Das Robert-Koch-Institut (RKI) meldet 346 neue Positiv-Tests. Das sind 203 weniger als am Montag vor einer Woche. Die Sieben-Tage-Inzidenz sinkt weiter auf 8,6 von 8,8 am Vortag. Der Wert gibt an, wie viele Menschen je 100.000 Einwohner sich in den vergangenen sieben Tagen mit dem Coronavirus angesteckt haben. Zehn weitere Menschen starben im Zusammenhang mit dem Virus. Damit erhöht sich die Zahl der gemeldeten Todesfälle binnen 24 Stunden auf 90.395 Insgesamt fielen in Deutschland bislang mehr als 3,7 Millionen Corona-Tests positiv aus. Die Montagswerte sind meist weniger aussagekräftig als die an anderen Wochentagen, weil am Wochenende nicht alle Gesundheitsämter ihre Daten an das RKI übermitteln und weniger getestet wird. Die Zahl der Covid-Intensivfälle entwickelt sich weiter rückläufig. Laut DIVI-Register werden in Deutschland derzeit 930 Covid-19-Patienten intensivmedizinisch behandelt (34 weniger als am Vortag). Davon müssen 636 Menschen beatmet werden (26 weniger als am Vortag). 4865 Betten sind auf deutschen Intensivstationen noch frei.
Das Coronavirus ist in den Bundesländern weiter auf dem Rückzug. Nur noch drei Regionen überschreiten die Schwelle von 35 Infektionen pro 100.000 Einwohnern innerhalb einer Woche. Spitzenreiter ist dabei Zweibrücken in Rheinland-Pfalz mit einer Inzidenz von 43,9, gefolgt vom bayrischen Schweinfurt mit 41,2. Der Unstrut-Hainich-Kreis in Thüringen liegt mit einer Sieben-Tage-Inzidenz von 35,2 nur noch knapp über der Marke. Zehn Regionen in Deutschland sind derweil Corona-frei, darunter Dithmarschen und Goslar.
Der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Internistische Intensiv- und Notfallmedizin (DGIIN), Christian Karagiannidis, rechnet in einer möglichen vierten Corona-Welle mit weniger Patienten auf den Intensivstationen. “Wir werden, wenn es im Herbst zu einem Wiederanstieg der Infektionszahlen kommt, sehr genau auf die Neuaufnahmen auf den Intensivstationen schauen müssen. Wenn die vulnerablen Gruppen bis dahin sehr gut geimpft sind, könnte es auch bei höheren Inzidenzen viel weniger schwere Verläufe geben”, sagt Karagiannidis der Zeitung “Rheinische Post”.
Angesichts der Verbreitung der Delta-Variante warnt SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach vor den Gefahren für Menschen ohne Impfschutz. “Es ist ein Trugschluss zu glauben, dass wir uns eine höhere Inzidenz leisten können, wenn die Impfquote weiter steigt. Denn für die Ungeimpften bleibt das Risiko weiterhin sehr hoch”, sagt Lauterbach der “Rheinischen Post”. “Angenommen wir haben eine Impfquote von 66 Prozent, also zwei Drittel der Bevölkerung wären vollständig geimpft, und die Inzidenz läge bei 30. Das würde bedeuten, dass unter den Ungeimpften die Inzidenz sogar bei 90 läge. Die Menschen ohne Impfschutz sind damit einem viel höheren Risiko ausgesetzt.” Je stärker die Delta-Variante sich verbreite, “desto mehr ungeimpfte Menschen würden auch sterben”, sagt Lauterbach. Er gehe fest davon aus, dass sich die Delta-Variante auch in Deutschland durchsetzen werde. In Deutschland wurden bereits 22,3 Millionen digitale Impfpässe ausgestellt. Das teilt Bundesgesundheitsminister Jens Spahn auf Twitter mit. Die Zertifikate erhielten frisch Geimpfte in Impfzentren und Arztpraxen, aber auch bereits Geimpfte nachträglich in den Apotheken und in einigen Bundesländern per Post. Seit einer Woche stellen viele Apotheken digitale Impfpässe für Menschen aus, die diese noch nicht direkt bei der Impfung bekommen haben. Bis Ende Juni soll das digitale Impfzertifikat allen, die es wollen, über Arztpraxen, Impfzentren und Apotheken zur Verfügung stehen. Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier schließt wegen der sich auch in Deutschland ausbreitenden ansteckenden Delta-Variante des Coronavirus eine Rückkehr zu Kontaktbeschränkungen nicht aus. “Ich rechne damit, dass die Delta-Variante in einem Monat auch in Deutschland die vorherrschende Variante ist. Dann stellt sich die Frage: Wie wirkt welches Vakzin auf sie?”, sagt Bouffier dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Natürlich würden die Menschen im Sommer wieder verreisen und es sei nicht ausgeschlossen, dass einige infiziert zurückkommen. “Von den Antworten auf diese Fragen hängt ab, ob wir eine vierte Welle bekommen und wieder zu Kontaktbeschränkungen zurückkehren. Ausschließen können wir das nicht.”
Der Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Infektiologie, Bernd Salzberger, sieht die Fußball-Europameisterschaft mit Sorge. “Ich verstehe den Drang nach draußen und in die Biergärten. Draußen zu feiern, ist sicher besser als in geschlossenen Räumen zu feiern, aber gerade die Begeisterung lässt auch Tröpfchen und Viren fliegen”, sagte der Infektiologe vom Universitätsklinikum Regensburg der Deutschen Presse-Agentur. “In dieser Situation ist die EM beziehungsweise jede große Veranstaltung vermutlich keine gute Idee.” Bundesgesundheitsminister Jens Spahn rät von Reisen zum EM-Finale nach London ab. “London ist Virus-Variantengebiet”, sagt der CDU-Politiker in der ARD. “Jeder Rückkehrer muss zwei Wochen in Quarantäne.” Diese drastische Maßnahme zeige: Wer nicht unbedingt ins Vereinigte Königreich reisen müsse, sollte nicht dort hinfahren.
Angesichts der weiter sinkenden Corona-Zahlen wird die Maskenpflicht im Freien in Nordrhein-Westfalen ab Montag weitgehend aufgehoben. Eine Ausnahme ist die Millionenstadt Köln. Dort hat der Krisenstab die Pflicht zum Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes in festgelegten öffentlichen Bereichen bis einschließlich 28. Juni verlängert. Ab Montag muss auch auf Schul- und Pausenhöfen und im Außenbereich von Schulen keine Maske mehr getragen werden. Im Innenbereich, also auch in Klassenräumen, bleibt die Maskenpflicht aber bestehen. Die stabilen Werte unter 35 auf kommunaler und landesweiter Ebene bedeuten auch, dass nun in allen Regionen keine Test- oder Impfnachweise mehr für den Besuch der Innengastronomie erforderlich sind. In Hotels, Pensionen und Jugendherbergen ist bei Anreise aber ein Negativtest weiter nötig. Der Branchenverband Dehoga hat bereits den generellen Wegfall der Testpflicht für Gäste in Hotels und Gaststätten als eine mögliche große Erleichterung gefordert. Nachdem es in Niedersachsen bereits gestern Lockerungen bei privaten Treffen gegeben hatte, folgen am Montag eine Reihe zusätzlicher Erleichterungen – auch hier vor allem zu Kontaktregeln. Grundsätzlich wären damit Geburtstags-, Hochzeits-, Grill-, Sport- oder Einschulungsfeiern möglich. So dürfen nach Angaben der Staatskanzlei bei einer stabilen Sieben-Tage-Inzidenz bis einschließlich 10 wieder mehr Menschen zusammenkommen: Bis zu 25 in Innenräumen und bis zu 50 draußen.
Die Mehrheit der 30 im Deutschen Aktienindex notierten Konzerne plant einer Umfrage zufolge eine Ausweitung der mobilen Arbeit auch nach der Pandemie. Das berichtet die Funke Mediengruppe unter Berufung auf eine Erhebung unter den 30 Dax-Konzernen. 22 Unternehmen bekundeten darin ihr Interesse, die Zahl der mobilen Arbeitstage künftig erhöhen zu wollen. Mit dem Auslaufen der Homeoffice-Pflicht Ende Juni ist ein Streit zwischen Gewerkschaften und Arbeitgebern entbrannt – auch mit Blick auf eine mögliche gesetzliche Regelung über die Dauer der Pandemie hinaus.
Das Wirtschaftsforschungsinstitut Ifo hat vor einem Rückschlag bei der Konjunkturerholung gewarnt, falls die Corona-Infektionszahlen wegen der neuen Delta-Variante wieder steigen. “Die Delta-Variante ist eine ernstzunehmende Gefahr für die deutsche Wirtschaft”, sagt Ifo-Präsident Clemens Fuest “t-online”. Zwar wäre nicht alles verloren, wenn durch die Variante die Inzidenzen wieder anstiegen, fügt Fuest hinzu. Die Erholung würde sich aber verzögern. Besonders die Bereiche, die bereits stark unter der Pandemie gelitten hätten, wären erneut betroffen, also die Reisebranche, Restaurants oder der Handel. “Dann stünde uns ein harter Herbst bevor.”
Die Schweiz will in der kommenden Woche eine Corona-Schutzimpfung für 12- bis 15-Jährige erlauben. Junge Menschen, die sich impfen lassen wollten, sollten die Möglichkeit dazu bekommen, Impfkommissionschef Christoph Berger der “Neue Zürcher Zeitung”. Die Regierung werde voraussichtlich nächste Woche grünes Licht geben. Für Jugendliche mit Vorerkrankungen oder Kontakt zu Risikogruppen sei eine Impfung sinnvoll. Anders als bei älteren Bevölkerungsgruppen werde hier aber keine bestimmte Impfquote angestrebt. In der am Wochenende abgeriegelten portugiesischen Hauptstadt Lissabon sind bereits mehr als 60 Prozent aller neu erfassten Corona-Infektionen auf die Delta-Variante des Virus zurückzuführen. Das sei das vorläufige Ergebnis der bisher im Juni durchgeführten Sequenzierungen positiver Corona-Proben, berichteten die Zeitung “Público” und andere Medien jetzt unter Berufung auf das Nationale Gesundheitsinstitut Insa. Unternehmen in Russland dürfen Mitarbeiter, die sich nicht gegen das Coronavirus impfen lassen wollen, künftig ohne Gehalt von der Arbeit freistellen. Voraussetzung ist, dass die jeweiligen regionalen Gesundheitsbehörden die Impfung für die entsprechende Berufsgruppe vorschreiben, wie Arbeitsminister Anton Kotjakow sagte. Die Suspendierung habe dann so lange Bestand wie die entsprechende Corona-Verordnung der Regionalbehörde. Nach der Maskenpflicht im Freien ist in Frankreich auch die nächtliche Ausgangssperre aufgehoben worden. Die monatelang geltende Maßnahme lief am Sonntag aus und endete damit zehn Tage früher als ursprünglich geplant. Sie war Ende Oktober eingeführt worden und galt zwischenzeitlich bereits ab 18 Uhr abends. Zuletzt durften die Menschen nach 23 Uhr ihre Wohnungen nur aus triftigem Grund verlassen – nun ist die Ausgangssperre komplett weggefallen.
Einen Monat vor Beginn der Olympischen Spiele in Tokio gibt es den ersten Corona-Fall unter einreisenden Athleten. Wie die japanische Regierung bekannt gab, wurde ein Mitglied des Olympia-Teams aus Uganda bei seiner Ankunft am internationalen Flughafen Narita nahe Tokio positiv auf das Virus getestet und an der Einreise gehindert. Die übrigen acht Delegationsmitglieder reisten per Bus weiter zu ihrer Gastgeberstadt. Angesichts der Fortschritte bei den Corona-Impfungen will Südkorea die Kontaktbeschränkungen lockern. Ab dem 1. Juli sollen im Großraum Seoul wieder private Treffen von bis zu sechs Personen möglich sein, ab dem 15. Juli von bis zu acht Personen, wie die Regierung mitteilt. Restaurants, Nachtlokale und Cafés dürften zudem zwei Stunden länger bis Mitternacht geöffnet bleiben. Außerhalb der Hauptstadt soll es keine zahlenmäßige Beschränkungen für private Treffen geben. Südkorea hat gut 29 Prozent seiner Bevölkerung geimpft und sieht sich damit auf Kurs, das Ziel von 70 Prozent bis September zu erreichen. Die Zahl der täglichen Neuinfektionen stabilisierte sich in den vergangenen Wochen zwischen 400 und 700. China hat die Marke von einer Milliarde Impfungen überschritten. Nach Angaben der Nationalen Gesundheitskommission wurden am Samstag rund 20,23 Millionen Dosen von Corona-Impfstoffen verabreicht. Damit sei die Gesamtzahl auf 1,01 Milliarden gestiegen, wie aus den veröffentlichten Daten hervorgeht. China ist das bevölkerungsreichste Land der Welt mit rund 1,41 Milliarden Einwohnern. Die dort verimpften Dosen entsprechen laut AFP-Zählung mehr als einem Drittel des weltweit verabreichten Corona-Impfstoffs. Die Regierung will bis Ende des Jahres mindestens 70 Prozent der Bevölkerung vollständig impfen, also etwa eine Milliarde Menschen. Nach einem neuen Corona-Ausbruch an israelischen Schulen ist in zwei Ortschaften wieder Maskenpflicht für Schüler verhängt worden. Das Gesundheitsministerium teilt mit, im Raum Binjamina südlich von Haifa sowie in Modiin-Makkabim-Reut müssten in Innenräumen sowie Außenbereichen wieder Schutzmasken getragen werden. Die Maskenpflicht in Israel war erst vor fünf Tagen angesichts niedriger Infektionszahlen landesweit aufgehoben worden. In einer Schule in Binjamina wurden jedoch 45 Studenten positiv getestet. Auch in Modiin – einer Stadt zwischen Tel Aviv und Jerusalem – gab es rund ein Dutzend neuer Corona-Fälle. Nach Medienberichten wird an beiden Schulen ein Zusammenhang mit Rückkehrern aus dem Ausland sowie der ansteckenderen Delta-Variante vermutet.
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