Den Beitrag von Georg Watzlawek entnehmen wir mit freundlicher Genehmigung dem Bürgerportal Bergisch Gladbach:
VON GEORG WATZLAWEK
Rheinisch-Bergischer Kreis | Landrat Stephan Santelmann hat unter hohem Druck der Politik nun doch seinem Vertreter, Kreisdirektor Erik Werdel, das volle Mandat zur Leitung der Kreisverwaltung erteilt – und damit auch zur Bekämpfung der Pandemie. Werdel will nun rasch die alten Strukturen und vor allem den Krisenstab wieder hochfahren. Santelmann bleibt nach seiner Corona-Erkrankung länger krankgeschrieben als erwartet.
Kreisdirektor Erik Werdel habe kurzfristig das „vollumfängliche Mandat” für die Vertretung Santelmanns erhalten, sagte Birgit Bär, die ihre Arbeit als Sprecherin der Kreisverwaltung gerade wieder aufgenommen hatte, dem Bürgerportal am Mittwochabend. Der Kreisdirektor werde den Krisenstab wieder hochfahren und so rasch wie möglich die alten und bewährten Strukturen zur Bekämpfung der Pandemie wieder herstellen.
Am Mittwochabend informierte Werdel den Ältestenrat des Kreistags über die aktuelle Lage. Alle Fraktionen hatten zuletzt deutliche Kritik an der Amtsführung von Landrat Stephan Santelmann und der Außendarstellung der Arbeit des Kreises geübt.
Ausgangspunkt war eine inhaltliche Auseinandersetzung zwischen dem von Werdel seit Beginn der Pandemie geleiteten Krisenstab über die Lockerung von Corona-Beschränkungen. Daraufhin hatte Werdel am 12. April seine Funktion im Krisenstab niedergelegt, weil er die getroffenen Maßnahmen nicht verantworten könne.
Als Reaktion hatte Santelmann verkündet, der Krisenstab werde aufgelöst, die Aufgaben der Pandemiebekämpfung würden von den normalen Abteilungen der Kreisverwaltung übernommen.
Faktisch fand das allerdings nicht statt, Teile der Verwaltungen brachen völlig zusammen, eine Information der Presse und der Öffentlichkeit fand über Wochen hinweg nicht statt. Die Erfassung der Corona-Fälle erfolgte mit großer Verzögerung, was dazu führte dass die offizielle Inzidenz zeitweise um mehr als 50 Prozent unter der echten Inzidenz ausgewiesen wurde. Das Bürgerportals deckte die Differenzen kontinuierlich auf, erhielt auf Fragen dazu von der Kreisverwaltung keine Antworten.
Hintergrund: Der Landrat wird direkt von der Bevölkerung gewählt, er ist Vorsitzender des Kreistags, Chef der Kreisverwaltung und der Kreispolizei. Stephan Santelmann (CDU) war im Oktober 2017 im zweiten Wahlgang mit deutlicher Mehrheit in dieses Amt gewählt worden. Seine Amtszeit läuft bis 2025.
Der Kreisdirektor wird vom Kreistag gewählt, er ist der allgemeine Vertreter des Landrats. Erik Werdel (CDU) hat dieses Amt in Rhein-Berg seit 2008 inne, 2016 wurde er vom Kreistag einstimmig zum Kreisdirektor wiedergewählt, für weitere acht Jahre.
Vertreter der Oppositionsparteien im Kreistag beklagten sich, ebenfalls nicht informiert zu werden. Die SPD forderte eine Sondersitzung des Kreisausschusses, in der sich Santelmann erklären sollte; zuletzt äußerte auch die CDU Kritik an der Amtsführung des Landrats.
Santelmann selbst war am 24. April positiv auf Corona getestet und unter Quarantäne gestellt worden. Die allgemeine Vertretung übertrug er auf Kreisdirektor Werdel, verweigerte ihm aber bis zuletzt das Mandat, wieder das Corona-Management zu leiten. Ein Vorgehen, das SPD-Fraktionschef Gerhard Zorn als rechtswidrig einschätzte.
Die Corona-Erkrankung Santelmanns verlief nach seinen eigenen Angaben milde, am 6. Mai lief die Quarantäne aus. Er benötige bis zur vollständigen Genesung jedoch noch einige Tage Erholung, ließ er auf Anfrage des Bürgerportals mitteilen.
Beitragsfoto: Erik Werdel im Krisenstab © RBK/Joachim Rieger
Na schau mal. Besser spät als nie.