Den Beitrag von Georg Watzlawek entnehmen wir mit freundlicher Genehmigung dem Bürgerportal Bergisch Gladbach:
Rheinisch-Bergischer Kreis | Ausgerechnet jetzt, wo die Inzidenz für die Bundesnotbremse so wichtig ist, gibt es bei den Corona-Daten in Rhein-Berg Verzögerungen, Widersprüche und Korrekturen. Das gehe auf aufwendige Prozeduren, ein neues Meldeverfahren und technische Probleme zurück, erläutert Landrat Stephan Santelmann. Es zeigt sich: was wie Chaos aussieht, ist oft System, verbunden mit Überlastung. Santelmann räumt ein, dass es bei der Nachverfolgung von Kontakten Tage dauern kann, bis sich das Gesundheitsamt meldet – und appelliert an die eigene Verantwortung.
Seit der Auseinandersetzung innerhalb der Kreisverwaltung über die Notbremse und dem Rückzug von Kreisdirektor Erik Werdel aus der Leitung des Krisenstabs scheint die Pandemiebekämpfung im Rheinisch-Bergischen Kreis aus dem Tritt geraten zu sein. Fallzahlen und Inzidenzwerte werden häufig rückwirkend korrigiert, Todesfälle werden mit großer Verzögerung veröffentlicht – und Personen mit positivem Testergebnis warten viele Tage, bis sich das Gesundheitsamt bei ihnen meldet.
Nun nimmt Landrat Stephan Santelmann auf Anfrage des Bürgerportals zu einer Reihe von Details schriftlich Stellung, womit einige der Informationslücken geschlossen werden. Dabei wird klar, dass die Corona-Statistik selbst dann, wenn alles rund läuft, das tatsächliche Infektionsgeschehen nur mit einigen Tagen Verzögerung anzeigt.
Und das in einer Zeit, in der die Inzidenz in einem Landkreis darüber entscheidet, ob Schulen schließen und eine Ausgangssperre in Kraft tritt.
Hintergrund: Zur angekündigten Neuordnung des Krisenmanagements im Kreishaus, mit der schrittweisen Auflösung des Krisenstabs und der Integration der Corona-Aufgaben in die normalen Strukturen der Kreisverwaltung, äußert sich Landrat Santelmann jetzt nicht. Zuvor müssten noch Gespräche geführt werden, sagte er dem Bürgerportal.
Prüfung der Todesursachen benötigt viel Zeit
Die Tatsache, dass in dieser Woche fünf Todesfälle gemeldet wurden, die sich bereits vor zwei Monaten ereignet hatten, erklärt die Kreisverwaltung mit einer langwierigen Überprüfung der Todesursache: Von der Leichenschau, der Ausstellung des Totenscheins, der Prüfung durch einen Arzt im Gesundheitsamt bis zur Feststellung, ob die Person tatsächlich an Corona gestorben ist, könne es einige Wochen dauern.
Indirekt räumt der Kreis ein, dass sich dabei zuletzt ein Rückstau gebildet hat. An diesem Donnerstag würden noch einmal bereits bekannte Todesfälle gemeldet; danach sollen neue Fälle wieder regelmäßig und wöchentlich gemeldet werden. Bei der notwendigen Zeit für die Überprüfung der Todesursache bleibt es aber.
Neues Meldeverfahren sorgt für Korrekturbedarf
Die zahlreichen Nachmeldungen und Korrekturen der Corona-Daten führt Landrat Santelmann auf eine Umstellung des Meldeverfahrens zurück, kombiniert mit technischen Ausfällen wie zuletzt beim Server des Landeszentrums Gesundheit (LZG).
Derzeit führe die Kreisverwaltung ein neues Verfahrens zur digitalen Verarbeitung der Laborergebnisse (DEMIS – Deutsches Elektronisches Melde- und Informationssystem für den Infektionsschutz) ein.
Dabei sei auch die zeitliche Zuordnung der Fälle geändert worden: früher waren alle Fälle mit dem Datum gemeldet worden, an dem sie im Lagezentrum des Kreises erfasst worden waren. Nun werden sie auf den Tag zurückdatiert, an dem das Labor das positive Ergebnis festgestellt hatte.
Auch im Regelbetrieb werden neue Fälle nur verzögert gemeldet
Das bedeutet, dass die Fallzahlen regelmäßig rückwirkend korrigiert werden müssen. Im Idealfall, wenn die Laborergebnis regelmäßig und ohne Verzug im Lagezentrum erfasst werden, spielt das keine große Rolle.
Nach Angaben der Kreisverwaltung wird ein Fall in der Regel ein bis zwei Tage nach dem Eingang im Lagezentrum an das Landeszentrum Gesundheit weiter gemeldet. Erst dann geht es in die offizielle Statistik ein, die Basis für die Berechnung der Inzidenz auf Kreis-, Landes und Bundesebene ist.
Zum Beispiel: Am Montag stellt das Labor fest, dass die Probe X positiv ist, meldet sie noch am selben Tag an das Gesundheitsamt. Dort wird sie am Dienstag erfasst und am Mittwoch an das LZG gemeldet. Am Donnerstagfrüh erscheint der Fall X in der LZG-Statistik und geht in die Inzidenz ein. Die Öffentlichkeit erfährt von Fall X mit der Pressemitteilung, die der Kreis am Donnerstagnachmittag verschickt. Seit der Infektion können seitdem insgesamt acht, zehn oder mehr Tage vergangen sein.
Sobald sich Fälle vor der Erfassung aufstauen, werden auch der Verzug und die erforderlichen Korrekturen größer. Das sei zuletzt auch wegen der Systemumstellung der Fall gewesen, so der Kreis.
Die grundsätzliche Frage, ob die täglich vom Kreis veröffentlichten Daten nach seiner Einschätzung insgesamt aktuell und aussagekräftig sind, lässt der Landrat offen.
Aber auch so wird anhand den konkreten Antworten deutlich, dass die an einem bestimmten Tag vom Kreis gemeldeten Fälle in der Regel nicht am Vortag bekannt geworden waren, sondern schon einige Tage zuvor. Damit sind Korrekturen immer erforderlich – und starke Veränderungen des Infektionsgeschehens werden erst mit einer Verzögerung in der Statistik sichtbar.
Überlastung bei der Kontaktverfolgung
Der Landrat räumt ein, dass es auch bei der so wichtigen Aufgabe der Kontaktnachverfolgung zu Verzögerungen komme. Nur in einem – offenbar kleinen – Teil der Fälle gelinge es dem Lagezentrum des Gesundheitsamtes, einen positiv Getesteten innerhalb von 24 Stunden zu kontaktieren, nach Kontaktpersonen zu befragen und die notwendigen Maßnahmen einzuleiten.
Noch immer nutzt der Kreis für die Kontaktverfolgung ein eigenes IT-System, die Einführung des bundesweites SORMAS Systems war im Februar geplant gewesen, musste dann aber nach einem Coronafall im Lagezentrum mit Quarantäne für einen Großteil der Mitarbeiter aufgeschoben werden.
Zwar werde eine sofortige Kontaktaufnahme zur Beratung und Aufklärung angestrebt, erklärt Landrat Santelmann, bei den aktuellen Fallzahlen sei jedoch „ein Rückstand von drei bis fünf Tagen realistisch.” Fallbeispiele, in denen es angeblich bis zu acht Tage gedauert habe, kommentiert er nicht.
Santelmann verweist jedoch auf die bekannte Verfügung vom November 2020: Wer ein positives Testergebnis erhält soll sich eigenständig mit seinen Haushaltsangehörigen in Quarantäne begeben und selbst die engen Kontaktpersonen informieren. Und auf keinen Fall warten, bis sich das Gesundheitsamt meldet.
Beitragsfoto: Landrat Stephan Santelmann © RBK/Joachim Rieger
Der RBK scheint besondere Probleme damit zu haben zügig die vorhandene Menge an Impfstoff zu verimpfen. Stand heute sind noch immer nicht alle ü80jährigen geimpft. Pflegende Angehörige der Pflegestufen 1-3 haben erst in einigen Wochen die Chance auf eine Impfung. Außerdem wird regelmäßig “versäumt“ begleitende Angehörige dieser Gruppen darauf aufmerksam zu machen, auch eine Impfung zu erhalten. Diese Personen gehören zur Priorität 2! Was stimmt im RBK nicht? Wer trägt dafür die Verantwortung?
Die pflegenden Angehörigen wurden nicht nur nicht darauf hingewiesen, sondern selbst auf Nachfrage und Hinweis auf diese Situation auf unhöflichste Weise weggeschickt. Da nützten auch gestellte Anträge und dgl. nichts !!! Dafür gibt es aber täglich noch offene Impftermine. Auch die Kreisdezernentin ist scheinbar äußerst unwissend was dieses Thema angeht. Alles eine völlige Katastrophe !!!
Ich denke die Verantwortung trägt der Landrat selber. Das es Differenzen im Meinungsbild gegeben hat spricht für die Rücktritte bestimmter Personen im Krisenstab. Hier wird nicht für die Bürger sondern gegen die Bürger gehandelt. Soll man den Zahlen noch glauben?
Ich denke der Landrat ist überfordert und ihm ist die ganze Sache entglitten.
Hier zählen nicht Eitelkeiten und Ego, hier zählen einfach die Sachen in den Griff zu bekommen.