NACHRICHTEN AUS DER CORONA-PANDEMIE (CCXCII)

Die Gesundheitsämter in Deutschland haben dem Robert-Koch-Institut (RKI) binnen eines Tages 6714 Corona-Neuinfektionen gemeldet. Das geht aus Zahlen vom Sonntagmorgen hervor, die den Stand des RKI-Dashboards von 5.11 Uhr wiedergeben. Zum Vergleich: Vor einer Woche hatte der Wert bei 8500 Ansteckungen gelegen. Die Sieben-Tage-Inzidenz gab das RKI am Sonntagmorgen mit bundesweit 64,5 an (Vortag: 66,8; Vorwoche: 83,1). Am Sonntag sind die vom RKI gemeldeten Fallzahlen meist niedriger, unter anderem weil am Wochenende weniger getestet wird. Deutschlandweit wurden den Angaben nach binnen 24 Stunden 82 neue Todesfälle verzeichnet. Vor einer Woche waren es 71 Tote gewesen. Die Zahl der Covid-19-Intensivpatienten in Deutschland schwächt sich weiter deutlich ab. Wie aus dem aktuellen DIVI-Intensivregister hervorgeht, werden in deutschen Kliniken derzeit 3359 Covid-19-Patienten intensivmedizinisch behandelt. Im Vergleich zum Vortag ist das ein Rückgang um 118 Patienten. 2117 Menschen müssen invasiv beatmet werden, also 79 weniger als am Tag zuvor. Insgesamt sind den Angaben zufolge noch 4123 Betten in den deutschen Kliniken frei. Vier der 16 Bundesländer haben am Samstag einen Anstieg bei der Sieben-Tages-Inzidenz verzeichnet. Den größten Sprung an Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner binnen einer Woche meldete das Saarland. Der Inzidenzwert stieg dort um 9,2 auf 83,2. SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach mahnt daher zur Vorsicht. “Die Lockerungen dort sind waghalsig und nicht ausreichend abgesichert durch den Impffortschritt”, schreibt er auf Twitter. “Wir brauchen noch 2-3 Wochen konsequente Disziplin.” An diesem Sonntag ging die Inzidenz im Saarland wieder zurück, jedoch nur ganz leicht auf 81,1. Als einziges Bundesland liegt nur noch Thüringen über der 100er-Notbremsen-Marke. Aber auch der Freistaat nähert sich mit einer Inzidenz von 105 bereits der wichtigen Kennzahl an. Insgesamt melden heute vier von 16 Bundesländern steigende Werte bei der Sieben-Tage-Inzidenz. Mit dem größten Sprung (+ 9,2 Prozent) wartet das Saarland auf. Dort gibt es auch die meisten neuen Fällen je 100.000 Einwohner. Die Zahl der deutschen Regionen, in denen weiterhin die Bundes-Notbremse mit verschärften Regeln greifen müsste, nimmt weiter stetig ab. Von den 401 Regionen erfüllen aktuell 111 (gestern: 132, vorgestern: 153, vorvorgestern: 201) entweder das Notbremse-Kriterium (drei Werktage in Folge über einer Sieben-Tage-Inzidenz von 100) oder noch nicht das Kriterium zur Aufhebung der Notbremse (mindestens fünf Werktage in Folge unter der 100er-Marke).

Die Tübinger Biotechfirma Curevac rechnet einem Pressebericht zufolge mit einer Freigabe ihres Corona-Impfstoffs durch die europäische Arzneimittelbehörde EMA spätestens im Juni. “Wir hoffen auf eine Zulassung im Laufe des zweiten Quartals”, zitiert die “Augsburger Allgemeine” eine Firmensprecherin. “Wir arbeiten daran, die Produktionskapazität mit einem größer werdenden Netz von Partnern weiter auszubauen.” Demnach könnte Curevac bei der Produktionsausweitung zugutekommen, dass die Impfdosis deutlich geringer ist als beispielsweise bei den Konkurrenten Biontech und Moderna, die ebenfalls auf die sogenannte mRNA-Technologie setzen. Die Impfstoffe von Pfizer/Biontech und Astrazeneca bieten laut einer Studie der britischen Regierungsbehörde Public Health England einen recht hohen Schutz gegen eine Erkrankung mit der zunächst in Indien aufgetretene Virus-Variante B.1.617.2. Demnach schützen die beiden Präparate nach zweifacher Impfung beinahe so effektiv gegen eine durch diese Variante ausgelöste Corona-Erkrankung wie gegen eine durch die britische Variante B.1.1.7 hervorgerufene. Der Impfstoff von Pfizer/Biontech schützt laut Studie zwei Wochen nach der zweiten Dosis mit 88-prozentiger Effektivität gegen eine Erkrankung durch B.1.617.2., verglichen mit 93 Prozent bei der britischen Variante. Bei Astrazeneca liegt der Effekt gegen eine Erkrankung durch B.1.617.2 bei 60 Prozent, verglichen mit 66 Prozent bei B.1.1.7. Beide Impfstoffe wiesen den Angaben zufolge drei Wochen nach der Erstimpfung eine 33-prozentige Effektivität bei B.1.617.2 auf, während sie bei der britischen Variante zu dem Zeitpunkt jeweils bei rund 50 Prozent lag. Im Laufe des Freitags haben Impfärzte in Deutschland 797.359 Corona-Schutzimpfungen verabreicht. Der bisherige Rekordwert stammt von Mittwoch vergangener Woche (12. Mai), als insgesamt 1.400.464 Impfdosen eingesetzt worden waren. Die Gesamtzahl der geimpften Personen liegt derzeit bei 33,04 Millionen Menschen, das entspricht einem Bevölkerungsanteil von 39,7 Prozent. Davon haben 11,34 Millionen Menschen (13,6 Prozent) bereits die vollständige Impfung erhalten. Das US-Pharmaunternehmen Moderna will Anfang Juni die Zulassung seines Corona-Impfstoffs in der EU für Kinder und Jugendliche zwischen zwölf und 17 Jahren beantragen. Ideal wäre es, diese Altersgruppe vor Ende August zu impfen, sagt Moderna-Chef Stéphane Bancel der französischen Zeitung “Journal du dimanche”. Andernfalls könne eine vierte Corona-Welle drohen. Die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) prüft derzeit bereits die Zulassung des Impfstoffs von Biontech/Pfizer für Zwölf- bis 15-Jährige. In den USA ist der Impfstoff schon für diese Altersgruppe zugelassen. Von den verfügbaren Impfstoffmengen werden derzeit mehr für Zweitimpfungen als für die erste Spritze verwendet. Dies war erstmals am Donnerstag und Freitag der Fall, wie Bundesgesundheitsminister Jens Spahn auf Twitter mitteilt. “Eine erwartete, aber neue Entwicklung”, schreibt er dort. Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) wurden am Freitag 797.359 Menschen immunisiert, davon erhielt mehr als die Hälfte bereits die zweite Dosis. In der Regel sind für den vollen Schutz zwei Spritzen erforderlich, nur beim Impfstoff von Johnson & Johnson reicht eine. Die deutschen Hausärzte pochen angesichts der für den 7. Juni geplanten bundesweiten Aufhebung der Priorisierung bei den Corona-Impfungen auf eine gerechte Verteilung von Impfstoffen. “Wenn nicht alle beliefert werden können, muss man das wenigstens gleichmäßig verteilen”, sagte der Vorsitzende des Hausärzteverbands, Ulrich Weigeldt, dem NDR. Es solle jede Gelegenheit genutzt werden, um zu impfen. “Die Einbeziehung der Betriebsärzte, der Privatärzte, all das mag helfen”, sagte Weigeldt. “Aber wir können natürlich nicht akzeptieren, wenn andere Strukturen immer bevorteilt werden.” Er warnte zudem davor, dass das angekündigte Ende der Impfpriorisierung zu einem massiven Ansturm auf die Praxen führen könnte.

Im Fall der unter Quarantäne gesetzten Bewohner zweier Hochhäuser in Velbert ist bei sieben Familien die indische Coronavirus-Variante nachgewiesen worden. Das teilte der Kreis Mettmann nach der Sequenzierung der Proben von insgesamt 26 infizierten Menschen mit. Der Ausbruch zieht außerdem auch in Ratingen weitere Tests im Umfeld einer weiteren Familie nach sich, nachdem das Gesundheitsamt ermittelt hatte, dass es zwischen einer dort infizierten Familie und den Betroffenen in Velbert Kontakte gab. Ob auch hier die indische Variante vorliegt, müssen die weiteren Untersuchungen zeigen, hieß es weiter. Nach einem ersten Nachweis der Mutante waren vor knapp einer Woche zunächst vorsorglich 189 Bewohner unter Quarantäne gesetzt worden.

Deutschland schränkt Einreisen aus Großbritannien ab diesem Sonntag drastisch ein, weil sich dort die zuerst in Indien entdeckte Mutante ausbreitet. Mit der Einstufung des Landes als Virusvariantengebiet dürfen Fluggesellschaften, Bus- und Bahnunternehmen nur noch deutsche Staatsbürger oder in Deutschland lebende Personen nach Deutschland befördern. Für Einreisende gilt eine zweiwöchige Quarantänepflicht, die auch nicht durch negative Tests verkürzt werden kann. Regelbrechern drohen hohe Geldstrafen, in bestimmten Fällen können sogar Haftstrafen möglich sein.

Auf Mallorca ist ein weiteres Stück Normalität zurückgekehrt: Seit Sonntag dürfen die Gastronomen der spanischen Urlaubsinsel und der anderen Balearen aufgrund der entspannten Corona-Lage erstmals seit März auch im Innenbereich wieder Gäste bewirten – bis zum 5. Juni allerdings nur bis 18 Uhr. Die Außenbereiche dürfen auf den Balearen bis 23 Uhr offen bleiben. Es gelten allerdings weiterhin strenge Auflagen, so dürfen etwa an jedem Tisch höchstens vier Personen sitzen. Außerdem gilt auf allen Inseln der Region eine nächtliche Ausgehsperre zwischen Mitternacht und 6 Uhr morgens sowie eine strenge Maskenpflicht, die auch im Freien herrscht. Am Strand und beim Baden darf man die Maske aber ablegen. Vor dem Beginn der Tourismussaison in der Türkei hat der türkische Tourismusminister Nuri Ersoy vor “unnötiger” Kritik an der türkischen Impfkampagne gewarnt. Ersoy wiederholte die Ankündigung der Regierung, bis Ende Juni alle Menschen in der Türkei über 20 Jahre impfen zu wollen. Die Impfkampagne in der Türkei startete mit schnellem Tempo, verläuft aber inzwischen schleppend. Knapp 19 Prozent der Einwohner haben bisher die erste Impfdosis erhalten. Außenminister Mevlüt Cavusoglu hatte Anfang Mai gesagt, jeden Türken, den Touristen zu Gesicht bekommen könnten, werde man bis Ende Mai impfen. Ob das tatsächlich gelingen kann, scheint derzeit fraglich. “Wir wissen nicht, wer geimpft ist und wer nicht. Diese Information haben wir nicht”, sagte Ersoy mit Verweis auf die Mitarbeiter im Tourismussektor. In England sind im Kampf gegen die Corona-Pandemie mittlerweile mehr als 50 Millionen Impfdosen gespritzt worden. Wie aus den jüngsten Zahlen der Gesundheitsbehörde NHS hervorging, haben seit Beginn der Impfkampagne rund 31,5 Millionen Menschen in England ihre erste Impfdosis gegen Covid-19 erhalten, knapp 18,7 Millionen auch schon ihre zweite. Die Impfkampagne in Großbritannien ist im europäischen Vergleich sehr weit vorangeschritten. Es handele sich um eine der größten und wichtigsten nationalen Bemühungen der Geschichte, unterstrich Gesundheitsminister Matt Hancock auf Twitter. Mehr als 40 Prozent der Erwachsenen in England sind nach NHS-Angaben bereits vollständig geimpft. Ab sofort können nun auch 32- und 33-Jährige Impftermine buchen.

Die Vereinbarungen des Welt-Gesundheitsgipfel der G20-Staten gehen Entwicklungshilfeminister Gerd Müller nicht weit genug. “Es kann nicht sein, dass einige Länder sich fünf oder acht Impfdosen pro Kopf gesichert haben, während in Afrika derzeit nur zwei Prozent der Menschen eine Chance haben, geimpft zu werden”, sagt der CSU-Politiker der “Welt am Sonntag”. Ziel müsse es bleiben, mindestens 30 Prozent der Menschen auch in Entwicklungsländern bis Anfang nächsten Jahres gegen Corona zu impfen. Auf dem Gesundheitsgipfel in Rom hatte die EU versprochen, dem internationalen Impfprogramm Covax sowie Entwicklungs- und Schwellenländern bis Ende des Jahres mindestens 100 Millionen Corona-Impfdosen zu spenden. Die Hersteller Biontech/Pfizer, Moderna sowie Johnson & Johnson sagten insgesamt rund 1,3 Milliarden Impfdosen zu. Das Komitee für Impfpraktiken der US-Gesundheitsbehörde CDC empfiehlt die weitere Untersuchung von sehr seltenen Herzmuskelentzündungen, die in einigen wenigen Fällen nach einer Impfung bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit mRNA-Vakzinen beobachtet worden seien. Die Fälle träten innerhalb von vier Tagen nach Erhalt der Dosis auf, verschwänden jedoch oft ohne Komplikationen und könnten durch eine Vielzahl von Viren verursacht werden, teilt die CDC-Gruppe in einer Stellungnahme vom 17. Mai mit. Man habe bei Untersuchungen nicht mehr Fälle gefunden als in der Gesamtbevölkerung üblich, wolle die Gesundheitsdienste jedoch auf “mögliche unerwünschte Ereignisse” aufmerksam machen. Angesichts der weltweiten Angst vor der zuerst in Indien entdeckten Coronavirus-Mutante geht Neu Delhi gegen die Verbreitung des Begriffs “indische Variante” vor. Die indische Regierung fordert Online-Plattformen auf, alle Inhalte mit dem Begriff “indische Variante” zu löschen. Die Mutante B.1.617 hat sich in Indien rasant ausgebreitet und wütet auch in Nachbarländern. Inzwischen wurde sie auch in Deutschland und 43 anderen Ländern nachgewiesen. Die Anordnung für das Löschen kam vom indischen Informations- und Technologie-Ministerium am Freitag. Zur Begründung hieß es, dass die Weltgesundheitsorganisation WHO die Variante B.1.617 nicht mit einem bestimmten Land in Verbindung bringe. In Teilen von Indien, das von der Pandemie besonders betroffen ist, stabilisiert sich die Lage nach offiziellen Angaben. Für eine Entwarnung sei es jedoch noch zu früh, sagt ein Mitglied des Corona-Krisenstabs der indischen Bundesregierung. “Während es sich in vielen Teilen des Landes stabilisiert hat und die Belastung sich insgesamt verringert hat, müssen wir noch einen langen Weg mit dieser Welle gehen”, sagt der Krisenmanager V. K. Paul.

Beitragsfoto © geralt (Pixabay)

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