NACHRICHTEN AUS DER CORONA-PANDEMIE (CCCXXXVI)

Das Robert-Koch-Institut (RKI) meldet 970 neue Positiv-Tests. Das sind 78 mehr als am Donnerstag vor einer Woche, als 892 Neuinfektionen verzeichnet wurden. Die Sieben-Tage-Inzidenz steigt auf 5,2 von 5,1 am Vortag. Der Wert gibt an, wie viele Menschen je 100.000 Einwohner sich in den vergangenen sieben Tagen mit dem Coronavirus angesteckt haben. 31 Menschen starben im Zusammenhang mit dem Virus. Damit erhöht sich die Zahl der gemeldeten Todesfälle binnen 24 Stunden auf 91.141. Insgesamt fielen in Deutschland bislang mehr als 3,7 Millionen Corona-Tests positiv aus. Die Ansteckungsrate (R-Wert) wird vom Robert-Koch-Institut (RKI) mit 0,99 angegeben (Vortag: 0,92). Der 7-Tage-R-Wert liegt aktuell bei 1,01 (Vortag: 0,93). Laut Divi-Register werden in Deutschland derzeit 484 Covid-19-Patienten intensivmedizinisch behandelt, 303 davon werden beatmet. Rund 4500 Intensivbetten sind in den deutschen Kliniken derzeit noch frei.Das Robert-Koch-Institut hat am Abend seinen Varianten-Bericht veröffentlicht. Demnach liegt der Anteil der Delta-Variante in der Woche zum 27. Juni bei 59 Prozent. Damit ist sie nun die vorherrschende Mutante in Deutschland. Die in Großbritannien entdeckte Variante B.1.1.7 (Alpha) hatte in der Stichprobe einen Anteil von nur noch 33 Prozent.

Die Sieben-Tage-Inzidenz liegt in allen Bundesländern weiterhin im einstelligen Bereich. In 3 von 16 Bundesländern sinkt der Wert im Vergleich zum Vortag, in 3 von 16 Ländern ist er unverändert, in 10 von 16 Ländern steigt er im Vergleich zum Vortag, teils aber nur minimal wie in Bayern (+0,01)

Bei insgesamt 36.291 Todesbescheinigungen war im Jahr 2020 Covid-19 als Erkrankung vermerkt. In 30.136 Fällen war dies die Todesursache, in den anderen 6155 Fällen war es eine Begleiterkrankung. Nach diesen ersten vorläufigen Angaben des Statistischen Bundesamtes (Destatis) starben somit in 83 Prozent dieser Fälle die betroffenen Personen an Covid-19 als sogenanntem Grundleiden, das heißt, die Krankheit war die für den Tod verantwortliche Todesursache. Dies geht aus den vorläufigen Ergebnissen der Todesursachenstatistik hervor, die ab dem Berichtszeitraum Januar 2020 erstmals monatlich veröffentlicht werden und die bis zur vorliegenden Auswertung knapp 92 Prozent aller Sterbefälle umfassen.

Die Tagesleistung beim Impfen ist in Deutschland zur Wochenmitte wieder angestiegen. Wie aus den aktuellen Daten des RKI-Impfquoten-Monitorings hervorgeht, konnten zuletzt bundesweit insgesamt 961.083 Corona-Schutzimpfungen verabreicht werden. Etwa zwei Drittel davon entfielen dabei auf Zweitimpfungen. 47.873 Millionen Menschen sind mittlerweile mindestens einmal geimpft, was einer einfachen Impfquote von 57,6 Prozent entspricht. Fast 34 Millionen haben sogar bereits den vollständigen Impfschutz erhalten. Die Quote der komplett Geimpften steigt damit auf 40,8 Prozent. Saarlands Ministerpräsident Tobias Hans spricht sich angesichts der stockenden Impfkampagne für zusätzliche Anreize aus. “Man könnte an eine Verlosung denken, bei der unter den Impfbereiten beispielsweise ein Fahrrad, ein Fremdsprachenkurs oder ein anderer schöner Preis ausgegeben wird”, regte der CDU-Politiker in den Zeitungen der Funke-Mediengruppe an. Mobile Impfteams und Sonderaktionen seien gerade in sozialen Brennpunkten nötig. Auch die Ärztegewerkschaft Marburger Bund fordert “etwas mehr Kreativität bei den lokalen Behörden”, so die Vorsitzende Susanne Johna in der “Rheinischen Post”. “Wir müssen Menschen auch direkt ansprechen und nicht warten, bis sie ins Impfzentrum oder zum Hausarzt kommen. Je niedrigschwelliger, desto besser.” Die Bundesregierung will verstärkt bei Impfmuffeln für die Corona-Impfung werben, um möglichst wenig Krankheitsfälle im Herbst und große Immunität in der Bevölkerung zu erreichen. Das Gesundheitsministerium will dafür die bestehende Impfkampagne “lauter stellen”, wie ein Ministeriumssprecher ankündigt. Unter anderem TV- und Radiospots sollten an diejenigen gerichtet sein, die über eine zweite Impfung oder über eine Impfung generell nachdenken. Die eingeschränkte Empfehlung zu Corona-Impfungen von Kindern und Jugendlichen muss laut Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek auf Grundlage neuster Daten erneut überprüft werden. “Da erwarten wir, dass wir von der Ständigen Impfkommission (Stiko) bald Empfehlungen haben, damit da Klarheit herrscht”, sagt der CSU-Politiker dem Bayerischen Rundfunk. “Wir sollten da möglichst bald auch die Daten auswerten, die international ja schon zur Verfügung stehen.” Als Beispiel nennt er die USA, wo junge Menschen schon länger geimpft würden. Die dortigen Daten und ständig neu gewonnenen Erkenntnisse müssten die Grundlage für Deutschland bilden, um klare Schlussfolgerungen zu ziehen. Die Stiko empfiehlt Impfungen für 12- bis 17-Jährige nur bei bestimmten Vorerkrankungen. Begründet wird das mit dem geringeren Risiko einer schweren Covid-19-Erkrankung in dieser Altersgruppe.

SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach hat die weitreichenden Lockerungen der Corona-Auflagen in Nordrhein-Westfalen als verfrüht eingestuft. “Wir sind in einer Phase, in der die Fallzahlen wieder steigen und sich der Impffortschritt verlangsamt. Der Zeitpunkt der Lockerungen hat mich überrascht, ich hätte einen späteren Zeitpunkt besser gefunden”, sagte Lauterbach im Radioprogramm WDR 2. “Ich hätte mich gefreut, wenn wir mit dem Impfen weiter gewesen wären. Nun werden wir im Herbst eine größere Gefahrenlage haben”, sagte er weiter. Die Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Immunologie, Christine Falk, rät angesichts des hohen Ansteckungspotentials der Delta-Variante dringend weiter zum Maskentragen und anderen Corona-Regeln bis hin zum Testen. “Wenn wir nichts tun, geht uns das Ding durch die Decke”, sagte sie der Deutschen Presse-Agentur. “Wir haben seit Dienstag wieder steigende Zahlen. Man kann jetzt schon den Schluss ziehen, dass diese Variante dazu beiträgt, dass sich wieder mehr Menschen anstecken. Denn es ist für das Virus ein Leichtes, von einer Person zur nächsten zu springen”, warnt Falk. Menschen mit einem niedrigeren sozialen Status haben einer Studie zufolge ein deutlich höheres Risiko für eine Corona-Infektion. In prekären Wohnverhältnissen lebende Menschen zeigten ein 1,6-fach erhöhtes Infektionsrisiko, ergibt eine Studie der Universität Mainz. Das höhere Ansteckungsrisiko liegt demnach mehr an den Wohnverhältnissen als am Verhalten der Betroffenen. Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer stellte die Studie zusammen mit den verantwortlichen Forschern der Mainzer Universität vor. Dreyer verwies darauf, dass nach den Erkenntnissen bei ärmeren Menschen auch die Impfquote niedriger sei. Deshalb sollten für diese in Rheinland-Pfalz nun “unbürokratisch, unkompliziert und schnell” Schutzimpfungen angeboten werden.

Der Sprecher der Kultusminister der SPD-geführten Länder, Ties Rabe, hat die Debatte über Luftfilter in Schulen kritisiert. Der Hamburger Schulsenator wies auf die umfangreichen Sicherheitsmaßnahmen dort hin: Hygieneregeln, Maskenvorgaben, Testpflichten, die Impfmöglichkeit für die Beschäftigten und die Vorgabe, Räume alle 20 Minuten zu lüften. “Es ist schwer zu erklären, warum trotz dieser Maßnahmen der Schulbetrieb auch noch von Luftfiltern abhängen soll”, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. “Um solche stationären Anlagen einzubauen, müssten alle rund 500.000 Klassen- und Unterrichtsräume aufwendig umgebaut werden.” Selbst bei größter Anstrengung würde der Einbau in den Schulen in Deutschland mehrere Jahre dauern, fügte er hinzu. Der Deutsche Lehrerverband hält Tests und eine Maskenpflicht in den Schulen zumindest zu Beginn des neuen Schuljahres weiter für nötig. “Wir benötigen eine Sicherheitsphase zu Schuljahresbeginn, um auf Reiserückkehrer und dadurch möglicherweise verstärkt eingeschleppte Infektionen zu reagieren”, sagte Verbandspräsident Heinz-Peter Meidinger der “Passauer Neuen Presse”. Deutschland werde nach den Sommerferien mit der Durchimpfung von Kindern und Jugendlichen “noch bei weitem nicht so weit sein wie bei den Erwachsenen”. Daher sei damit zu rechnen, dass die hochansteckende Delta-Variante bei den Schülerinnen und Schülern eine größere Rolle spielen werde.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) warnt angesichts von Öffnungsplänen in Ländern wie Großbritannien vor voreiligen Schritten. Die Annahme, dass schon alle durch Impfungen geschützt seien und daher wieder völlige Normalität hergestellt werden könne, sei gefährlich für Europa und andere Regionen, warnt WHO-Krisenmanager Mike Ryan. “Jetzt ist extreme Vorsicht angesagt. Wenn man öffnet, wird die Übertragung ansteigen.” Noch seien nicht alle geimpft, und noch sei nicht klar, wie sehr Vakzine gegen Infektionen und Übertragungen schützen. Regierungen sollten jetzt nicht überhastet die Fortschritte im Kampf gegen die Pandemie aufs Spiel setzen, sagt Ryan. Bei jungen ungeimpften Spaniern nimmt die Infektionsrate deutlich zu. Deshalb ruft Gesundheitsministerin Carolina Darias die Bevölkerungsgruppe zur Vorsicht auf. “Eine Person von 100 Neuinfizierten im Alter zwischen 20 und 24 Jahren wird ins Krankenhaus eingeliefert”, sagt sie auf einer Pressekonferenz. Die Mehrheit der jüngsten Corona-Infektionen sei auf Studentenpartys zum Ende der Vorlesungszeit zurückzuführen. In den vergangenen 14 Tagen hat sich die Inzidenz in Spanien von 117 Fällen pro 100.000 Einwohner vor einer Woche auf 252 Fälle mehr als verdoppelt. In der Altergruppe der 20- bis 29-Jährigen sprang die Inzidenz auf 814 von 100 seit Dienstag. Mit mehr als 32.500 neuen Corona-Fällen an einem Tag hat Großbritannien den höchsten Tageswert seit Januar verzeichnet. Sowohl die Zahl der Neuinfektionen als auch der Todesfälle und der Krankenhauseinweisungen stieg in der vergangenen Woche im Vergleich zur Vorwoche jeweils um mehr als 40 Prozent, wie aus den veröffentlichten Daten hervorgeht. Grund ist die Ausbreitung der hochansteckenden Delta-Variante, die für fast alle Corona-Fälle im Vereinigten Königreich verantwortlich ist. Die Sieben-Tage-Inzidenz, die Zahl der Neuinfektionen je 100.000 Menschen in einer Woche, stieg auf 256,2. In Deutschland liegt dieser Wert bei 5. Frankreich fürchtet “eine schnelle vierte Welle”. Die hochansteckende Delta-Variante könne den Franzosen “den Sommer verderben”, warnt Regierungssprecher Gabriel Attal. Die Regierung prüft deshalb eine Impf-Pflicht für das Gesundheitspersonal und neue Auflagen für nicht Immunisierte. Nach Angaben Attals ist die Delta-Variante in Frankreich inzwischen für mehr als 40 Prozent der Neuinfektionen verantwortlich. Ihr Anteil habe sich seit Mitte Juni jede Woche verdoppelt. Im Pariser Großraum ist die Zahl der Neuinfektionen wieder über den Alarmwert von 50 pro 100.000 Einwohnern gestiegen. In beliebten Urlaubsländer steigen die Infektionszahlen wieder. So melden Griechenland, Spanien und Zypern derzeit erneut hohe Inzidenzwerte. Intensivmediziner betrachten diese Entwicklung mit Sorge. Vor allem im Herbst könnten so wieder mehr Covid-19-Patienten in die Krankhäuser kommen, sagt Intensivmediziner Uwe Janssens. Diesmal sei aber die Hoffnung groß, dass man aus dem letzten Jahr gelernt habe. “Es müssen Testungen bei nicht geimpften Personen erfolgen und es muss auch eine Überwachung geben, sodass wir nicht ungebremst wie 2020 in einen sehr trüben Herbt hineinrutschen”, so Janssens.

Seit Beginn der Pandemie sind weltweit bereits mehr als vier Millionen Menschen nach einer Infektion mit dem Coronavirus gestorben. Das geht aus Daten der Universität Johns Hopkins in Baltimore hervor. Damit stieg die Zahl der global bekannten Corona-Todesfälle innerhalb von knapp drei Monaten von drei auf vier Millionen an. Weltweit gab es bislang rund 185 Millionen bestätigte Infektionen mit dem Virus, wie Daten der Universität zeigten. Experten gehen bei Infektionen und Todesfällen von einer noch höheren Dunkelziffer aus. Während der Olympischen Spiele soll in Tokio erneut der Corona-Notstand herrschen. Angesichts wieder deutlich steigender Infektionszahlen sehe sich die Regierung zu diesem Schritt gezwungen, wie japanische Medien berichteten. Am Vortag hatte die Stadtverwaltung 920 neue Infektionsfälle gemeldet. Das ist der höchste Stand an Neuinfektionen innerhalb von 24 Stunden seit dem 13. Mai. Eine Absage der am 23. Juli beginnenden Spiele scheint jedoch weder Japans Olympia-Machern noch dem IOC in den Sinn zu kommen. Tunesien verzeichnet 9823 Neuinfektionen, so viele wie nie zuvor binnen eines Tages. Insgesamt wurden in dem Land damit bislang rund 465.000 Corona-Fälle bestätigt. Die Zahl der Toten stieg um 134 auf mehr als 15.700. Die Intensivstationen seien fast voll, teilen die Gesundheitsbehörden mit. Die Lage sei katastrophal. Die Impfkampagne kommt nur langsam voran. Der Präsident der Notenbank von Atlanta, Raphael Bostic, warnt, dass ein durch die Delta-Variante getriebener neuer Anstieg der Coronainfektionen zum Rückzug von Verbrauchern und einer Verlangsamung der wirtschaftlichen Erholung in den USAführen könnte. In einigen Teilen des Landes gebe es beunruhigende Trends, sagt Bostic auf einer virtuellen Veranstaltung mit Journalisten. Südkorea registriert den zweithöchsten Tageswert bei den Neuinfektionen seit Beginn der Pandemie. Am Dienstag kamen 1212 Fälle hinzu, wie die Gesundheitsbehörden mitteilen. Die Gesamtzahl klettert demnach auf 162.753. Die Schwelle von 1000 Fällen wurde in Südkorea zum ersten Mal seit Ende Dezember wieder überschritten. Man könne vom Beginn einer neuen, vierten Infektionswelle sprechen, sagt Lee Ki Il vom Gesundheitsministerium im Fernsehen. Ähnlich hohe Tageswerte dürften zunächst bis Ende Juli oder Anfang August gemeldet werden. Als Konsequenz entschieden die Behörden, schon geplante weitere Lockerungen der Kontaktbeschränkungen erneut zu verschieben. Obwohl Turkmenistan eigenen Angaben zufolge keinen einzigen Corona-Fall verzeichnet, hat das zentralasiatische Land heute eine Impfpflicht für Erwachsene eingeführt. Nach Angaben der Zeitung “Neutral Turkmenistan”, die als Sprachrohr der Regierung gilt, sollen alle Bürger ab 18 Jahren geimpft werden. Eine Ausnahme gilt demnach für Menschen mit medizinischer Kontraindikation. Wie die Zeitung unter Berufung auf das Gesundheitsministerium meldet, gelten die Impfungen als Vorbeugung. Um eine größere Wirksamkeit zu erzielen, müsse “jeder von uns aktiv an diesem Prozess teilnehmen”, erklärt die Behörde.

Beitragsfoto © Al3xanderD (Pixabay)

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