Die Irrfahrt der „Flandre“

Das Scheitern einer Fluchtgeschichte / Lesung mit Julia Wolff

Die berührende Präsentation des nicht sehr bekannten Dokuments einer Flucht in der Begegnungsstätte Alte Synagoge in Wuppertal

Wuppertal | Exakt 25 Tage dauerte die Schiffsreise der Wuppertalerin Ilse Loew, geb. Dahl. Im Mai 1939 hatte die Kunsthistorikerin mit ihrem Mann, ihrer acht Monate alten Tochter Anne und vielen weiteren jüdischen Flüchtlingen im Hafen der französischen Stadt Nazaire die „Flandre“ bestiegen, um Zuflucht in Kuba zu finden. Aber dort wurden Juden nicht an Land gelassen, auch nicht in anderen Häfen Mittelamerikas. Am Ende der frustrierenden Reise bei unerträglicher Hitze und in fortwährender Anspannung stand fest, dass das Schiff nach Europa zurückkehren musste. Am 19. Juni erreichte es wieder seinen Heimathafen.

Über diesen vergeblichen Fluchtversuch mit der „Flandre“ – der im Unterschied zur Geschichte der „St. Louis“ auch der Fachwelt kaum bekannt ist – schrieb Ilse Loew nach der Rückkehr mit der Schreibmaschine einen ausführlichen Bericht und schickte ihn zu Verwandten in die USA. Auf diese Weise blieb er erhalten. 

Heute befindet er sich im Archiv der Begegnungsstätte Alte Synagoge. Die Familie Loew hingegen überlebte nicht: Zunächst wurden die Eltern, Ilse und Alfred Loew, später die kleine Anne nach Auschwitz deportiert und ermordet.

Die Schauspielern Julia Wolff hat den überaus anschaulichen Bericht nun eingelesen. Eingeleitet wird der Film durch ein Gespräch zwischen Dr. Ulrike Schrader und Gudrun Hetfeld, die sich als ehrenamtliche Mitarbeiterin der Begegnungsstätte intensiv mit diesem einzigartigen Dokument beschäftigt hat.

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