandelsorganisation (WTO) ruft US-Präsident Joe Biden die Staaten dazu auf, Rechte zum Schutz geistigen Eigentums an Corona-Impfstoffen aufzuheben. Zur Begründung verweist Biden auf die in Südafrika entdeckte neue Variante des Corona-Virus. “Die heutige Nachricht unterstreicht, wie wichtig es ist, das anzugehen.” Am Abend beschränkten auch die USA die Einreise aus Südafrika, Botswana, Simbabwe, Namibia, Lesotho, Eswatini, Mosambik und Malawi. Flüge werden aber nicht grundsätzlich verboten, wie ein ranghoher Regierungsvertreter erläuterte. Auch seien US-Staatsangehörige und Personen mit Aufenthaltsgenehmigungen nicht betroffen. Die Maßnahmen sollen ab Montag gelten. Israel steht laut Ministerpräsident Naftali Bennett vor einem staatlichen Notstand. “Unser wichtigster Leitfaden ist: schnell, stark und unmittelbar zu handeln”, sagt Bennett vor einem Treffen mit Experten, bei der über eine Reaktion auf die neue Virus-Variante gesprochen werden sollte.

Beitragsfoto © Nataliya Vaitkevich (Pexels)

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