“Das tut man nicht”

Ein neuer Debattenbeitrag

VON HORST WALTER SCHENK 

Die baumstarke Debatte über den Baum in Wermelskirchen, dem Mammut, den Weihnachtsbaum, ebbt nicht ab. Auf Facebook meldet sich Horst Walter Schenk erneut zu Wort und geht auf den Beitrag von Walter Schubert ein “Mein Freund der Baum” sowie auf einige Positionen von Volker Ernst, dem Vorsitzenden des hiesigen Bergischen Geschichtsvereins. Wir dokumentieren auch diesen Debattenbeitrag:

Lieber Herr Schubert,

es ist schön, Menschen mit einer ähnlichen Erziehungsgeschichte zu entdecken. „Das tut man nicht“ – mit solchen Wegweisern habe auch ich meinen Weg ins Leben gefunden. Und Sie offenbar auch.

Aber was tut man nicht? Und eine weitere Frage: Wer entscheidet, wo es sich in unserer Stadt um „besonders sensible Stellen“ handelt? Sie, Herr Schubert? Oder vielleicht Herr Volker Ernst, der Vorsitzende der Abteilung Wermelskirchen des Bergischen Geschichtsvereins? Haben wir nicht eine Stadtverwaltung, eine Bürgermeisterin, die wir mehrheitlich durch Wahl legitimiert haben, gewisse Entscheidungen für die Allgemeinheit zu treffen?

Die Aktion (Terrassenbau) ist formal nicht zu beanstanden. Vielen Dank Herr Schubert, dass wir uns soweit einig sind. Hier hätten wir einen Punkt setzen sollen. Leider heben Sie im Anschluss ihren Zeigefinger und lassen ein schuldzuweisendes „Aber“ folgen. Sie vermissen Fingerspitzengefühl, Feinfühligkeit und natürlich auch gesunden Menschenverstand. Warum? Haben Sie oder Herr Ernst mit den handelnden Personen gesprochen?

Die Grüne Fraktion in Wermelskirchen hat sich ein eigenes Bild über den Terrassenbau gemacht, und dafür bin ich den Freunden und ehemaligen Kollegen sehr dankbar. Haben Sie die Stellungnahme gelesen? Ich kann auch bei mehrmaligem Lesen nichts von den Risiken wiederfinden, die uns Herr Ernst in seiner Erstausgabe apokalyptisch vor Augen führt. Und ich kann – nach Gesprächen mit den handelnden Personen – auch nichts von der „Leichtfertigkeit“, der Unbesonnenheit und Gleichgültigkeit erkennen, die eben dieser Herr Ernst als Vorwurf in die Welt posaunt, und die Sie mit dem schon erwähnten „Aber“ wiederholen. 

Stattdessen: Keine Gefährdung für unseren Freund, den Baum! „Mein Freund der Baum … er wird weiterleben“. Ist das nicht schön? – Er wird weiterleben, weil es die Fanellis und Dirk Stöcker gibt, die ihn pflegen und umsorgen. – Sie schreiben, nicht jeder, der den Weihnachtsbaum schön findet, muss ihn gießen. – Mag sein. Schön und dankenswert ist es trotzdem. Und es sagt etwas über Menschen aus, die so handeln. Sie gehen sorgsam mit der Natur um! Dieser Gedanke liegt Herrn Ernst offenbar völlig fern. Er hält es vermutlich nicht einmal für möglich. Bei ihm ist der Weihnachtsbaum nur die „werbewirksame“ Kulisse für den Gastronomiebetrieb. Risiken jedweder Art (Brand, Verunreinigung, Beschädigung, Zerstörung, Austrocknung …) werden „leichtfertig“ und billigend in Kauf genommen – „NUR“ – um zu überleben … (Ich kommentiere dieses NUR lieber nicht.)

Nein, Herr Schubert, ich halte das Vorgehen von Herrn Volker Ernst nicht für richtig. Er unterstellt fahrlässiges Handeln, er spricht von Leichtfertigkeit und er postuliert gedankenlose Gäste (für die man sich schämen müsste, wenn man nicht selbst dazugehören würde). Sind wir wirklich so anstandslos, benehmen wir uns so? Hat Herr Ernst das schon gesehen, dass wir (Sie oder ich) Zigarettenreste wegwerfen oder unsere Initialen in eine Baumrinde ritzen?

Was mich aber vor allem stört, und damit komme ich zur Ausgangsfrage. Herr Ernst hat es nicht für notwendig erachtet, mit der Stadtverwaltung oder mit dem Gastronomiebetrieb ein persönliches Gespräch – face to face – zu suchen. Herr Schubert, DAS tut man nicht.

Kommentare (4) Schreibe einen Kommentar

    • EDV-Schrauber
    • 29.04.21, 16:51 Uhr

    Ich muss schon lächeln. “Das tut man nicht” im Zusammenhang mit dem offenen Brief von Volker Ernst halte ich schon für recht albern; weil er nicht mit den handelnden Personen gesprochen hat!

    Ich werde jedenfalls in Zukunft immer bei Angela Merkel anrufen, bevor ich die Regierungspolitik kritisiere. Neulich habe ich die Bildungspolitik bemängelt, ohne dazu Frau Gebauer zu befragen. Kein Schlagloch in der Innenstadt werde ich mehr kritisieren, ohne vorher den Leiter des Tiefbauamtes zu konsultieren. Über die eklatanten Mängel an meinem VW, ohne vorher eine klärende Mail an Herrn Diess zu schreiben, mal ganz zu schweigen.

    Sich darüber aufzuregen, Herr Ernst “unterstellt fahrlässiges Handeln, er spricht von Leichtfertigkeit und er postuliert gedankenlose Gäste” erscheint mir seltsam, scheint dies doch eher auf eine realistische Einschätzung so manchen Mitbürgers zuzutreffen. “Sind wir wirklich so anstandslos, benehmen wir uns so?” lasse ich mal im Raum stehen. Sie können in der bzw. fast jeder Stadt gerne mal einen Rundgang machen, und weggeschmissenen Müll bewundern. Kippen (bzw. Masken sind die neuen Kippen), Flaschen, Papier und (dieses Blog berichtete) mangelhaft entsorgten Sperrmüll finden sich überall.

    Es wird wie immer sein. Dem Baum passiert nichts und alles ist gut. Geht der Baum kaputt, wars der Russe. Oder der Klimawandel. Oder Hitler. Nicht jedoch die laut Herrn Ernst suboptimale Einzwängung durch einen Biergarten. Wurde ja alles bedacht.

    Mit freundlichem Gruß
    -EDV-Schrauber-

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    • Karl-Reiner Engels
    • 29.04.21, 16:51 Uhr

    Lieber Herr Schenk, haben Sie mit Herrn Ernst geredet-face to face- was ihn veranlasste, diesen offenen Brief zu schreiben? Soweit ich der Presse entnehme, war die Verwaltung verärgert. Hat die Bürgermeisterin mit Herrn Ernst gesprochen? Ja es stimmt, die Grüne Fraktion der Stadt hat eine Stellungnahme veröffentlicht, in der auf die Punkte, die Herr Ernst anspricht, nicht Bezug genommen ist. Entweder weil sie keine Rolle spielen für den Erhalt des Baumes oder, weil in dem Gutachten des Kreises und im Genehmigungsverfahren die Punkte nicht berücksichtigt sind? Nach wie vor bin ich der Meinung, dass Entscheidungen der Verwaltung öffentlich diskutiert werden dürfen und müssen, wenn es die Politiker nicht tun, dann eben die Bürger.

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    • Walter Schubert
    • 29.04.21, 17:51 Uhr

    Lieber Herr Schenk,
    da werden wir wohl nicht zusammen kommen. Sie sehen es so ich sehe es anders. Und da ich in den letzten Tagen telefonisch, per mail und persönlich viel Zuspruch erfahren habe schließe ich daraus, dass ich mit meiner Meinung nicht so falsch liege.

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      • EDV-Schrauber
      • 30.04.21, 10:32 Uhr

      Vorsicht, Herr Schubert! Schulterklopfen und Zustimmung aus ihrer Filterblase sind kein Hinweis, dass Sie nicht doch komplett falsch liegen. Es ist lediglich ein Hinweis, dass Sie nicht alleine mit ihrer Meinung sind. Die Diskussionsdynamik moderner Medien zwingt mich geradezu dazu, auf diesen eklatanten Unterschied hinzuweisen!

      Mit freundlichem Gruß
      -EDV-Schrauber-

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