Die Linke: Ist Santelmann Sündenbock oder Symptomträger eines kranken Systems?

“Ist der Schuldige schon ausgemacht oder steckt der Fehler im System?”

Rheinisch-Bergischer Kreis | Die bisherigen Äußerungen und Forderungen der Kreistags-Fraktionen sind nach Auffassung der Kreisorganisation der Partei Die Linke zu kurz gegriffen. Man könne den Eindruck gewinnen, dass es dabei vorrangig um parteipolitische Profilierung im Vorfeld der Bundestagswahl gehe und mit der “Causa Landrat” habe die CDU ein Problem, für das sie am liebsten eine schnelle Lösung hätte.

Die internen Konflikte in der Kreisverwaltung müßten gelöst werden, denn es drohe eine vierte Corona-Welle, für deren Bekämpfung eine funktionierende Zusammenarbeit ohne unnötige Reibungsverluste erforderlich sei.

An Konflikten seien immer zwei oder mehrere Parteien beteiligt, so daß man sich fragen müsse, wie es sein könne, “dass eine einzige Person eine seit Jahrzehnten bestehende Personal-Struktur innerhalb relativ kurzer Zeit, so dysfunktional umgestalten konnte, dass bewährte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aufgeben”.

Stecke der Fehler im System, wäre ein Austausch der Person des Landrats keine nachhaltige Lösung, sondern nur politischer Aktionismus, mehr im Dienste des Wahlkampfs als im Dienst der Bürgerinnen und Bürger. 

Die Kreistagsgruppe der Partei Die Linke erwarte angesichts der offensichtlichen Komplexität der konflikthaften Problematik, “dass die Kreisverwaltung diese mithilfe externer und unabhängiger Berater aufarbeitet. Diese müssen von allen Beteiligten akzeptiert und beauftragt werden. Und sie müssen ausgewiesene Experten für Organisationsentwicklung sein und für Personalentwicklung, besonders der obersten Verwaltungsbeamten mit Führungsverantwortung”.

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    • Wolf
    • 16.07.21, 16:17 Uhr

    „An Konflikten seien immer zwei oder mehrere Parteien beteiligt, so daß man sich fragen müsse, wie es sein könne, “dass eine einzige Person eine seit Jahrzehnten bestehende Personal-Struktur innerhalb relativ kurzer Zeit, so dysfunktional umgestalten konnte, dass bewährte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aufgeben”.“

    Das halte ich für falsch. (Siehe meinen Kommentar zu „Landrat: Die nächste Runde). Ein einzelner Mensch mit „besonderen Fähigkeiten“ ausgestattet an der richtigen Position, kann jedes gut funktionierende Team in kürzester Zeit sprengen. Das ist gar kein Problem.

    „Stecke der Fehler im System, wäre ein Austausch der Person des Landrats keine nachhaltige Lösung, sondern nur politischer Aktionismus, mehr im Dienste des Wahlkampfs als im Dienst der Bürgerinnen und Bürger.“

    Hier wäre es wirklich interessant zu wissen, was genau mit „System“ gemeint ist. Und wie genau unterscheidet sich dann das System der Linken vom System der CDU, bzw. was würde die Linke daran ändern? Ohne genauere Angaben ist das zu flach und hört sich seinerseits nach Wahlkampf an.

    Grundsätzlich richtig ist aber, dass die Situation endlich geklärt werden muss. Und wenn ein wenig Druck aus dem einen oder anderen Lager dabei behilflich sein sollte – ja, dann bitteschön.

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    • Mike Galow
    • 16.07.21, 17:54 Uhr

    Es stimmt natürlich, dass es Menschen gibt, die diese “besonderen“ Fähigkeiten haben und dazu in der Lage sind, Alles zu sprengen und Keile zu treiben. Es gibt aber auch immer zwei Seiten der Medaille. Da ist eine Nachfrage schon erlaubt.

    Aber kommen wir doch zu dem “System“. Jede Verwaltung oder auch sonstige Organisationsformen folgen in der Regel einer bestimmten Hierarchie. Wenn diese “Rangordnung“ auf einer patriarchischer Basis beruht, kann es systembedingt immer wieder zu Reibereien um Zuständigkeiten der einzelnen Ebenen kommen, was natürlich auch auf die Arbeitsmoral niederschlägt. Probleme lassen sich auch nur schwer lösen, wenn diese “chronisch“ werden. Dazu kommt noch, dass es sich bei Verwaltungen in der Regel um ein eingespieltes System handelt, was nicht von einer Person innerhalb so kurzer Zeit umgeschmissen werden kann. Solch ein System etabliert sich hinweg über die verschiedensten Landräte und deren Nachfolger.

    Die Linke Kreistagsgruppe hat sich die Frage gestellt, ob vielleicht eine sogenannte flache Hierarchie (bitte Google bemühen, danke) nicht für eine Verwaltung grundsätzlich besser und effizienter wäre. Auch die Vorgabe vom Land NRW, Doppelspitzen in Kommunen und Kreisen nicht zu zulassen, sollte nach den Erfahrungen im RBK nochmal durchdacht werden.

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      • Wolf
      • 16.07.21, 18:24 Uhr

      Ich halte eine flache Hierarchie (dafür braucht es doch bitte kein Google 😉) in sehr vielen Fällen auch für die deutlich bessere Lösung.
      Für eine Änderung an dieser und anderen Stellen müssten sich meines Erachtens aber erst einmal die Machtverhältnisse ändern.
      Oder gibt es eine konkrete und erfolgversprechende Möglichkeit hierzu unter den gegebenen Umständen?

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    • Mike Galow
    • 19.07.21, 8:23 Uhr

    Ich sehe zurzeit nur eine Option, um die Angelegenheit zu klären. Ein Rücktritt des Landrates. Ich bin mir aber nicht sicher, ob Herr Santelmann erkennt, dass seine politische Kariere an dieser Stelle erst mal beendet ist.

    Und ja, die Machtverhältnisse müssen sich ändern, bevor man ein mögliches Problem mit den Strukturen angehen kann. Wir wollen ja auch erst mal durch eine externe Stelle klären, ob denn dieser Umstand dazu beigetragen hat. Wir haben im August unsere erste Kreisgruppensitzung nach der Sommerpause. Dann werden wir das weitere Vorgehen beraten. Eine öffentliche Aufforderung zum Rücktritt an die Adresse Santelmann könnte da folgen.

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