NACHRICHTEN AUS DER CORONA-PANDEMIE (CCLXXVI)

Die Gesundheitsämter in Deutschland haben dem Robert-Koch-Institut (RKI) 21.953 Corona-Neuinfektionen gemeldet. Damit setzt sich der Abwärtstrend fort: am vergangenen Donnerstag waren es noch 24.736. Die Sieben-Tage-Inzidenz sinkt leicht von gestern 132,8 auf 129,1. Bei den Sterbezahlen gibt es noch keine deutliche Besserung. Heute meldet das RKI 250 neue Covid-19-Tote, letzte Woche waren es 264. Insgesamt sind 84.126 Menschen in Deutschland an oder mit dem Virus gestorben. Die Ansteckungsrate (R-Wert) wird vom Robert-Koch-Institut (RKI) mit 0,83 angegeben (Vortag: 0,82). Die Zahl der in Krankenhäusern registrierten Corona-Intensiv-Patienten in Deutschland ist weiter gesunken. Das DIVI-Register meldet heute einen Rückgang um mehr als 100 Menschen auf 4838 Patienten, die gerade auf den Intensiv-Stationen behandelt werden (Vortag 4955).

In Deutschland haben 29,5 Prozent der Menschen mindestens eine Corona-Impfung erhalten. Das geht aus dem Impfquotenmonitoring des Robert-Koch-Instituts (RKI) hervor (Stand: 4. Mai). Den vollen Impfschutz erhielten bislang 8,3 Prozent der Bevölkerung. Am Dienstag wurden 813.290 Impfspritzen gesetzt. Das Impftempo zieht damit leicht an: Am Dienstag vor einer Woche wurden insgesamt 781.248 Impfdosen verabreicht, also rund 32.000 weniger als gestern. Wie Bundesgesundheitsminister Jens Spahn von der CDU auf Twitter mitteilte, ist das nach dem Start der Impfkampagne in Deutschland der dritte Tag, an dem mehr als 800.000 Impfspritzen gesetzt worden sind. Der bislang höchste Tageswert seit Beginn der Impfkampagne war am vergangenen Mittwoch mit mehr als einer Million Impfungen erreicht worden. Die Corona-Variante B.1.1.7, die erstmals in Großbritannien entdeckt wurde, dominiert nahezu unverändert das Infektionsgeschehen in Deutschland, wie aus einem aktuellen Bericht des Robert-Koch-Instituts (RKI) hervorgeht. Regional gibt es allerdings große Unterschiede in der B.1.1.7-Verbreitung. So liegt in Bremen der Anteil der Mutante laut RKI bei 100 Prozent. Auch in den meisten anderen Bundesländern liegt er bereits über 90 Prozent. Die geringste B.1.1.7-Verbreitung findet sich den RKI-Daten zufolge in Sachsen-Anhalt (86 Prozent), Mecklenburg-Vorpommern (76 Prozent) und Sachsen mit 46 Prozent. Die Zahl der Labornachweise der Varianten B.1.351 (“Südafrika”) und P.1 (“Brasilien”) ist hingegen leicht rückläufig. Anteilig bewegen sich beide Varianten in Bereichen deutlich unter 1,0 Prozent aller überprüften Infektionsfällen. Nordrhein-Westfalen öffnet die Impfkampagne für weitere Berufsgruppen. Das hat Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann angekündigt. Termine können ab Donnerstag unter anderem von Impfwilligen vereinbart werden, die im Lebensmitteleinzelhandel, in der Justiz oder an weiterführenden Schulen beschäftigt sind. Die Mehrheit der Menschen in Deutschland hält es einer Umfrage zufolge für angemessen, wenn in der Pandemie bundesweit mobile Impfbusse in sozialen Brennpunkten zum Einsatz kommen – und dabei die Priorisierungsreihenfolge nicht zwingend eingehalten wird. Wie das Meinungsforschungsinstitut Yougov mitteilte, befürworteten 69 Prozent der Befragten eine solche Maßnahme. 19 Prozent gaben laut Yougov an, dies für nicht angemessen zu halten. 12 Prozent machten demnach keine Angabe. Wegen vieler Neuinfektionen in einigen Stadtteilen, die als soziale Brennpunkte gelten, werden etwa in Köln mobile Impfteams in die Hochhaussiedlungen von Chorweiler und dem Kölnberg geschickt. Das Land hatte für das Pilotprojekt zunächst 1000 Impfdosen zur Verfügung gestellt. Für die Impfung der Menschen in sozialen Brennpunkten will das Land Nordrhein-Westfalen hunderttausend zusätzliche Impfdosen zur Verfügung stellen. Der Impfstoff müsse dahin gebracht werden, “wo es jetzt am notwendigsten ist”, sagt Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann. Bei 70.000 der Dosen soll es sich um das Präparat des Herstellers Johnson & Johnson handeln, das nur einmal verimpft werden muss. Wenn die Infektionszahlen in stark sozial benachteiligten Stadtteilen hoch blieben, habe das auch negative Auswirkungen auf die gesamte Stadt, begründet Laumann den Schritt. Gemeinsam mit den Kommunen soll in den kommenden Tagen eine “intelligente Idee” für einen Verteilungsschlüssel gesucht werden. Bei der Verteilung des Impfstoffs könne nicht nur nach der Arbeitslosenquote oder der Sieben-Tage-Inzidenz gegangen werden. Die vom Bundeskabinett beschlossenen Lockerungen für Geimpfte könnten aus Sicht einiger Psychologinnen und Psychologen auch für Unmut sorgen. Zu Schwierigkeiten bei der Akzeptanz der Beschlüsse könne es etwa kommen, wenn Geimpfte bei den Urlaubsplänen bevorzugt behandelt werden, sagte Ernst Dietrich Munz, Präsident der Bundespsychotherapeutenkammer. Sollten Bundestag und Bundesrat bis Freitag zustimmen, könnten die Lockerungen schon am Samstag gelten. Der Sozialpsychologe Ulrich Wagner von der Uni Marburg sieht vor allem den geplanten Wegfall der Impfpriorisierung im Sommer kritisch. “Wird die Priorisierung aufgegeben oder ist es nicht mehr erkennbar, nach welcher Maßgabe geimpft wird, dann entsteht ein Gefühl der Ungerechtigkeit”. Dieses Risiko sei schon bei der Impfung durch Hausärzte gegeben. Angesichts der geplanten Freiheiten für Geimpfte fordert der Deutsche Städtetag auch mehr Lockerungen für negativ Getestete. Viele Menschen hätten sich wegen des Impfstoffmangels noch nicht impfen lassen können. “Wir plädieren deshalb dafür zu prüfen, in begrenztem Umfang auch tagesaktuell negativ getesteten Personen Freiheiten zurückzugeben”, sagte der Hauptgeschäftsführer des Städtetags, Helmut Dedy, den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Die Gesellschaft dürfe sich nicht in Geimpfte und Genesene sowie alle anderen spalten.

Schleswig-Holstein geht in der Corona-Pandemie weitere Öffnungsschritte in Tourismus, Gastronomie und weiteren Bereichen. Geimpfte, Genesene und Getestete dürfen vom 17. Mai an unter strengen Vorgaben landesweit Gaststätten auch in Innenräumen besuchen und in Beherbergungsbetrieben übernachten, wie Ministerpräsident Daniel Günther bekanntgibt. Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach kritisiert die Öffnungspläne einiger Bundesländer als verfrüht. “Ich finde es fatal, dass erneut der Wettbewerb stattfindet, welches Bundesland am schnellsten lockert”, sagt er dem “Handelsblatt”. Ein derartiger Flickenteppich müsse eigentlich verhindert werden. Lauterbach kritisiert zudem Pläne für eine Lockerung im Tourismus-Bereich ab einer Sieben-Tage-Inzidenz von unter 100: “Für Öffnungen braucht es eine deutlich niedrigere Inzidenz, etwa bei 50 oder noch niedriger.” Das Bundesverfassungsgericht hat Eilanträge gegen nächtliche Ausgangsbeschränkungen im Zuge der Corona-Notbremse abgelehnt. “Damit ist nicht entschieden, dass die Ausgangsbeschränkung mit dem Grundgesetz vereinbar ist”, teilt das Gericht in Karlsruhe aber mit. Diese Frage müsse im Hauptsacheverfahren geklärt werden. Die Pandemie hat in der deutschen Wirtschaft die Bedenken gegen die Digitalisierung fast vollständig verschwinden lassen. Gut ein Jahr nach dem ersten Lockdown zweifeln nur noch zwölf Prozent aller Unternehmen mit 20 oder mehr Beschäftigten am Nutzen der Digitalisierung für ihre Firma. Das ist das zentrale Ergebnis einer repräsentativen Befragung von mehr als 500 Unternehmen aller Branchen im Auftrag des Digitalverbands Bitkom, die heute vorgestellt wurde. Zu Beginn der Pandemie hatten noch 27 Prozent gesagt, ihnen sei der Nutzen unklar. 2019 lag die Quote der Digital-Skeptiker sogar bei 34 Prozent. Nun sagen zwei Drittel (64 Prozent), dass digitale Technologien dem Unternehmen helfen, die Pandemie zu bewältigen.

Der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, Heinz-Peter Meidinger, hält das geplante Aufholprogramm für Nachhilfe und Bildungsangebote für Schüler nach den Sommerferien für “absolut unzureichend”. “Ohne eine massive Aufstockung dieser Mittel durch zusätzliche Länderprogramme in mindestens gleicher, am besten aber dreifacher Höhe werden die Fördermaßnahmen nicht wirklich greifen können”, sagte Meidinger der “Neuen Osnabrücker Zeitung”. Das Programm der Bundesregierung war gestern vom Kabinett beschlossen worden. Es sieht insgesamt zwei Milliarden Euro für die Förderung von Kindern und Jugendlichen nach der Pandemie vor. Die Hälfte ist für Freizeit- und Ferienangebote sowie für zusätzliche Sozialarbeit an Schulen gedacht. Der Deutsche Lehrerverband sieht jetzt auch die Bundesländer in der Pflicht, “sehr schnell ergänzende Maßnahmenpakete zu verabschieden”. Mit zwei Milliarden Euro will die Bundesregierung die Folgen der Corona-Maßnahmen für Kinder und Jugendliche abmildern. Das Bundeskabinett brachte am Morgen ein “Aktionsprogramm Aufholen” auf den Weg. Eine Milliarde Euro ist für Nachhilfe- und Förderprogramme für Schüler gedacht, die Lernrückstände aufholen müssen. Eine weitere Milliarde Euro soll in soziale Maßnahmen investiert werden, um auch die psychischen Krisenfolgen für Kinder und Jugendliche abzufedern. Hier geht es um eine Aufstockung von bestehenden Programmen im Bereich frühkindlicher Bildung, in der Schulsozialarbeit und im Freizeitbereich. Geplant ist auch eine Einmalzahlung von 100 Euro für Kinder aus Familien, die auf Hartz IV angewiesen sind oder nur ein sehr geringes Einkommen haben. Das Geld soll je nach Bedarf für Ferien-, Sport- und Freizeitaktivitäten eingesetzt werden können. Eine Auszahlung könnte nach dpa-Informationen im August erfolgen.

In der Pandemie suchen Polizisten in Deutschlands Hauptstadt angesichts psychischer Belastungen verstärkt Rat und Hilfe. Es gebe deutlich mehr Demonstrationen und Einsätze, “das macht auf Dauer mürbe”, sagte der Leiter des Psychosozialen Dienstes der Berliner Polizei, Jan Hülsenbeck. Im Jahr 2020 wandten sich demnach 412 Betroffene an die Sozialberatung der Polizei, die auch Feuerwehrleuten und dem Berliner Landesamt für Gesundheit und Soziales offensteht. In den Jahren davor waren stets um die 350 Erstgespräche registriert worden. Es sei um belastende Einsätze bei Demonstrationen ebenso gegangen wie um persönliche Sorgen etwa durch Trennungen oder familiäre Probleme durch den Schichtdienst, sagte Hülsenbeck.

Für den Impfstoff von Biontech/Pfizer zahlt die EU künftig mehr: Statt 15,50 Euro pro Dosis werden es beim nächsten EU-Kontingent 23,20 Euro sein. Die EU-Kommission erklärt den Preisaufschlag unter anderem mit strengeren Liefervereinbarungen, anderen Haftungsregeln und Vereinbarungen zur Anpassung des Impfstoffs an neue Virus-Varianten. Außerdem gestalte sich der Preis je Dosis auch anders, weil die EU künftig kein Geld mehr für Produktionsförderung zahle, heißt es aus Behördenkreisen. Luxemburg hat weitere Lockerungen der Corona-Maßnahmen angekündigt. Ab dem 16. Mai soll die Gastronomie auch im Innenbereich wieder öffnen dürfen, sagt Luxemburgs Premierminister Xavier Bettel. Restaurants und Cafés können Gäste dann bis 22.00 Uhr empfangen, wobei bis zu vier Personen an einem Tisch sitzen können. Voraussetzung dafür sei ein negativer Corona-Schnelltest. Die Außengastronomie ist in Luxemburg bereits seit 7. April unter strengen Auflagen geöffnet: Draußen ist kein Schnelltest nötig. Zwei führende Politiker der slowakischen Regierungspartei “Für die Menschen” haben heute ihren Rücktritt erklärt, weil sie von Journalisten trotz geltender Corona-Ausgangssperre bei einem unerlaubten Lokalbesuch ertappt worden waren. Die Boulevardzeitung “Plus7dni” veröffentlichte Fotos, die belegten, dass sich Vize-Parlamentspräsident Juraj Seliga und seine Parteikollegin Jana Zitnanska während der nächtlichen Ausgangssperre mit dem liberalen Präsidenten der Region Bratislava in einer Kneipe getroffen hatten, die einem politisch nahestehenden Journalisten gehört. Seliga habe auf dem Nachhauseweg betrunken gewirkt, berichtet das Medium.

Indien verzeichnet mit 412.262 Neuinfektionen erneut einen weltweiten Höchstwert. Zudem meldet das Gesundheitsministerium mit 3980 weiteren Toten so viele Todesfälle in Verbindung mit dem Virus wie noch nie. Damit stieg die Zahl der bestätigten Ansteckungen in dem südasiatischen Land binnen 24 Stunden auf über 21 Millionen, die Zahl der Todesfälle erhöhte sich auf mehr als 230.000. Am Samstag hatten die Behörden erstmals mehr als 400.000 Neuinfektionen gemeldet. Indien setzt derzeit eine massive zweite Corona-Welle zu und weist weltweit nach den USA die zweitmeisten Infektionen auf. Viele Krankenhäuser sind überfüllt, es mangelt an medizinischem Sauerstoff zur Behandlung von Covid-19-Patienten. Die US-Regierung hat sich für eine vorübergehende Aussetzung des Patentschutzes für Corona-Impfstoffe ausgesprochen. Die Corona-Pandemie verlange nach “außergewöhnlichen Maßnahmen”, erklärt die US-Handelsbeauftragte Katherine Tai. Die US-Regierung werde sich deswegen bei der Welthandelsorganisation WTO für eine vorübergehende Aussetzung des Patentschutzes einsetzen, “um diese Pandemie zu beenden”. Der Chef der Weltgesundheitsorganisation (WHO) lobt den Vorstoß der US-Regierung für eine Aussetzung des Patentschutzes bei Impfstoffen als “histroische Entscheidung”. Es handle sich um einen Schritt in Richtung Impfstoff-Gerechtigkeit, “der das Wohlergehen aller Menschen überall in einer schwierigen Zeit in den Vordergrund stellt”, schreibt Tedros Adhanom Ghebreyesus bei Twitter. Der WHO-Chef hatte angesichts der Impfstoff-Knappheit in vielen Ländern seit Monaten für einen solchen Patentverzicht plädiert. Zahlreiche Nichtregierungsorganisationen sowie Entwicklungs- und Schwellenländer unterstützen die Maßnahme. In Kanada darf der Corona-Impfstoff von Biontech/Pfizer nun auch 12- bis 15-Jährigen verabreicht werden. Dies teilt die federführende Gesundheitsbehörde mit. Sie bezeichnete die Genehmigung als wichtigen Meilenstein im Kampf gegen die Pandemie.

Beitragsfoto © Karolina Grabowska (Pexels)

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