NACHRICHTEN AUS DER CORONA-PANDEMIE (CCCLXXXI)

Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz bei den Corona-Neuinfektionen ist auf 56,4 gestiegen. Bundesweit wurden binnen 24 Stunden 3668 Neuinfektionen registriert, wie das Robert-Koch-Institut (RKI) am meldet. Vor einer Woche hatte der Wert für Deutschland bei 2126 Ansteckungen gelegen. Die Zahl der Todesfälle in diesem Zeitraum lag bei vier. Die Ansteckungsrate (7-Tage-R-Wert) wird vom Robert-Koch-Institut (RKI) mit 1,31 angegeben (Vortag: 1,34). Laut DIVI-Register werden in Deutschland derzeit 712 Covid-19-Patienten intensivmedizinisch behandelt, 335 davon werden beatmet. Rund 4755 Intensivbetten sind in den deutschen Kliniken derzeit noch frei. 

Die Inzidenz in Nordrhein-Westfalen ist wieder dreistellig und damit so hoch wie in keinem anderen Bundesland. Das Robert-Koch-Institut (RKI) gibt sie am Morgen auf seiner Webseite mit 103,3 an. Am Vortag waren es noch 99,2 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen gewesen, vor einer Woche hatte der Wert noch 57,2 betragen. Den zweithöchsten Wert unter den Bundesländern hat laut RKI Hamburg mit einer Inzidenz von 71,6. Die Inzidenz, die lange die Grundlage für Einschränkungen war, spielt in der Pandemie inzwischen eine andere Rolle als früher. In der Corona-Schutzverordnung bleibt eine Sieben-Tage-Inzidenz von 35 die einzige Kennziffer, ab der dann die “3G-Regeln” (geimpft, genesen oder getestet) zum Beispiel für Besuche in der Innengastronomie gelten. Diese Regel gilt inzwischen überall in NRW. Für den SPD-Gesundheitsexperten Karl Lauterbach ist die Entwicklung der Sieben-Tage-Inzidenz in Nordrhein-Westfalen alarmierend. “In Leverkusen liegt die Inzidenz schon bei 190. NRW verliert die Kontrolle”, schreibt er auf Twitter. Mit 99,2 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner binnen einer Woche hat NRW derzeit die höchste Inzidenz aller Bundesländer. Zahlreiche Regionen weisen dort einen Wert von über 100 auf, nur eine einzige liegt knapp unter der 50er-Schwelle (Kleve: 49,6). “Wenn wir bis zur Bundestagswahl so weitermachen, werden in den nächsten 5 Wochen zu viele Menschen schwer erkranken”, schreibt Lauterbach weiter.

Bis zu 500 meist junge Menschen haben trotz Pandemie im Landkreis Traunstein in einer Halle ohne Hygienekonzept gefeiert. Auch die Infektionsschutzregeln seien nicht eingehalten worden, teilt die Polizei mit. Die Halle in Altenmarkt in Oberbayern war mit einem Bauzaun abgesperrt. Es gab dort nach Angaben der Polizei eine fest installierte Ton- und Lichttechnik, einen Toilettenwagen, einen Discjockey und eine Bar. Mehrere Beschwerden wegen Ruhestörung gingen in der Nacht zum Sonntag auf der Wache ein. Vor Ort trafen die Beamten noch auf etwa 200 Feiernde. Nach Auskunft der Gäste seien zuvor bis zu 500 Menschen auf der Party gewesen. Der 26 Jahre alte Veranstalter löste die Feier auf, ihn erwartet unter anderem eine Anzeige wegen Verstößen gegen das Infektionsschutzgesetz.

Der Restaurantverband Dehoga begrüßt den Wegfall der Gästelisten-Pflicht in Nordrhein-Westfalen. Man habe zwar bereitwillig mitgemacht und die Kontaktdaten der Gäste dokumentiert, obgleich dies ein hoher bürokratischer Aufwand gewesen sei, sagt ein Sprecher des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes NRW. Allerdings seien die erfassten Kontaktdaten nur äußerst selten von den Behörden abgefragt worden. Laut der seit Freitag gültigen Corona-Schutzverordnung müssen die Restaurants, Cafés und Kneipen in NRW nicht mehr festhalten, wer von wann bis wann bei ihnen war. Diese Kontaktdatenerfassung hatte dabei helfen sollen, Infektionsketten besser nachverfolgen zu können und die Pandemie dadurch einzudämmen. Wegen gestiegener Infektionszahlen dürfen die Innengastronomie in NRW inzwischen nur noch Geimpfte, Genesene und Getestete (3G) nutzen – ihre Namen samt Anschrift und Telefonnummer oder Mailadresse werden nicht mehr erfasst.

Rheinland-Pfalz organisiert am 28. August einen Familienimpftag. Kinder, Jugendliche, ihre Eltern und Verwandten könnten an dem letzten Samstag in den Sommerferien ohne Anmeldung in allen 31 Impfzentren und den sechs Impfbussen im Land einen Piks bekommen. Bis mindestens September will die Landesregierung aufsuchende Impfaktionen in umgebauten Bussen fortsetzen. In Hamburg sollen alle rund 100 000 Schüler ab 12 ein Impfangebot an ihren Stadtteilschulen und Gymnasien bekommen. In Baden-Württemberg sei eine Zunahme bei den Erstimpfungen auf niedrigem Niveau zu beobachten, teilte ein Sprecher des Gesundheitsministeriums in Stuttgart mit. Für Bayern hatte Ministerpräsident Markus Söder (CSU) am Donnerstag von steigenden Anmeldezahlen im Impfportal des Landes berichtet. »Die Impfungen ziehen leicht an«, sagte ein Sprecher des Gesundheitsministeriums in NRW zur Nachfrage bei den Impfzentren. Die Zweitimpfungen dominierten. Die Nachfrage nach Impfterminen in Arztpraxen in Niedersachsen ist seit Anfang August rückläufig. Das teilt die Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen (KVN) in Hannover mit. Dies liege an der Urlaubszeit der Patienten und Praxen. Ein weiterer Grund für die rückläufige Entwicklung sei die steigende Zahl der bereits vollständig Geimpften. Allerdings geht die KVN davon aus, dass die Nachfrage nach Impfungen in den Arztpraxen künftig wieder ansteigen wird, weil die kostenfreien Corona-Tests ab Oktober wegfallen und die Impfzentren bis Ende September schließen. Auch die Empfehlung der Ständigen Impfkommission für eine Impfung ab zwölf Jahren könne dazu beitragen, dass die Impfungen in Arztpraxen wieder zunehmen. Alle 50 Impfzentren in Niedersachsen sollen nach Angaben des niedersächsischen Gesundheitsministeriums zum September schließen. Danach sollen mobile Impfteams im Einsatz sein. Angesichts des stockenden Tempos der Corona-Impfungen in Deutschland appellieren Arbeitgeber und Gewerkschaften, sich impfen zu lassen. “Wir müssen aufpassen, dass wir das Erreichte nicht verspielen”, heißt es in dem gemeinsamen Aufruf von Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger und dem Vorsitzenden des Deutschen Gewerkschaftsbundes, Reiner Hoffmann. “Mit der aktuellen Impfrate können und dürfen wir uns nicht zufrieden geben.” Jeder Geimpfte helfe, die Ausbreitung von Covid-19 zu bekämpfen und zu mehr Normalität im Privat- und Arbeitsleben zurückzukehren. Um die Impfquote in Deutschland zu steigern, fordert die Bundesärztekammer eine engere Einbindung der Sportvereine und Religionsgemeinschaften. “Wir sollten auch Sportvereine, Kulturvereine und die unterschiedlichen Glaubenseinrichtungen bei der Impfkampagne mit ins Boot holen”, sagt Ärztepräsident Klaus Reinhardt den Zeitungen der Funke Mediengruppe. “Ausreichend Impfstoff, Personal und Logistik stehen zur Verfügung. Jetzt sind kreative Ideen gefragt”, so Reinhardt. Bei denjenigen, die den Gang zum Arzt oder in das Impfzentrum möglicherweise aus profanen Gründen aufgeschoben hätten, könnten solche unkomplizierten Impfangebote helfen. Der Schutz vor einer Corona-Infektion verliert nach einer Impfung mit Biontech viel schneller an Wirkung als nach einer durchgemachten Infektion. Das zeigt eine Studie aus Israel, an der rund 7000 Menschen teilnahmen. Demnach wurden bei den geimpften Teilnehmern nach der zweiten Spritze mit Biontech/Pfizer eine höhere Zahl an Antikörpern gemessen als bei den genesenen Probanden. Bei den Geimpften sank die Menge der Antikörper jedoch deutlich schneller – um bis zu 40 Prozent je Monat. Bei Genesenen nahm sie um weniger als 5 Prozent pro Monat ab. Für den Fall einer drastischen Verschlimmerung der Corona-Lage in Deutschland schließt Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock eine Impfpflicht für bestimmte Berufsgruppen nicht aus. “Braucht es eine Impfpflicht für spezielle Berufsgruppen wie Krankenhaus oder Pflegepersonal oder Erzieher?”, wird Baerbock nach der Aufzeichnung des ARD-Sommerinterviews gefragt, als sie im Online-Programm Tagesschau24 noch Zuschauerfragen beantwortet. “Eine Impfpflicht ist in unserem Land gesetzlich, rechtlich, juristisch nicht ganz einfach”, sagt Baerbock. Es gebe aber Berufszweige etwa bei der Bundeswehr, wo so etwas möglich sei. Es könne dazu kommen, dass man “über die Frage weiterer Impfpflichten in einzelnen Berufsgruppen” sprechen müsse.

SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach spricht sich dafür aus, die 3G-Regel auch im Bahnverkehr einzuführen. “Lange Bahnfahrten, z.B. im Abteil, können bei der Delta-Variante zur Ansteckung führen. So können ungeimpfte Infizierte sogar Geimpfte gefährden. Daher wäre die 3G-Regel hier richtig”, schreibt er auf Twitter. Die 3G-Strategie bedeutet, dass man entweder geimpft, genesen oder getestet sein muss. Für andere Bereiche, die vor allem die Freizeit betreffen, plädiert er gar für die 2G-Regel, also einen Nachweis über eine Impfung oder Genesung. “2G, wo möglich”, so Lauterbach.

China meldet erstmals seit dem jüngsten Ausbruch im Juli keine neuen bestätigten Fälle. Die Zahl der neuen lokalen Ansteckungen war in der vergangenen Woche bereits in den einstelligen Bereich gesunken, nachdem sie Anfang August einen Höchststand erreicht hatte. Im Zusammenhang mit dem Ausbruch in Nanjing und Yangzhou in der Provinz Jiangsu nahe der Finanzmetropole Shanghai verzeichnete China insgesamt mehr als 1200 Infektionen und keine Todesopfer. In einem Vorort von Sydney verhängt die Polizei gegen die Besucher eines Gottesdienstes hohe Geldstrafen, weil sie durch die Versammlung gegen die geltenden Corona-Maßnahmen verstoßen haben. 30 Gläubige müssten je 1000 australische Dollar (610 Euro) zahlen, zudem sei die Kirche selbst mit einem Bußgeld von 5000 australischen Dollar (3000 Euro) belegt worden, teilt die Polizei im Bundesstaat New South Wales mit. Im Großraum Sydney gilt wegen steigender Viruszahlen bereits seit acht Wochen ein strenger Lockdown, der erst kürzlich bis Ende September verlängert worden war. Bei einer Kundgebung im US-Bundesstaat Alabama hat sich der ehemalige US-Präsident den Unmut seiner Anhänger zugezogen. Bei seiner Rede am Samstagabend wurde er ausgebuht und zum Teil sogar verhöhnt, als er sagte: “Ich empfehle, das Impfangebot anzunehmen. Ich hab es gemacht, es ist gut. Lasst euch impfen.” Trump wurde während seiner Amtszeit geimpft, nachdem er im vergangenen Oktober an Covid-19 erkrankte und ins Krankenhaus eingeliefert worden war. Der berühmte thailändische Badeort Pattaya muss seinen für den 1. September geplanten Neustart für den Tourismus voraussichtlich weiter verschieben. Grund seien die weiterhin sehr hohen Infektionszahlen in der Provinz Chon Buri am Golf von Thailand, in der Pattaya liegt. Vorgesehen war zudem, 70 Prozent der Bevölkerung der Region bis Ende August zu impfen, um eine Herdenimmunität zu erzielen. Bislang seien aber nur 33 Prozent der Bürger geimpft, zitiert die Zeitung “Bangkok Post” Apichai Chatchalermkit von der staatlichen Tourismusbehörde TAT. Geplant war, vollständig geimpften Touristen unter strengen Sicherheitsauflagen einen Aufenthalt in dem Ort zu ermöglichen. Die größten Inseln Phuket und Ko Samui haben bereits vor Wochen ähnliche Projekte gestartet. Vietnam hat an diesem Sonntag 737 Tote im Zusammenhang mit dem Coronavirus registriert – so viele Tote binnen eines Tages hat es in dem Land noch nie seit Beginn der Pandemie gegeben. Diese Zahl teilt das Gesundheitsministerium mit. Zugleich wurden trotz landesweit strikter Maßnahmen 11.214 Neuinfektionen gemeldet. Im vergangenen Jahr galt Vietnam mit 98 Millionen Einwohnern noch als Vorzeigestaat im Kampf gegen die Pandemie. Seit April stiegen die Zahlen aber immer weiter. Nur knapp zwei Prozent der Bevölkerung sind bisher vollständig geimpft. Fast ganz Südostasien kämpft wegen der hochansteckenden Delta-Variante gegen schwere Corona-Wellen. Der Iran hat erneut einen Höchstwert bei den Todesfällen gemeldet. Innerhalb von 24 Stunden starben nach Angaben des Gesundheitsministeriums 684 Menschen an Covid-19 – so viele wie noch nie seit Beginn der Pandemie vor anderthalb Jahren. Die Zahl der Neuinfektionen lag bei mehr als 36.400, etwas weniger als vor einer Woche. Der Iran ist das am schlimmsten von der Pandemie betroffenen Land der Region, nach offiziellen Angaben starben bereits mehr als 102.000 Menschen nach einer Infektion. Allerdings räumen selbst die iranischen Gesundheitsbehörden ein, dass die Dunkelziffer vermutlich viel höher liegt. Derzeit kämpft das Land gegen eine neue Corona-Welle, die durch die hochansteckende Delta-Variante befeuert wird. Vor dem Beginn des neuen Schuljahres hat Israel rund 1,5 Millionen Kinder im ganzen Land zu Corona-Antikörpertests eingeladen. Am heutigen Sonntag begannen die Tests bei Kindern zwischen drei und zwölf Jahren – einer Altersgruppe, für die eine Corona-Impfung noch nicht empfohlen wird. Die Tests sollen Aufschluss darüber geben, wie viele Kinder durch nicht registrierte Infektionen bereits einen Schutz gegen das Virus aufgebaut haben. Das Testprogramm ist ein gemeinsames Projekt der Ministerien für Gesundheit und Bildung sowie der israelischen Armee. Kinder, die ausreichend Antikörper aufweisen, müssen sich nach dem Kontakt mit einem Corona-Patienten künftig nicht in Quarantäne begeben. Dadurch hofft das Bildungsministerium, den Präsenzunterricht im kommenden Schuljahr aufrecht erhalten zu können. Neuseeland meldet binnen 24 Stunden 35 weitere Delta-Infektionen. 33 neue Fälle seien in Auckland und zwei in der Hauptstadt Wellington aufgetreten, teilt das Gesundheitsministerium mit. Damit beläuft sich die Gesamtzahl der Fälle beim jüngsten Ausbruch auf 107. In Neuseeland ist der landesweite Lockdown verlängert worden. Ministerpräsidentin Jacinda Ardern kündigt an, dass die strengen Auflagen mindestens bis Samstag gelten. Zuvor waren 35 neue Fälle bekannt geworden. Die meisten Ansteckungen des derzeitigen Ausbruchs wurden in Auckland auf der neuseeländischen Nordinsel registriert, der größten Stadt des Landes. Der Inselstaat mit fünf Millionen Einwohnern hat sich seit März 2020 weitgehend von der Außenwelt abgeschottet. Im April hatte die Regierung einen Reisekorridor mit dem Nachbarland Australien eröffnet, der aber Ende Juli wegen einer Corona-Welle beim großen Nachbarn wieder geschlossen wurde. Nach einem größeren inländischen Corona-Ausbruch räumt Neuseeland ein Scheitern seiner ehrgeizigen Null-Covid-Strategie ein. “Das Ausmaß der Ansteckungen und die Geschwindigkeit, mit der sich das Virus verbreitet hat, hat unser System trotz aller Vorbereitungen unter Druck gesetzt”, sagt der mit der Gesundheitspolitik beauftragte Minister Chris Hipkins dem Sender TVNZ. Der jüngste Ausbruch mit der ansteckenderen Delta-Variante des Virus sei schwierig einzudämmen und werfe “große Fragen” hinsichtlich der Corona-Strategie der Regierung auf. Nach dem Auftreten eines im Inland übertragenen Corona-Falls wurden dem Minister zufolge inzwischen 71 Menschen positiv auf das Virus getestet. Die Delta-Variante sei “mit nichts zu vergleichen, womit wir es in dieser Pandemie bislang zu tun hatten”, sagt Hipkins. “Es bedeutet, dass alle unsere bisherigen Vorbereitungen weniger sinnvoll erscheinen und wirft einige ziemlich große Fragen zur Zukunft unserer langfristigen Pläne auf.” Mehr dazu lesen Sie hier.

Beitragsfoto © Engin_Akyurt (Pixabay)

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