NACHRICHTEN AUS DER CORONA-PANDEMIE (CCXCIIII)

Die Gesundheitsämter in Deutschland haben dem Robert-Koch-Institut (RKI) binnen eines Tages 1911 Corona-Neuinfektionen gemeldet. Das geht aus Zahlen vom Morgen hervor. Zum Vergleich: Vor einer Woche hatte der Wert bei 4209 Ansteckungen gelegen. Die Sieben-Tage-Inzidenz gibt das RKI mit bundesweit 58,4 an (Vortag: 62,5; Vorwoche: 79,5). An Feiertagen wie Pfingstmontag suchen weniger Menschen einen Arzt auf, wodurch auch weniger Proben genommen werden und es weniger Laboruntersuchungen gibt. Daher werden weniger Neuinfektionen gemeldet. Deutschlandweit wurden den Angaben nach binnen 24 Stunden 33 neue Todesfälle verzeichnet. Vor einer Woche waren es 221 Tote gewesen. Das RKI zählte seit Beginn der Pandemie insgesamt 3.653.551 nachgewiesene Infektionen mit Sars-CoV-2. Die tatsächliche Gesamtzahl dürfte aber deutlich höher liegen, da viele Infektionen nicht erkannt werden. Die Auslastung der Intensivbetten in Deutschland geht weiter zurück. Laut Daten des Divi-Intensivregisters stieg der Anteil der freien Intensivbetten auf 18,2 Prozent. Am Vortag waren es noch 17,6 Prozent. Auf den Intensivstationen werden demnach 3237 Corona-Patienten behandelt, 2035 von ihnen werden beatmet. Am Vortag lagen noch 67 Corona-Patienten mehr auf den Intensivstationen.

Gleich in mehreren Bundesländern ist die Sieben-Tages-Inzidenz leicht gesunken. In Nordrhein-Westfalen etwa meldete das Robert-Koch-Institut (RKI) am Morgen eine landesweite Inzidenz von 62,1. Am Vortag hatte der Wert binnen einer Woche bei 65,7 gelegen. Auch in Sachsen-Anhalt ging die Inzidenz von 57,7 am Wochenende auf 50,3 zurück. Im Saarland wurden 16 neue Corona-Infektionen gemeldet. Die Sieben-Tage-Inzidenz sank auf 75,3 nach 78,5 am Vortag. In Niedersachsen sank die Inzidenz im Landesdurchschnitt auf 42,8 Fälle je 100.000 Einwohner (Vortag: 45,4 / Vorwoche: 49,9). Das RKI weist allerdings darauf hin, dass an Feiertagen weniger Infektionsnachweise gemeldet würden. Als letztes Bundesland hat nun auch Thüringen die Sieben-Tage-Inzidenz von 100 unterschritten. Den aktuellen Zahlen des Robert-Koch-Instituts zufolge verzeichnet es aktuell 96,6 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner binnen einer Woche. Unverändert unter der 50er-Schwelle befinden sich Brandenburg (46,9), Niedersachsen (45,4) und Mecklenburg-Vorpommern (39,6) – das sogar in die 30er-Zone gerutscht ist. Unter der Marke von 35 bleiben Hamburg (34,8) und Schleswig-Holstein (30,3). Aus FDP- und Linksfraktion kommt Kritik an Bundesgesundheitsminister Jens Spahn, weil er als Zielmarke für einen unbeschwerten Sommer eine Corona-Inzidenz von unter 20 genannt hat. “Mit seinen Spekulationen verbreitet Herr Spahn nur öffentliche Verunsicherung”, sagte der stellvertretende FDP-Fraktionsvorsitzende Michael Theurer der “Welt”. “Die Intensivbetten leeren sich, die schweren Verläufe werden deutlich seltener. Die Gefährdungslage aus einer spezifischen Zahl, sei es 20, 35, 50 oder 100, ist inzwischen eine ganz andere, als das noch Anfang des Jahres der Fall war.” Linksfraktionschefin Amira Mohamed Ali sagte: “Konkrete Problemlösung anstatt schwurbeliger Ankündigungen wäre jetzt dringend geboten.” Seit einer Woche liegt die Sieben-Tage-Inzidenz in Hamburg unter 50. Nun könnte der Senat der Hansestadt über mögliche Corona-Lockerungen beraten, die vor allem die Hotellerie, Innengastronomie und Kontaktbeschränkungen betreffen. Die Änderungen könnten zum Wochenende in Kraft treten. Am heutigen Dienstag werden in Mecklenburg-Vorpommern weitere Corona-Regelungen gelockert. Alle Anbieter körpernaher Dienstleistungen dürfen ihren Betrieb wieder aufnehmen, wie die Landesregierung mitteilte. Dazu zählen unter anderem Sonnen-, Kosmetik- und Nagelstudios sowie Massagepraxen. Auch Fahrschulen und diverse Geschäfte dürfen wieder öffnen. Um die Dienstleistungen in Anspruch zu nehmen, muss einen maximal 24 Stunden alten negativen Corona-Test vorlegen. Genesene und Menschen, die seit mehr als zwei Wochen geimpft sind, benötigen keinen Test. Knapp zwei Drittel der Bundesbürger sind unter Einhaltung von Test- und Hygienekonzepten für eine sofortige Rückkehr der Schulen zum Präsenzunterricht. 65,2 Prozent sind nach einer Umfrage des Meinungsforschungsunternehmens Civey im Auftrag der FDP-Bundestagsfraktion auf jeden Fall oder eher dafür. 24,7 Prozent sind auf jeden Fall oder eher dagegen. Jeder Zehnte ist unentschieden. Die Mehrheit für die sofortige Rückkehr zum Präsenzunterricht reicht von 78,3 Prozent in Mecklenburg-Vorpommern bis 55 Prozent in Bremen. Allmählich kehrt in vielen Städten Deutschlands das Leben auf den Straßen zurück. Pünktlich zum langen Pfingstwochenende durften vielerorts Lokale und Cafés ihre Tische nach draußen stellen. In Hamburg etwa war die Außengastronomie auch in der zweiten Nacht nach Wiedereröffnung gut besucht. Die Polizei hielt allerdings Dutzende Verstöße gegen Maskenpflicht und Abstandsgebote fest. Auch in Berlin waren viele Menschen unterwegs, um zum Beispiel Biergärten oder Restaurantterrassen aufzusuchen. Nach der Öffnung des Tourismus in Niedersachsen reisten Urlauber vor allem aus Nordrhein-Westfalen auf die Ostfriesischen Inseln. Auch Cuxhaven an der Nordsee meldete ein “spürbares Tourismus-Aufkommen”. Der Städte- und Gemeindebund fordert die Politik auf, den Infektionsschutz an Schulen für das kommende Schuljahr zu verbessern. “Wir können nicht ausschließen, dass die Pandemie im Herbst unser Leben wieder beeinträchtigt”, sagt Hauptgeschäftsführer Gerd Landsberg den Zeitungen der Funke Mediengruppe. “Nachdem die Schülerinnen und Schüler ein schweres Pandemiejahr hinter sich haben, muss jetzt alles unternommen werden zu verhindern, dass wir im Herbst wieder zu einem schulischen Lockdown kommen.” Landsberg nannte Lüftungsanlagen, öffenbare Fenster in allen Unterrichtsräumen und gute Strategien für den Schulweg.

Die deutschen Landkreise fordern mehr verlässliche Impfstofflieferungen für die Impfzentren, um den Impftourismus zu vermeiden. “Die Lieferungen an viele Zentren sind noch immer zu unzuverlässig, sodass Erstimpfungen zurückgefahren werden müssen. Deshalb weichen die Leute aus und nehmen auch lange Wege auf sich. Im Grunde unterstreicht das die große Impfbereitschaft der Bevölkerung. Und darauf kommt es trotz aller Ruckelei entscheidend an”, sagt der Präsident des Deutschen Landkreistages, Reinhard Sager, der Zeitung “Rheinische Post”. Der Impftourismus zwischen den Bundesländern zeige aber das Versagen der Politik, die Zentren mit ausreichend Impfstoff zu versorgen.

In einer ehemaligen Werkshalle in Dortmund hat die Polizei eine Techno-Party mit mindestens 50 Personen aufgelöst. Als die Beamten nach dem Hinweis eines Sicherheitsunternehmens auf dem Gelände eintrafen, hätten die Feiernden versucht zu fliehen, teilte die Polizei nun mit. Der Vorfall ereignete sich demnach bereits am frühen Samstagmorgen. 25 Personen wurden aufgehalten. Sie erhielten Anzeigen wegen Hausfriedensbruchs und Verstoßes gegen die Corona-Regeln. Nach den Ausschreitungen in Heidelberg am späten Samstagabend hat die Polizei in der Nacht zum Montag mehrere Gebiete der Stadt überwacht und schließlich die Neckarwiese geräumt. Dort hätten etwa 400 Jugendliche und junge Erwachsene lautstark gefeiert und sich verbal aggressiv gezeigt, teilt die Polizei Mannheim mit. Sie hätten die Wiese nach Aufforderung widerwillig verlassen. Bereits in der Nacht zum Sonntag hatten dort 700 bis 1000 Menschen gefeiert. Als Polizisten einschritten, wurden sie mit Flaschen beworfen. Mehr dazu lesen Sie hier.

Als letzter Landesteil des Vereinigten Königreichs hat auch Nordirland zahlreiche Corona-Regeln gelockert. Pubs, Restaurants und Cafés dürfen seit diesem Montag wieder Gäste auch in geschlossenen Räumen empfangen. Hotels und Museen haben geöffnet. Bis zu sechs Menschen dürfen sich in Innenräumen treffen und bis zu 15 in privaten Gärten, an Veranstaltungen im Freien dürfen bis zu 500 Gäste teilnehmen. In Schottland dürfen sich nun alle über 18-Jährigen für eine Corona-Impfung anmelden. “Bitte tut es – es ist der beste Weg, sich und andere zu schützen und uns alle wieder auf den Weg zur Normalität zu bringen”, twitterte Regierungschefin Nicola Sturgeon. In Großbritannien sind nach Angaben der Regierung mittlerweile mehr als 22,5 Millionen Menschen – 43 Prozent der Erwachsenen – vollständig gegen das Virus geschützt. Trainierte Hunde können einer britischen Studie zufolge Corona-Infizierte am Geruch erkennen. Sechs Hunde hätten Proben von Infizierten mit einer Genauigkeit von 82 bis 94 Prozent erschnüffelt, teilte die London School of Hygiene and Tropical Medicine (LSHTM) mit. Das Ergebnis bestätigt frühere Studien unter anderem aus Deutschland. Die britischen Forscher nutzten Socken von 400 Probanden. 200 der Menschen waren infiziert, hatten aber keine oder allenfalls leichte Symptome, 200 waren in der Kontrollgruppe. Spanien verzeichnet offiziellen Daten zufolge für April 4,05 Millionen Hotelübernachtungen. Das sind 85 Prozent weniger als im gleichen Monat 2019. Im April vergangenen Jahres war der Tourismus wegen des strikten Corona-Lockdowns komplett zum Erliegen gekommen.

Zwei Monate vor den Olympischen Sommerspielen in Japan hat das US-Außenministerium angesichts der Ausbreitung des Coronavirus vor Reisen in das Land gewarnt. Die Warnstufe für Reisen wurde am Montag auf die höchste Stufe vier angehoben. Dies basiere auf der Einstufung des Infektionsgeschehens in Japan durch die US-Gesundheitsbehörde CDC, wonach es dort derzeit eine “sehr hohe” Verbreitung des Virus gibt. Selbst vollständig geimpfte Reisende könnten sich in Japan infizieren und dadurch Varianten des Virus verbreiten, erklärte die Gesundheitsbehörde. “Reisende sollten jegliche Reisen nach Japan vermeiden”, hieß es. In New York soll es im kommenden Schuljahr nach den Corona-Einschränkungen der vergangenen Monate keinerlei Distanzunterricht geben. Ab September sollen alle Schüler wieder vor Ort unterrichtet werden, sagte Bürgermeister Bill de Blasio dem TV-Sender MSNBC. Die meisten New Yorker Schulen bieten bereits wieder Unterricht vor Ort an. Rund zwei Drittel der mehr als eine Million Schüler an öffentlichen Schulen sind aber nach eigener Entscheidung derzeit weiter im Distanzunterricht, unter anderem aus gesundheitlichen Bedenken. New York war im Frühjahr 2020 das Epizentrum der Corona-Pandemie in den USA. Inzwischen nimmt das Infektionsgeschehen immer weiter ab, die Impfkampagne kommt rasch voran. Einige Expeditionsfirmen haben ihre Everest-Touren abgesagt. Eine davon ist die österreichische “Furtenbach Adventures”. “Alle Teams haben Covid-Fälle. Einige wirklich viele. Und die meisten testen nicht oder haben aufgehört zu testen”, sagte Lukas Furtenbach. “Das Risiko, dass Menschen glauben, dass es ihnen gut geht, sie dann in höhere Lager vordringen und dort symptomatisch werden, wird ein großes Problem sein.” Und: “Ich kann das Risiko nicht eingehen, dass einer unserer Sherpas oder Klienten dort oben sterben wird.” Trotz strikter Hygiene-Regeln und Corona-Sicherheitsmaßnahmen hätte es bei ihnen schon Corona-Fälle gegeben. Gleichzeitig sind rund 350 Menschen in diesem Frühjahr schon auf dem höchsten Berg der Erde gestanden. Rund 200 von ihnen seien während des guten Wetterfensters am Sonntag oder Montag oben auf dem Mount Everest angekommen, sagte die Chefin der nepalesischen Tourismusbehörde Mira Acharya. Die genauen Zahlen stünden erst später fest, nachdem jeder Aufstieg geprüft sei. Zum Auftakt der WHO-Jahrestagung ruft UN-Generalsekretär António Guterres die internationale Gemeinschaft auf, der weltweiten Corona-Krise mit derselben Strategie wie in einem Krieg zu begegnen. “Wir sind im Krieg mit einem Virus”, sagt Guterres. Die Welt brauche “die Logik und die Dringlichkeit einer Kriegswirtschaft”, um dafür zu sorgen, dass alle Länder gleichen Zugang zu den “Waffen” im Kampf gegen die Pandemie erhalten. Die Pandemie habe einen “Tsunami des Leidens” ausgelöst, klagt Guterres. Seit ihrem Beginn Ende 2019 seien mehr als 3,4 Millionen Menschen gestorben, rund eine halbe Milliarde Menschen habe ihre Arbeit verloren. “Die Schwächsten leiden am meisten, und ich fürchte, das ist noch lange nicht vorbei.” Mindestens 115.000 Pflegekräfte sind nach einer Schätzung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) weltweit in Zusammenhang mit einer Coronavirus-Infektion ums Leben gekommen. “Es gibt nur spärliche Berichte, aber wir schätzen, dass mindestens 115.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Gesundheits- und Pflegedienste mit dem Leben für ihren Dienst an anderen bezahlt haben”, sagt WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus zum Auftakt der Jahrestagung der 194 WHO-Länder in Genf. Die Tourismusindustrie in Thailand könnte nach Auffassung der Regierung in Bangkok weitere fünf Jahre brauchen, um sich vollständig von der Pandemie zu erholen. Der wichtige Sektor, der vorher ein Fünftel der Wirtschaft des südostasiatischen Landes ausmachte, werde sich voraussichtlich nicht vor 2026 normalisieren, zitierte die Zeitung “Bangkok Post” die örtliche Tourismusbehörde. Derzeit versuchen die Behörden, zumindest einige beliebte Regionen wieder für Touristen zugänglich zu machen. So hatte Phuket im März Pläne vorgelegt, wonach geimpfte Urlauber von Juli an quarantänefrei auf der Insel Urlaub machen dürfen. Derzeit wird diskutiert, ob und wie dies angesichts seit Wochen steigender Corona-Zahlen im Land noch umgesetzt werden kann.

Beitragsfoto © Antranias (Pixabay)

Schreibe einen Kommentar

Pflichtfelder sind mit * markiert.