Horst Kläuser befragte Can Dündar und Christian Scholze

Wir übernehmen den Hinweis auf das YouTube-Video der gestrigen Veranstaltung im Remscheider Teo-Otto-Theater dem Waterbölles:

Heute wäre im Teo Otto Theater eigentlich das Theaterstück „Verräter“ vom Westfälischen Landestheaters über das Leben von Can Dündar zur Aufführung gekommen. Weil Corona uns dies unmöglich macht, haben wir Can Dündar selbst eingeladen uns von sich und seiner Sicht auf Deutschland und die Türkei zu erzählen. Außerdem wird der Regisseur des Theaterstücks Christian Scholze mit dabei sein, um von seiner intensiven Arbeit zu berichten und wir werden einige Szenen des Stückes exklusiv zu sehen bekommen. Die Moderation übernimmt Horst Kläuser.  

Am 29. Mai 2015 erscheint in der renommierten türkischen Tageszeitung Cumhuriyet ein Artikel über geheime Waffenlieferungen der türkischen Regierung an den sogenannten „Islamischen Staat“. Der Autor ist der Chefredakteur der Zeitung, Can Dündar. Kurz darauf stellt der türkische Staatspräsident Erdogan Strafanzeige und fordert für Dündar lebenslange Haft. Am 26. November 2015 wird Dündar wegen des Verdachts der Spionage und der Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung festgenommen und kurz darauf zu sechs Jahren Haft verurteilt. Am Tag der Urteilsverkündung wird vor dem Gerichtsgebäude auf ihn geschossen.  

Heute lebt Can Dündar in Berlin im Exil. Es ist ein Leben zwischen Ehrungen und Anerkennung auf der einen Seite, alltäglichen Bedrohungen und akuter Gefahren auf der anderen Seite, sowie in beständiger Einsamkeit, Fremdheit und Isolation. Can Dündars Frau durfte die Türkei jahrelang nicht verlassen, sein Sohn lebt in London. Seit Dezember 2017 steht er unter umfangreichen Personenschutz. Ein Leben, zerrissen vom Gefühl des Vorübergehenden, der Angst, dauerhaft von der Familie getrennt zu sein, dem immer wieder aufs Neue notwenigen Kraftaufwand, weiterzumachen, der Furcht und Ungewissheit, bei jedem Gang auf die Straße, in die Öffentlichkeit. Dagegen steht die nie nachlassende Überzeugung von der Großartigkeit dessen, was es heißt, ein in Würde und Freiheit lebender Mensch zu sein.

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