Der Wermelskirchener Baum

VON HORST WALTER SCHENK*

Ich finde den Aufruhr und die empörten facebook-Wortgefechte unerträglich.

Was ist geschehen? Die Stadtverwaltung hat eine Genehmigung ausgesprochen, und ein Gastronomiebetrieb, der in Corona-Zeiten um das Dasein und Überleben kämpfen muss, setzt diese Genehmigung um. 

Das ist weder eigenmächtig noch egoistisch! Es ist zunächst ganz einfach Ausdruck einer Rechtslage. Zuhause würde sich jeder von uns ein Mitspracherecht verbieten, wenn es gilt, Genehmigungen umzusetzen. Aber in Corona-Zeiten ist alles anders.

Der Weihnachtsbaum soll DAS Wahrzeichen von Wermelskirchen sein. – Ja, auch ich freue mich über diesen Baum in Wermelskirchen, aber vieles von dem was ich in den letzten Tagen gelesen habe, ist an Übertreibung nicht zu überbieten. Wer von uns hat denn – wenn wir den Baum alle so innig lieben – sich in den vergangenen Jahren um ihn gekümmert, das Erdreich und die Wurzeln gewässert oder auch Müll und Unrat entfernt? Ich nicht! Und ich gehe davon aus, dass viele von den kurzfristig im Crashkurs weitergebildeten „Facebook-Baumpflegeexperten“ dies auch nicht getan haben. 

Wenige von uns haben die Schönheit des Baumes für uns erhalten. Der Gastronomiebetrieb, der nun plötzlich mit in der Kritik steht; Familie Fanelli kümmert sich seit Jahren um den Erhalt des Naturdenkmals. Sie haben nie große Worte darum gemacht. Sie haben es – gemeinsam mit wenigen anderen – als Aufgabe mit Leidenschaft und Begeisterung übernommen. Und sie werden in diesem Engagement nicht nachlassen!

Prima, oder? Die Stillen machen die Arbeit – und werden gescholten. Und die Facebook-Wichtigtuer, die mit der großen Klappe, die schaukeln zuhause vorm PC die …

Mich beschäftigt, warum dieser Aufreger sich so entwickeln konnte. – Menschen sollten miteinander sprechen – face to face. Das sollte gelten – in guten wie in schlechten Tagen. Die Höflichkeit gebietet uns, dem anderen die Chance einzuräumen, sich zu erklären. Wer bei facebook unbedacht einen shit-storm auslöst, oder in einen solchen eintaucht und mitschwimmt, tritt diesen Grundsatz friedlicher und freundlicher Koexistenz mit Füßen.

Ich finde schade, und dies teile ich mit den gescholtenen facebook-Schreibern, dass von den Kommunalpolitikern bisher so wenig zur Sache zu hören ist. Und auch ein Zweites ist bedauerlich. Wermelskirchen hat viele gute und fachkundige Landschaftsgärtner. Auch aus diesen Reihen fehlen bisher die Rückmeldungen.

Der Baum soll DAS Wahrzeichen von Wermelskirchen sein. Na ja. Bei aller Liebe zur Natur sind mir die Mitmenschen und ihr Überleben – auch in Krisenzeiten – einen deutlichen Schritt näher. Es wäre schön, wenn der friedfertige Umgang miteinander, Achtung und Wertschätzung EIN Wahrzeichen von Wermelskirchen bleiben könnten.

*Horst Walter Schenk war bis zur letzten Kommunalwahl Mitglied des Stadtrates von Wermelskirchen, zunächst in der Fraktion der FDP und später in der Fraktion FÜR Wermelskirchen

Kommentare (7) Schreibe einen Kommentar

    • Katy
    • 26.04.21, 21:41 Uhr

    Sehr gut geschrieben! Und sowas von wahr 👍👍

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    • Wolf
    • 26.04.21, 21:54 Uhr

    Zitat Herr Bilstein
    „…es gehört meiner Meinung nach zu einer sachgerechte politischen Arbeit, nicht gleich eine Meinung rauszuhauen, nur weil die öffentliche Erregung das vielleicht politisch empfehlenswert macht. Ob die Argumente von Herrn Ernst zutreffen, konnte am Freitag nicht beantwortet werden. Auch heute liegen noch keine belastbaren Aussagen der Verwaltung vor. Ich habe Aussagen von Fachleuten gehört, die den Tannenbaum für gesund und die Terrasse für unschädlich halten. Aber das genügt mir noch nicht. Deshalb werden verantwortungsvolle Politiker auf belastbare Aussagen von Fachleuten-das ist in diesem Fall eines Baumes Herr Ernst für mich nicht-warten.“

    Zitat Herr Galow
    „…Ich habe vorhin versucht, das Thema auf die Tagesordnung zu setzen. Leider wurde das durch den Hauptamtsleiter mit Verweis auf das Kommunalrecht direkt abgelehnt, sorry. Im Laufe der Woche gibt es aber einen Presseartikel, in dem die Stadtverwaltung Stellung bezieht.“

    Warten wir doch einfach mal entspannt auf den Presseartikel.
    Ich finde, es ist alles gesagt und in diesem Forum ging es doch auch recht sachlich zu. Ich verstehe nicht so ganz, warum man jetzt den ganzen Unsinn, der sich auf Facebook abspielt, hier so polemisch einbringen muss. Ich persönlich bin aus gutem Grund NICHT bei Facebook und halte diese Plattform auch für derartige Diskussionen für einigermaßen ungeeignet.
    Aber das muss ja jeder für sich selbst entscheiden.

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    • Mark Küster
    • 27.04.21, 8:18 Uhr

    Ich kann Herrn Schenk nur zustimmen!!!

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      • Conchita Encina Finken
      • 27.04.21, 8:33 Uhr

      Wir Grünen 🌻 haben uns ein Bild gemacht und sofort verschiedene Experten zu Rate gezogen, u.a. einen studierten Garten- und Landschaftsarchitekt, einen Sachverständigen für Mammutkiefern und einen Gartenbauer, um uns ein fundiertes und vorurteilsfreie Urteil zu bilden 🌻
      Unser Bericht, nachdem wir alles abgewogen haben und alle Gutachten vorgelegt bekommen haben, folgt!

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    • Heidbüchel
    • 27.04.21, 9:42 Uhr

    Bezüglich ihrer In Auftrag gegebenen Meinungsbilder gibt es doch mit Sicherheit ein Gutachten bzw einen offiziellen Bericht aus vergangenen Jahren über den Zustand des Baumes und den daraus entstandenen Maßnahmen.

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  1. Lieber Horst Walter,
    Kommunalpolitiker haben sich bisher nicht geäußert, und das aus gutem Grund. Wir fühlen uns verpflichtet über Fakten zu reden nicht über Meinungen und Emotionen. In dem Sinne ist die Fraktion der Grünen direkt am vergangenen Freitag initiativ geworden und hat die Verwaltung kontaktiert um die Grundlagen der Genehmigung zu erfahren. Auch haben wir Agrar-und Baumfachleute zu dem Thema befragt und gemeinsam eine Ortsbesichtigung durchgeführt, sowie mit den Gastronomen gesprochen. Aus unserer Sicht ist es unabdingbar erst alle Fakten zu einem Thema zu recherchieren. Erst dann kann man sich ein annähernd objektives Bild der Situation machen und diese beurteilen. Politik darf sich nicht von subjektiven Meinungen leiten lassen, denn dann verliert diese das Entscheidende aus dem Blick und kann ihrer Verantwortung nicht mehr gerecht werden.
    Glücklicherweise waren die bisherigen Aussagen der Fachleute eindeutig; der Baum ist in keiner Weise gefährdet. Und diese positive Nachricht sollte alle Gemüter erstmal beruhigen. Über alles andere kann dann in Ruhe und Sachlichkeit diskutiert werden.

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      • Horst Walter Schenk
      • 27.04.21, 11:14 Uhr

      Lieber Stefan,
      vielen Dank für deine Information. Das ist doch eine gute Nachricht.

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