Neue Folge von “Kall mit – Stell Dich” mit Horst Kläuser
Die Pressemitteilung des Teo-Otto-Theaters in Remscheid entnehmen wir dem Waterbölles, dem kommunalpolitischen Forum für Remscheid:
Am Donnerstag, 6. Mai, um 19:30 Uhr wird über den YouTube-Kanal des Teo-Otto-Theaters der Stadt Remscheid (Teo Otto Theater – YouTube) im Livestream eine neue Folge von „Kall nit – Stell Dich!“ zu sehen sein, moderiert von Horst Kläuser. Als Gäste begrüßt er den türkischen Journalisten Can Dündar und den Regisseur Christian Scholze vom Westfälischen Landestheaters. Die Sendung will eine Perspektive zu der öffentlichen Diskussion beisteuern, wie die derzeitige Einschränkung von Bürger- und Menschenrechten zu bewerten sind. Der Fokus liegt dabei auf der aktuellen Situation in Deutschland, die so durch internationale Erfahrungen reflektiert werden kann. Erleben wir in Deutschland tatsächlich gerade den von einigen befürchteten Beginn einer Diktatur – oder stellen die Maßnahmen keine ernsthafte Gefahr für unsere Demokratie da?
Ursprünglich war am 6. Mai eine Aufführung des Theaterstücks „Verräter“ von Can Dündar in einer Inszenierung des Westfälischen Landestheaters geplant. Weil Corona dies unmöglich macht, haben wir Can Dündar selbst eingeladen, uns von sich und seiner Sicht auf Deutschland und die Türkei zu erzählen. Außerdem wird der Regisseur des Theaterstücks Christian Scholze mit dabei sein, um von seiner intensiven Arbeit zu berichten, und die Zuschauer*innen werden einige Szenen des Stückes exklusiv zu sehen bekommen.
Hintergrund: Am 29. Mai 2015 erscheint in der renommierten türkischen Tageszeitung Cumhuriyet ein Artikel über geheime Waffenlieferungen der türkischen Regierung an den sogenannten „Islamischen Staat“. Der Autor ist der Chefredakteur der Zeitung, Can Dündar. Kurz darauf stellt der türkische Staatspräsident Erdogan Strafanzeige und fordert für Dündar lebenslange Haft. Am 26. November 2015 wird Dündar wegen des Verdachts der Spionage und der Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung festgenommen und kurz darauf zu sechs Jahren Haft verurteilt. Am Tag der Urteilsverkündung wird vor dem Gerichtsgebäude auf ihn geschossen.
Heute lebt der mit zahlreichen Preisen ausgezeichnete Autor in Berlin im Exil. Es ist ein Leben zwischen Ehrungen und Anerkennung auf der einen Seite, alltäglichen Bedrohungen und akuter Gefahren auf der anderen Seite, sowie in beständiger Einsamkeit, Fremdheit und Isolation. Can Dündars Frau durfte die Türkei jahrelang nicht verlassen, sein Sohn lebt in London. Seit Dezember 2017 steht er unter umfangreichem Personenschutz. Ein Leben, zerrissen vom Gefühl des Vorübergehenden, der Angst, dauerhaft von der Familie getrennt zu sein, dem immer wieder aufs Neue notwenigen Kraftaufwand, weiterzumachen, der Furcht und Ungewissheit, bei jedem Gang auf die Straße, in die Öffentlichkeit. Dagegen steht die nie nachlassende Überzeugung von der Großartigkeit dessen, was es heißt, ein in Würde und Freiheit lebender Mensch zu sein.