NACHRICHTEN AUS DER CORONA-PANDEMIE (CCLII)

NACHRICHTEN AUS DER CORONA-PANDEMIE (CCLII)

Das Robert-Koch-Institut (RKI) meldet binnen eines Tages 24.097 Corona-Neuinfektionen und 246 neue Todesfälle. Wegen der Feiertage und der Schulferien könnten die Corona-Zahlen des RKI noch nicht vergleichbar mit den Werten vor Ostern sein. Vor einer Woche hatte das RKI binnen eines Tages 18.129 Neuinfektionen und 120 neue Todesfälle verzeichnet. Die Zahl der binnen sieben Tagen gemeldeten Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner liegt bei 120,6. Am Vortag gab das RKI diese Sieben-Tage-Inzidenz mit 110,4 an, vor einer Woche lag sie noch bei über 130. Das RKI erwartet, dass der Inzidenz-Wert im Laufe der kommenden Woche wieder belastbar sein wird. Laut Divi-Register werden in Deutschland derzeit 4515 Covid-19-Patienten intensivmedizinisch behandelt, 2550 davon werden beatmet. Rund 3817 Intensivbetten sind in den deutschen Kliniken derzeit noch frei. Die Berliner Charité betrachtet mit großer Sorge die Entwicklungen in der dritten Pandemie-Welle. “Wenn die Anzahl schwer kranker Covid-Patienten die zweite Welle übertrifft, kommen wir in eine kritische Situation”, sagte Martin Kreis, Vorstand für die Krankenversorgung in Deutschlands größter Uniklinik. Anfang des Jahres sei an der Charité durch die hohe Zahl an schweren Covid-Fällen auf Intensivstationen eine absolute Grenzbelastung erreicht gewesen. So habe die Klinik im Januar nicht alle Patienten aus bereits überlasteten Kliniken anderer Bundesländern aufnehmen können. Sie selbst habe aber keine Corona-Kranken in andere Bundesländer verlegen müssen. “Wir werden weiter alles daran setzen, Patienten aus der Region auch in Berlin zu versorgen”, sagte Kreis. Bei der Sieben-Tage-Inzidenz liegen aktuell 14 von 16 Bundesländern (Vortag: 10) über der 100er-Schwelle – darunter auch die “Modellregion” Saarland. Vier Bundesländer verzeichnen zudem zweistellige Zuwächse, den größten das Land Mecklenburg-Vorpommern mit rund 15 Zählern auf 110. In nur zwei Bundesländern sinkt die Inzidenz leicht: Hamburg und Hessen. Die höchste Sieben-Tage-Inzidenz weist weiter Thüringen mit rund 187 auf, Schleswig-Holstein mit rund 66 die niedrigste. Angesichts steigender Patientenzahlen in der dritten Corona-Welle warnt der Vorsitzende des Weltärztebundes vor einer Zuspitzung der Lage in den deutschen Krankenhäusern. “Wir werden in den Kliniken jetzt eingeholt von den Infektionen, die vor vier Wochen stattgefunden haben”, sagt Frank Ulrich Montgomery der “Passauer Neuen Presse”. Auch die Triage werde “mit Sicherheit” wieder im Raum stehen. “Wir waren sehr dankbar, dass sie in den ersten beiden Wellen nicht gebraucht wurde. Es ist vorstellbar, dass es zu Situationen kommt, in denen sie angewendet wird.” Die Pläne für ein bundeseinheitliches Vorgehen in der Corona-Pandemie nehmen Gestalt an. Am Nachmittag hat die Bundesregierung den Fraktionen von Union und SPD konkrete Maßnahmen zur Änderung des Infektionsschutzgesetzes übermittelt. In dieser sogenannten “Formulierungshilfe” ist unter anderem von einer “bundesweit verbindliche Notbremse ab einer Sieben-Tage-Inzidenz von 100” die Rede. Folgende Maßnahmen sollen dann unter anderem erfolgen: • eine Ausgangssperre von 21 Uhr bis 5 Uhr • Hochschulen, außerschulische Einrichtungen der Erwachsenenbildung oder ähnliche Einrichtungen dürften keinen Präsenzunterricht durchführen • Der nicht-lebensnotwendige Einzelhandel muss schließen • Übernachtungsangebote bleiben untersagt. • Zu den einzelnen Punkten sind unter anderem einige Ausnahmefälle vorgesehen. FDP-Chef Christian Lindner stellt sich grundsätzlich hinter die von der Bundesregierung geplanten einheitlichen Corona-Regeln, mahnt aber Augenmaß an. “Einheitliche Wenn-Dann-Regeln wären gut”, sagt er. Aber wenn es bereits bei einer Inzidenz von 100 Ausgangssperren geben solle, sei dies unverhältnismäßig. Auch Modellprojekte müssten weiter möglich sein. Aus einer Notbremse dürfe kein Anlass für einen unverhältnismäßigen Lockdown werden. Der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann hat die Wende bei der Corona-Strategie von Bund und Ländern begrüßt: “Wir haben schon mehrfach signalisiert, dass wir einen Rahmen, der länderübergreifend bei bestimmten Punkten für mehr Einheitlichkeit, Nachvollziehbarkeit und Rechtssicherheit sorgt, für sinnvoll und notwendig erachten”, sagte der Grünen-Politiker. Man finde es deshalb absolut richtig, die Regeln der Notbremse ab einer Inzidenz von 100 verbindlich im Bundesinfektionsschutzgesetz zu verankern. Tübingen und Rostock, Weimar und das Saarland: Städte, Kommunen und ganze Bundesländer versuchen, mit Öffnungsstrategien andere Wege der Pandemie-Bekämpfung zu gehen. Der Präsident des Robert-Koch-Instituts hält davon offenbar nicht viel. “In einigen Regionen wird aktuell bei 7-Tage-Inzidenzen um 100 gelockert”, sagte Lothar Wieler. Angesichts der sich zuspitzenden Lage in den Krankenhäusern und auf den Intensivstationen sei das “bedenklich – zumindest solange wirksame zusätzliche Konzepte der Pandemie-Eindämmung fehlen”. Wieler sagte in Richtung der Bürger: “Denken Sie daran: Unter diesen Umständen bedeuten Lockerungen nicht, dass die Menschen nun einem niedrigeren Infektionsrisiko ausgesetzt sind.” Es bedeute vielmehr, dass die Verantwortungsträger die Verantwortung der Pandemiebewältigung an den Einzelnen abgäben. Trotz der aktuellen Debatten um härtere Maßnahmen zur Corona-Eindämmung will das Land Schleswig-Holstein ab Montag die Öffnung der Außengastronomie in allen Kreisen und Städten mit einer Inzidenz von “stabil” unter 100 gestatten – das beschloss das Kabinett laut Landesregierung. Allerdings müssen Gastronomen und Gäste strikte Auflagen einhalten: In allen Bereichen müssen Sicherheitsabstände eingehalten und – außer am Tisch selbst – medizinische Masken getragen werden. Die Kontaktbeschränkungen gelten auch in den Lokalen, sodass maximal fünf Menschen aus zwei Haushalten an einem Tisch Platz nehmen dürfen. Kinder unter 14 Jahren zählen nicht. In Deutschland sind bislang 42 Verdachtsfälle einer Sinusvenenthrombose nach Impfung mit dem Corona-Impfstoff von Astrazeneca bekannt. Das berichtete das Paul-Ehrlich-Institut (PEI). Die 42 Fälle der speziellen Form sehr seltener Hirnvenenthrombosen seien bis zum 2. April gemeldet worden, in 23 Fällen sei zusätzlich eine Thrombozytopenie (Mangel an Blutplättchen) gemeldet worden. Mit Ausnahme von sieben Fällen seien Frauen im Alter von 20 bis 63 Jahren betroffen gewesen. Allerdings seien Frauen nach den Angaben des Robert-Koch-Instituts auch häufiger als Männer mit dem Produkt geimpft worden. Acht Betroffene starben, fünf Frauen und drei Männer, wie das für die Sicherheit von Impfstoffen zuständige Institut in Langen berichtete. Für Frauen zwischen 20 und 59 Jahren seien deutlich mehr Fälle beobachtet worden, als erwartbar gewesen sei. Vizekanzler Olaf Scholz bekräftigt seine Forderung nach einer Testpflicht in den Betrieben. “Nur sechs von zehn Beschäftigten erhalten bislang ein Angebot ihres Arbeitgebers, sich regelmäßig testen zu lassen”, sagt der SPD-Kanzlerkandidat der “Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung”. “Das ist deutlich zu wenig, unsere Vereinbarung zielte auf eine Testquote von 90 Prozent.” Deshalb sei die Zeit der Appelle vorüber. “Wir müssen die Unternehmen verbindlich dazu verpflichten, ihren Beschäftigten ein Testangebot zu machen. Das sollte Bestandteil unserer Corona-Beschlüsse in der kommenden Woche sein.” Mehr Homeoffice, der Einsatz von medizinischen Masken und umfangreiches Testen, darauf seien viele Unternehmen in der Pandemie auch von selbst gekommen, erstaunlicherweise aber nicht alle, so der Finanzminister. “Das könnte man auch als nationale Pflicht begreifen. Es gibt Dinge, die man einfach tut, weil es sich gehört.” Man könne eine Pandemie nicht bekämpfen, wenn jeder als Erstes nach einer Entschädigung frage. Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) warnt vor einem harten Lockdown mit Betriebsschließungen. “Vier Wochen Lockdown in der Industrie bedeuten viele Wochen mehr Produktionsausfall”, sagt BDI-Präsident Siegfried Russwurm dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. “Das könnte uns leicht das komplette Wachstum des Bruttoinlandsprodukts in diesem Jahr kosten – und wir würden dann vom Absturz im vergangenen Jahr nichts wieder aufholen.” Russwurm erläuterte: “Die Industrie stillzulegen, würde mindestens eine Woche dauern, da viele LKWs ja noch auf der Straße sind, chemische Anlagen nicht von heute auf morgen und Hochöfen auf die Schnelle gar nicht runtergefahren werden können.” In Spanien ist die Zahl der Neuinfektionen weiter im Aufwärtstrend: Zuletzt werden von der iberischen Halbinsel 10.875 neue Corona-Fälle gemeldet. Der Sieben-Tage-Schnitt der täglichen Neuinfektionen steigt damit deutlich auf knapp über 8000. Das ist ein fast doppelt so hoher Wert wie noch Ende März. In Italien werden am Montag die Beschränkungen in sechs der 20 Regionen gelockert. Von der Entscheidung des Gesundheitsministeriums ist auch die Lombardei betroffen, wo die Finanzmetropole Mailand liegt. In den vergangenen fünf Tagen ist in Italien die Zahl der Neuinfektionen im Vergleich zur Vorwoche um 30 Prozent gefallen. Erneut meldet die Türkei mehr als 50.000 Neuinfektionen an einem Tag: Zuletzt wurden 55.791 neue Fälle gemeldet, nur 150 weniger als am Vortag. Außerdem kamen 253 neue Todesfälle hinzu. Die Bundesregierung stuft die Türkei wegen der hohen Corona-Infektionszahlen ab Sonntag als Hochinzidenzgebiet ein. In Polen ist nach Einschätzung von Gesundheitsminister Adam Niedzielski der Höhepunkt der Infektionen anscheinend überschritten. 28.487 Neuinfektionen wurden den Behörden zufolge binnen 24 Stunden verzeichnet. Der Höchstwert lag am 1. April bei 35.251 nachgewiesenen Ansteckungsfällen. 768 weitere Menschen starben in Zusammenhang mit dem Coronavirus, das ist der zweithöchste Wert an einem Tag seit Ausbruch der Pandemie. Indiens Gesundheitsministerium meldet 145.384 Neuinfektionen – so viele wie nie zuvor binnen eines Tages. Die Zahl der Corona-Toten stieg um 794 auf nunmehr 168.436. Insgesamt wurden damit bislang 13,21 Millionen Fälle in Indien bestätigt. Nur die USA und Brasilien haben mehr Infektionen registriert, doch in der vergangenen Woche wurden nirgends so viele Fälle bestätigt wie in Indien. Im am stärksten betroffenen Bundesstaat Maharashtra, in dem die Millionenmetropole Mumbai liegt, gilt über das Wochenende ein Lockdown. Trotz hoher Zahlen an Todesfällen im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie lockern der brasilianische Bundesstaat Sao Paolo und die Stadt Rio de Janeiro die Beschränkungen des öffentlichen Lebens. Der Betrieb von Gaststätten wird mit Einschränkungen wieder erlaubt. Am Donnerstag verzeichnete Brasilien eine Höchstzahl von 4249 Sterbefällen im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie, davon mehr als 1500 in Sao Paolo und Rio de Janeiro. In den USA ist inzwischen etwa jeder Fünfte vollständig gegen Corona geimpft. Von den rund 330 Millionen Einwohnern des Landes sind 66 Millionen abschließend geimpft, wie Daten der US-Gesundheitsbehörde CDC am Donnerstag zeigten. In Bezug auf die Zahl der bislang impfberechtigten Erwachsenen – rund 260 Millionen Menschen – ergebe sich eine Impfquote von 25 Prozent. Biontech und Pfizer beantragen in den USA eine Notfallzulassung für ihren Impfstoff bei Jugendlichen. Diese würde die Altersgruppe von 12 bis 15 Jahre abdecken. Die Pharmakonzerne gaben im März bekannt, ihr Impfstoff habe sich in einer Studie dazu als wirksam und sicher erwiesen.

Beitragsfoto © Chokniti Khongchum

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