NACHRICHTEN AUS DER CORONA-PANDEMIE (CCLIII)

Das Robert-Koch-Institut (RKI) meldet binnen eines Tages 17.855 Corona-Neuinfektionen gemeldet und 104 neue Todesfälle. Am Sonntag sind die vom RKI gemeldeten Fallzahlen meist niedriger, unter anderem weil am Wochenende weniger getestet wird. Die Zahlen könnten zudem wegen der Schulferien noch nicht mit früheren Werten vergleichbar sein. Vor einer Woche hatte das RKI binnen eines Tages 12.196 Neuinfektionen und 68 neue Todesfälle verzeichnet. Die Zahl der binnen sieben Tagen gemeldeten Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner liegt bundesweit bei 129,2. Am Vortag gab das RKI diese Sieben-Tage-Inzidenz mit 120,6 an, vor einer Woche lag sie bei 127. Der Inzidenzwert ist momentan noch mit Vorsicht zu genießen und dürfte wegen weniger Tests und Meldungen über Ostern zu niedrig ausfallen. Die Zahl der Corona-Intensivpatienten in Deutschland nimmt weiter zu: Laut den neuesten Daten des DIVI-Registers werden in Deutschland aktuell 4532 Covid-19-Patienten intensivmedizinisch behandelt, 17 mehr als am Vortag. Allerdings sinkt die Zahl jener, die invasiv beatmet werden müssen, um 16 auf 2534. Rund 4060 Intensivbetten sind in den deutschen Kliniken derzeit noch frei, ein Plus von etwa 240 im Vergleich zum Vortag. Die Auslastung der Intensivbetten in Deutschland erreicht nach Angaben des Verbands DGIIN den höchsten Stand seit Beginn der Pandemie. Zugleich breche das Personal weg, twittert der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Internistische Intensivmedizin und Notfallmedizin (DGIIN), Christian Karagiannidis. Es müsse sofort gehandelt werden. “Selbst wenn es zu einem harten Lockdown kommt, steigen die Zahlen weiter für 10-14 Tage.” In der Modellregion Saarland zieht die Sieben-Tage-Inzidenz weiter an: Die Zahl der Neuinfektionen je 100.000 Einwohner innerhalb der vergangenen sieben Tage liegt dort nun bei 125,0 nach 103,7 am Vortag – mit 21,3 Zählern ist es der zweistärkste Anstieg nach Sachsen, wo der Wert um 31 Zähler auf 182 klettert. Das Saarland hat am Dienstag mit einem umstrittenen Öffnungsmodell begonnen. Die höchste Sieben-Tage-Inzidenz weist nach wie vor Thüringen auf, wo die Marke von 200 erneut überschritten wird. Am niedrigsten ist der Wert in Schleswig-Holstein: 71,8. Bezogen auf die Einwohnerzahl meldet Thüringen die meisten neue Fälle aller 16 Bundesländer: rund 52 je 100.000 Einwohner. Mit etwas Abstand folgt dahinter Sachsen-Anhalt mit rund 33 neuen Fällen. Am niedrigsten ist dieser Wert in Schleswig-Holstein mit rund 13 Fällen/100.000 Einwohner. Auch bei den derzeit aktiven Infektionen je Einwohner weist das nördlichste deutsche Bundesland mit 163 den niedrigsten Wert auf. Am höchsten ist dieser ebenfalls in Thüringen (449), dahinter weist jedoch Hamburg mit 437 aktiven Fällen je 100.000 Einwohner den zweithöchsten Wert auf. Die FDP sieht den Entwurf für eine bundesgesetzliche Corona-Notbremse “äußert kritisch”. “Mit Rechtsverordnungen ohne Beteiligung des Parlaments soll die Bundesregierung zukünftig Grundrechte einschränken dürfen. Diese Idee sollten die Regierungsfraktionen verwerfen”, forderte FDP-Chef Christian Lindner nach Beratungen mit den Fachleuten seiner Partei. Falsch sei auch eine alleinige Orientierung an dem Inzidenzwert von 100 Infektionen pro 100 000 Einwohnern binnen einer Woche. Dieser bilde das Pandemiegeschehen vor Ort nur unzureichend ab. Die deutschen Landkreise verurteilen die Pläne zur Vereinheitlichung der Corona-Schutzmaßnahmen scharf. “Der vorliegende Entwurf ist ein in Gesetz gegossenes Misstrauensvotum gegenüber Ländern und Kommunen”, sagt Landkreistagspräsident Reinhard Sager den Funke-Zeitungen. “Damit verlässt der Bund den Modus gemeinsamer Krisenbekämpfung und will direkt vor Ort wirkende Maßnahmen anordnen.” Ob mit diesen Maßnahmen die dritte Welle gebrochen werden könne, sei zu bezweifeln, “da in einer sich örtlich sehr unterschiedlich darstellenden Pandemie pauschales Agieren nicht treffsicher genug ist.” Das Impftempo in Deutschland bleibt weiter hoch, auch wenn es am Freitag nicht das Rekordniveau der beiden Vortage erreicht. Laut dem Impfmonitoring des Robert-Koch-Instituts (RKI) wurden mehr als eine halbe Million Impfdosen verabreicht: Es waren genau 547.726. Damit haben bereits 12,6 Millionen Menschen in Deutschland (15,23 Prozent) eine Erstimpfung erhalten. Fast 5 Millionen oder 5,9 Prozent sind bereits zweimal geimpft worden. Die Polizei muss in mehreren Bundesländern illegale Partys beenden. Dabei feiern in der Nacht zum Sonntag teilweise mehrere Dutzend Menschen – trotz strenger Corona-Regeln. Auf alle Feiernden kommen nun Anzeigen zu: So lösten die Beamten im rheinland-pfälzischen Vallendar etwa eine Feier in einem Parkhaus auf. Die Partygäste trugen weiße Kleidung und hatten fluoreszierende Farbe im Gesicht. Zudem sei in einem Nebenraum viel Alkohol gelagert gewesen. Als sie die Beamten sahen, flohen einige Feiernde. 24 Menschen konnten kontrolliert werden. Auch im oberpfälzischen Vilseck musste die Polizei einschreiten. Mehr als 30 Partygäste seien auf frischer Tat in einem Privathaus ertappt worden. Weitere Kontrollen gab es etwa im Landkreis Vorpommern-Greifswald in Mecklenburg-Vorpommern. Bei zwei Partys in Ramin und Eggesin entdeckten die Beamten insgesamt 27 Menschen. Für strengere Corona-Maßnahmen sind am Samstag Menschen in mehreren Städten Deutschlands auf die Straße gegangen. In Bremen und Hannover protestierten insgesamt mehr als 200 Bürger. In Göttingen waren 20 bis 50 Menschen bei einer “Zero-Covid”-Demo auf der Straße, sagte eine Polizeisprecherin. In Berlin beteiligten sich am Nachmittag rund zwei Dutzend Menschen an einer Kundgebung vor dem Hauptgebäude der Charité. In Deutschland und Österreich waren Aktionen in 30 Städten geplant. Die Teilnehmer forderten unter anderem drei Wochen bezahlte Pause und wandten sich gegen den “Infektionsherd Arbeitsplatz”. Bundesarbeitsminister Hubertus Heil will schon an diesem Dienstag eine Corona-Testpflicht für Unternehmen in ganz Deutschland im Kabinett durchsetzen – obwohl die Union eine solche Pflicht bisher ablehnt. “Alle müssen jetzt ihren Beitrag im Kampf gegen Corona leisten, auch die Arbeitswelt. Um die zu schützen, die nicht von zu Hause arbeiten können, brauchen wir flächendeckend Tests in den Betrieben”, sagt Heil der “Bild am Sonntag”. “Ich will, dass wir das am Dienstag in der Bundesregierung beschließen.” Die Bundesschülerkonferenz fordert eine bundesweite Testpflicht für Schüler in der Corona-Pandemie. “Angesichts der gestiegenen Infektionsgefahr durch die Virusmutation reichen freiwillige Testangebote nicht aus”, zitiert das Redaktionsnetzwerk Deutschland den Generalsekretär der Bundesschülerkonferenz, Dario Schramm. Jeder Schüler müsse mindestens drei Mal die Woche kostenlos in der Schule auf Corona getestet werden. Ziel müsse sein, dass möglichst bald an jedem Tag getestet werde. “Schülerinnen und Schüler, die den Corona-Test verweigern, können nicht zum Unterricht in der Schule kommen, sondern müssen in den Distanzunterricht gehen.” Die Krankenhäuser in Belgien stoßen an ihre Grenzen. “96 Prozent der Intensivbetten sind im Moment durch Covid- und Nicht-Covid-Patienten belegt”, sagt der belgische Corona-Sprecher Yves Van Laethem. Erstmals seit 27 Tagen ging die Zahl der Krankenhausaufnahmen den jüngsten Daten zufolge jedoch leicht zurück. Man sei zwar auf dem richtigen Weg, doch die Strecke sei noch lang, sagte Van Laethem. Angesichts zunehmender Krankenhausaufnahmen war in Belgien vor einigen Tagen für die Krankenhäuser die Phase 2a gestartet worden. Demnach müssen unter anderem 1200 der 2000 Intensivbetten für Corona-Patienten frei gehalten werden. Außerdem sollen zusätzliche Betten zur Verfügung gestellt werden. In Österreich werden zuletzt 3680 Neuinfektionen gemeldet – das ist ein deutlicher Anstieg im Vergleich zu den vorangangenen Tagen und fast genau so viel wie der Jahreshöchststand am 19. März. Der 7-Tage-Schnitt sinkt gleichzeitig weiter auf rund 2800 Fälle. Angesichts der zahlreichen Corona-Fälle im Osten Österreichs hatte Bundeskanzler Sebastian Kurz vergangene Woche den harten Lockdown in der Region verlängert. Bei einer Demonstration gegen staatliche Corona-Maßnahmen in Wien ist es zu Krawallen gekommen: Die Polizei setzte Pfefferspray ein, um das Durchbrechen von Sperren zu verhindern, berichtete die Nachrichtenagentur APA. Unter den Demonstranten gegen die Corona-Einschränkungen waren unter anderem Vertreter der rechten FPÖ und der rechtsextremen Identitären-Bewegung, berichteten die APA und andere Medien. Bei den Protesten sind laut APA 14 Menschen festgenommen worden, rund 3000 Personen nahmen an der Kundgebung teil. Wien und andere Regionen im Osten Österreichs sind wegen hoher Corona-Infektionszahlen seit Anfang April in einem Lockdown. Den vierten Tag in Folge meldet die Türkei mehr als 50.000 Neuinfektionen: zuletzt sind es genau 52.676. Der Sieben-Tage-Schnitt steigt auf 50.469. Zudem werden 248 neue Todesfälle gemeldet und damit weniger als der Höchststand von Mittwoch, als 276 neue Todesfälle erfasst worden waren. Eine Versammlung von mehr als einhundert Menschen in einem illegalen Restaurant in Paris hat die Polizei in der Nacht zu Samstag aufgelöst. Veranstalter und Besitzer des Lokals wurden festgenommen, wie die Polizei auf Twitter schrieb. Die Gäste der Versammlung im Pariser Nordosten erhielten demnach gebührenpflichtige Verwarnungen. Bereits am Freitag hatte die Polizei eine Zusammenkunft etlicher Menschen in einem Restaurant in Saint-Ouen-sur-Seine nördlich von Paris beendet. Auch hier kam es zu Geldstrafen und zu Festnahmen. Der Sender BFMTV berichtete von 62 Gästen der illegalen Versammlung. Wegen der angespannten Corona-Situation sind Restaurants und Bars in Frankreich geschlossen. Trotz hoher Zahlen an Todesfällen im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie lockern der brasilianische Bundesstaat Sao Paolo und die Stadt Rio de Janeiro die Beschränkungen des öffentlichen Lebens. Der Betrieb von Gaststätten wird mit Einschränkungen wieder erlaubt. Am Donnerstag verzeichnete Brasilien eine Höchstzahl von 4249 Sterbefällen im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie, davon mehr als 1500 in Sao Paolo und Rio de Janeiro. Thailand will in der Hauptstadt Bangkok 10.000 Feld-Lazarettbetten aufstellen. Damit solle die Versorgung sichergestellt werden, sagt ein Vertreter der Gesundheitsbehörde. Mindestens ein Dutzend Krankenhäuser in Bangkok hatten erklärt, seit Freitag nicht mehr auf das Coronavirus zu testen, weil entweder die Tests oder die Kapazität in den Kliniken fehlten. In Thailand müssen einer Anordnung der Behörden zufolge positiv Getestete stationär aufgenommen werden. Der Iran ordnet nach staatlichen Angaben im Großteil des Landes einen zehntägigen Lockdown an. Betroffen seien 23 der 31 Provinzen. Unternehmen, Schulen, Theater und Sporteinrichtungen müssen schließen, wie das Gesundheitsministerium mitteilt. Versammlungen seien verboten.

Beitragsfoto © Anna Shvets

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