NACHRICHTEN AUS DER CORONA-PANDEMIE (CCCXCIII)
Das Robert-Koch-Institut (RKI) meldet 10.835 neue Positiv-Tests. Das sind 532 mehr als am Samstag vor einer Woche, als 10.303 Neuinfektionen gemeldet wurden. Die Sieben-Tage-Inzidenz steigt auf 80,7 von 80,2 am Vortag. 33 weitere Menschen starben im Zusammenhang mit dem Virus. Damit erhöht sich die Zahl der gemeldeten Todesfälle binnen 24 Stunden auf 92.325. Insgesamt fielen in Deutschland bislang mehr als 3,9 Millionen Corona-Tests positiv aus. Die Ansteckungsrate (7-Tage-R-Wert) wird vom Robert-Koch-Institut (RKI) mit 1,08 angegeben (Vortag: 1,01). Laut DIVI-Register werden in Deutschland derzeit 1217 Covid-19-Patienten intensivmedizinisch behandelt, 605 davon werden beatmet. Rund 4140 Intensivbetten sind in den deutschen Kliniken derzeit noch frei.
Laut den RKI-Zahlen hat sich die Zahl der Landkreise und kreisfreien Städte mit einer Sieben-Tage-Inzidenz von mehr als 100 innerhalb von 14 Tagen von 21 auf 98 erhöht. Weniger als die Hälfte der Melderegionen verzeichnen eine Inzidenz unter 50, die Mehrheit liegt darüber. Damit wiederholt sich eine Entwicklung, die sich bereits letztes Jahr im Herbst beobachten ließ – nur, dass sie 2021 etwa zwei Monate früher eingesetzt hat und bereits jetzt in etwa das Niveau von Mitte Oktober 2020 erreicht hat. Sollte sich dieser Trend fortsetzen, wird der Höhepunkt der diesjährigen Herbstwelle – zumindest im Bezug auf die Infektionszahlen – deutlich früher erreicht sein als im Vorjahr der Pandemie. Unklar ist, inwiefern sich das in der Belastung des Gesundheitssystems bemerkbar machen wird. Erstmals seit dem Ende der dritten Welle meldet das RKI für drei Bundesländer 7-Tage-Inzidenzen über 100. NRW hat diese Schwelle bereits am 23. August überschritten. Heute liegt die Inzidenz im Bundesland bei 119. Bremen meldet eine Inzidenz von 101 – am Vortag lag sie noch bei 97,2. In Hessen liegt die Inzidenz nun bei 103,7. Während fünf Regionen noch eine einstellige Inzidenz melden, haben drei Regionen bereits die 200er Marke überschritten. Die höchste Inzidenz bundesweit meldet Wuppertal mit 246,2 Neuinfektionen in den letzten 7 Tagen pro 100.000 Einwohner. An zweiter Stelle liegt Leverkusen mit 228,8 und an dritter Stelle Rosenheim mit 215,4.
Die Vorsitzende des Bundesverbandes der Ärztinnen und Ärzte des öffentlichen Gesundheitsdienstes, Ute Teichert, warnt vor einer Überforderung der Gesundheitsämter in der Pandemie. “In den großen Städten spitzt sie sich aufgrund der hohen Inzidenz wieder zu”, sagt sie. Viele Gesundheitsämter gerieten durch die zunehmenden Inzidenzen an in ihre Belastungsgrenze. “Ich glaube nicht, dass wir über den Berg sind – im Gegenteil: Weil die Kontaktbeschränkungen aufgehoben wurden, hat das Virus doch wieder deutlich mehr Möglichkeiten, sich ungebremst zu verbreiten. Die Tendenz geht eindeutig nach oben.” Die Intensivmediziner warnen für den Fall, dass die Corona-Impfquote in Deutschland nicht deutlich ansteigt, vor vielen Intensivpatienten im Oktober und November. “Wir sehen schon jetzt, wie stark sich die Delta-Variante in geschlossenen Räumen ausbreitet”, sagt der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Internistische Intensivmedizin und Notfallmedizin, Christian Karagiannidis. “Wenn wir bis Oktober nicht die Impfquote deutlich nach oben bringen, bekommen wir im Herbst einen richtig starken Anstieg der Corona-Fälle auf den Intensivstationen.” Die Entwicklung könne für den Fall, dass die Impfquote kaum noch steigt, relativ genau vorausberechnet werden. Auch ein Anstieg der Impfquote um zehn Prozentpunkte würde laut Karagiannidis einen enormen Unterschied bei der Belegung der Intensivstationen machen.
Die sogenannte Krankenhaus-Inzidenz soll nach dem Willen von Union und SPD als bundesweiter Richtwert für künftige Corona-Schutzmaßnahmen im Infektionsschutzgesetz verankert werden. Die alleinige Orientierung an der Sieben-Tage-Inzidenz entfällt damit. Das geht aus einem Änderungsantrag der Fraktionen von CDU/CSU und SPD hervor. “Wesentlicher Maßstab für die weitergehenden Schutzmaßnahmen ist insbesondere die Anzahl der in Bezug auf die Coronavirus-Krankheit-2019 in ein Krankenhaus aufgenommen Personen je 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen”, heißt es dazu in dem Papier. Weitere Indikatoren wie die Anzahl der Corona-Neuinfektionen je 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen (Sieben-Tage-Inzidenz), die verfügbaren intensivmedizinischen Behandlungskapazitäten und die Anzahl der geimpften Personen sollen demnach “bei der Bewertung des Infektionsgeschehens berücksichtigt werden”, heißt es weiter in dem Antrag.
Der Berliner Charité-Virologe Christian Drosten ist pessimistisch, dass Deutschland allein durch Impfangebote eine akzeptable Impfquote in der Pandemie erreichen kann. Hauptgrund sei eine gewisse Gleichgültigkeit in der Bevölkerung, sagt Drosten im NDR-Podcast “Das Coronavirus-Update”. Er gehe nicht davon aus, dass Deutschland über Ansprache der Bevölkerung noch viel weiter komme mit der Impfquote. “Und darum glaube ich, dass die Politik eine schwere Aufgabe vor sich hat und konsequent auch Entscheidungen treffen muss bald.” Gefragt worden war Drosten in diesem Zusammenhang auch nach einer Impfpflicht als Option. Man könne versuchen, die Dringlichkeit der Impfungen in Deutschland zu vermitteln, so Drosten. Die Praxisärzte werben für mehr Corona-Impfungen im Herbst. “Jetzt geht es vor allem darum, die noch Unentschlossenen zu erreichen”, sagt der Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Andreas Gassen, der Deutschen Presse-Agentur. “Hier sollte der Hauptfokus der Anstrengungen liegen, noch vor den Auffrischimpfungen.” Dabei gelte: “Erlaubt ist, was hilft.” So seien niederschwellige Impfangebote ohne Terminvereinbarungen gute Beispiele für sinnvolle Maßnahmen. “Wir müssen Vertrauen in die Impfung erreichen und sie nicht mit Zwang durchsetzen wollen.” Der amerikanische Impfstoffhersteller Moderna hat bei der europäischen Arzneimittelbehörde EMA eine bedingte Zulassung für eine Auffrischungsimpfung eingereicht. Die Booster-Impfung rufe eine robuste Antikörperreaktion auf die Delta-Variante hervor, teilt Moderna mit. Am Vortag hatte Moderna bei der US-Arzneimittelbehörde FDA erste Daten für die Prüfung einer Auffrischungsimpfung eingereicht. Die Delta-Variante des Coronavirus führt ersten Erkenntnissen zufolge nicht zu schwereren Verläufen von Covid-19 bei Kindern. Wie eine Studie der US-Gesundheitsbehörde CDC zeigt, unterscheidet sich der Anteil der schweren Krankheitsverläufe bei Kindern aktuell nicht wesentlich von dem im Januar, als in den USA die Alpha-Variante des Coronavirus vorherrschte. Außerdem deuten die Daten auf eine hohe Wirksamkeit des Impfschutzes bei Jugendlichen hin. Mit dem gestrigen Impftag sind auch im bevölkerungsreichsten Bundesland 70 Prozent der Menschen mindestens einmal geimpft worden. Das gilt inzwischen für 4 Bundesländer. Neben NRW haben auch Bremen, das Saarland und Schleswig-Holstein die 70-Prozent-Marke erreicht. Am anderen Ende des Spektrums liegt Sachsen mit einer Erstimpfungsrate von 55,5 Prozent. Die deutsche Impfkampagne hat einen neuen Meilenstein erreicht – fast. 65,6 Prozent der deutschen Bevölkerung sind mindestens einmal geimpft worden. Mit anderen Worten: Knapp zwei Drittel haben mindestens eine Dosis erhalten. Das Impftempo liegt zum ersten Mal seit dem 4. März unter 200.000 durchschnittlichen Tagesdosen, als 196.624 Dosen verabreicht wurden. Mit dem gestrigen Impftag sank die Zahl von 208.209 verabreichten Dosen am Vortag auf 198.360 Dosen, die derzeit im Durchschnitt verabreicht werden. Es gibt keine Anzeichen für eine Trendwende, da kein Anstieg der Zahl der Erstimpfungen zu erkennen ist.
In Niedersachsen sind seit Jahresbeginn bereits Dutzende gefälschte Impfpässe aufgetaucht. Es handele sich um eine mittlere zweistellige Zahl an Blanko-Ausweisen beziehungsweise Totalfälschungen, teilt das Landeskriminalamt Niedersachsen (LKA) auf Anfrage mit. Einer Sprecherin zufolge finden sich in den angeblichen Dokumenten in der Regel gefälschte Impfstoff-Aufkleber oder Stempel wieder. In den meisten Fällen fallen die kriminellen Machenschaften nach LKA-Angaben auf, wenn die Impfpass-Inhaber die Fälschungen in Apotheken vorlegen, um ein digitales Impfzertifikat zu erhalten.
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn schließt eine Impfpflicht für Ärzte und Pflegekräfte weiter aus. “Wir haben versprochen, dass es keine Impfpflicht geben wird, für wen auch immer”, sagt der CDU-Politiker dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Sich impfen zu lassen, bleibe eine freie Entscheidung. “Aber wer sich zum Beispiel als Pflegekraft nicht impfen lassen will, kann nicht erwarten, dass er dann noch in engstem Kontakt mit schwerstkranken Menschen arbeiten kann.”
23 Prozent der Befragten im ZDF-Politbarometer geben an, die Corona-Politik ist für sie sehr wichtig bei ihrer Wahlentscheidung. Die aktuell geltenden Maßnahmen zur Eindämmung des Virus finden 57 Prozent gerade richtig. 21 Prozent wollen härtere Maßnahmen, 19 Prozent finden die Vorgaben übertrieben. Privaten Firmen und Anbietern ein Wahlrecht wie in Hamburg zu lassen, um Ungeimpfte auszuschließen, finden 56 Prozent für ganz Deutschland gut. 41 Prozent geben an, es schlecht zu finden.
Die Pandemie hat die Zahl der Hochschulabsolventen deutlich sinken lassen.Im Prüfungsjahr 2020 erwarben nur rund 477.000 Absolventinnen und Absolventen einen Abschluss an den deutschen Hochschulen, wie das Statistische Bundesamt mitteilt. Das waren sechs Prozent weniger als im Vorjahr mit 508.000. Es ist das zweite Mal seit 2001, dass die Zahl zurückgegangen ist.
Das private Bahnunternehmen RDC führt die sogenannte 3G-Regel zum 9. September in ihrem Fernzug nach Sylt ein. Ab dann müssen alle Fahrgäste ab zwälf Jahren im Alpen-Sylt Nachtexpress entweder gegen Covid-19 geimpft, bereits genesen oder getestet sein, wie das Unternehmen ankündigt. Im laufenden Reisejahr würden zudem Tickets für Schlaf- und Liegewagen weiter ausschließlich für Privatabteile angeboten. Fahrgäste reisen darin ohne Zustieg fremder Dritter.
Die Bundesregierung stuft Serbien und Albanien von Sonntag an als Hochrisikogebiete ein. Auch Aserbaidschan, Guatemala, Japan, die Palästinensischen Gebiete und Sri Lanka fallen dann in diese Kategorie, wie das Robert-Koch-Institut (RKI) mitteilt. Dagegen gilt Kuwait dann nicht mehr als Hochrisikogebiet. Als solches werden Länder und Regionen mit einem besonders hohen Infektionsrisiko eingestuft. Rückkehrer, die nicht vollständig geimpft oder genesen sind, müssen für zehn Tage in Quarantäne. Erst nach fünf Tagen können sie sich mit einem negativen Test davon befreien.
Die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) untersucht das Risiko einer bestimmten Entzündungserkrankung nach Corona-Impfungen. Vorausgegangen sei ein Bericht über ein solches Multisystem-Entzündungssyndrom (MIS) nach der Impfung mit dem Wirkstoff von Biontech und Pfizer, teilt die EMA mit. Ein 17-Jähriger in Dänemark sei betroffen gewesen und inzwischen vollständig genesen. MIS war zuvor mit Covid-19-Erkrankungen in Verbindung gebracht worden. Laut EMA wurde bei dem Jungen aus Dänemark aber keine Infektion nachgewiesen. Bulgarien bietet nun Gutscheine für Geimpfte gegen das Coronavirus an, um seine stockende Impfkampagne zu beschleunigen. Gutscheine für Lebensmittel in Wert von 20 Lewa (rund 10 Euro) gelten in den Supermärkten einer großen Kette. Die Impfdosen sollen vor diesen Supermärkten in der Hauptstadt Sofia, im südbulgarischen Plowdiw sowie in den Schwarzmeerstädten Warna und Burgas verabreicht werden, berichtete der Fernsehsender Nova in Sofia. Bulgarien ist mit einer Impfquote von nur knapp 16 Prozent vollständig Geimpften EU-Schlusslicht. Viele Bulgaren glauben Vorurteilen und Gerüchten über die Corona-Impfungen, die massiv im Internet verbreitet werden. Das Infektionsgeschehen in Italienstabilisiert sich. Im wöchentlichen Lagebericht geben die Experten des Gesundheitsministeriums eine Sieben-Tage-Inzidenz von landesweit durchschnittlich 74 Fällen je 100.000 Einwohnern an. Der Wert der Vorwoche lag bei 77. Infektiologe Gianni Rezza spricht jedoch von einem steigenden Anteil der Corona-Patienten in den Krankenhäusern. Landesweit lag der Wert auf den Intensivstationen im Schnitt bei sechs Prozent. Die britische Impfkommission(JCVI) hat sich überraschend gegen flächendeckende Corona-Impfungen von 12- bis 15-Jährigen ausgesprochen. Die Kommission erweiterte zwar ihre Impfempfehlung für an Herz, Lungen und Leber erkrankte Kinder und Jugendliche dieser Altersgruppe, eine allgemeine Impfempfehlung wollte sie aber nicht aussprechen. Zur Begründung heißt es in einer Mitteilung der Gesundheitsbehörde Public Health England, die gesundheitlichen Vorteile einer Impfung seien für gesunde Menschen dieser Altersgruppe marginal. Zudem verweist die Kommission auf Hinweise eines Zusammenhangs zwischen Herzmuskelentzündungen und mRNA-Impfstoffen, deren Langzeitfolgen noch nicht abschätzbar seien. Bislang lautete die Empfehlung der Kommission, 12- bis 15-Jährige nur zu impfen, wenn sie in die Gruppe der besonders durch Covid-19 gefährdeten Menschen fallen. Dazu gehören beispielsweise Menschen mit unterdrücktem Immunsystem. Eine Gruppe mutmaßlicher Impfgegner hat versucht, den Sitz der britischen Arzneimittelbehörde MHRA in London zur stürmen. Wie auf Videos in sozialen Netzwerken zu sehen war, lieferten sich Demonstranten handgreifliche Auseinandersetzungen mit Polizisten, die verschiedene Eingänge zu dem Gebäude im Osten der britischen Hauptstadt bewachten. Nach Angaben der Polizei wurden mehrere Beamte verletzt. Zwei Drittel der Menschen in Frankreich sind inzwischen vollständig gegen das Coronavirus geimpft, 72,3 Prozent haben eine erste Impfdosis erhalten. Parallel dazu sinkt die Zahl der Klinikeinweisungen von Corona-Patienten und die Sieben-Tage-Inzidenz ist rückläufig, teilten die Gesundheitsbehörden mit. Dies gilt auch für die von Deutschland als Hochrisikogebiet eingestuften Regionen Okzitanien, Provence-Alpes-Côte d’Azur sowie die Insel Korsika. Angespannt bleibt die Lage in den französischen Überseegebieten. Auch unter den Beschäftigten im Gesundheitsbereich, die von einer Impfpflicht betroffen sind, stieg die Quote weiter an. Eine landesweite Impfaktion an diesem Wochenende richtet sich unterdessen an die rund 10 Millionen Menschen in Frankreich, die die Möglichkeit zu einer Impfung noch nicht genutzt haben. Sämtliche Impfzentren sind ohne Termin zugänglich, auch in einer Großzahl von Einkaufszentren kann man sich impfen lassen. Nach Ferienende läuft auch in den Schulen eine Impfkampagne an, vom 30. September an müssen in Frankreich auch Jugendliche ab 12 Jahren für den Besuch vieler Einrichtungen einen Gesundheitspass zum Nachweis von Impfung, Test oder Genesung vorlegen. Angesichts der verschlechterten Corona-Lage in Deutschland verschärfen die Niederlande ab kommendem Montag die Einreiseregeln. Erforderlich ist ab dann der Nachweis einer Impfung, eines negativen Tests oder der Genesung, teilte das Außenministerium in Den Haag am Freitag mit. Ausgenommen sind Kinder unter 12 Jahren. Wer mit dem Flugzeug in die Niederlande fliegt, muss künftig zuvor eine Gesundheitserklärung ausfüllen und bei sich führen. Auch geimpften Niederländern wurde bei der Rückkehr aus Deutschland zu einem Schnelltest geraten. Zuletzt gab es bei der Einreise von Deutschland in die Niederlande keine besonderen Restriktionen. Eine von Regierungschef Mario Draghi ins Spiel gebrachte mögliche allgemeine Impfpflicht hat in Italien für Kritik gesorgt. Die Chefin der rechtsnationalen Partei Fratelli d’Italia (Brüder Italiens), Giorgia Meloni, sagte im Interview der Zeitung “La Stampa”, sie stelle sich auf die Seite der rechten Lega von Ex-Innenminister Matteo Salvini, eine Impfpflicht abzulehnen: “Ich glaube, Salvini hat Recht eine vernünftige Position zu vertreten, die wir mittragen und die von der Mehrheit der europäischen Länder geteilt wird”, erklärte die Politikerin. Draghi hatte am Donnerstag auf einer Pressekonferenz bejaht, dass er sich vorstellen könne, eine allgemeine Impfpflicht einzuführen. Voraussetzung dafür sei allerdings, dass die europäische und die italienische Arzneimittelagentur die Impfstoffe nicht mehr als Notfall-Arznei – sprich eine Impfung mit bedingter Zulassung-, sondern als gewöhnliche Arzneimittel mit vollständiger Zulassung festlegen. Der Chef der Sozialdemokraten, Enrico Letta, begrüßte die Aussage Draghis.
In vielen Städten der Welt haben Bewohnerinnen und Bewohner im vergangenen Jahr zumindest zeitweise mehr blauen Himmel statt Smog gesehen. Die Luftqualität war deutlich besser, weil wegen Corona-Beschränkungen weniger Verkehr unterwegs war, wie die Weltwetterorganisation (WMO) berichtete. Mit der Lockerung der Maßnahmen sank die Luftqualität aber wieder auf das vorherige Niveau zurück, wie es im ersten Luftqualität- und Klima-Bulletin der WMO heißt. Während die von Menschen gemachten Emissionen sanken, sorgten durch den Klimawandel verursachte Wetterextreme für Sand- und Staubstürme sowie Waldbrände, die die Luftqualität beeinträchtigten. Die WMO verweist auf ältere Berichte, wonach die Zahl der Todesfälle durch Luftverschmutzung von 2,3 Millionen Menschen im Jahr 1990 auf 4,5 Millionen 2019 gestiegen ist. Stickstoffdioxid sei dort, wo Ausgangssperren verhängt wurden, im Vergleich zu anderen Jahren um bis zu 70 Prozent zurückgegangen, Feinstaub je nach Region um 30 bis 40 Prozent. Die WMO nahm Messungen aus 63 Städten in 25 Ländern auf allen Kontinenten in die Berechnungen auf. Neuseeland verzeichnet seinen ersten Corona-Todesfall seit mehr als einem halben Jahr gemeldet. Eine um die 90 Jahre alte Frau sei in der Nacht in einem Krankenhaus in Auckland an den Folgen der Infektion gestorben, teilen die Behörden mit. Wegen Vorerkrankungen habe die Frau nicht künstlich beatmet werden können. Die Frau ist das 27. Corona-Todesopfer in Neuseeland überhaupt und das erste Opfer der Pandemie seit dem 16. Februar. Neuseeland kämpft seit Mitte August gegen einen Corona-Ausbruch. Als Gegenmaßnahme wurde ein landesweiter Lockdown verhängt. Australienbekommt die Delta-Variante mit seiner No-Covid-Strategie nach wie vor nicht unter Kontrolle. Tatsächlich verschlimmert sich die Lage in einzelnen Bundesstaaten: In New South Wales, zu dem auch die Großstadt Sydney gehört, verzeichnen die Gesundheitsbehörden in den vergangenen 24 Stunden 1533 neue Infektionen sowie vier Todesfälle. Das sind fast 100 Infektionen mehr als am Freitag und ist der bisher höchste Tageswert seit Ausbruch der Pandemie. Einige australische Regionen wie New South Wales befinden sich wegen der strengen Corona-Regeln der Politik seit Juli ununterbrochen im Lockdown. Die ersten Lockerungen sind erst geplant, wenn 70 Prozent der Bevölkerung vollständig geimpft sind. Aktuell sind es weniger als 40 Prozent. Kuba beginnt mit einer Corona-Impfkampagne bei Kindern im Alter zwischen zwei und 18 Jahren. Zunächst sollen Kinder ab zwölf Jahren die in Kuba entwickelten Corona-Impfstoffe Abdala und Soberana erhalten, ab dem 15. September sind die jüngeren Kinder dran. Die kommunistische Regierung des Karibikstaates sieht in der Impfkampagne eine Voraussetzung für die Wiederaufnahme des Präsenzunterrichts. Angesichts der verheerenden Folgen durch die Ausbreitung des Coronavirus wollen sich die USA besser für künftige Pandemien rüsten. Die US-Regierung stellt daher Pläne vor, wie sie das Land für solche Gesundheitskrisen effizienter aufstellen will. Dazu gehöre unter anderem, landesweite Vorräte an Schutzausrüstung aufzustocken, Frühwarnsysteme zur Erkennung neuer gefährlicher Viren zu etablieren und systematisch die Grundlagen dafür zu schaffen, dass Impfstoffe und Behandlungspräparate rasant entwickelt und hergestellt werden können. Investiert werden müsse etwa auch in öffentliche Labore und die Rekrutierung von Gesundheitsexperten in Kommunen, Bundesstaaten und auf Bundesebene. Der Wissenschaftsberater von US-Präsident Joe Biden, Eric Lander, sagt, für die Pläne seien über einen Zeitraum von sieben bis zehn Jahren Ausgaben in Höhe von gut 65 Milliarden US-Dollar (rund 55 Milliarden Euro) veranschlagt. Die brasilianische Metropole São Paulo hat das nach den Regeln der Mathematik Unmögliche geschafft und mehr als 100 Prozent der Erwachsenen mit mindestens einer Dosis eines Vakzins gegen das Coronavirus geimpft. In der Stadt leben nach einer Schätzung 9.230.227 Menschen, die älter als 18 Jahre alt sind. 9.628.888 Personen hätten mindestens eine Dosis eines Impfstoffs erhalten, heißt es in einer Mitteilung des Gesundheitssekretariats von São Paulo unter Berufung auf den jüngsten “Vacinômetro”. Dieser aktualisiert täglich die Impfsituation in der Millionen-Metropole. “Diese Zahlen entsprechen 104,3 Prozent für die erste oder einmalige Dosis.” Als ein Grund für die rekordverdächtige Impfquote wird in der Mitteilung angeführt: Bei der Einwohnerzahl von Südamerikas größter Stadt handele es sich um eine Schätzung, weil die aktuellste Zählung des brasilianischen Instituts für Geografie und Statistik aus dem Jahr 2010 stamme. Ein weiterer Grund: São Paulo hat auch Bewohner anderer Städte geimpft, die in die Statistik einfließen, wie ein Sprecher des Gesundheitssekretariats der Stadt sagt.
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