NACHRICHTEN AUS DER CORONA-PANDEMIE (CDLVIII)

Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz bei den Corona-Neuinfektionen ist erneut deutlich angestiegen und liegt jetzt bei 263,7. Schon am Vortag hatte sie mit 249,1 einen neuen Höchststand erreicht. 48.640 Neuinfektionen haben die Gesundheitsämter dem Robert Koch-Institut gemeldet. Am Freitag vor einer Woche waren es 37.120 neue Positiv-Tests. 191 weitere Menschen starben im Zusammenhang mit dem Virus. Die Ansteckungsrate (Sieben-Tage-R-Wert) wird vom Robert-Koch-Institut (RKI) mit 1,16 angegeben (Vortag: 1,07). Laut DIVI-Intensivregister werden in Deutschland derzeit 2828 Covid-19-Patienten intensivmedizinisch behandelt, 1440 davon werden invasiv beatmet. Rund 3223 Intensivbetten sind in den deutschen Kliniken derzeit noch frei. 

Die Fallzahlen in mehreren Bundesländern steigen stark an. Während die Inzidenz in Sachsen mit 569,0 auf dem Weg zur 600er-Marke ist, verzeichnet Bayern mit 13.191 neuen Ansteckungen deutlich mehr Neuinfektionen pro Tag als Indien und China zusammen. Auch in Nordrhein-Westfalen zeigt sich mit 5865 neuen Fällen eine dramatische Entwicklung. Mit Bayern, Berlin, Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Thüringen haben gleich fünf Bundesländer am heutigen Donnerstag ihren bislang stärksten Tageszuwachs an Neuinfektionen verzeichnet. Allein aus Bayern kamen 13.724 neue Corona-Fälle hinzu. Derweil zieht die Sieben-Tage-Inzidenz in Sachsen am stärksten an: Laut Angaben der dort zuständigen Landesbehörde stieg der Wert um 62,5 auf 521,9 Neuinfektionen pro sieben Tage je 100.000 Einwohner. Der Positivenanteil der in Deutschland durchgeführten PCR-Tests erreicht in der vergangenen Woche einen Höchstwert in der bisherigen Pandemie. In der 44. Kalenderwoche waren laut des Wochenberichts des Robert-Koch-Instituts (RKI) 16,03 Prozent der untersuchten Proben positiv (Vorwoche: 12,2 Prozent). Das entspricht 187.018 Tests. Einen vergleichbaren Wert gab es zuletzt in der Woche zwischen Weihnachten und Silvester 2020. Dort lag der Positivenanteil bei 15,36 Prozent. Im Vergleich zur Vorwoche hat sich die Testnachfrage kaum verändert. Die Gesamtzahl der in der vergangenen Woche durchgeführten PCR-Tests lag bei rund 1,167 Millionen (Vorwoche: rund 1,160 Millionen).

Der Altersdurchschnitt der Covid-Patienten im Krankenhaus ist auch in der 44. Kalenderwoche weiter angestiegen. Im Wochenbericht des Robert-Koch-Instituts (RKI) wurde die mit Abstand höchste Inzidenz hospitalisierter Fälle in der Altersgruppe der ab 80-Jährigen verzeichnet, gefolgt von der Altersgruppe der 60- bis 79-Jährigen. Das Risiko einer schweren Erkrankung mit Krankenhauseinweisung und in manchen Fällen das Risiko eines tödlichen Verlaufs ist bei den älteren Altersgruppen weiterhin am höchsten, steigt aber bereits bei den ab 50-Jährigen gegenüber jüngeren Erwachsenen deutlich an. Die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) warnt vor einer Überlastung der Intensivstationen durch Covid-19-Patienten. “Wenn sich diese Dynamik fortsetzt, können wir sehr bald nur noch Notfall- und Covid-Patienten behandeln. Das müssen wir dringend verhindern”, sagte DIVI-Präsident Gernot Marx dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Er fordert sofort deutliche Verbesserungen für die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen auf den Intensivstationen. “Die Teams, allen voran die Pflegekräfte, brauchen endlich ernsthafte Unterstützung”, sagte Marx. “Zum Beispiel: Nacht- und Wochenendarbeit sind ab sofort steuerfrei. Wir brauchen Verbesserungen, die jetzt und sofort spürbar sind.” Münchner Ärzte warnen vor einem Kollaps der Krankenhäuser in der bayerischen Landeshauptstadt. “Es ist fünf nach zwölf”, sagte Clemens Wendtner, Chefarzt der Infektiologie an der München Klinik Schwabing. Er betonte, “dass die Notfallversorgung, wohlgemerkt in München, aber auch in Bayern, quasi an ihre Grenze kommt”. Auch Axel Fischer, Geschäftsführer der München Klinik, sprach von einer “Notlage” der Kliniken wegen der kritischen Corona-Situation. Man sei derzeit Herr des Pandemiegeschehens, sagte Fischer in München – aber nur “weil schon 50 Prozent unserer planbaren Operationen und Eingriffe heruntergefahren sind”. Der Punkt einer Triage, also das Priorisieren von medizinischen Notfällen aufgrund von Mangel an Ressourcen, könne “innerhalb weniger Wochen” erreicht sein, “wenn jetzt nicht gegengesteuert wird”. Als Gründe hierfür nannte der Mediziner das aggressivere Verhalten der Delta-Variante, einen Nachlass der Immunisierung “insbesondere” bei den zu Jahresbeginn geimpften Personen und eine zu niedrige Impfquote in der Gesamtbevölkerung. “Wir wissen, dass in Deutschland 67 Prozent vollständig geimpft sind. Das reicht nicht. Wir müssen davon ausgehen, dass wir eine 85-prozentige Impfquote benötigen für die Gesamtbevölkerung”, betonte Wendtner. Gewerkschaften registrieren angesichts der angespannten Corona-Lage eine wachsende Aggressivität gegenüber Ärzten und Pflegekräften.“Ärztinnen und Ärzte berichten in der Pandemie immer öfter von Anfeindungen und Drohungen”, sagte die Vorsitzende der Ärztegewerkschaft Marburger Bund, Susanne Johna, den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Insbesondere diejenigen, die für das Impfen werben würden, erlebten oft direkte Bedrohungen. Laut Bundeskriminalamtes (BKA) schrecken Impfgegner auch vor körperlicher Gewalt nicht zurück. Die Behörde hatte bereits vor einigen Tagen erklärt, dass sie Impfgegner oder Corona-Leugner als “relevantes Risiko” im Zusammenhang mit Angriffen auf Impfzentren oder Arztpraxen einschätze.

Das Robert-Koch-Institut (RKI) stuft die aktuelle Corona-Entwicklung in seinem jüngsten Wochenbericht als “sehr besorgniserregend” ein und rät dringend dazu, alle nicht notwendigen Kontakte zu reduzieren. Größere Veranstaltungen sollten demnach möglichst abgesagt oder gemieden werden. “Sofern sie nicht gemieden werden können, sollte man unabhängig vom Impf- oder Genesenenstatus vorher einen Test machen und die Corona-Warn-App nutzen”, schreibt das RKI. Auch Geimpfte und Genesene sollten Masken tragen, Abstand halten und Räume, in denen mehrere Menschen sind, regelmäßig lüften. Für den Fall einer akuten Überlastung des Gesundheitssystems in der Corona-Pandemie bringt eine Expertengruppe unter anderem die Planung eines kurzen, aber intensiven Runterfahrens vieler Bereiche des öffentlichen Lebens ins Spiel.Schulschließungen dürften dabei aber nur als Ultima Ratio erwogen werden, “es sei denn, sie wären für eine Entlastung des pädiatrischen Gesundheitssystems notwendig”, heißt es in einem Strategiepapier. Darin wird ein solches Maßnahmenbündel als “Not-Schutzschalter” bezeichnet. “Ein halbherziger Not-Schutzschalter verfehlt seine Wirkung”, schreibt die Gruppe, zu der unter anderem Virologin Sandra Ciesek, Intensivmediziner Christian Karagiannidis, Physikerin Viola Priesemann, die Virologin Ulrike Protzer und die Epidemiologin Eva Grill gehören. “Es ist unklar, ob ein Not-Schutzschalter notwendig wird. Aber es wäre trotzdem hilfreich, schon jetzt einen klaren Plan zu entwickeln, ihn frühzeitig anzukündigen und mögliche Kollateralschäden präventiv abzufangen”, machen die Wissenschaftler deutlich. Der Städte- und Gemeindebund spricht sich für eine einheitliche Strategie von Bund und Ländern im Kampf gegen Corona aus. Es sei “eine verbindliche Vereinbarung zwischen Bund und Ländern notwendig, wie wir mit der aktuellen Corona-Lage durch den Winter kommen”, sagt Hauptgeschäftsführer Gerd Landsberg dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Dazu gehöre eine Strategie für die erforderlichen Booster-Impfungen. “Nach Möglichkeit sollten bis Weihnachten 20 Millionen Menschen diese Impfung erhalten haben.” Am Donnerstag kommender Woche wollen die geschäftsführende Bundeskanzlerin Kanzlerin Angela Merkel und die Ministerpräsidenten der Länder über einen einheitlichen Kurs für den Winter beraten. Das Robert-Koch-Institut (RKI) ruft angesichts der hohen Corona-Infektionszahlen zur Kontaktvermeidung auf. “Das RKI rät dringend dazu, größere Veranstaltungen möglichst abzusagen oder zu meiden, aber auch alle anderen nicht notwendigen Kontakte zu reduzieren”, heißt es im Wochenbericht. “Die aktuelle Entwicklung ist sehr besorgniserregend und es ist zu befürchten, dass es zu einer weiteren Zunahme schwerer Erkrankungen und Todesfälle kommen wird (…)” Ab sofort sollten von jedem Bürger und jeder Bürgerin möglichst alle anwendbaren Maßnahmen umgesetzt werden: die Kontaktreduktion, das Tragen von Masken, die Einhaltung des Mindestabstands und der AHA+L Regeln sowie das regelmäßige und gründliche Lüften von Innenräumen vor. Diese Empfehlungen gelten auch für Geimpfte und Genesene. Der Präsident des Robert-Koch-Instituts (RKI) sieht in der 2G-Regel eine Chance zum Steigern der Impfquote in Deutschland. “Einen großen Teil der rund 16 Millionen Menschen ab zwölf Jahren, die immer noch nicht geimpft sind, könnte man so überzeugen”, sagte RKI-Chef Lothar Wieler in einem Interview der “Apotheken Umschau”. “Die, die sich nicht impfen lassen, müssten sich dann zunehmend entscheiden, ob sie vom öffentlichen Leben ausgeschlossen bleiben wollen. Es kann doch nicht sein, dass die Ungeimpften das Leben von Geimpften in einem solchen Maß beeinflussen, wie das momentan der Fall ist.” Es bedrücke ihn, dass so viele Menschen die Impfstoffe nicht nutzen wollen, sagte der Mikrobiologie und Tiermediziner. “Wir haben in Deutschland definitiv eine kritische Einstellung zu Impfungen, die auch durch viele Fehlinformationen stark befeuert wird.” Fünf bis zehn Prozent lehnten momentan die Impfung ab und seien auch kaum zu überzeugen. Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann von den Grünen hat in der Corona-Pandemie vor “schwierigen Wochen” gewarnt. Das Infektionsgeschehen nehme rasant zu, erklärte er in Stuttgart. Das Land fahre derzeit die Impfkapazitäten massiv hoch und appelliere an alle Bürger, sich immunisieren zu lassen. Zudem seien auch die an die Corona-Warnstufe gekoppelten 2G-Regeln nötig. Landesgesundheitsminister Manne Lucha, ebenfalls von den Grünen, warnte vor einer Überlastung von Krankenhäusern. “Setzt sich der derzeitige Trend mit dieser Geschwindigkeit fort, müssen wir Patientinnen und Patienten bald in andere Bundesländer oder sogar ins Ausland verlegen”, erklärte er. Das Pflegepersonal sei schon “am Limit”. Brandenburg führt wegen der stark steigenden Corona-Infektionszahlen die 2G-Regel in Gaststätten, Hotels, Kinos und Theatern ein. Vom kommenden Montag an haben die Menschen dort nur noch geimpft, genesen oder im Alter unter zwölf Jahren Zutritt. Das beschloss das Kabinett in Potsdam. Eine Ausnahme gibt es für unter 18-Jährige mit negativem Test und die, die nicht geimpft werden können. Die 2G-Regel gilt auch in Diskotheken, Clubs und Festivals. In Grundschulen wird die Maskenpflicht wieder eingeführt – ab der ersten Klasse. Sie wird auch auf Horte ab fünf Jahren ausgeweitet. Für Schülerinnen und Schüler sind zwei statt drei Tests pro Woche Pflicht. Auch in Alten- und Pflegeheimen sowie Krankenhäusern werden mehr Tests notwendig – zum Beispiel für geimpfte und genesene Gäste. Die Verordnung gilt vorerst bis zum 5. Dezember. Der Bundestag wird vorerst bis Ende Januar unter 3G-Bedingungen zusammenkommen. Das beschließt das Parlament – gegen die Stimmen der AfD. Zugang zum unteren Bereich des Plenarsaals haben damit nur Abgeordnete, die geimpft, genesen oder aktuell negativ getestet sind, wie Bundestagspräsidentin Bärbel Bas erläutert. Wer dies nicht nachweist, muss auf den Tribünen Platz nehmen. Auch die Maskenpflicht bleibt bestehen. Verstöße von Abgeordneten können über das parlamentarische Ordnungsrecht geahndet werden. Dieses sieht ein Ordnungsgeld von 1000 Euro und im Wiederholungsfall von 2000 Euro vor. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder will im Kampf gegen die galoppierenden Infektionszahlen in der Corona-Pandemie in Bayern flächendeckende Zugangsverbote für Ungeimpfte einführen. Einen Vorschlag zur Hochstufung auf 2G – also Zugang nur für Geimpfte und Genesene, nicht mehr für negativ Getestete – werde er dem Koalitionspartner Freie Wähler unterbreiten, sagte Söder in München nach einem Treffen mit Vertretern von Krankenhäusern. Gleichzeitig solle in Clubs und Diskotheken der Standard 2G plus gelten – also Zutritt nur für Geimpfte und Genesene, die aber zusätzlich noch einen Schnelltest machen müssen. 2G flächendeckend werde auch auf Bundesebene gebraucht, sagte Söder.

Die Berliner Polizeiführung ist in Corona-Quarantäne. Nach Polizeipräsidentin Barbara Slowik ist auch ihr Stellvertreter Marco Langner mutmaßlich infiziert, wie ein Polizeisprecher sagte. Langner befindet sich ebenfalls zu Hause in Quarantäne. Ein Selbsttest sei positiv ausgefallen, er warte derzeit auf das Ergebnis des PCR-Tests, sagte der Sprecher. Symptome seien bei Langner, der auch geimpft sein soll, bisher nicht aufgetreten. Weitere Infektionsfälle in der Polizeiführung seien bislang nicht bekannt. Slowik wurde laut Polizei am vergangenen Freitag positiv auf Corona getestet. Seitdem befinde sie sich zu Hause in Quarantäne. Slowik sei zweimal gegen Corona geimpft, die dritte Impfung sei in Kürze geplant gewesen. Der Krankheitsverlauf sei eher milde, inzwischen arbeite sie wieder von zu Hause aus. Wann sie ins Büro zurückkehren werde, stehe noch nicht fest. Die Polizei informierte demnach mehrere Kontaktpersonen. Einige davon hätten sich vorsorglich in Quarantäne begeben. Die Vorsitzende der AfD-Bundestagsfraktion, Alice Weidel, hat sich mit Corona infiziert. Weidel habe sich, “nachdem sie grippeähnliche Symptome feststellte, einem Corona-Test unterzogen”, sagt ihr Sprecher Daniel Tapp. “Sie hat sich umgehend in häusliche Quarantäne begeben”, fügt er hinzu. Weidel hatte im Bundestagswahlkampf Grundrechtseinschränkungen zur Eindämmung der Pandemie beklagt und dabei stets betont, sie selbst sei noch nicht gegen Covid-19 geimpft. Der Präsident des Bundesnachrichtendienstes (BND), Bruno Kahl, hat sich mit Corona angesteckt. Der Chef des deutschen Auslandsgeheimdienstes habe sich trotz Impfschutz infiziert und befinde sich derzeit in häuslicher Isolation, teilt der BND mit. Zuerst hat die “Bild” berichtet. Es gehe Kahl “den Umständen entsprechend gut”, heißt es. “Möglicherweise ebenfalls betroffene Kontaktpersonen werden ermittelt und umgehend informiert. Die Führungs- und Entscheidungsfähigkeit des BND ist jederzeit sichergestellt.”

In Hamburg und Berlin sind fünf Personen festgenommen worden. Sie sollen sich in einer Bande organisiert und über Monate unberechtigt Corona-Hilfen des Bundes in Höhe von 6,4 Millionen Euro beantragt haben. Das teilen Staatsanwaltschaft und Polizei in Hamburg mit. Im Zuge der Ermittlungen haben am Mittwoch etwa 140 Polizisten in beiden Städten 18 Objekte durchsucht. Dabei haben sie mehr als zehn Kartons mit Unterlagen und eine mittlere zweistellige Anzahl von Mobiltelefonen, Computern und Speicherkarten sichergestellt. Zudem seien hochwertige Gegenstände, wie ein Auto, ein Motorrad, Rolex-Uhren, Schmuck und hochwertige Luxusmarkenhandtaschen eingezogen sowie 25 Bankkonten gepfändet worden. Die fünf Verdächtigen sitzen in Untersuchungshaft.

Der Präsident des Bundeswehr-Reservistenverbands, Patrick Sensburg, spricht sich laut einem Bericht für eine Impfpflicht für Soldatinnen und Soldaten aus.“Ich selbst halte eine Impfpflicht für den richtigen Weg. Ohne sie werden wir nicht aus der Pandemie kommen”, sagt Sensburg der “Wirtschaftswoche”. Die Soldaten würden aktuell wieder zunehmend zur Amtshilfe aufgefordert, zitiert das Magazin einen Sprecher des Kommandos Territoriale Aufgaben. Sie unterstützten Gesundheitsämter bei der Kontaktnachverfolgung oder auch Alten- und Pflegeheime, Krankenhäuser und Impfzentren. Die Bundeswehr entsende “möglichst nur geimpfte Soldaten” für Amtshilfe in sensiblen Bereichen. Borussia Mönchengladbachs Trainer Adi Hütter ist gegen eine Impfpflicht für Fußball-Profis. Man habe als Fußballer Vorbildwirkung, aber es gehe schon auch darum, sich selbst entscheiden zu können, sagt der Österreicher im Interview der Westdeutschen Zeitung. “Das sind ja nicht alles per se Impfgegner, sondern Menschen, die aus welchem Grund auch immer Angst vor einer Impfung haben”, so Hütter. Ausgelöst durch die Debatte um Nationalspieler Joshua Kimmich vom FC Bayern München, der nicht gegen Covid-19 geimpft ist, hat es zuletzt Diskussionen über die Vorbildwirkung von Fußballern bei der Impfkampagne gegeben. Etwas mehr als zwei Drittel der Deutschen, die nicht geimpft sind, haben bei der Bundestagswahl am 26. September offenbar Parteien des rechten Spektrums gewählt. Wie der “Spiegel” mit Verweis auf eine Forsa-Umfrage berichtet, hätten 50 Prozent der ungeimpften Wählerinnen und Wähler ihre Stimme der AfD gegeben, etwa 15 Prozent hätten für die Corona-Protestpartei “Die Basis” votiert. Im amtlichen Endergebnis landete die AfD bei 10,3 Prozent, “Die Basis” bei 1,4. Für die Umfrage befragte das Forsa demnach im Auftrag des Gesundheitsministeriums 3048 Menschen zwischen Ende September und Mitte Oktober. Die Ergebnisse wurden schon vor Wochen vom Ministerium von Jens Spahn veröffentlicht, es wurden jedoch keine Angaben zur Parteipräferenz gemacht. Diese sei nicht Teil des Auftrags gewesen, habe das Ministerium betont. Dort ging es um Gründe, weshalb Menschen sich nicht impfen lassen. Forsa habe auf eigene Veranlassung nach der Parteipräferenz gefragt und das dem “Spiegel” auch bestätigt, heißt es weiter in dem Bericht. Zum besseren Schutz vor Impfdurchbrüchen wünscht sich Bayerns Ministerpräsident Markus Söder die sogenannten Booster-Impfungen gegen Corona bereits nach fünf Monaten. Man sehe an den Erfahrungen mit den Auffrischungsimpfungen in Israel, dass “Booster Entlastung gebracht haben”, sagte der CSU-Chef nach Beratungen über die Corona-Situation in den bayerischen Krankenhäusern und insbesondere auf den Intensivstationen in München. Söder hatte sich bereits in den vergangenen Tagen wiederholt für Booster-Impfungen für alle – unabhängig von ihrem Alter – ausgesprochen. Bisher sind die Auffrischungen meist erst sechs Monate nach der zweite Impfung angedacht. Rasche Auffrischungsimpfungen für die Hälfte der Bevölkerung könnten die vierte Welle nach Auffassung führender Wissenschaftler “wahrscheinlich” noch brechen. Das ist die zentrale Erkenntnis einer aktuellen Analyse der Max-Planck-Gesellschaft. Eine dritte Impfung für 50 Prozent der Menschen, die bereits doppelt geimpft wurden, könnte demnach die negativen epidemiologischen Effekte durch den relativ hohen Anteil von bislang Ungeimpften “teilweise” wettmachen. Dafür müsste eine Auffrischungskampagne jedoch deutlich schneller vorankommen als die deutsche Kampagne für Erst- und Zweitimpfungen im Sommer. Hubert Aiwanger, Bayerns stellvertretender Ministerpräsident und Vorsitzender der Freien Wähler, gibt seinen Widerstand gegen eine Schutzimpfung auf. “Ich bin mittlerweile gegen Corona geimpft und kann noch im November 2G-Termine wahrnehmen”, sagt Aiwanger. Er begründet seine Entscheidung mit der schwierigen Lage in den Kliniken, die mit schnell steigenden Zahlen von Corona-Intensivpatienten konfrontiert sind. Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hat Aiwangers anfängliche Impfskepsis in den vergangenen Wochen kritisiert und ihm vorgehalten, Regierungsmitglieder müssten Vorbilder sein. Der Freie Wähler-Chef betont, dass er kein Impfgegner sei. Bundesweit nimmt die tägliche Impfleistung in Deutschland laut RKI zu. Das liegt vor allem an den Auffrischungsimpfungen, von denen pro Tag im Schnitt mehr als 130.000 verabreicht werden. Fast jede zehnte Person in Deutschland, die älter als 60 Jahre ist, hat inzwischen laut RKI-Zahlen eine Auffrischungsimpfung bekommen. Das entspricht einer Impfquote von 9,9 Prozent in dieser Altersgruppe. Mindestens 67,3 Prozent der deutschen Bevölkerung gelten bisher als “vollständig geimpft”.

Wegen hoher Corona-Inzidenzen will die Bundesregierung am morgigen Freitag Tschechien, Ungarn und Österreich offenbar zu Hochrisikogebieten erklären. Das berichten die Zeitungen der Funke Mediengruppe. Die Einstufung soll schon ab Sonntag in Kraft treten. Geimpfte und Genesene können sich von einer Quarantänepflicht befreien. Für Ungeimpfte werden Reisen in diese EU-Länder jedoch beschwerlicher. Nach Rückkehr müssen sie in eine zehntägige Quarantäne gehen, die frühestens nach fünf Tagen mit einem negativen Corona-Test beendet werden darf. Die europäische Arzneimittelbehörde EMA hat den Weg frei gemacht für die Zulassung von zwei neuen Medikamenten gegen Covid-19. Es gehe um die Antikörper-Therapie Ronapreve des Schweizer Pharmaunternehmens Roche sowie das Mittel Regkirona (Regdanvimab) des Herstellers Celltrion aus Südkorea, teilte die EMA in Amsterdam mit. Die Europäische Arzneimittelbehörde EMA empfiehlt, eine entzündliche Erkrankung des Rückenmarks – transverse Myelitis – als Nebenwirkung des Covid-19-Impfstoffs von Johnson & Johnson hinzuzufügen. Außerdem prüfte sie Berichte über ein Kapillarlecksyndrom nach der Impfung mit dem Vakzin von Moderna. Die EMA erklärte zudem, dass es gegenwärtig nicht genügend Beweise für einen möglichen Zusammenhang zwischen seltenen Fällen von Multisystem-Entzündungssyndromen und den mRNA-Impfstoffen von Moderna und BioNTech/Pfizer gebe. Nach zwei Monaten ohne jegliche Beschränkungen gelten in Dänemark wieder vereinzelt Corona-Maßnahmen. Seit Freitag muss man etwa bei Veranstaltungen wie Konzerten und Messen sowie im Restaurant, in der Kneipe oder der Diskothek wieder seinen Corona-Pass vorzeigen. So muss man vorweisen, dass man geimpft, genesen oder negativ getestet worden ist. Dänemark hatte angesichts hoher Impf- und niedriger Infektionszahlen am 10. September alle im Land verbliebenen Corona-Beschränkungen aufgehoben. In den vergangenen Wochen ist die Zahl der Neuinfektionen jedoch stark angestiegen. Von nächster Woche an können freiberufliche Ärzte in Griechenland zum Dienst in staatlichen Krankenhäuser herangezogen werden. Die Mediziner hätten noch diese Woche Zeit, sich freiwillig zu melden, ab Montag würden sie je nach Bedarf dazu verpflichtet, sagte Gesundheitsminister Thanos Plevris dem Staatssender ERT. Zunächst gehe es um Spezialisten wie etwa Pneumologen im von Corona stark betroffenen Norden Griechenlands. Plevris erklärte, es gebe weniger einen Mangel an Intensivbetten als an Fachpersonal. Allerdings müssten auch Privatkliniken erneut Betten bereitstellen, wenn die staatlichen Kliniken am Limit seien. Beide Maßnahmen, die Rekrutierung von Ärzten und die Einbindung privater Krankenhäuser, hatte die griechische Regierung im vergangenen März schon einmal ergriffen, um Gesundheitssystem zu entlasten. Die deutliche Verschärfung der Regeln für Ungeimpfte hat in Österreich die Zahl der Corona-Impfungen spürbar nach oben klettern lassen. In den ersten zehn Tagen nach Einführung der 3G-Regel am Arbeitsplatz wurden insgesamt mehr als 420.000 Stiche verzeichnet, wie aus Zahlen der Ministerien hervorgeht. Der größte Teil davon waren Auffrischungsimpfungen, 123.000 Menschen holten sich aber auch ihre Erstimpfung ab. Arbeitgeber in Österreich sind aufgerufen, stichprobenartig zu kontrollieren, ob ihre Beschäftigten geimpft, genesen oder getestet sind. Bei Verstößen drohen hohe Geldstrafen. Seit 8. November gilt in Österreich außerdem eine 2G-Regel, die Ungeimpfte aus weiten Teilen des öffentlichen Lebens ausschließt. Als erstes Bundesland in Österreich will Oberösterreich ab Montag einen regionalen Lockdown für Ungeimpfte einführen. Das kündigte Ministerpräsident Thomas Stelzer von der ÖVP an. “Die Situation ist dramatisch, daher ziehen wir die fünfte Stufe des Stufenplans des Bundes vor und planen ab Montag einen Lockdown für Ungeimpfte, sofern es rechtlich ein grünes Licht vom Bund gibt beziehungsweise der Bund die Rechtsgrundlage schafft.” Gespräche über Details der neuen Regelung zwischen Oberösterreich und dem Gesundheitsministerium in Wien liefen am heutigen Donnerstag, erfuhr die dpa aus Verhandlerkreisen. Am Freitag finden Beratungen zwischen Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein von den Grünen und den Länderchefs von Oberösterreich und Salzburg statt, bei dem noch offene Fragen geklärt werden sollen. In den Niederlanden verzeichnen die Behörden einen Höchstwert bei Corona-Infektionen. Demnach wurden binnen 24 Stunden über 16.000 Menschen positiv getestet. Damit übersteigt die Sieben-Tage-Inzidenz den Wert von 500. Krankenhäuser müssen wegen der steigenden Anzahl an Fällen Behandlungen verschieben. Insgesamt sind 85 Prozent der Erwachsenen vollständig geimpft. Die Niederlande steuern angesichts schnell steigender Infektions- und Patientenzahlen auf einen neuen Teil-Lockdown zu. Das berichten niederländische Medien unter Berufung auf Regierungskreise. So solle ab Samstag ein eingeschränkter Shutdown von drei Wochen beginnen, Gaststätten und die meisten Geschäfte müssten dann um 19 Uhr schließen. Die geschäftsführende Regierung will im Laufe des Freitags über die neuen Maßnahmen entscheiden. Auch über die Einführung der 2G-Regel für Gaststätten und Kultur und Sport soll entschieden werden. Angesichts rekordverdächtiger Wartezeiten für Operationen in England warnen Gesundheitsexperten vor einem Zusammenbruch des Gesundheitsdiensts. Die Denkfabrik King’s Fund warnte, der chronische Arbeitskräftemangel verschärfe den durch die Corona-Pandemie entstandenen Druck noch weiter. Experten warnen, dass die ab April 2022 geltende Impfpflicht für medizinisches Personal die Lage verschärfen könnte. Daten des National Health Service (NHS) zufolge warteten im September deutlich mehr als 5,8 Millionen Menschen auf eine Behandlung, so viele wie noch nie seit Beginn der Aufzeichnungen 2007. Schon in normalen Jahren seien die schlechten Zahlen bei Notrufen, Notaufnahmen und Wartezeiten für sich genommen jeweils ein Alarmsignal, sagte die Analystin Deborah Ward von King’s Fund. Zusammengenommen und noch vor Winterbeginn deuteten sie darauf hin, dass das Gesundheitssystem kurz davor sei, in die Knie zu gehen. Mehr dazu lesen Sie hier. Zehntausende ungeimpfte Pflegekräfte dürfen nicht mehr in Heimen in England arbeiten. Die von der Regierung gesetzte Frist, sich vollständig gegen das Coronavirus impfen zu lassen, ist nun verstrichen. Schätzungen von britischen Medien zufolge haben mehr als 50.000 Beschäftigte in Alten- und Pflegeheimen bisher das Angebot nicht genutzt. Mehr als die Hälfte davon soll aber bisher zumindest eine Dosis erhalten haben. Nach Angaben des National Care Forum haben im Durchschnitt bereits 3,5 Prozent der Beschäftigten wegen der Impfvorschrift gekündigt oder wurden entlassen. Das Gesundheitsministerium betont hingegen, die Pflicht habe die Zahl der Impfungen in die Höhe schnellen lassen. Ein Schweizer Wirtschaftsprofessor schlägt vor, dass ungeimpfte Corona-Patienten ihre Krankenhausrechnungen künftig selbst zahlen oder sich entsprechend versichern sollen. “Es ist nun einmal eine Tatsache, dass Ungeimpfte ein viel größeres Risiko haben, im Spital zu landen – und diese Behandlungen sind sehr teuer”, sagt Marius Brülhart, Professor an der Universität Lausanne, dem Schweizer Radio und Fernsehen. Wer sich gegen das Virus impfen lassen könne, dies aber ablehne, könne ja eine Zusatzversicherung abschließen. Er schätzte die durchschnittlichen Kosten eines Krankenhausaufenthalts mit einer Covid-19-Infektion in der Schweiz auf bis zu 30.000 Franken – umgerechnet 28.500 Euro.

Beitragsfoto © geralt (Pixabay)

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