NACHRICHTEN AUS DER CORONA-PANDEMIE (CCCXXXVIII)

Die Sieben-Tage-Inzidenz bei Corona-Infektionen ist am vierten Tag in Folge angestiegen. Sie liegt nun bei 5,8 Neuinfektionen in sieben Tagen pro 100.000 Einwohner (Vortag: 5,5; Vorwoche: 4,9). Die Gesundheitsämter in Deutschland haben dem Robert-Koch-Institut (RKI) binnen eines Tages 952 Corona-Neuinfektionen gemeldet. Das geht aus Zahlen vom Morgen hervor. Zum Vergleich: Vor einer Woche hatte der Wert bei 671 Ansteckungen gelegen. Die Zahl der Todesfälle im Zusammenhang mit einer Infektion stieg um 34 auf 91.195. Am Freitag der vergangenen Woche waren es 58. Als aktuell infiziert gelten rund 11.000 Personen. Die Ansteckungsrate (R-Wert) wird vom Robert-Koch-Institut (RKI) mit 1,05 angegeben (Vortag: 1,02). Der Sieben-Tage-R-Wert liegt aktuell bei 1,17 (Vortag: 1,09). Laut Divi-Register werden in Deutschland derzeit 453 Covid-19-Patienten intensivmedizinisch behandelt, 293 davon werden beatmet.

Weiterhin liegen die Sieben-Tage-Inzidenzen aller Bundesländer im einstelligen Bereich. In vier Ländern sinkt der Wert im Vergleich zum Vortag, in elf Ländern steigt er leicht.

Das Impfzentrum in Hannover bietet an den kommenden beiden Wochenenden die Möglichkeit, sich ohne vorherige Anmeldung impfen zu lassen. Das Angebot richte sich an alle Menschen ab 18 Jahren, die noch keine Erstimpfung gegen das Corona-Virus erhalten haben, wie die Stadt mitteilt. Interessierte müssen nur einen Ausweis und, sofern vorhanden, einen Impfpass mitbringen. “Wir hoffen natürlich, dass viele das Angebot nutzen. Aber wir gehen momentan nicht davon aus, dass es einen sehr großen Ansturm geben wird”, sagt Stadtsprecher Udo Möller. Genug Impfstoff sei vorhanden. Verabreicht werden nur die Impfstoffe von Astrazeneca und Johnson & Johnson. Der Vorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung in Rheinland-Pfalz, Peter Heinz, fordert massive Freiheitseinschränkungen für Ungeimpfte: “Die Nicht-Geimpften haben nicht die Freiheit, ihre Maske abzulegen. Sie dürfen nicht ins Stadion, nicht ins Schwimmbad und nicht ohne Maske im Supermarkt einkaufen. Und man darf Ungeimpften und jenen mit nur einer einfachen Impfung nicht mehr gestatten, in den Urlaub zu fahren”, sagt er der “Rhein-Zeitung”. “Wer Ungeimpften Freiheiten zurückgibt, verspielt die Chance, alle Menschen mit der Impfung zu erreichen”, so Heinz. Man müssen den Menschen klarmachen: “Ohne Impfung gibt es keine Freiheiten. Ohne diesen Druck werden wir die Menschen nicht überzeugen.” Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) sieht einen “wahrscheinlichen Zusammenhang” zwischen Impfungen mit einem mRNA-Vakzin und Herzmuskelentzündungen, die aber “sehr selten” seien. Insgesamt überwiege der Nutzen der Impfung gegenüber den Risiken, erklärt der Ausschuss für Impfstoffsicherheit. Dieser prüfte zuvor Daten zu Herzmuskelerkrankungen nach Impfungen mit dem Vakzin von Biontech/Pfizer und Moderna, die vor allem aus den USA stammen. “Die berichteten Fälle traten typischerweise innerhalb einiger Tage nach der Impfung auf, etwas häufiger bei jungen Männern und öfter nach der zweiten Impfung mit einem mRNA-Vakzin”, erklärt der Ausschuss. Die derzeitige Datenlage deute darauf hin, dass es einen “wahrscheinlichen Zusammenhang” gebe. In der Diskussion über Impfungen für Jugendliche plädiert der Vorsitzende der Ständigen Impfkommission (STIKO), Thomas Mertens, für Zurückhaltung und Geduld. Die STIKO und das Robert-Koch-Institut täten alles, um die Empfehlungen aufgrund aktueller Erkenntnisse zu erarbeiten und auch anzupassen, sagt Mertens. Die Experten hofften, in den nächsten Wochen dringend benötigte Auswertungen aus den USA zu bekommen. “Insofern sind Einzelmeinungen, die von Politikern spontan geäußert werden, eigentlich nicht besonders förderlich.” Bislang empfiehlt die STIKO Impfungen für Jugendliche nur bei bestimmten Vorerkrankungen. Sie begründete dies mit dem geringen Risiko einer schweren Erkrankung in dieser Altersgruppe. Wissenschaftlich begleitet sollen im Kreis Siegen-Wittgenstein Schüler ab zwölf Jahren und Studierende bevorzugt geimpft werden. Rund 30.000 junge Menschen aus der Region in Nordrhein-Westfalen können sich im Rahmen einer Studie ab Dienstag im Impfzentrum von Siegen impfen lassen. Die Forschenden der Universität des Saarlands und der Universitäts-Kinderklinik Bochum wollen mit der vergleichenden Untersuchung herausfinden, wie sich eine solche Querschnittsimpfung auf das Infektionsgeschehen auswirkt. Bei der Vorstellung der Pläne ließen die Projektbeteiligten keinen Zweifel daran, dass sie zur Pandemieeindämmung stark auf höhere Impfraten bei jungen Menschen setzen. Die Impfquote der abhängig Beschäftigten ist einem Bericht zufolge im Juni stark gestiegen und überdurchschnittlich hoch: Mitte des Monats hatten 71 Prozent von ihnen mindestens eine Impfung, im Mai waren es 51 Prozent, wie der “Spiegel” vorab aus seiner neuen Ausgabe berichtet. Das Magazin bezieht sich auf eine repräsentative Befragung im Auftrag des Bundesarbeitsministeriums. Demnach gaben 39 Prozent an, vollständig geimpft zu sein, im Mai waren dies zwölf Prozent. In der Gesamtbevölkerung betrug die Erstimpfquote demzufolge im Juni 52 Prozent, bei abgeschlossenen Impfungen lag sie bei 32 Prozent. Ein Grund für die höhere Quote dürfte die Priorisierung bestimmter Berufsgruppen sein. Die STIKO warnt: Der Kampf gegen das Corona-Virus und seine Mutationen macht immer neue Immunisierungen notwendig. Laut den Impfstoff-Herstellern Biontech und Pfizer stehen jetzt bereits die ersten Auffrischungs-Pikse an. Regierungssprecher Seibert versichert indes, dass es genug Impfstoff geben wird. Nordrhein-Westfalen Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann fordert Kommunen in seinem Bundesland zur Organisation von Impfungen an Einkaufzentren und anderen belebten Orten auf. Städte und Landkreise dürften “gern kreativ werden”, so Laumann. Das Land wolle “maximale Flexibilität”, um Menschen mit niedrigschwelligen Angeboten zu erreichen. Es helfe auch bei der Ausrüstung mobiler Impfteams. In Deutschland übersteigt das Angebot an Impfdosen inzwischen erstmals die Nachfrage nach Terminen. Dieses schürt bereits Sorgen vor einer nachlassenden Impfbereitschaft, die das Ziel einer weitgehenden Immunisierung der gesamten erwachsenen Bevölkerung gefährden könnte.

Bundesjustizministerin Christine Lambrecht hält es noch für zu früh, alle Corona-Beschränkungen aufzuheben. “Bevor wir alle Maßnahmen aufheben können, müssen wir noch deutlich weiter in Richtung Herdenimmunität kommen”, sagt die SPD-Politikerin der “Augsburger Allgemeinen”. Erwachsene mit bestimmten Vorerkrankungen und Kinder könnten sich nicht mit einer Impfung schützen – selbst wenn sie wollten. Für Kinder unter zwölf Jahren gibt es bislang keinen zugelassenen Impfstoff. “Die Pandemie ist noch nicht überstanden”, sagt Lambrecht. Gleichwohl müssten alle verbliebenen Maßnahmen laufend darauf überprüft werden, ob sie noch verhältnismäßig sind.

Aufgrund der Pandemie hat die Europäische Union im vergangenen Jahr die höchste Sterberate seit Beginn der Aufzeichnungen registriert. Wie die Statistikbehörde Eurostat mitteilt, stieg 2020 die Zahl der Todesfälle im Vergleich zum Vorjahr um elf Prozent auf 5,2 Millionen. Im gleichen Zeitraum sank die Zahl der EU-Gesamtbevölkerung demnach von 447,3 auf 447 Millionen. Die Geburtenrate sank der Behörde zufolge erneut. Bereits seit 2012 übersteigt die Zahl der Sterbefälle die Anzahl der Geburten in der EU. Durch Einwanderung wuchs die Bevölkerung zwischen 2001 und 2019 dennoch um rund vier Prozent. Nach Ansicht des Eurostat-Experten Giampaolo Lanzieri ist die hohe Sterberate im Corona-Jahr nicht der einzige Faktor, der zum jüngsten Bevölkerungsrückgang beigetragen hat. “Es gibt wahrscheinlich auch eine Auswirkung auf die Zahl der Geburten”, sagt er. “Und natürlich gibt es auch eine Auswirkung auf die Migration, weil die Grenzen geschlossen wurden.” In Spanien ist die Sieben-Tage-Inzidenz am Freitag auf 199 gestiegen – nahezu der Wert von 200, ab dem Deutschland ein Land zum Hochinzidenzgebiet erklären kann. So erging es am Freitag Zypern, das erst vergangenen Sonntag zum Risikogebiet erklärt worden war und nun wegen mehr als 200 Neuinfektionen auf 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen zum Hochinzidenzgebiet wird. Damit gilt eine Quarantänepflicht für alle Rückkehrer, die nicht vollständig geimpft oder genesen sind. Spanien wird ab Sonntag bereits als Risikogebiet eingestuft. Wegen einer enorm gestiegenen Zahl an Neuinfektionen verschärfen die Niederlande eine Reihe von Corona-Maßnahmen wieder. Clubs und Discos müssen von Samstag an erneut schließen. Für Gaststätten ist um Mitternacht Schluss, wie Ministerpräsident Mark Rutte mitteilt. Nach nur knapp zwei Wochen bedeutet das wieder das vorläufige Aus fürs Nachtleben. Auch Festivals und andere Großveranstaltungen ohne feste Sitzplätze, bei denen kein Sicherheitsabstand gehalten werden kann, werden wieder untersagt. “Wir müssen die schnelle Verbreitung des Virus abbremsen”, mahnt der Regierungschef. In Italien sind die Infektionszahlen wieder leicht gestiegen. Der zuletzt berechnete Sieben-Tage-Inzidenzwert erhöht sich auf landesweit durchschnittlich elf Fälle je 100.000 Einwohner, zuvor waren es neun. In elf Regionen und Autonomen Provinzen stiegen die Fallzahlen in den zurückliegenden sieben Tagen, wie es im wöchentlichen Lagebericht des Gesundheitsministeriums heißt. Die Gesundheitsexperten stellen außerdem fest, dass sich die Delta-Variante mit Stand vom 5. Juli weiter in Italien ausgebreitet hatte. Die Regierung in Malta verschärft nach einem deutlichen Anstieg der Infektionszahlen die Regelungen für Einreisen. Ab Mittwoch kommender Woche müssten Reisende einen Impfnachweis vorzeigen, sagt Gesundheitsminister Chris Fearne. Kinder, die in Begleitung ihrer Eltern unterwegs seien, bräuchten einen negativen PCR-Test. Malta akzeptiert derzeit das digitale EU-Impfzertifikat und den Corona-Pass des britischen staatlichen Gesundheitssystems NHS sowie den maltesischen Impfnachweis für die Einreise. Die maltesische Regierung macht damit als eine der ersten in Europa eine Impfung gegen Covid-19 zur Voraussetzung, um in das Land zu kommen. In Großbritannienist die Zahl der Corona-Infektionen mit der hochansteckenden Delta-Variante im Vergleich zur Vorwoche um rund ein Drittel gestiegen. Die Gesundheitsbehörde Public Health England (PHE) macht 54.268 Neuinfektionen aus. 44 Fälle beträfen die sogenannte Delta-Plus-Variante. Die Delta-Variante ist landesweit mittlerweile für 99 Prozent aller Corona-Fälle im Land verantwortlich. PHE-Chefin Jenny Harries ruft auch angesichts der geplanten Aufhebung aller Corona-Regeln zur Vorsicht auf. Sie weist aber darauf hin, dass Impfungen offensichtlich gegen die Delta-Variante wirken. “Die Daten zeigen weiterhin, dass dem starken Anstieg, den wir bei Neuinfektionen beobachten, kein ähnlicher Anstieg bei Krankenhauseinweisungen und Todesfällen folgt”, so Harries. Zwei Impfdosen böten also ein großes Maß an Schutz. Wegen der Delta-Variante war die Zahl der neuen Corona-Fälle in Großbritannien in den vergangenen Wochen wieder in die Höhe geschossen.

Angesichts der Ausbreitung der Delta-Variante des Coronavirus verlängert Argentinien die Pandemie-bedingten Einschränkungen bis zum 6. August. Die Verlängerung der Restriktionen bedeutet, dass die Grenzschließungen vorerst aufrechterhalten werden. Auch dürfen sich in der Öffentlichkeit weiterhin nicht mehr als zehn Menschen versammeln. Nicht betroffen von den Restriktionen sind dagegen Geschäfte und Bildungsstätten. Seit Beginn der Corona-Krise wurden in Argentinien mit seinen 45 Millionen Einwohnern rund 4,6 Millionen Corona-Infektionen registriert. Mit 98.000 Todesfällen durch Covid-19 gehört das lateinamerikanische Land zu den am stärksten von der Corona-Pandemie betroffenen Staaten auf dem Kontinent. Der australische Bundesstaat Neu-Süd-Wales meldet den größten täglichen Anstieg an Infektionen in diesem Jahr. Es gibt 50 neue Fälle, sechs mehr als am Vortag, so die Ministerpräsidentin Gladys Berejiklian in einer Pressekonferenz. Sie warnt die Bevölkerung vor weiter ansteigenden Infektionszahlen mit der hochinfektiösen Delta-Variante. Insgesamt gibt es 489 Fälle, in denen sich Menschen mit der Delta-Variante angesteckt haben. Seit zwei Wochen befindet sich der Großraum Sydney im Lockdown. Das brasilianische Gesundheitsministerium meldet 57.737 Neuinfektionen. Damit steigt die Gesamtzahl der Ansteckungen auf über 19 Millionen. Die Zahl der Todesfälle legte binnen 24 Stunden um 1509 auf 531.688 zu, teilt die Behörde mit. In den USA brauchen vollständig geimpfte Schülerinnen und Schüler nach einer Empfehlung der nationalen Gesundheitsbehörde in Schulgebäuden keine Masken mehr. Die Behörde CDC empfiehlt in neuen Richtlinien das Tragen von Masken für alle, die nicht vollständig geimpft sind – auch für das Lehrpersonal. Besonders wichtig sei es in geschlossenen Räumen oder in einer Umgebung, in der kein Abstand gehalten werden kann. Draußen besteht generell keine Maskenpflicht. Priorität habe die “sichere Rückkehr” zum Präsenzunterricht im Herbst, heißt es weiter. Obwohl auch Covid-19-Ausbrüche in Schulen aufgetreten seien, hätten Studien gezeigt, dass die Übertragungsrate dort niedriger sei als an anderen Orten oder ähnlich hoch. Die CDC gibt nur Empfehlungen ab. Letztlich entscheiden die US-Bundesstaaten und auch einzelne Schulbezirke selbst. Die USA liefern nach Angaben des Außenministeriums 3,3 Millionen Impfdosen des Vakzins von Johnson & Johnson nach Afghanistan. US-Außenminister Antony Blinken schreibt auf Twitter, das sei Teil der Bemühungen der USA, den weltweiten Kampf gegen die Corona-Pandemie anzuführen. Zugleich sähen sich die USA in der Pflicht, “Afghanistan weiterhin zu unterstützen, einschließlich der Förderung der Sicherheit und Gesundheit des afghanischen Volkes”. US-Präsident Joe Biden hatte am Donnerstag angekündigt, dass der Militäreinsatz der USA in Afghanistan am 31. August endet – obwohl die Taliban auf dem Vormarsch sind. Von dem Impfstoff von Johnson & Johnson ist nur eine Dosis für einen vollen Schutz notwendig.

Beitragsfoto © Norma Mortenson (Pexels)

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