Was von der Debatte über die „Weihnachtsbaum­terrasse“ zurückbleibt

VON JOCHEN BILSTEIN*

Eine aufgeregte Debatte gab es in der vergangenen Woche in Wermelskirchen. An der Terrasse des Restaurants „Toscanna“ entzündete sich eine Diskussion, von der für mich mehr Form und Sprache als der Inhalt in unguter Erinnerung bleiben werden. Wieder einmal hat sich gezeigt, in welchem Maße die sozialen Medien die Art der öffentlichen Auseinandersetzung in negativer Weise bestimmen. 

Ein zugegebenermaßen frag–würdiger Vorgang, der Bau einer Terrasse in der unmittelbaren Umgebung des „Weihnachtsbaums“, veranlasste einen bekannten Bürger, einen „offenen Brief“ zu schreiben. Darin formulierte er apodiktisch, dass dies den Baum gefährden würde. Seine Ausführungen lassen keinen Zweifel zu, dass für das Symbol der Stadt unmittelbar Gefahr droht. Ist der Briefschreiber, selbst zumindest nicht ausgewiesen als Baumfachmann, in seinem Schreiben schon über jeden Zweifel an der Wahrheit seiner Äußerungen erhaben, so sind das die Nutzer der sozialen Medien wie facebook, die den Brief dort lesen konnten, erst recht. 

Wie man das von anderen Themen wie zum Beispiel die Corona-Maßnahmen, die Gefährlichkeit des Virus oder der Impfung kennt, springen viele Menschen auf eine Äußerung an, deren Wahrheitsgehalt nur behauptet, aber überhaupt nicht bewiesen ist. Statt sich zu fragen, ob die Behauptung zutrifft oder nicht, überzieht man gleich alle, die in irgendeiner Weise verantwortlich für den kritisierten Vorgang sind oder zu sein scheinen, mit Schmähungen, die in Wort und Inhalt im direkten Dialog auszusprechen die meisten Menschen sich nicht trauen oder die sie vielleicht der guten Erziehung wegen unterlassen würden. 

Eine Gastronomin entscheidet sich für den Bau einer Terrasse, für die nach Aussage der Fachverwaltung kein Antrag erforderlich ist. Diese sieht nach gutachterlicher Auskunft auch keine Gefährdung des Naturdenkmals. Aus diesem Vorgang, den man natürlich hinterfragen darf und vielleicht sogar aus Sorge um den Baum hinterfragen sollte, entwickelte sich ein Skandalon, das Verstörung und Verletzungen zurücklässt. Daraus sollten alle Beteiligten für die Zukunft lernen, weil andere Projekte wie das „Rhombus Areal“ und die Eifgen Pläne“ schon intensiv und kontrovers und oftmals bar jeder Kenntnis in der Öffentlichkeit diskutiert werden. 

*Jochen Bilstein ist Fraktionsvorsitzender der SPD im Wermelskirchener Stadtrat

Kommentare (2) Schreibe einen Kommentar

    • Wolf
    • 30.04.21, 15:13 Uhr

    Ich empfinde es als eher fragwürdig, die Debatte politisch beenden zu wollen, so lange die Sachlage nicht geklärt ist. Ich empfinde es ebenfalls als fragwürdig, oder besser noch als einen Kardinalfehler, Herrn Ernst in die Entscheidungen nicht mit einzubeziehen.

    Herr Janosi war so freundlich mitzuteilen, dass am kommenden Dienstag noch einmal eine Begutachtung vor Ort stattfinden soll – mit einem entsprechenden und ausgewiesenen Experten.
    So lange sollte man doch bitte noch abwarten.
    Wenn sich herausstellt, dass der Baum wirklich nicht gefährdet ist, dann ist doch alles gut.
    Aber was passiert, wenn Herr Ernst am Ende recht hat?

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    • Marianne Hürten
    • 30.04.21, 15:55 Uhr

    Es ist doch interessant, zu beobachten, wie unsere Kommunalpolitiker*innen agieren. Sie sind immer sachlich (siehe Beitrag von Herrn Bilstein) und vor allem informieren sie sich, bevor sie ein Meinung äußern. Kein Kommunalpolitiker sondern eine interessierte Bürgerin hat Volker Ernst auf die
    “Ordnungsbehördliche Verordnung zum Schutz von Naturdenkmalen innerhalb der im Zusammenhang bebauten Ortsteile und im Geltungsbereich der Bebauungspläne im Rheinisch-Bergischen Kreis vom 13.12.2007”
    hingewiesen. Auch unser Weihnachtsbaum ist in der dazu gehörenden Liste als Naturdenkmal aufgeführt. In dieser Verordnung sind etliche Verbote zum Schutz von Naturdenkmälern aufgelistet, z. B. die Errichtung von baulichen Anlagen oder die nachteilige Veränderung von Standortbedingungen.
    Aus meiner laienhaften Sicht ist das Podest eine bauliche Veränderung, die die Standortbedingungen des Baumes nachteilig verändert.
    Volker Ernst ist mit seinem offenen Brief und weiteren Beiträgen nicht mehr und nicht weniger als seiner Aufgabe als Vorsitzender des Geschichtsvereins nachgekommen, zu denen es u. a. gehört, Aufgaben der Denkmal- und Stadtbildpflege wahrzunehmen und zu unterstützen.
    Im Übrigen wird es einem in Wermelskirchen nicht gerade leicht gemacht, sich über Maßnahmen und Planungen der Stadt zu informieren. Weder zu den Planungen im Eifgental noch zu der aktuellen baulichen Veränderung beim Weihnachtsbaum findet sich auf der Internetseite der Stadt ein einziges Wort.

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