NACHRICHTEN AUS DER CORONA-PANDEMIE (CCCLX)
Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz bei den Corona-Neuinfektionen ist weiter gestiegen und liegt nun bei 17,5. Wie das Robert-Koch-Institut unter Berufung auf Angaben der Gesundheitsämter mitteilt, wurden binnen 24 Stunden 2097 Neuinfektionen sowie ein weiterer Todesfall im Zusammenhang mit Covid-19 registriert. Am Vortag hatte die Inzidenz noch 16,9 betragen. Vor einer Woche lag sie bei 13,8. Die Gesamtzahl der verzeichneten Corona-Ansteckungen in Deutschland seit Beginn der Pandemie liegt den Angaben zufolge bei 3.771.262. Insgesamt wurden bislang 91.659 Corona-Tote gemeldet. Die Zahl der von einer Corona-Infektion Genesenen gibt das RKI mit rund 3.654.500 an. Die Ansteckungsrate (7-Tage-R-Wert) wird vom Robert-Koch-Institut (RKI) mit 1,18 angegeben (Vortag: 1,18). Laut Divi-Register werden in Deutschland derzeit 359 Covid-19-Patienten intensivmedizinisch behandelt, 181 davon werden beatmet.
Thüringen liegt als einziges Bundesland mit seiner Inzidenz unter 5. Sie ist heute auf 4,9 gesunken. An der Spitze bei den in den letzten sieben Tagen registrierten Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner liegt Hamburg mit einem Wert knapp über 35. Im bayerischen Landkreis Berchtesgadener Land bleibt die Inzidenz hoch. Von Montag an gelten deshalb wieder strengere Regeln. Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts liegt der Wert nun bei 60,4. Damit ist der oberbayerische Kreis auch bundesweiter Spitzenreiter. Auf der Homepage des Landratsamts kündigte die Behörde an, dass von Montag an wieder in vielen Bereichen eine Testpflicht gilt – so zum Beispiel in der Gastronomie oder bei kulturellen Veranstaltungen. Davon ausgenommen seien vollständig Geimpfte und Genesene. Zudem greifen strengere Kontaktbeschränkungen.
Zum Start der Testpflicht für Reiserückkehrer aus dem Ausland an diesem Sonntag kündigt Bundesinnenminister Horst Seehofer konsequente Kontrollen und “empfindliche Bußgelder” bei Verstößen gegen die Nachweispflicht an. “Wer nach Deutschland einreist, muss damit rechnen, kontrolliert zu werden”, so der CSU-Politiker gegenüber der “Bild am Sonntag”. An den Binnengrenzen werde es Stichproben geben, um Staus im Urlaubsverkehr zu verhindern. Bei Einreisen aus Ländern außerhalb der EU, an den Flug- und Seehäfen werde jedoch jeder kontrolliert. Mit der Maßnahme soll eine weitere Ausbreitung des Coronavirus zum Ende der Sommerferien verhindert werden. Alle Menschen ab zwölf Jahren müssen bei der Einreise nachweisen können, dass bei ihnen das Übertragungsrisiko verringert ist – mit dem Nachweis einer Impfung, einem Nachweis als Genesener oder einem negativen Testergebnis.
Der FDP-Vorsitzende Christian Lindner fordert, in der Corona-Pandemie den Inzidenzwert als alleiniges Kriterium für staatliche Schutzmaßnahmen aufzugeben. “Wir brauchen eine Art Corona-Index: Er sollte sich aus Inzidenz, aber insbesondere aus der Quote der Hospitalisierung ergeben”, so Lindner gegenüber der “Welt am Sonntag”. “Wenn es so ist, dass nun überwiegend Jüngere mit einem geringeren Krankheitsrisiko Überträger sind, dann reduziert sich die Gefahr der Überlastung des Gesundheitssystems. Folglich können und müssen Maßnahmen zurückgenommen werden.” Die Inzidenz beziffert die Zahl der Neuinfektionen je 100.000 Einwohner in sieben Tagen. Seit dem 6. Juli, also seit fast einem Monat, steigt diese wieder kontinuierlich an und lag am heutigen Sonntag bei 17,5. SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz schaltet sich in die Inzidenz-Debatte ein und ist für eine stärkere Betrachtung der Hospitalisierung zur Einschätzung des Pandemiegeschehens. “Viele Fachleute verweisen richtigerweise darauf, dass wir neben den Inzidenzen auch die Situation in den Krankenhäusern und auf den Intensivstationen im Blick behalten müssen”, so der Finanzminister im Gespräch mit den Zeitungen der “Funke”-Mediengruppe. “Die Infektionszahlen steigen wieder, damit müssen wir umgehen. Aber es ist schon ein großer Unterschied zum Winter und zum Frühjahr, weil so viele jetzt geimpft und damit geschützt sind.” Bundesgesundheitsminister Jens Spahn dringt schon seit längerem auf die Berücksichtigung auch anderer Kennzahlen. Aus Sicht des Robert Koch-Instituts bleibt diese Zahl der Neuinfektionen je 100.000 Einwohner und Woche aber der wichtigste Frühwarnwert.
Gut jeder zweite Jugendliche in Deutschland wünscht sich wieder ausschließlich Präsenzunterricht, wie das “Handelsblatt” unter Berufung auf die Jugend-Digitalstudie der Postbank berichtet. Demnach sind nur 14 Prozent für überwiegenden Fernunterricht. 35 Prozent plädieren für einen Wechsel zwischen digitalem und analogem Unterricht. Befragt wurden der Zeitung zufolge 1000 Jugendliche im Alter von 16 bis 18 Jahren. Um Wechselunterricht und Homeschooling zu vermeiden, empfiehlt das Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie in Bremen zu Beginn des neuen Schuljahrs weiter eine strikte Maskenpflicht. “Wenn wir zum vollen Präsenzunterricht zurückwollen, und darum geht es ja, dann geht das nur durch konsequentes Maskentragen und Lüften”, sagt der Public-Health-Experte des Instituts, Hajo Zeeb, gegenüber der “Welt am Sonntag” einem Vorabbericht zufolge. Zudem dürften nicht belüftbare Räume für den Unterricht nicht genutzt werden.
Das Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg bestätigt die Verbote für weitere am Sonntag in Berlin geplante Demonstrationen aus dem Kreis der “Querdenken”-Bewegung. Das Gericht erklärt, die Beschwerden der Anmelder gegen entsprechende Beschlüsse des Verwaltungsgerichts Berlin seien zurückgewiesen worden. Demnach handelt es sich um die Versammlung unter dem Motto “Für Frieden, Freiheit und Grundrechte”, die Versammlung “Unser Weg zum friedlichen Wohlstand für alle” und die Versammlung “Das Jahr der Freiheit und des Friedens – Das Leben nach der Pandemie”. Die Auffassung der Antragsteller, dass Demonstrieren ohne Mund-Nase-Schutz und Mindestabstand von der Versammlungsfreiheit gedeckt sei, teile das Gericht nicht, heißt es in Pressemitteilungen zu den Eilverfahren. Das Oberverwaltungsgericht verweist darauf, dass sich Demonstrationen aus dem Kreis der “Querdenken”-Bewegung deutschlandweit dadurch auszeichneten, “dass die Teilnehmer sie nutzten, um öffentlichkeitswirksam gegen zur Eindämmung der Infektionsgefahr geschaffene Rechtsnormen zu verstoßen, insbesondere indem sie das Abstandsgebot und die Maskenpflicht” missachten. Auch die Polizei hatte ihre Verbote damit begründet, dass die Veranstalter den mit den Versammlungen einhergehenden Gesundheitsgefahren nicht ausreichend Rechnung trügen. Es sei zudem zu erwarten, dass Regelverstößen der Teilnehmer nicht entgegengetreten werde.
Eine mögliche Kostenpflicht für Corona-Tests sollte nach Ansicht von SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz frühzeitig angekündigt werden. “Ich bin dafür, dass wir da durchaus großzügig sind, also den Zeitraum rechtzeitig und lange vorher festlegen, aber dass man weiß, das kommt”, so der Bundesfinanzminister bei einer Wahlkampfveranstaltung in Ueckermünde in Mecklenburg-Vorpommern. Er sprach sich erneut dafür aus, dass der Staat ab einem bestimmten Zeitpunkt die Tests für diejenigen, die sich impfen lassen können, nicht mehr zahlt.
Angesichts des schleppenden Impftempos in Deutschland hat Entwicklungsminister Gerd Müller dazu aufgerufen, mehr Impfstoff an Entwicklungsländer abzugeben. “Die Abgabe von überschüssigen Impfdosen ist der schnellste Weg, die weltweite Impfkampagne voranzubringen”, sagt der CSU-Politiker den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Müller erinnert an die Zusage der Bundesregierung, ärmeren Ländern bis Ende des Jahres mindestens 30 Millionen Impfstoffdosen zur Verfügung zu stellen. “Diese Menge sollten wir schrittweise weiter aufstocken, weil inzwischen in Deutschland ausreichend Impfstoff verfügbar ist”, fordert er. “Es wäre nicht nachvollziehbar, wenn bei uns Impfdosen verfallen, die in anderen Ländern dringend gebraucht werden.” Einige Länder hätten sich bis zu acht Impfdosen pro Kopf gesichert, kritisiert der Minister. “Sie können ohne Probleme einen Teil davon abgeben, so dass alle Entwicklungsländer Zugang zu Impfstoffen haben.” Müller warnte: “Die Welt darf nicht gespalten werden in Länder, die sich mit hohen Impfraten schnell wirtschaftlich erholen können und solche, die dem Virus schutzlos ausgeliefert bleiben.” In Afrika seien bislang weniger als zwei Prozent der Menschen vollständig gegen Covid-19 geimpft, führt Müller aus. “Nur eine weltweite Impfkampagne”, so der Minister, “ist der Weg aus der Krise”. Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann ruft zum Ferienstart noch einmal eindringlich auf, sich impfen zu lassen. Um eine neue Infektionswelle im Herbst zu verhindern, gebe es nur eine Lösung: “Lassen Sie sich jetzt impfen – und nicht irgendwann!”, sagt der Regierungschef in einer vorab verbreiteten Fernsehansprache im SWR. Für ungeimpfte Menschen könne die Teilnahme am öffentlichen Leben dort eingeschränkt werden, wo es notwendig sei, warnt der Regierungschef. Sollten die Infektionszahlen im Herbst wieder deutlich steigen, würden Aktivitäten wie der Besuch im Gasthaus oder im Kino Nicht-Geimpften allenfalls noch mit Test erlaubt sein. “Außerdem müssen Sie damit rechnen, dass Sie die Tests aus eigener Tasche bezahlen müssen, wenn Sie unser Impfangebot nicht wahrnehmen.” Die stellvertretende Fraktionsvorsitzende der SPD, Gabi Rolland, entgegnete: “Nur Appelle werden nicht reichen, um die Impfmüdigkeit zu bekämpfen.” Die Landesregierung könne und müsse mehr tun, um die Menschen zum Impfen zu bewegen. So brauche es dringend mehr Werbung. “Auch finanzielle und materielle Anreize können dabei helfen, die Impfquote weiter nach oben zu schrauben”, erklärte Rolland. Nur etwa jeder vierte Ungeimpfte in Deutschland will sich einer Umfrage zufolge noch gegen das Coronavirus impfen lassen. Das berichtet die “Bild am Sonntag” unter Berufung auf eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Insa. Demnach wollen 54 Prozent derer, die ein Impfangebot bislang nicht angenommen haben, sich auch grundsätzlich nicht impfen lassen. Nur 27 Prozent der Ungeimpften können sich der Umfrage zufolge eine Impfung vorstellen, 19 Prozent sind noch unentschlossen. Als Hauptgrund nennen 67 Prozent der Impfverweigerer bei der Umfrage mangelndes Vertrauen in die Impfstoffe. Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach sagt der Zeitung, er gehe fest davon aus, dass diese Menschen künftig mit Einschränkungen rechnen müssten. Die Mehrheit der Menschen in Deutschland befürwortet laut “Bild am Sonntag” Einschränkungen für Ungeimpfte bei steigenden Fallzahlen. Dem Bericht zufolge sind 61 Prozent der Meinung, dass Ungeimpfte bei hohen Fallzahlen keine Sportveranstaltungen mehr besuchen dürfen sollen. 58 Prozent wollen demnach Theater-, Kino- und Museumsbesuche für Ungeimpfte verbieten, 54 Prozent Restaurantbesuche. Seit 1. August müssen Ungeimpfte bei der Rückreise nach Deutschland mit Einschränkungen rechnen: Wer in die Bundesrepublik einreisen will und mindestens zwölf Jahre alt ist, muss ab Sonntag einen Corona-Test vorlegen. Diese Regelung gilt nicht für vollständig Geimpfte und Genesene. Die Bundesregierung und die Gesundheitsminister der Länder wollen einem Medienbericht zufolge bei der Gesundheitsministerkonferenz am Montag Beschlüsse zu Impfungen für Kinder ab zwölf Jahren treffen, nach denen verstärkt Impfungen für diese angeboten werden sollen. Die Impfungen sollen den Plänen zufolge in Impfzentren, bei Haus-, Kinder- und Betriebsärzten erfolgen. Wie die Zeitung weiter berichtete, wollen die Länder jungen Erwachsenen in Universitäten, Berufsschulen und Schulen Impfungen anbieten. “Dies kann maßgeblich zu einem sichereren Start in den Lehr- und Lernbetrieb nach den Sommerferien beitragen”, wird aus dem Entwurf zitiert. Die Ständige Impfkommission STIKO empfiehlt die Impfung für 12- bis 17-Jährige bislang nicht generell, sondern nur für Risikogruppen. Auf reges Interesse ist eine Impfaktion der Stadt Stuttgart und des örtlichen Robert-Bosch-Krankenhauses vor dem Testspiel des VfB Stuttgart gegen den FC Barcelona gestoßen. Auf einem Parkplatz nahe des VfB-Fancenters sowie an weiteren Standorten rings um das Stadion gab es die Möglichkeit, sich spontan impfen zu lassen. Bei Erstimpfungen mit dem Impfstoff von Biontech/Pfizer erhielten die Betroffenen auch automatisch einen Termin für die Zweitimpfung in rund drei Wochen. Um die Impfquote zu erhöhen, hält Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock Nachteile für Ungeimpfte für legitim. “Wenn alle ein Impfangebot bekommen haben, ist jedenfalls nicht auszuschließen, dass Geimpfte mehr Dinge tun können als die, die sich trotz der Möglichkeit nicht impfen lassen”, sagte die Chefin der Grünen dem “Tagesspiegel”. “Es kann ja nicht sein, dass die Freiheitsrechte aller eingeschränkt werden, weil sich ein Teil nicht impfen lassen will.” Wie sie zu einer möglichen Impfpflicht steht, ließ Baerbock dem Blatt zufolge trotz Nachfragen offen. Führende SPD-Politikerinnen und -Politiker dringen auf mehr Impfungen bei jungen Menschen. “Die Infektion selbst mag bei den meisten Kindern und Jugendlichen harmlos verlaufen. Doch auch bei ihnen gibt es die Gefahr von Long-Covid”, sagt die Co-Parteivorsitzende Saskia Esken dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Esken spricht sich dafür aus, “Impfmobile” an Schulen zu schicken, um Jugendlichen ein Impfangebot zu machen. In Bremen sind mittlerweile 3 von 5 Einwohnern komplett geimpft. Damit hat das Bundesland als erstes die Impfmarke von 60 Prozent überschritten. Deutschlandweit gelten momentan 52 Prozent der Menschen als komplett geimpft. In vier Bundesländern (Bayern, Brandenburg, Hamburg und Sachsen) sind es noch weniger als die Hälfte der Einwohner, wobei sich Bayern mit 49,9 Prozent unmittelbar vor der Schwelle zur 50-Prozent-Marke bei den komplett Geimpften befindet. Jeder fünfte Jugendliche in Deutschland zwischen 12 und 17 Jahren hat mittlerweile eine erste Impfung gegen das Coronavirus erhalten. Das twitterte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn. In absoluten Zahlen sind es 900.000. Die Europäische Arzneimittelbehörde EMA hatte im Mai den Covid-19-Impfstoff von Biontech/Pfizer für Kinder und Jugendliche ab zwölf Jahren zugelassen, vor wenigen Tagen folgte auch die Freigabe für Moderna. Mittlerweile sind 52 Prozent der Menschen in Deutschland vollständig geimpft. Damit ist gegenüber gestern (51,5 Prozent) noch einmal ein halber Prozentpunkt hinzugekommen. Es zeigt sich, dass das Impftempo in Deutschland weiter recht beständig abnimmt und sich der Marke von 400.000 verimpften Dosen im Schnitt annähert. Nach dem langsam anlaufenden Beginn der Impfmöglichkeiten hatte dieser Schnitt das erste Mal am 8. April die 400.000er-Schwelle geknackt, war dann bis Mitte Juni tendenziell angestiegen. Danach ließ er wieder nach.
In der Schweiz haben am Samstag mehrere Tausend Menschen gegen die Einschränkungen in der Pandemie und gegen die Impfkampagne demonstriert. Laut Polizei versammelten sich in Luzern rund 5000 Demonstranten. Ein Beamter sei im Laufe der Kundgebung angegriffen und verletzt worden, hieß es. Zwei Personen seien vorübergehend festgenommen worden. Die Demonstranten kritisierten, dass die Politik die Freiheit unnötig und viel zu stark einschränke. “Freiheit ist systemrelevant”, lautete eines der Transparente. Die britischenGesundheitsbehörden fordern angesichts des Vormarsches der Delta-Variante alle Schwangeren auf, sich impfen zu lassen. Einen entsprechenden offenen Brief an schwangere Frauen, Hausärzte und Geburtshelfer veröffentlichte die leitende Hebamme des Gesundheitsdienstes in England. Sie weist auf eine neue Studie hin, wonach sich bei ungeimpften Schwangeren das Risiko einer schweren Erkrankung erhöht hat, seit die Delta-Variante im Land grassiert. Laut der Studie der Universität von Oxford ist der Anteil der schwangeren Frauen, die mit einer mittelschweren bis schweren Infektion ins Krankenhaus eingeliefert wurden, seit dem Auftreten der Delta-Variante im Mai “erheblich” gestiegen. 99 Prozent von ihnen waren demnach nicht geimpft, jede zehnte musste intensivmedizinisch behandelt werden. Angesichts Hunderttausender Beschäftigter in verpflichtender Corona-Quarantäne fordert die britische Wirtschaft eine rasche Änderung der Regeln zur Selbstisolation. Der Chef des Industrieverbands CBI, Tony Danker, sagte der Zeitung “Daily Telegraph”, Premierminister Boris Johnson müsse die Vorschriften zur Selbstisolation für vollständig geimpfte Corona-Kontakte “morgen” beenden. “Massen-Isolation” müsse durch Massentests ersetzt werden, sagte Danker. Derzeit sind in Großbritannien weit mehr als eine Million Menschen in häuslicher Quarantäne, weil sie von der britischen Corona-App als Kontaktpersonen von Infizierten “gepingt” wurden. Wegen dieser “Pingedemie”, wie britische Medien das Phänomen nennen, blieben zuletzt zahlreiche Supermarktregale leer, Kneipen geschlossen, Produktionsbänder standen still. Erst am 16. August ändern sich die Regeln, dann dürfen zumindest vollständig Geimpfte trotz “Pings” mit einem negativen Test das Haus verlassen. Der Protest gegen die Ausweitung des Gesundheitspasses und die Impfpflicht für bestimmte Berufsgruppen in Frankreichhält an. In der Hauptstadt Paris versammelten sich Tausende Menschen, um gegen die verschärften Regelungen zu demonstrieren. Insgesamt sind in mehr als 150 Städten Demonstrationen angemeldet. Das französische Parlament hat das Gesetz zur Verschärfung der Corona-Regeln am vergangenen Sonntag nach langem Ringen verabschiedet. Es tritt am 9. August in Kraft und sieht eine Impfpflicht für Gesundheits- und Pflegekräfte sowie Feuerwehrleute und andere Rettungskräfte vor. Anders als ursprünglich von der Regierung gewollt, droht Impfverweigerern in diesen Berufen allerdings nicht die Entlassung, sondern nur eine Aussetzung des Gehalts. Beschlossen wurde auch eine Ausweitung des Gesundheitspasses, der Aufschluss über eine Impfung oder einen Negativ-Test gibt.
Hunderte Menschen in Israel gehen gegen die jüngsten Corona-Maßnahmen der Regierung auf die Straße. Mehrere Demonstranten in Tel Aviv schwenken ein Banner mit der Aufschrift “Es gibt keine Pandemie, es ist ein Schwindel”. Auf Plakaten prangern sie die Corona-Impfungen an, indem sie die Vakzine unter anderem mit dem Dritten Reich in Verbindung bringen. In Israel können sich seit 1. August alle Menschen ab 60 Jahren zum dritten Mal gegen das Coronavirus impfen lassen, wenn ihre zweite Impfung mindestens fünf Monate zurückliegt. Zudem erlaubt sind Impfungen von Kindern im Alter zwischen fünf und elf Jahren mit besonders hohem Risiko, bei einer Infektion schwer zu erkranken oder zu sterben. Auch die Maskenpflicht in Innenräumen wurde angesichts steigender Infektionen wieder eingeführt. Für das Betreten geschlossener Räume in Fitnessstudios, Restaurants oder Hotels ist zudem ein Impfpass erforderlich. Wie das israelische Gesundheitsministerium mitteilt, werden binnen 24 Stunden 2435 Neuinfektionen registriert – ein neuer Höchststand seit März. In Israel können sich ab Sonntag alle Menschen ab 60 zum dritten Mal gegen das Coronavirus impfen lassen, wenn ihre zweite Impfung mindestens fünf Monate zurückliegt. Ab Sonntag erlaubt sind zudem Impfungen von Kindern im Alter zwischen fünf und elf Jahren mit besonders hohem Risiko, bei einer Infektion schwer zu erkranken oder zu sterben. Kindern ab zwölf Jahren stehen die Impfungen bereits seit Anfang Juni offen. Trotz einer intensiven Impfkampagne steigt auch in Israel die Zahl der Neuinfektionen wieder an. Deshalb hatte sich die Regierung zu dem Alleingang bei den Auffrischungsimpfungen mit dem Vakzin von Biontech/Pfizer entschlossen. Trotz der steigenden Infektionszahlen dürfen geimpfte Touristen ab Sonntag wieder nach Israel einreisen. Drei Millionen Menschen in der australischen Stadt Brisbane verbringen ihr Wochenende in einem strengen Lockdown. Die Menschen in der Fünf-Millionen-Stadt Sydney haben bereits fünf Wochen Lockdown hinter sich und müssen noch mindestens bis zum 28. August zu Hause bleiben. Australien versucht damit, Ausbrüche der hochansteckenden Delta-Variante einzudämmen. Das Land kommt bei den Impfungen nur sehr langsam voran. Erst 18 Prozent der Erwachsenen sind bisher vollständig geimpft worden. Während die Infektionszahlen in Bangladesch dramatisch steigen, kehren Hunderttausende Mitarbeiter von Bekleidungsfabriken in die Metropolen des Landes zurück. An Bahnhöfen, Fährhäfen und Busstationen herrscht großes Gedränge. Zuvor hat die Regierung in Dhaka die Wiederöffnung der 4500 Textilfabriken ab Sonntag angekündigt, die den europäischen und nordamerikanischen Markt mit Kleidung beliefern. Angesichts neuer Höchststände bei den täglichen Neuinfektionen hatten die Behörden in Bangladesch in diesem Monat eine Schließung von Fabriken, Büros und Geschäften angeordnet, die bis zum 5. August andauern soll. Vorzeitig öffnen dürfen nun aber die Bekleidungsfabriken, die namhafte westliche Modemarken beliefern. China erlebt wegen der Ausbreitung der hochansteckenden Delta-Variante derzeit den stärksten Ausbruch des Coronavirus seit Monaten. In insgesamt 14 Provinzen verzeichnen die Behörden einen Anstieg der Infektionsfälle. Derzeit zirkuliere vor allem die Delta-Variante, “wodurch die Herausforderungen der Prävention und Kontrolle noch größer werden”, sagt Mi Feng, Sprecher der Nationalen Gesundheitskommission. Im Juli registrierten die Behörden 328 symptomatische Infektionen – fast genauso viele wie im gesamten Zeitraum von Februar bis Juni. Am heutigen Samstag melden die Behörden neue Fälle unter anderem in der Provinz Fujian und in der 31-Millionen-Einwohner-Stadt Chongqing. In der Provinz Jiangzu mit ihrer Hauptstadt Nanjing sind Hunderttausende Menschen von Lockdowns betroffen. Der besorgniserregende Anstieg der Infektionen in Tokio während der abgeschirmten Olympischen Spiele geht ungebremst weiter. Wie die Stadtverwaltung bekannt gibt, wurden binnen 24 Stunden 4058 Neuinfektionen registriert. Es ist das erste Mal, dass die Zahl der Fälle über die Marke von 4000 stieg, nachdem die Ansteckungen drei Tage lang jeweils über 3000 gelegen hatten. Im Umfeld der Olympischen Spiele in Tokio sind 18 neue Corona-Fälle registriert worden. Das vermeldeten die Organisatoren. Der Höchstwert war am Freitag mit 27 Neuinfektionen erreicht worden. Ein Athlet aus dem olympischen Dorf ist betroffen. Währenddessen durfte Radsportler Simon Geschke das Quarantäne-Hotel in Tokio verlassen. “Ende der nutzlosesten Reise meiner Karriere, super aufgeregt aus der Quarantäne zu kommen und nach Hause zu fliegen”, schrieb der 35-Jährige auf Twitter. Er war vor dem Straßenrennen positiv auf Corona getestet worden. Die Zahl der an einem Tag erfassten Neuinfektionen in den USA steigt weiter an. Im Durchschnitt der vergangenen Woche infizierten sich der Gesundheitsbehörde CDC zufolge zuletzt landesweit pro Tag fast 70.000 Menschen. Eine Woche vorher waren es noch knapp 50.000 gewesen. In den USA droht Millionen Menschen die Obdachlosigkeit, weil am Sonntag eine Maßnahme zum Schutz vor Zwangsräumungen im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie ausläuft. US-Präsident Joe Biden drängte den Kongress kürzlich, das Moratorium zu verlängern, nachdem der Supreme Court kürzlich eine geplante Verlängerung bis September durch das Weiße Haus untersagt hatte. Ob das funktioniert, ist fraglich, da eine Verlängerung selbst unter Bidens demokratischen Parteigenossen umstritten ist. Laut Volkszählungsbüro waren in der ersten Juli-Woche von 51 Millionen befragten Mietern noch 7,4 Millionen im Zahlungsrückstand. Die Hälfte von ihnen sagte demnach, ihnen drohe in den kommenden zwei Monaten die Zwangsräumung. Mindestens 233 Mitarbeiter in zwei großen Krankenhäusern in San Francisco sind positiv auf das Coronavirus getestet worden, die meisten von ihnen auf die Delta-Variante. Wie die “New York Times” nach Angaben des “Zuckerberg San Francisco General Hospital” und des “U.C.S.F. Das Medical Center” berichtet, waren einige Fälle asymptomatisch, die meisten hatten leichte bis mittelschwere Symptome und nur zwei erforderten einen Krankenhausaufenthalt. Etwa 75 bis 80 Prozent der mehr als 50 infizierten Mitarbeiter der Zuckerberg-Klinik seien vollständig geimpft gewesen, erklärte Dr. Lukejohn Day, der Chefarzt des Krankenhauses. Ohne Impfungen hätte es mehr Hospitalisierungen gegeben, so Day. Die andere betroffene Klinik hat eine ähnliche Impfrate. Die erkrankten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter waren alle im Juli getestet worden.
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