NACHRICHTEN AUS DER CORONA-PANDEMIE (CCCLXXXVII)

Die Sieben-Tage-Inzidenz ist erneut angestiegen. Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) vom frühen Morgen lag sie bei 74,1 – am Vortag hatte der Wert 72,1 betragen, vor einer Woche 54,5. Die Gesundheitsämter in Deutschland meldeten dem RKI binnen eines Tages 8416 Neuinfektionen. Das geht aus Zahlen hervor, die den Stand des RKI-Dashboards von 04.15 Uhr wiedergeben. Vor einer Woche hatte der Wert für Deutschland bei 7050 Ansteckungen gelegen. Deutschlandweit wurden den neuen Angaben zufolge binnen 24 Stunden 12 Todesfälle verzeichnet. Vor einer Woche waren es drei Todesfälle gewesen.

Der Epidemiologe Klaus Stöhr geht davon aus, dass die Corona-Pandemie in Deutschland nach dem Winter vorüber ist. “Ab dem Frühjahr werden wir eine dramatische Entspannung der Situation erleben”, sagte er dem “Münchner Merkur”. ”Die Pandemie ist dann vorbei. Im Sommer wird trotz einiger Infektionen wieder absoluter Normalzustand herrschen.“ Allerdings müsse man sich derzeit Sorgen um die mehr als vier Millionen ungeimpften über 60-Jährigen in Deutschland machen. ”Das reicht im Winter aus für eine dramatische Zunahme von schweren Verläufen und Einweisungen in die Krankenhäuser. Darüber muss man sich Sorgen machen und hier den Impffortschritt verbessern“, so Stöhr. Deshalb müssten Auffrischungsimpfungen und eine bessere Impfquote in der Pflege ”Priorität werden”.

Das Robert-Koch-Institut weist für Nordrhein-Westfalen erstmals seit Wochen wieder eine leicht sinkende Corona-Inzidenz aus. Die heute veröffentlichte Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in sieben Tagen betrug in NRW 124,3 – am Vortag waren es noch 125,9. Eine Woche zuvor lag die Sieben-Tage-Inzidenz für Nordrhein-Westfalen allerdings noch deutlich niedriger – bei 91,8. Die landes- und auch bundesweit meisten Infektionen verzeichnete weiterhin Wuppertal, wo der Inzidenzwert fast unverändert bei 238,9 lag. Dahinter folgten Leverkusen (232,5) und der Kreis Herford (188,8).

Bundesbildungsministerin Anja Karliczek hält daran fest, dass Schülerinnen und Schüler trotz steigender Corona-Zahlen weiter Präsenzunterricht erhalten.Obwohl es noch offene Fragen zu langfristigen Folgeschäden eine Covid-Erkrankung (Long-Covid) gebe, sei dieser “grundsätzlich zu verantworten”, so Karliczek der “Augsburger Allgemeinen”. Allerdings hinkten die Bundesländer bei der Digitalisierung der Schulen noch hinterher, sagte sie weiter. “Das Tempo ist mir insgesamt zu langsam”, so die CDU-Politikerin. “Das muss schneller werden, auch wenn das Schulsystem gerade wegen der Pandemie vor vielen Herausforderungen steht.” Es müsse unter anderem sichergestellt werden, dass Kinder auch zu Hause und aus der Ferne gut unterrichtet werden können – etwa über Online-Tools und Lernprogramme. Hamburgs Schulsenator Ties Rabe will andere Quarantäne-Regeln für Schülerinnen und Schüler bei Corona-Infektionen. “Es ist nicht nachvollziehbar, warum Kinder, bei denen die Krankheit zügiger verläuft und schneller abklingt, trotzdem 14 Tage in Quarantäne bleiben müssen und zudem keine Möglichkeit haben sich freizutesten”, sagt Rabe der “Welt”. Viele Eltern und Schulen seien unzufrieden mit den Quarantäne-Regeln. “Auch die Kultusministerkonferenz sieht die jetzigen Regeln kritisch”, sagt Rabe. Deshalb sei sie auch mit dem Robert Koch-Institut im Dialog, um eine Verkürzung der Quarantäne-Regelung und eine Möglichkeit zur Freitestung zu schaffen. Bislang müssen Schülerinnen und Schüler bei registrierten Neuinfektionen häufig im Klassenverbund für 14 Tage in Quarantäne und haben keine Chance, sich vorzeitig freizutesten. Am Freitag waren in Hamburg den Angaben zufolge 78 der rund 9500 Schulklassen in Quarantäne. Die Tendenz war zuletzt steigend, insbesondere für den Herbst und Winter wird mit einem weiteren Anstieg gerechnet.

Patientenschützer fordern eine gesetzliche Verpflichtung für Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen, die Quote der Geimpften und Genesenen beim Personal zu veröffentlichen. “Kranke und Pflegebedürftige brauchen Transparenz, um das Infektionsrisiko einschätzen zu können”, sagte der Vorstand der Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, dem “RedaktionsNetzwerk Deutschland”. Das sei umso wichtiger, da nach wie vor eine bundesweit geltende tägliche Testpflicht für das medizinisch-pflegerische Personal fehle.

Tommy Engel wird bei seinen Konzerten künftig die GG-Regel anwenden.Konkret betroffen sind der Weihnachtsengel und die Konzerte in der Volksbühne am Rudolfplatz im September. Die Kölner Band Brings hatte ebenfalls angekündigt, bei eigenen Konzerten die 2G-Regel anzuwenden. In Hamburg zeichnet sich ein geteiltes Echo auf das seit Samstag mögliche 2G-Modell in der Corona-Pandemie ab. Während einige Kneipen und Restaurants das Angebot begrüßen, lehnen es andere vehement ab. “Die meisten meiner Gäste sind geimpft und warten nur darauf, dass sie wieder drinnen sitzen können”, sagt Andreas Neumann, Geschäftsführer der Gaststätte “Hardy’s” in Hamburg-Hoheluft. Martin Ramsauer, Inhaber der Gaststätte “Fasan” direkt gegenüber, bleibt dagegen bei dem bisherigen 3G-Modell: “Wir machen weiter so wie bisher.” Das seit Samstag in Hamburg geltende 2G-Optionsmodell ist bislang bundesweit einmalig. Veranstalter und Wirte können damit entscheiden, ob sie nur Geimpfte und Genesene einlassen, die dann weitgehend von den Corona-Einschränkungen befreit sind, oder ob sie weiter das 3G-Modell nutzen wollen – also auch aktuelle Tests akzeptieren. Wer mitmachen möchte, muss sich über eine Webseite anmelden. NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) hat der Forderung nach weiteren Einschränkungen für Ungeimpfte vorerst eine Absage erteilt. Der nordrhein-westfälische Städtetag hatte sich dafür ausgesprochen, dass der Freizeitbereich nur noch für Geimpfte und Genesene (2G) zugänglich sein solle – statt wie bisher auch für Getestete (3G). “Ich möchte zum jetzigen Zeitpunkt nicht 2G. Ich möchte jetzt erst einmal beim Testen bleiben”, sagte Laumann dem WDR am Freitagabend am Rande einer Veranstaltung. “Wir sind erst eine Woche aus den Ferien zurück. Lasst uns doch einfach mal schauen, wie die Inzidenzen sich in den nächsten Wochen entwickeln und vor allen Dingen wie sich die Situation auf unseren Intensivstationen entwickelt”, sagte der Gesundheitsminister.

Über hundert Jecken haben sich gestern auf dem Heumarkt in der Kölner Altstadt gegen Corona impfen lassen. Das Festkomitee Kölner Karneval und die Stadt hatten gemeinsam zum “großen Fastelovends-Impfen” aufgerufen. Mit der Aktion sollten noch möglichst viele Karnevalfans zum Impfen animiert werden, bevor die neue Session losgeht. “Wer an dem Tag mit der ersten Impfung startet, ist pünktlich zum Elften im Elften durchgeimpft und spart sich somit die PCR-Testung vor einer Karnevalsveranstaltung”, hatte das Festkomitee im Vorfeld mitgeteilt. Bei einer Impflotterie für Studierende der Uni Düsseldorf haben sich nach rund einem Monat knapp 3000 Menschen angemeldet. Sie können 500 Euro gewinnen – wenn sie bis zum Vorlesungsstart voll geimpft sind. Das Gewinnspiel komme erfreulich gut an, sagte ein Sprecher der Heinrich-Heine-Universität (HHU). Mitmachen können Studierende, die bis zum Start der Vorlesungen am 11. Oktober zweimal geimpft sind. Die Aktion wurde von einem Wirtschaftsprofessor des Uni-Instituts für Wettbewerbsökonomie (DICE) initiiert. Sie soll Studierende weiter dazu motivieren, sich immunisieren zu lassen. Voraussetzung sei, dass man an der HHU immatrikuliert ist. Ausgenommen sind Promotionsstudierende, Gasthörer und Personen, die nach ihrem Abschluss weiter eingeschrieben sind. Mehr als 60 Prozent der Menschen in Deutschland sind vollständig gegen das Coronavirus geimpft. Die dafür meist nötige zweite Spritze haben inzwischen gut 50 Millionen Menschen (60,1 Prozent) erhalten, wie das Bundesgesundheitsministerium bekannt gab. Knapp 65 Prozent (54 Millionen) sind demnach mindestens einmal geimpft. Am Freitag wurden den Angaben zufolge 213.092 Impfdosen verabreicht. In Bremen haben bereits 74,7 Prozent mindestens eine Impfung, 70,2 Prozent sind dort vollständig geimpft. In Sachsen dagegen haben erst 54,8 Prozent mindestens eine Impfung, 51,4 Prozent sind dort vollständig geimpft. “Jede einzelne Impfung hilft, dass wir gemeinsam gut durch Herbst und Winter kommen”, schrieb Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) bei Twitter. Auf einer Autobahnraststätte nahe Hannover lassen sich am Samstag zahlreiche Menschen gegen das Coronavirus impfen. Nach Angaben der Stadt Hannover nutzt das Impfteam den Impfstoff von Johnson & Johnson, bei dem nur eine Dosis nötig ist. Um möglichst viele Menschen durch eine Impfung vor einer Covid-19-Erkrankung zu schützen, setzt die Politik unter anderem auf mobile Impfteams. So wurden in Niedersachsen und Bremen Menschen in Bussen, auf Schiffen, in Fußgängerzonen, Kirchen und auf Raststätten geimpft. Die Nachfrage nach Corona-Schutzimpfungen ist nach Angaben des Hausärzteverbandes deutlich niedriger als in der ersten Hälfte des Jahres. “Der Impfturbo, den wir im Frühjahr und bis zum Juli hinein erlebt hatten, ist definitiv abgeflaut”, sagte Bundesvorstandsmitglied Armin Beck den Zeitungen des Redaktionsnetzwerkes Deutschland. “Während einzelne Kolleginnen und Kollegen uns zuvor noch von 300 oder sogar 500 Anfragen wöchentlich berichteten, erhalten viele mittlerweile nur noch zögerliche 30 oder weniger”, so Beck. “Hinzu kommt, dass die Beratung bei vielen Patientinnen und Patienten deutlich aufwändiger geworden ist, da natürlich der Anteil der klaren Impfbefürworter unter den Ungeimpften mit Voranschreiten der Impfkampagne stark abgenommen hat.”

Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder zeigt sich alarmiert wegen Radikalisierungstendenzen unter den Impfgegnern und Corona-Leugnern in Deutschland. “Es macht mir Sorgen, dass ein Teil dieser ganzen Querdenker-Szene nicht nur übers Impfen redet, da geht es um einen anderen Staat, um eine andere Form von Demokratie”, sagte der CSU-Vorsitzende im Video-Streitgespräch mit Grünenchef Robert Habeck, das von Spiegel, t-online und VICE ausgestrahlt wird. Söder verteidigte zudem die Beobachtung der Querdenker-Szene durch den Verfassungsschutz.

Russland hat für Juli eine Rekordzahl bei Todesfällen in Verbindung mit dem Coronavirus verzeichnet. Im vergangenen Monat seien 50.421 Menschen gestorben, die an Covid-19 gelitten hätten, hieß es in einem Bericht des Statistikamts Rosstat. Der bisherige Höchstwert aus dem Dezember lag bei 44.435 Toten. Doch hätten im Juli nur 38.992 Sterbefälle direkt auf die Krankheit zurückgeführt werden können. Bei 5206 wurde das Virus als vermutliche Haupttodesursache eingestuft, doch wären weitere Untersuchungen nötig. Wie es weiter hieß, trug das Coronavirus bei 1449 weiteren Fällen zum Tod bei, war aber nicht der entscheidende Auslöser. 4844 Personen seien zwar infiziert gewesen, doch habe ihr Ableben nichts mit dem Erreger zu tun gehabt. In Frankreichdemonstrieren Zehntausende Menschen am siebten Wochenende in Folge gegen die verschärften Corona-Regeln der Regierung von Präsident Emmanuel Macron. Quer durchs Land war zu rund 200 Protestzügen aufgerufen worden. Außer gegen eine Impfpflicht für Beschäftigte im Gesundheitswesen richten die Proteste sich gegen den sogenannten Gesundheitspass zum Nachweis von Impfung, Genesung oder negativem Test. Zumeist verliefen die Proteste in einer friedlichen und entspannten Atmosphäre, wie auf Fernsehbildern zu sehen war. 

Die küstennahen Krankenhäuser im US-Bundesstaat Louisiana können trotz des herannahenden gefährlichen Hurrikans “Ida” nicht evakuiert werden, weil es zu viele Corona-Patienten gibt. Das erklärte Gouverneur John Bel Edwards. Derzeit würden in dem US-Bundesstaat mit 4,6 Millionen Einwohnern 2450 Patienten stationär wegen einer Covid-19-Erkrankung behandelt, sagte er dem Sender CNN. Es gebe in Louisiana und den angrenzenden Bundesstaaten keine Kapazitäten mehr, um zusätzliche Patienten aufzunehmen. Der sechste Lockdown in der australischen Stadt Melbourne wird verlängert. Das teilten die Behörden mit Verweis auf die immer noch zu hohen Corona-Infektionszahlen mit. Eigentlich hätten die verschärften Maßnahmen für die fast sieben Millionen Einwohner von Melbourne und dem Bundesstaat Victoria am Donnerstag nach vier Wochen aufgehoben werden sollen. Dies sei nicht mehr möglich, da die Zahl der Neuinfektionen innerhalb eines Tages um 92 angestiegen sei, sagte der Regierungschef von Victoria, Dan Andrews. Die nächtliche Ausgangssperre bleibt somit bestehen, Spielplätze bleiben geschlossen und Sportmöglichkeiten begrenzt. Wie lange die verschärften Maßnahmen beibehalten werden sollen, sagte Andrews nicht. Bundesentwicklungsminister Gerd Müller fordert eine “Impfstoffoffensive” in Afrika. Um möglichst viele Menschen schnell zu impfen, müssten die Anstrengungen verzehnfacht werden, sagte er den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Dazu gehöre eine eigenständige Impfstoffproduktion in Afrika. “Das wäre eine Initialzündung im Kampf gegen Covid-19 und würde auch einen Technologieschub auslösen, der bei Impfungen gegen Polio oder künftig auch Malaria hilft”, erklärte der CSU-Politiker. Er verwies darauf, dass weniger als drei Prozent der afrikanischen Bevölkerung vollständig geimpft seien. “In knapp der Hälfte der Länder auf dem Kontinent steigen aktuell die Fallzahlen – fast 250.000 Afrikaner sind allein letzte Woche an Corona gestorben.” Der Weg aus der Corona-Krise führe über eine weltweite Impfkampagne. Indien verzeichnet nach zahlreichen Fällen im südwestlichen Bundesstaat Kerala erneut einen deutlichen Anstieg an täglichen Corona-Neuinfektionen. Mit 46.759 Infektionsfällen sei am Samstag der höchste Tageswert seit etwa zwei Monaten erreicht worden, teilt das Gesundheitsministerium in Neu Delhi mit. 70 Prozent dieser neuen Fällen gingen auf Kerala zurück, wo lockerere Regeln für Reisen und Zusammenkünfte während des traditionellen Onam-Erntedankfestes als Treiber hinter dem Anstieg vermutet werden. Nach den USA ist Indien in absoluten Zahlen das derzeit am stärksten von der Pandemie getroffene Land. Mehr als 32,6 Millionen Menschen steckten sich dort mit dem Coronavirus an, mehr als 437.370 Menschen starben. In Indien sind zum ersten Mal über zehn Millionen Menschen an einem einzigen Tag geimpft worden. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums wurde die Marke am Freitag überschritten. Premierminister Narendra Modi feierte den Meilenstein als “bedeutsame Leistung” für sein Land. Modis Regierung steht seit dem Corona-Tod von über 200.000 Menschen bei einer weitgehend ungebremsten Infektionswelle im April und Mai in der Kritik. Sie hatte es sich zum Ziel gesetzt, bis Ende des Jahres etwa 1,1 Milliarden Erwachsene zu impfen; Lieferengpässe, Verwaltungschaos sowie die Skepsis bei vielen Bürgern haben die Impfkampagne jedoch massiv behindert. Seit Beginn der Kampagne im Januar sind erst 15 Prozent der Erwachsenen vollständig geimpft. Kuba, das bislang nur seinen eigenen Vakzine eingesetzt hat, will nun auch den chinesischen Impfstoff Sinopharm verwenden. Im Kampf gegen die explodierenden Corona-Zahlen sollen ab Sonntag in der Zentralprovinz Cienfuegos neben zwei Dosen Sinopharm eine Booster-Impfung mit dem kubanischen Mittel verabreicht werden, teilt das Impfinstitut mit. Kuba wollte bis August 70 Prozent der Bevölkerung geimpft haben. Bislang wurden aber nur 30 Prozent geschafft. Virologen vermuten, dass Kuba nicht über genügend eigenen Impfstoff verfügt, um das Ziel zu erreichen.

Beitragsfoto © Engin_Akyurt (Pixabay)

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