Die Nominierungen für den Deutschen Jugendliteraturpreis 2021
VON MARIE-LOUISE LICHTENBERG
Gestern, am 23. April, wurde weltweit das Buch und damit das Lesen gefeiert. Vor einigen Tagen las ich zufällig ein sehr treffendes Zitat der amerikanischen Historikerin und Bestsellerautorin Barbara Tuchman (1912-1989). Es lautet:
„Ohne Bücher bleibt Geschichte stumm,
die Literatur sprachlos,
die Wissenschaft verkrüppelt,
das Denken kommt zum Stillstand.
Bücher sind Zeugen des Wandels,
sind Fenster zur Welt,
sind Banken des Geistes.
Bücher sind gedruckte Humanität.“
Der Arbeitskreis für Jugendliteratur (AKJ) in München ist der Dachverband der Kinder- und Jugendliteratur in Deutschland und richtet den Deutschen Jugendliteraturpreis jährlich aus. Er engagiert sich nicht nur in der Leseförderung sondern auch in der Autoren- und Übersetzungsförderung. Ferner ist er auch international aktiv.
Seit über einem Jahr hat sich unser aller Leben durch Corona radikal verändert. Nahezu alle leiden, aus meiner Sicht als Pädagogin allerdings leiden die Kinder und Jugendlichen besonders. Ihr Alltag ist auf den Kopf gestellt, sie dürfen, wenn überhaupt, nur eingeschränkt in die Kita, die Schule, Freund*innen treffen, das Haus verlassen, Sport treiben und vieles mehr. Umso wichtiger finde ich, dass sie nicht auf Bücher und das Lesen verzichten müssen.
Am 18. März 2021 gab der AKJ in einer Online-Präsentation die Nominierungen 2021 bekannt. Alle 33 Titel ermöglichen eine weltumspannende Lektüre und machen größere Zusammenhänge bewusst.
Die gute Nachricht ist, dass sich auch in diesen schweren Pandemiezeiten mit all ihren Beschränkungen die Welt lesend umrunden lässt. Reisebeschränkungen gibt es nicht!
Jeweils sechs Bücher aus den Sparten Bilder-, Kinder-, Jugend- und Sachbuch hat die Kritikerjury für Kinder und Jugendliche zwischen 4 und 15 Jahren nominiert. Zahlreiche Titel sind auch für Erwachsene interessant und spannend zu lesen. Die Bücher erzählen historische als auch zeitgenössische Geschichten, stellen aber auch Fragen nach der Zukunft unseres Planeten. Lesend die Welt umrunden kann man in australische Unterwasserwelten, in Nationalparks weltweit, von der Türkei nach Deutschland als auch einfach in den Süden.
Die bundesweite Jugendjury, die aus sechs Leseclubs besteht und der ich mit meinem Leseclub „Do it – read a book!“ ehemals angehörte, vergibt ihren eigenen Preis und hat sechs Titel nominiert. Die Jugendlichen haben es sich nicht leicht gemacht, denn ihre Nominierungen handeln von häuslicher Gewalt, Rassismus und Flucht. Die Bücher erzählen aber auch von einer Kindheit im Internierungslager, von Not und Empathie während des Holocaust und von dem Ausstieg aus einer Sekte. Hut ab vor den Jugendlichen, die sich für diese schwierigen und problembeladenen Bücher entschieden haben. Sie erkennen, dass es letztendlich darauf ankommt, dass man für seine Träume kämpfen und mutig für ein Leben in Freiheit eintreten muss. Ferner haben es drei „Neue Talente“ für den Sonderpreis auf die Nominierungsliste geschafft. Die Sonderpreisjury würdigt dieses Jahr die Leistungen von Übersetzerinnen und Übersetzern.
Ab Anfang nächster Woche werde ich hier im Forum WK täglich zwei Bücher mit Texten der jeweiligen Jury aus den o.g. Sparten zum Vorlesen, Selberlesen, Anschauen, allein oder gemeinsam Lesen vorstellen.
Weitere Informationen zum Deutschen Jugendliteraturpreis und dem Arbeitskreis für Jugendliteratur findet man unter www.jugendliteratur.org. Das Plakatmotiv steht im Pressebereich der Homepage zur Verfügung.
Liebe Frau Lichtenberg,
das ist einfach großartig. Das besonders Schöne dabei ist auch für uns Erwachsene, das uns durch den Beitrag der Jugendlichen in dieser schweren Zeit das Herz aufgeht, denn obwohl es selbst sehr schwer haben zeigen sie uns gleichsam das es Hoffnung gibt.
Vielen Dank an Sie, dass Sie so unermüdlich Ihre Kraft einsetzen, dass solche wichtige Foren möglich sind und bleiben.
Liebe Frau Gaube,
vielen Dank für die aufmunternden Worte. Ich wünsche mir, dass viele Erwachsense und Jugendliche sich die Buchtipps anschauen und dann motiviert sind, diese herausragenden Bücher auch zu lesen, vorzulesen und/oder zu verschenken.
Es lohnt sich – das verspreche ich!