NACHRICHTEN AUS DER CORONA-PANDEMIE (CDLII)

Das Robert-Koch-Institut meldet 37.120 neue Corona-Fälle. Das sind 12.452 Positiv-Tests mehr als am Freitag vor einer Woche, als 24.668 gemeldet wurden. Die Sieben-Tage-Inzidenz steigt auf 169.9 von 154,5 am Vortag. Der Wert gibt an, wie viele Menschen je 100.000 Einwohner sich in den vergangenen sieben Tagen mit dem Coronavirus angesteckt haben. 154 weitere Menschen starben im Zusammenhang mit dem Virus. Die Zahl der gemeldeten Todesfälle erhöht sich binnen 24 Stunden auf 96.346. Insgesamt fielen in Deutschland bislang mehr als 4,7 Millionen Corona-Tests positiv aus. Die Ansteckungsrate (7-Tage-R-Wert) wird vom Robert-Koch-Institut (RKI) mit 1,01 angegeben (Vortag: 0,95). Laut DIVI-Intensivregister werden in Deutschland derzeit 2332 Covid-19-Patienten intensivmedizinisch behandelt (106 mehr als am Vortag). Von den Betroffenen müssen 1212 invasiv beatmet werden (40 mehr als am Mittwoch). Rund 3216 Intensivbetten sind in den deutschen Kliniken derzeit noch frei. Das entspricht einem Anteil von 12,8 Prozent – Tendenz sinkend.BAngesichts stark steigender Infektionszahlen warnt die Deutsche Gesellschaft für Internistische Intensivmedizin und Notfallmedizin (DGIIN) vor einer baldigen Überlastung von Intensivstationen. Es sei “nur eine Frage von Wochen, bis die Intensivstationen so stark ausgelastet sind und das Personal physisch und psychisch überlastet”, teilte der Sprecher für Pflege in der DGIIN, Carsten Hermes, mit. Nach Einschätzung der Intensivmediziner wird die Zahl von stationär behandelten Covid-19-Patienten vermehrt unter jüngeren Menschen und insbesondere bei Ungeimpften zunehmen. Die entscheidende Kennzahl werde in den kommenden Wochen und Monaten weder die Sieben-Tage-Inzidenz noch die Zahl der Intensivbetten sein, “sondern die Gesamtauslastung der Kliniken und die verfügbaren Pflegefachkräfte”, teilte DGIIN-Sprecher Tobias Ochmann mit. Auf den Intensivstationen der bayerischen Krankenhäuser sind nach rasch steigenden Corona-Infektionszahlen nun landesweit über 90 Prozent der Betten belegt. Kurz vor der bevorstehenden Verschärfung der Corona-Regeln an diesem Wochenende liegen laut DIVI-Intensivregister am heutigen Morgen bereits 513 Covid-Patienten auf den bayerischen Intensivstationen. Das sind fast 60 mehr als noch am Dienstag. Gleichzeitig steigen die Infektionszahlen weiter rasant an: Im Landkreis Miesbach stieg die Sieben-Tage-Inzidenz auf einen neuen deutschlandweiten Höchstwert von 715,7 Infektionen pro 100.000 Einwohner. Fünf bayerische Landkreise haben mittlerweile eine Inzidenz von 500 überschritten, der landesweite Schnitt liegt mit 234,8 weit über dem Bundesdurchschnitt von 154,5. Als ein Grund gilt in den Krankenhäusern die unterdurchschnittliche Impfquote in Süddeutschland.

15 von 16 Bundesländern melden eine höhere Sieben-Tage-Inzidenz als noch am Vortag. Lediglich in Bremen sinkt das Fallaufkommen pro 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen um 1,22 auf 83,1. Das ergibt eine Auswertung der Länderdaten durch ntv.de. In Sachsen springt die Inzidenz um 46,70 auf nunmehr 336,4. Spitzenreiter im Ländervergleich ist nach wie vor Thüringen. Im Freistaat liegt der Wert bei 357,4 (plus 19,20 im Vergleich zum Mittwoch). Mehrere Regionen im Osten und Süden sind derzeit Deutschlands Hotspots. Der bayerische Landkreis Miesbach hat mit 715,7 den aktuell höchsten Inzidenzwert der Bundesrepublik. Vier weitere Regionen in Bayern liegen zudem über der Schwelle von 500: Regen (530,3), Rottal-Inn (572,3), Mühldorf am Inn (643,9) und Traunstein (595,5). Auch auf Landkreise in Thüringen (Gotha: 515,0 und Sonneberg: 632,8) sowie Sachsen (Meißen: 506,3 und Sächsische Schweiz-Osterzgebirge: 560,6) trifft dies zu. Die Sieben-Tage-Inzidenz ist im Vergleich zur Vorwoche erneut deutlich in allen Altersgruppen gestiegen. Wie das Robert-Koch-Institut (RKI) in seinem wöchentlichen Lagebericht schreibt, gab es in der Meldewoche 43 einen sprunghaften Anstieg vor allem in der Altersgruppe zwischen 10 und 14 Jahren. Dort kletterte die Fall-Inzidenz von 240 auf über 350 pro 100.000 Einwohner. Doch auch hochbetagte Menschen, denen mit nachlassendem Impfschutz ein schwerer Covid-19-Verlauf droht, sind momentan stark von Ansteckungen mit Sars-CoV-2 betroffen. Das RKI zählte allein im aktuellen Wochenbericht 135 aktive Ausbrüche in Pflege- und Altenheimen. In der Vorwoche waren es 122, davor 78. In der Altersgruppe Ü80 stieg die Inzidenz auf 95,9. Die Corona-Pandemie hat Sachsen weiter fest im Griff. Nach Angaben des Robert-Koch-Institutes (RKI) stieg die Sieben-Tage-Inzidenz heute sprunghaft an – auf einen Wert von 336,4. Am Vortag hatte die Zahl der wöchentlichen Neuinfektionen je 100.000 Einwohner noch bei 289,7 gelegen. Damit bleibt Sachsen hinter Thüringen (357,4) das Bundesland mit dem zweithöchsten Inzidenzwert. Bundesweit lag sie am Donnerstag bei 154,5. Innerhalb Sachsens ist die Situation recht unterschiedlich. Zwei Regionen liegen bei der Wocheninzidenz jenseits der Marke von 500: der Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge (560,6) und der Landkreis Meißen (506,3). Dahinter rangiert Bautzen mit 429,9. Die niedrigsten Werte haben die Stadt Leipzig (185,9) und der Landkreis Nordsachen mit 182,3. In Dresden beträgt die Sieben-Tage-Inzidenz 369,1, in Chemnitz 299,1. In Thüringen haben bereits alle Landkreise eine Sieben-Tage-Inzidenz von mehr als 200 erreicht. Der Anteil positiv getesteter Proben unter den in den Laboren durchgeführten PCR-Tests steigt kontinuierlich an. Wie aus dem Wochenbericht des Robert-Koch-Instituts (RKI) hervorgeht, lag der Wert in der 43. Kalenderwoche (KW) bei 12,24 Prozent. In der Vorwoche waren es 10,90 Prozent. Ein ähnlich hohes Niveau hatte es zuletzt Mitte April gegeben. Gleichzeitig steigt aktuell die Zahl der durchgeführten Tests. Wurden in der KW 42 noch 905.175 Tests in den Daten überliefernden Laboren durchgeführt, waren es in der vergangenen KW 43 bereits 1.140.368.

Nach Kritik aus der Bundesregierung an zu laschen Corona-Kontrollen in einigen Restaurants hat der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (DEHOGA) zur Einhaltung der Regeln aufgerufen. “Ohne Wenn und Aber: Die geltenden Corona-Schutzmaßnahmen sind von allen Betrieben einzuhalten. Dazu gehört insbesondere die konsequente Zugangskontrolle”, sagte die Hauptgeschäftsführerin des Verbands, Ingrid Hartges. Man habe wiederholt in Newslettern an die Unternehmen appelliert, die Zugangskontrollen konsequent umzusetzen. “Wenn alle es machen, akzeptieren es auch die Gäste.” Alle seien froh, dass Restaurants wieder geöffnet seien, aber die Lage sei nicht mehr so unbeschwert wie noch vor einigen Wochen. “Deswegen sind alle aufgerufen, sich jetzt solidarisch zu verhalten und die Maßnahmen zu akzeptieren und umzusetzen.” Ein Nichtbeachten der Vorgaben sei auch unfair gegenüber der großen Mehrheit, die sich an die Regeln halte. Eine zeitnahe Lockerung der Maskenpflicht im Unterricht ist für Niedersachsens Kultusminister Grant Hendrik Tonne derzeit nicht zwingend gegeben. “Das kann ich angesichts der sich wieder verschärfenden Corona-Lage momentan nicht versprechen”, sagt er der “Neuen Osnabrücker Zeitung”. Momentan sei nicht einmal sicher, ob nach den Klassen eins und zwei in der kommenden Woche wie ursprünglich geplant auch die dritten und vierten Jahrgänge von der Maskenpflicht befreit würden. Mit Blick auf die weiterführenden Schulen sagt Tonne: “Momentan ist nicht der richtige Zeitpunkt, die Maskenpflicht an den Schulen komplett fallen zu lassen.” In Deutschland hat es im vergangenen Jahr wegen der Corona-Pandemie fast fünf Prozent mehr Todesfälle gegeben.Insgesamt starben 985.572 Menschen, das waren 4,9 Prozent mehr als im Vorjahr, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden mitteilt. Vier Prozent aller Todesfälle gingen direkt auf Covid-19 zurück – bei 39.758 Menschen war dies die ausschlaggebende Todesursache. Nicht enthalten sind jene Fälle, bei denen Corona auf dem Totenschein als Begleiterkrankung dokumentiert wurde. In mehr als jedem fünften Thüringer Altenheim gibt es derzeit aktive Corona-Fälle.Betroffen sind 76 der insgesamt 339 stationären Pflegeeinrichtungen im Freistaat, wie das Landesverwaltungsamt mitteilt. Gibt es einen Corona-Fall in einer Einrichtung, muss dort laut Thüringer Corona-Verordnung ein Besuchsverbot für Angehörige in Kraft treten. Insgesamt verzeichnet das Amt heute 338 positiv getestete Bewohnerinnen und Bewohner. Dazu kommen 175 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit einer Corona-Infektion. Die größten Ausbrüche gab es in vier Heimen im Saale-Holzland-Kreis mit insgesamt 61 positiv getesteten Bewohnern und 22 betroffenen Mitarbeitern, sowie in fünf Einrichtungen im Ilm-Kreis mit insgesamt 51 betroffenen Bewohnern und 26 betroffenen Mitarbeitern.

Hubert Aiwanger, der Parteichef der Freien Wähler, soll sich gegen Corona impfen lassen. Das forderte sein Parteikollege, der Landshuter Landrat Peter Dreier im BR-Fernsehen. Er hielte es für angebracht, wenn Aiwanger mit gutem Beispiel vorangehe. Zudem rief Dreier die noch ungeimpften Bürgerinnen und Bürger auf, das Impfangebot anzunehmen und sich von Ärzten beraten zu lassen. Wegen der rasch steigenden Corona-Zahlen rät der Leipziger Epidemiologe Markus Scholz dringend zu raschen Auffrischungsimpfungen. Der Impfschutz nehme nach sechs Monaten deutlich ab, am schnellsten bei älteren Menschen, sagte der Wissenschaftler. “Die geimpften Risikogruppen sind jetzt wieder gefährdet, da muss man aufpassen”, sagte Scholz. Deshalb bräuchten Menschen über 70 Jahre jetzt dringend einen “Booster”, und auch für alle anderen sei eine solche Auffrischung sinnvoll. Die besonders hohen Infektionszahlen in den deutschen Hotspots Thüringen, Sachsen und Bayern erklärte Scholz, Professor am Institut für Medizinische Informatik, Statistik und Epidemiologie der Universität Leipzig, mit den regional niedrigen Impfraten. “Das korreliert ganz eindeutig mit dem Impfniveau”, sagte er. Aus seiner Sicht muss auch die Grundimmunisierung vorankommen. Die Anwendung von 2G-Regeln – also Zutritt etwa zu Restaurants nur für Geimpfte und Genesene – könnte dabei einen Anreiz schaffen. Obwohl sie ein besonders hohes Risiko tragen, lassen sich nach Beobachtung von Kardiologen zu viele Herz-Kreislauf-Patienten nicht gegen Corona impfen. Die Deutsche Herzstiftung appelliert eindringlich an diese Menschen, sich zu schützen. Besonderes Augenmerk liegt auf der sehr großen Gruppe der Menschen mit Bluthochdruck. “Man muss die Menschen mit Fakten überzeugen”, sagte der neue Vorstandsvorsitzende der Deutschen Herzstiftung, Thomas Voigtländer. Herz-Kreislauf-Patienten haben laut Herzstiftung ein zwei bis dreifach höheres Risiko, an Covid-19 zu sterben. Ebenfalls zwei bis dreifach erhöht ist das Risiko für einen schweren Verlauf. Dem gegenüber stehen Berichte über Herzmuskelentzündungen als Nebenwirkung einer Impfung. “Myokarditis ist eine relevante Nebenwirkung”, sagte Voigtländer, das dürfe man nicht verschweigen. “Aber man muss das in den Kontext stellen.” Das Risiko, eine solche Krankheit zu bekommen, sei viel größer, wenn man sich mit Sars-CoV-2 ansteckt, als wenn man sich dagegen impfen lässt. Die bayerischen Hausärzte kritisieren in der Debatte um Corona-Auffrischungsimpfungen organisatorische Hürden durch den Bund. “In den Praxen besteht bei den Booster-Impfungen das Problem, dass wir Impfstoff nur mit zwei Wochen Abstand im Voraus bestellen können”, sagt der bayerische Hausärzte-Präsident Markus Beier der “Augsburger Allgemeinen”. “Das ist aber in der aktuellen Situation geradezu unmöglich vorauszuplanen”, sagt er und fordert: “Wir müssen wieder wöchentlich bestellen können”. Das Robert-Koch-Institut (RKI) stuft das Risiko für die Gesundheit von unvollständig oder nicht geimpften Menschen in der Pandemie als „sehr hoch“ ein. Die Bewertung wurde verschärft, wie aus dem Wochenbericht des Instituts vom Abend hervorgeht. “Für vollständig Geimpfte wird die Gefährdung als moderat, aber aufgrund der steigenden Infektionszahlen ansteigend eingeschätzt”, heißt es weiter. Noch vor einer Woche war das Risiko im Bericht für Ungeimpfte als “hoch” und das Risiko für Geimpfte als “moderat” beschrieben worden. Die aktuelle Entwicklung der Lage sei “sehr besorgniserregend”, heißt es nun. Es sei zu befürchten, dass “es zu einer weiteren Zunahme schwerer Erkrankungen und Todesfälle kommen wird und die verfügbaren intensivmedizinischen Behandlungskapazitäten überschritten werden können, sollten nicht rasch allgemeine, nichtpharmakologische Maßnahmen – wie das Tragen von Masken, die Einhaltung des Mindestabstands, die Kontaktreduktion, das Lüften – zu einer deutlichen Reduktion der Übertragungen führen”. Beschäftigte in der Altenpflege, die nicht geimpft sind, sollen sich nach Plänen von Niedersachsens Gesundheitsministerin Daniela Behrens täglich testen lassen müssen. “Schon jetzt müssen sich ungeimpfte Beschäftigte nach der geltenden Corona-Verordnung dort mindestens dreimal in der Woche testen lassen. Diese Frequenz wollen wir auf die Pflicht zur täglichen Testung ausweiten, um die Sicherheit der Bewohnerinnen und Bewohner in diesem besonders sensiblen Bereich noch einmal zu erhöhen”, so die SPD-Politikerin. Die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Rheinland-Pfalz fordert „schnellstmöglich“ eine Impfpflicht für Beschäftigte in Gesundheitsberufen. “Für diejenigen, die in Gesundheitsberufen in direktem Kontakt mit Patientinnen und Patienten sowie Bewohnerinnen und Bewohnern von zum Beispiel Seniorenheimen arbeiten, muss schnellstmöglich eine Impfpflicht gegen das Covid-19-Virus eingeführt werden”, heißt es in einer Mitteilung des Vorstands der KV. “Es kann nicht sein, dass die gefährdetsten Personengruppen durch nicht geschützte Beschäftigte einem zusätzlichen Ansteckungsrisiko ausgesetzt sind. Mecklenburg-Vorpommern Gesundheitsminister Harry Glawe will als Reaktion auf die rapide steigenden Corona-Zahlen und die ausstehenden Auffrischungsimpfungen stillgelegte Impfzentren reaktivieren. ”Die Impfzentren müssen wohl wieder ans Netz. Und das muss zügig passieren“, sagte Glawe bei NDR MV Live. In den landesweit zwölf Impfzentren hatten Hunderttausende Menschen seit Jahresbeginn ihre Impfungen erhalten. Weil die Nachfrage im Sommer dann massiv zurückgegangen war und Hausärzte den Bedarf decken konnten, waren die teuren Zentren im September geschlossen und zumeist nur noch als Stützpunkte für die mobilen Impfteams genutzt worden. Nach Glawes Worten wird ”mit großer Sicherheit“ auch die erst zu Wochenbeginn vom Netz genommene Impfhotline des Landes wieder frei geschaltet. Über die Hotline sollen Termine für Drittimpfungen vergeben werden. Vor Impfstützpunkten, die nur noch zu bestimmten Zeiten und ohne Anmeldung Impfungen anbieten, hatten sich bereits lange Schlangen von Senioren gebildet. In der Debatte um Auffrischungsimpfungen ist eine einheitliche Vorgehensweise in Sicht. Der geschäftsführende Bundesgesundheitsminister Jens Spahn sagt am Rande einer Konferenz mit seinen Länderkollegen in Lindau, man sei sich mit Ärztevertretern und unter den Ministern einig. Es mache viel Sinn, dass es sechs Monate nach der Zweitimpfung eine Auffrischung geben solle. Es seien zuerst Ältere, Vorerkrankte und medizinisches Personal geimpft worden, bei diesen sei es jetzt auch mehr als sechs Monate her. Gerade dort machten Impfverstärkungen (”Booster“) daher nun Sinn. ”Boostern sollte die Regel werden, nicht die Ausnahme.“ Eine Impfpflicht für Personal in Pflegeheimen bleibt umstritten. ”Wir erachten mittlerweile eine Impfpflicht für bestimmte Berufsgruppen, gerade in der Pflege, für unausweichlich“, sagte der Präsident des Deutschen Landkreistags, Reinhard Sager, den Zeitungen der Funke Mediengruppe. ”Es ist wichtig, die besonders vulnerablen Personen auch besonders wirksam zu schützen“, betonte der Kommunalvertreter. Private Pflege- und Altenheime halten dagegen. Für eine Verpflichtung zur Impfung gebe es keine rechtliche Grundlage, sagte der Präsident des Bundesverbandes privater Anbieter sozialer Dienste (bpa), Bernd Meurer, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Gleichwohl werbe der Verband für eine hohe Impfbereitschaft. Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek hat sich vorerst gegen eine Impfpflicht für Mitarbeiter in Pflegeheimen ausgesprochen. ”Wir haben uns im Moment noch darauf verständigt, gerade in Bayern, dass es keine Impfpflicht gibt – und dabei bleibt es jetzt auch“, sagte Holetschek zum Auftakt der zweitägigen Gesundheitsministerkonferenz in Lindau am Bodensee. Man werde die Lage aber ”weiter genau beobachten“. Statt einer Impfpflicht solle nun die Testpflicht in den Einrichtungen für Besucher und Mitarbeiter ausgeweitet werden, sagte der Vorsitzende der Gesundheitsministerkonferenz. Demnach sollen sich auch Geimpfte und Genesene regelmäßig testen lassen müssen. ”Impfen ist nach wie vor freiwillig“, betonte Holetschek. ”Ich sage aber auch: Impfen ist keine Privatsache.” Mehr als 55 Millionen Menschen in Deutschland sind vollständig gegen das Coronavirus geimpft. Das geht aus aktuellen Zahlen des Robert-Koch-Instituts hervor. Demnach wurden am Mittwoch rund 270.000 Impfdosen verabreicht. 57,8 Millionen Menschen (69,6 Prozent) haben mindestens eine Impfung verabreicht bekommen, 55,6 Millionen (66,9 Prozent) sind vollständig geimpft. 2,4 Millionen Menschen haben zusätzlich bereits eine Auffrischungsimpfung erhalten. Beim Stand der Covid-19-Impfungen gibt es weiterhin erhebliche regionale Unterschiede: Unter den Bundesländern verzeichnet Bremen mit 81,2 Prozent den höchsten Anteil Erstgeimpfter. 14 weitere Bundesländer haben die 60-Prozent-Marke geschafft, lediglich Sachsen steht mit 59,1 Prozent unter dieser Marke. Bremen zählt mit 78,5 Prozent ebenfalls den höchsten Anteil an vollständig geimpften Einwohnern. Sachsen ist hier mit 56,9 Prozent am Ende der Rangliste.

Einer OECD-Studie zufolge hat die Pandemie viele Menschen psychisch stark belastet. In den OECD-Ländern gebe es 28 Prozent mehr Fälle von Angststörungen und 26 Prozent mehr Fälle von Depressionen, teilte die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) mit. Die volkswirtschaftlichen Kosten dafür seien hoch, denn psychische Probleme wirkten sich unter anderem auf die Beschäftigung und die Produktivität aus. Nach OECD-Schätzungen belaufen sich die Kosten schlechter psychischer Gesundheit im OECD-Schnitt auf mehr als 4,2 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Europa befindet sich nach Angaben des zuständigen Regionalbüros der Weltgesundheitsorganisation WHO erneut im Zentrum der Pandemie. “Wir befinden uns an einem weiteren kritischen Punkt des Wiederauflebens der Pandemie”, sagte der Regionaldirektor der WHO Europa, Hans Kluge. Das derzeitige Tempo der Virus-Übertragungen in den 53 Ländern der WHO-Region Europa sei sehr besorgniserregend. Es sei nicht die Zeit für Selbstgefälligkeit. Im Laufe der vergangenen vier Wochen habe Europa einen Anstieg der Neuinfektionszahlen um mehr als 55 Prozent gesehen, sagte Kluge. In der vergangenen Woche seien 59 Prozent aller weltweit nachgewiesenen Fälle und 48 Prozent aller damit in Verbindung stehenden Todesfälle auf die Region entfallen. Dänemark hat den bisher höchsten Tageswert an nachgewiesenen Fällen in diesem Jahr verzeichnet. 2598 Neuinfektionen kamen in den vergangenen 24 Stunden hinzu, wie aus einer Auflistung des dänischen Gesundheitsinstituts SSI hervorging. Das waren über 600 mehr als am Vortag. Zum Vergleich: Vor einem Jahr hatte der Tageswert in dem Fünf-Millionen-Einwohnerland Anfang November bei etwa 1000 gelegen. Nach Angaben des dänischen Gesundheitsministeriums war der jetzige Wert der höchste seit dem 30. Dezember 2020. Darüber hinaus kamen mit der Aktualisierung des SSI fünf neue Todesfälle in Verbindung mit Covid-19-Erkrankungen hinzu. Die Zahl der Fälle, die im Krankenhaus behandelt werden müssen, sank um 18 auf 246. Kroatien verzeichnet einen neuen Höchststand bei den Infektionen. Binnen 24 Stunden wurden 6310 Menschen positiv auf das Virus getestet, wie aus offiziellen Zahlen hervorgeht. Regierungschef Andrej Plenkovic macht die Ungeimpften für den sprunghaften Anstieg der Fälle verantwortlich und ruft die Bevölkerung zur Impfung auf. “Die Ungeimpften bestimmen die Dynamik der epidemiologischen Lage.” Nur etwa 44 Prozent der 4,2 Millionen Einwohner Kroatiens sind laut Daten der Nachrichtenagentur AFP vollständig geimpft. Innerhalb der EU haben nur Bulgarien und Rumänien niedrigere Impfraten. Firmen in Lettland dürfen künftig ungeimpfte Mitarbeiter entlassen. Das Parlament in dem baltischen Staat stimmte einer entsprechenden Gesetzesvorlage zu. Die ungeimpften Mitarbeiter haben demnach drei Monate Zeit, sich mit einem Vakzin immunisieren zu lassen. In diesem Zeitraum erhalten sie kein Gehalt. Verstreicht die Frist ungenutzt, kann der Arbeitgeber den ungeimpften Mitarbeitern kündigen. Die neuen Regeln sollen zum 15. Mai in Kraft treten. Das Land kämpft derzeit gegen eine der schlimmsten Corona-Wellen in der Europäischen Union (EU) an. Rund 61 Prozent der Erwachsenen sind vollständig geimpft verglichen mit durchschnittlich 75 Prozent in der EU. In Österreichs Hauptstadt Wien dürfen bald nur noch Genesene und gegen geimpfte Menschen Lokale und Friseure besuchen. Diese 2G-Regel solle ab Ende nächster Woche gelten, so Wiens Bürgermeister Michael Ludwig. Außerdem gelte diese Vorgabe für Zusammenkünfte ab 25 Personen. Die Pandemie-Prognosen ließen Schlimmes befürchten, so Ludwig. Daher wolle man Eltern auch ermöglich, dass sie ihre fünf- bis zwölfjährigen Kinder impfen lassen können. Bislang sind Impfungen in Österreich erst ab zwölf Jahren vorgesehen. Die britische Arzneimittelbehörde MHRA hat erstmals eine Tablette zur Behandlung von Covid-19 zugelassen. Das antivirale Mittel Lagevrio, auch bekannt unter dem Namen Molnupiravir, sei sicher und effektiv bei der Verminderung des Risikos von Krankenhauseinweisungen und Todesfällen, hieß es in einer Mitteilung der britischen Regierung. Es handle sich um das weltweit erste zugelassene antivirale Mittel zur mündlichen Einnahme gegen Covid-19. Das von den Pharmakonzernen Ridgeback Biotherapeutics und Merck Sharp & Dohme (MSD) entwickelte Präparat störe die Vermehrung des Virus und vermindere so schwere Krankheitsverläufe, so die Mitteilung weiter. Klinischen Studien zufolge sei es am wirksamsten, wenn es so bald wie möglich nach einem positiven Test eingenommen werde und innerhalb von fünf Tagen nach dem Beginn von Symptomen. In Griechenland treten am Samstag strenge 3G-Regeln zur Bekämpfung der Corona-Pandemie in Kraft. Für deren Durchsetzung werden zusätzlich zu staatlichen Kontrolleuren 8000 Polizeibeamte abgestellt, berichtet die Tageszeitung “Kathimerini”. Geschäften und Gastronomie drohen harte Strafen, wenn sie die Regeln nicht einhalten: Kunden und Gäste müssen nachweislich geimpft, genesen oder aktuell getestet sein (3G). Die Zahl der Corona-Neuinfektionen stieg in dem EU-Land zuletzt wieder stark an. Die Intensivbetten für infizierte Patenten sind fast vollständig belegt.

Wegen des anhaltenden Impfstoffmangels in ärmeren Ländern kritisiert der Chef der Weltgesundheitsorganisation (WHO) Impfstoffhersteller scharf. Die Produzenten sollten bei den Bestellungen dem solidarischen UN-Impfstoff-Programm Covax den Vorzug geben, “nicht dem Gewinn für Aktionäre”, sagt Tedros Adhanom Ghebreyesus in Genf. Man höre Ausreden, warum die ärmeren Länder bislang nur 0,4 Prozent des Impfstoffs erhalten hätten, so Tedros. Sie machen neun Prozent der Weltbevölkerung aus. Eine Ausrede sei, sie seien noch nicht bereit, um Impfprogramme aufzulegen. Das treffe nur auf wenige Länder zu. Eine andere Ausrede der Hersteller sei, die ärmeren Länder hätten nichts bestellt. Aber Tedros verweist darauf, dass sie sich auf das Covax-Programm verlassen hätten. Covax habe Geld und Verträge, aber die Hersteller lieferten nicht. Für mehr als 80 Millionen Arbeitnehmer in den USA gelten im Kampf gegen die Pandemie bald weitgehende Impf- oder Testpflichten. Die US-Regierung gab Details zu den von Präsident Joe Biden angekündigten Vorgaben für Unternehmen mit mehr als 100 Beschäftigten bekannt. Ab dem 4. Januar müssen diese Arbeitgeber von ihren Angestellten entweder eine vollständige Impfung oder wöchentliche negative Tests verlangen. “Diese Regelung betrifft 84 Millionen Arbeitnehmer”, sagte eine Regierungsbeamtin. Weil Impfstoffe sicher und kostenlos seien, verlangten die Behörden von Unternehmen nicht, Tests anzubieten oder zu bezahlen, hieß es weiter. Firmen, die den Vorgaben nicht nachkommen, müssten eine Strafe zahlen.

Beitragsfoto © techirsh (Pixabay)

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