NACHRICHTEN AUS DER CORONA-PANDEMIE (CCLXXVII)

Die Gesundheitsämter in Deutschland haben dem Robert-Koch-Institut binnen eines Tages 18.485 Corona-Neuinfektionen gemeldet. Das geht aus Zahlen des RKI hervor, die den Stand des RKI-Dashboards von 5:10 Uhr wiedergeben. Zum Vergleich: Am Freitag vor einer Woche hatte der Wert bei 24.329 gelegen. Die Zahl der binnen sieben Tagen gemeldeten Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner liegt laut RKI bundesweit bei 125,7 (Vortag: 129,1; Vorwoche: 153,4). Deutschlandweit wurden nach RKI-Angaben binnen 24 Stunden 284 neue Todesfälle verzeichnet. Die Ansteckungsrate (R-Wert) wird vom Robert-Koch-Institut (RKI) mit 0,78 angegeben (Vortag: 0,83). Der 7-Tage-R-Wert liegt aktuell bei 0,88 (Vortag: 0,83). Laut Divi-Register werden in Deutschland derzeit 4768 Covid-19-Patienten intensivmedizinisch behandelt, 2836 davon werden beatmet. Rund 3733 Intensivbetten (14 Prozent) sind in den deutschen Kliniken derzeit noch frei. Nach Angaben der Kreisverwaltung werden 58 Corona-Patienten in einem der vier Krankenhäuser im Kreis stationär behandelt. Davon befinden sich 15 in intensivmedizinischer Betreuung und davon zwölf an Beatmungsplätzen. Damit steigt die Zahl der Intensivpatienten erneut um eine Person, das Divi-Intensivregister meldet sogar 16 Patienten.

Ein vierjähriges Mädchen aus Münster ist im Zusammenhang mit dem Coronavirus gestorben. Das Kind habe schon länger unter gravierenden Vorerkrankungen gelitten und sich dann mit Covid-19 angesteckt. Es starb bereits am 1. Mai in einer Klinik. “Mein Mitgefühl gilt dem Kind und den Angehörigen”, sagte CDU-Oberbürgermeister Markus Lewe. Der tragische Vorfall zeige, wie gefährlich die Pandemie immer noch sei “und mahnt uns alle, unsere Mitmenschen mit großer Sorgfalt vor dieser schrecklichen Seuche zu schützen.” Der Corona-Impfstoff des US-Pharmaunternehmens Moderna hat laut ersten Studienergebnissen bei Jugendlichen eine Wirksamkeit von 96 Prozent. Die Studienteilnehmer im Alter zwischen zwölf und 17 Jahren hätten das Vakzin grundsätzlich gut vertragen, erklärte das Unternehmen am Donnerstag. “Bislang wurden keine ernsthaften Sicherheitsbedenken identifiziert.” An der Studie nahmen 3235 Jugendliche teil, von denen zwei Drittel den Impfstoff und ein Drittel ein Placebo erhielten. Im Verlauf der Studie seien zwölf Teilnehmer ab einem Zeitpunkt zwei Wochen nach der ersten Impfdosis an Covid-19 erkrankt, erklärte Moderna. Störungen des Geruchssinns, Atemprobleme, Müdigkeit – die Liste der Langzeitbeschwerden von Covid-Erkrankten ist lang. Unter den Betroffenen, die am “Long Covid”-Syndrom leiden, seien nicht nur Patienten mit schweren Verläufen, wie der Direktor der Intensivmedizin des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf, Stefan Kluge, erklärt. Das Impftempo in Deutschland legt in der zweiten Wochenhälfte wieder deutlich zu. Die Zahl der täglich verabreichten Impfdosen stieg zuletzt auf 1.092.765, wie aus den RKI-Daten zum offiziellen Impfquoten-Monitoring hervorgeht. Davon entfielen rund 888.000 auf Erstimpfungen, rund 204.500 Impfdosen wurden im Rahmen einer Zweit- oder Komplettimpfung verspritzt. Die bisher beste Tagesleistung hatte die deutsche Impfkampagne am 28. April – am Mittwoch vergangener Woche – erreicht. An jenem Tag wurden insgesamt 1.116.608 eingesetzte Impfdosen verzeichnet.

Gesundheitsexperte Karl Lauterbach warnt vor zu schnellen Lockerungen. Ab einer Impfquote von 40 Prozent würden die Fallzahlen exponentiell runtergehen, erläutert der SPD-Politiker in der ZDF-Sendung “Maybrit Illner”. Diesen Kipppunkt werde Deutschland “spätestens” Ende Mai erreichen. “Wir haben ein Jahr und vier Monate durchgehalten. Wollen wir nicht auch noch diese drei Wochen durchhalten, und dann den vollen Genuss haben?!”. Aktuell liegt die Impfquote in Deutschland bei 30,6 Prozent, was die erste Dosis angeht. Angesichts sinkender Corona-Inzidenzzahlen und einer wachsenden Zahl an Geimpften fordert der Handelsverband Deutschland (HDE) eine rasche Wiedereröffnung aller Geschäfte. Es gebe keinen Grund mehr für weitere Einschränkungen oder Schließungen im Einzelhandel, sagt HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth. “Jetzt muss die Politik den nächsten Schritt machen und den Einzelhandel wieder komplett öffnen.” In Gebieten, in denen sich in sieben Tagen weniger als 100 Menschen je 100.000 Einwohner neu anstecken, müsse zudem die Testpflicht vor dem Einkauf entfallen. Der HDE verweist darauf, dass zahlreiche Händler ums Überleben kämpften. Die nächtliche Ausgangssperre führt zu deutlich weniger Mobilität. Zwischen dem 24. April und dem 1. Mai ging die nächtliche Mobilität in Kreisen mit Ausgangssperre gegenüber dem Vorkrisenjahr 2019 um zwölf Prozentpunkte stärker zurück als in Kreisen ohne Ausgangssperre, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden mitteilte. An den Wochenenden war dieser Effekt besonders deutlich: So fiel am 1. Mai der nächtliche Mobilitätsrückgang in den Kreisen mit Ausgangssperre rund 20 Prozentpunkte stärker aus als in Kreisen ohne Notbremse. Tagsüber gab es hingegen bei den Bewegungen der Menschen keine nennenswerten Unterschiede.

FDP-Chef Christian Lindner warnt vor der Aufhebung des Patentschutzes für Corona-Impfstoffe. “Das beseitigt die weltweite Knappheit an Impfstoff nicht – und schon gar nicht kurzfristig”, sagt er der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. Eher gelte es, alle Kraft in die Produktion zu stecken, denn es fehle an Rohstoffen, Fachpersonal, Produktionsstätten. “Wer in den Schutz geistigen Eigentums eingreift, der schwächt die Entwicklung künftiger, modifizierter Impfstoffe und Medikamente. Das wäre das Ende von Startups wie Biontech”, warnt Lindner zudem. “Nachdem seitens der Grünen deren segensreiche Technologie über Jahre dämonisiert wurde, folgt mit der Relativierung geistigen Eigentums der nächste Schlag. So wird man Gründertum in Deutschland nicht fördern.”

Trotz weltweiter Einschränkungen durch die Corona-Pandemie sind Tausende junge Menschen aus Deutschland auch in diesem Jahr für einen Studienaufenthalt ins Ausland gegangen. Wie der Deutsche Akademische Austauschdienst mitteilte, haben seit Jahresbeginn rund 9000 Studenten über das europäische Austauschprogramm Erasmus einen Auslandsaufenthalt begonnen. Zum Stichtag Ende April seien es trotz Corona rund 75 Prozent der Erasmus-Auslandsaufenthalte im Vergleich zu diesem Zeitraum im Vor-Corona-Jahr 2019 gewesen. In der Corona-Pandemie ist die Zahl der Alkoholtoten in England und Wales auf ein Rekordhoch gestiegen. 2020 seien 7423 Menschen in den beiden britischen Landesteilen an Alkoholmissbrauch gestorben, ein Plus von fast 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahr und der höchste Stand seit Beginn der Statistik vor 20 Jahren. Das teilte das britische Statistikamt in Newport mit. Einen direkten Zusammenhang zur Corona-Krise zogen die Statistiker zwar nicht. Sie wiesen aber auf Daten der Gesundheitsbehörde hin, denen zufolge sich das Trinkverhalten seit Beginn der Pandemie geändert habe. Der fehlende Zugang zu medizinischer Versorgung könne ein weiterer Grund für den Anstieg der Sterbefälle sein, erklärte Boniface. “Diese Todesfälle waren nicht unvermeidlich, aber leider eine von vielen indirekten Folgen der Pandemie”, erklärte die Leiterin des britischen Instituts für Alkoholstudien (IAS), Sadie Boniface.

Forscher der Universität Washington im gleichnamigen US-Bundesstaat gehen von erheblich mehr Corona-Toten weltweit aus als offizielle Zahlen wiedergeben. Schätzungen des Uni-Instituts IHME hätten ergeben, dass weltweit 6,9 Millionen Menschen durch eine Infektion mit dem Coronavirus gestorben sein dürften, erklärte dessen Direktor Christopher Murray. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) gab die Zahl der weltweiten Coronatoten am selben Tag mit rund 3,2 Millionen an. In fast jedem Land der Welt gebe es signifikante Lücken bei der Erfassung der Todesfälle, es gebe aber deutliche Unterschiede zwischen den Ländern, erklärte das Institut. Das Coronavirus breitet sich in Brasilien weiter aus. Das Gesundheitsministerium meldet 73.380 Neuinfektionen. Damit steigt die Gesamtzahl der Ansteckungen auf über 15 Millionen. Die Zahl der Todesfälle legte binnen 24 Stunden um 2550 auf mehr als 416.949 zu. Die Zahl der Neuinfektionen in Indien erreicht mit 414.188 einen neuen Rekordstand. Das Gesundheitsministerium gibt zudem 3915 weitere Todesfälle bekannt. In dem Land mit mehr als 1,3 Milliarden Menschen sind damit insgesamt knapp 21,5 Millionen Fälle und 234.083 Tote verzeichnet. Angesichts anhaltend hoher Infektionszahlen will die japanische Regierung den Notstand in Tokio und drei weiteren Regionen bis zum 31. Mai verlängern. Zudem solle er in den Präfekturen Fukuoka und Aichi neu ausgerufen werden, sagt Wirtschaftsminister Yasutoshi Nishimura. Australiens Handelsminister Dan Tehan hält es für möglich, dass die internationalen Grenzen erst Mitte kommenden Jahres wieder komplett geöffnet sein werden. Er hoffe, dass weitere Öffnungsvereinbarungen – sogenannte “Reiseblasen” – zwischen Staaten getroffen werden können wie sie bereits zwischen seinem Land und Neuseeland existieren, sagt Tehan dem Sender Sky News. In den USA sind der Seuchenbehörde CDC zufolge inzwischen 108,9 Millionen Menschen komplett geimpft und damit rund ein Drittel der Bevölkerung. Es seien insgesamt 251,9 Millionen Dosen verimpft worden, hieß es weiter. In den USA leben etwa 328 Millionen Menschen. Nach Ankündigung der US-Regierung, sich für die Aussetzung des Patentschutzes auf Covid-19-Impfstoffe einzusetzen, werden in Afrika Forderungen nach Unterstützung des US-Vorstoßes laut. “Die Ankündigung ist ein bedeutender Schritt in die richtige Richtung – die (USA) tun das Richtige zur rechten Zeit”, sagte John Nkengasong von der Gesundheitsorganisation der Afrikanischen Union (AU), der Africa CDC. Es sei höchste Zeit für ähnlich mutige Schritte: “Das ist ein Appell an die internationale Gemeinschaft: seid bitte auf der richtigen Seite der Geschichte.” Insgesamt sechs Länder in Afrika stellten bereits Impfstoffe her, aber notwendig seien nun Partnerschaften und auch entsprechende Anreize, so Nkengasong.

Beitragsfoto © Maksim Goncharenok (Pexels)

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