Einrede in Sachen Eifgenprojekt
Wermelskirchen | Ein Freund hat mir einen Offenen Brief von sechs mir unbekannten Menschen aus Wermelskirchen an die Bürgermeisterin, die Fraktionen des Stadtrates und die Presse zugemailt, in dem die Autoren Stellung beziehen zu den Projektüberlegungen für das Freizeitareal im Eifgen neben dem Wanderparkplatz. Es hätte der ketzerisch-kecken Bemerkung nicht bedurft, daß der Brief ja wohl nicht in Gänze veröffentlicht werde, um ihn hier im Forum vollständig als PDF-Datei wiederzugeben. Debattenbeiträge sind gerade der Sinn eines derartigen Forums. Der Offene Brief wurde von Wolfgang Berg, Rolf Hunds, Erhard Miotk, Hans Schiffmann, Manfred Schmitz und Paul Gustav vom Stein verfaßt.
„Wir sind Bürger, die sich mit der Stadt Wermelskirchen identifizieren und denen es nicht gleichgültig ist, welche Entscheidungen für die Nutzung des städtischen Areals im Eifgen getroffen werden.“ So heißt es eingangs des Schreibens. In der bisherigen Debatte seien wesentliche Gesichtspunkte unberücksichtigt geblieben, die aber zu einer „vorurteilsfreien Meinungsbildung“ gehörten.
Die Autoren heben auf die Vereinssatzung des Vereins Bowl Church ab, der für das Eifgenareal andere Pläne entwickelt hat als der Düsseldorfer Projektplaner. Zweck des Vereins sei, so zitieren die Autoren die Satzung, unter anderem die Förderung, christlich-geprägter Gottesdienstangebote für Kirchen- & Gotteshaus-ferne Menschen. Dieser zitierte Abschnitt des Paragraphen 3 entspreche der auch auf der Homepage von Bowl-Church beschriebenen Absicht, junge Menschen dafür zu begeistern, „in eine konstante Beziehung zu Jesus [zu] treten“.
Die Autoren leiten daraus und aus einigen auf You-Tube veröffentlichten Predigten eine „freikirchliche Weltsicht“ ab, die sendungsbewusst und missionarisch daherkomme und damit dem eigenen Anspruch des „Creative Space“ nicht gerecht werden könne.
„Deshalb können wir uns nicht vorstellen, dass der ‚Creative Space‘ langfristig ein Treffpunkt für Jugendliche aller Weltanschauungen, Kulturen und verschiedener sozialer Hintergründe sein würde. (…) Es würde genau das festgeschrieben, was bei den meisten uns bekannten Freikirchlern der Fall ist: Man bleibt unter sich und unterstützt und fördert hauptsächlich Gemeindemitglieder.“ Bowl Church, so heißt es weiter in dem Schreiben, verschleiere, daß es um Mission gehe, damit, daß man die Öffentlichkeit glauben machen wolle, die Workshopangebote seien unabhängig von Alter, Herkunft oder Religion.
Über die Art und Weise, wie die bisherigen Entscheidungen in Verwaltung und Politik zustande gekommen seien und vermittelt wurden, könne man geteilter Meinung sein. „Das war, vielleicht der Corona-Pandemie geschuldet, kein Meisterstück in Transparenz und Bürgerbeteiligung!“ Bei einer Neuauflage des Ausschreibungsverfahrens dürfe ein mit freikirchlichem Hintergrund geführtes „Creative Center“ keine Option sein. Es werde, so fahren die Autoren fort, nicht mit offenen Karten gespielt und man verberge die wirklichen Absichten mit dem Projekt durch geschicktes Taktieren.
Die Briefschreiber fragen öffentlich: „Warum agiert die freikirchliche Gemeinschaft so verborgen im Hintergrund? Hat man Angst bei offenem Bekenntnis das Projekt zu gefährden, weil man ahnt, dass es doch mehr Widerstand geben würde, weil viele Bürger eine sehr kritische Haltung zur freikirchlichen Bewegung haben?“
Unerträglich und unfassbar sei, „wie zum Teil auch mittels Drohungen, sogar gegen die Bürgermeisterin, ein unglaublicher Druck auf die Politik ausgeübt und unterstellt wird, dass die Politiker, die sich für das LO-Projekt ausgesprochen haben, ‚sich gegen die Jugend ihrer eigenen Stadt positionieren‘“.
Und schließlich halten die Autoren den Gedanken der Gründung einer Genossenschaft für das Areal durch die Bowl Church für „sehr verwirrend, konzeptlos und wenig durchdacht“, was den Verdacht aufkommen lasse, „dass man hier möglichen Kritikern, die vielleicht ähnliche Bedenken haben wie wir, eine Brücke bauen will“.
In einem neu ausgeschriebenen Verfahren müsse die Bowl-Church und die sie unterstützende freikirchliche Gemeinschaft „ein rechtlich einwandfreies Nutzungs- und Finanzkonzept vorlegen und das auch der Öffentlichkeit vorstellen. Vor allem muss auch konkret dargestellt werden, wie man die für die Sanierung des Grundstücks erforderlichen geschätzten 4 Millionen Euro aufbringen will“.
Hier der komplette Offene Brief als PDF-Datei:
Ich hätte da zwei (zugegeben, rhetorische) Fragen:
1. Haben die ach so besorgten Bürger denn auch mal den direkten Kontakt zur Bowl Church gesucht? Nach allem was ich bisher so gehört und gelesen habe, ist man dort doch dem direkten Austausch gegenüber recht aufgeschlossen. Befürchtungen und Ängste lassen sich so doch sehr einfach beseitigen. Und wenn nicht, dann hätte man wenigstens Fakten an der Hand und müsste nicht jeden gefühlt zweiten Satz mit “wir glauben” anfangen.
2. Wäre so eine direkte Kontaktaufnahme nicht deutlich zielführender als so ein öffentliches Plemplem zu veranstalten?
Es sieht ja langsam so aus, als würde sich die Stadt Wermelskirchen zur Stadt der offenen Briefe entwickeln… Arme Bürgermeisterin!
Ein sehr bemerkenswerter offener Brief, zu dem ich gerne Stellung beziehen möchte: In diesen Ausführungen finde ich eine nahezu 100 %ige Deckung mit meiner Meinung wieder.
dem schließe ich mich an.
Ich schreibe als Mitglied einer ev. Freikirche
Dieser Brief ist vor allem eins nicht: vorurteilsfrei.
Während der Bowlchurch eine Verschleierungtaktik vorgeworfen wird, obwohl ihre Homepage öffentlich ist und sie persönliche Anfragen beantworten, glaubt man der Berichterstattung in der Zeitung bzgl. der Drohungen völlig vorbehaltlos. Hier gibt es keine Anfragen zur Motivation, zur Darstellung des Sachverhaltes und dazu, wer überhaupt was gesagt hat. Die vorgefasste Meinung scheint hier darüber zu entscheiden, was geglaubt und was hinterfragt wird. Das nennt man Vorurteil.
Besonders ärgerlich finde ich, dass mir ohne mich zu kennen unterstellt wird, nur in meiner Gemeinde Kontakt haben zu wollen und irgendwie perfide Absichten zu haben, wenn ich ein Projekt von Jugendlichen mit ev. – freik. Hintergrund unterstütze, unerträglich finde ich, dieses den Jugendlichen zu unterstellen. Für mich sieht Vorurteilsfreiheit anders aus!
Der offene Brief ist was für die Tonne und für mich absolut bedeutungslos.