Gedanken des SPD-Fraktionsvorsitzenden Jochen Bilstein
Das „Eifgen-Ensemble“ – Wohnhaus, Schmiede (nebst Schmied) und ehemaliges Freibad – ist im Moment der Sehnsuchtsort vieler Wermelskirchener. Grund ist die Vorstellung des Entwurfs eines Düsseldorfer Investors.
Auf Facebook sind daraufhin über 30 ablehnende Kommentare eingegangen: Da gibt es den schrägen Vorschlag, das Freibad wieder zu eröffnen, die abenteuerliche Frage, ob die geplante Architektur nicht eher zu Frankfurt oder Tokio passen würde, die Behauptung „Erst Rhombus jetzt Eifgen“ usw. Die Kommentatoren lehnen auf Facebook die vom Investor vorgestellte Nutzung des Eifgengeländes durchweg ab. Das ist ihr gutes Recht.
Am Osterwochenende haben Vertreter und Vertreterinnen der „Bowl Church“ ihr Eifgen-Konzept vorgestellt. Wer nun geglaubt hat, auf den Shitstorm gegen das Investorenkonzept aus Düsseldorf folge nun eine große Zustimmung im Netz, der sieht sich getäuscht.
Dabei hätte das Konzept der jungen Truppe aus Wermelskirchen es verdient gelobt zu werden. Aber vielleicht dienen die sozialen Medien eher der Ablehnung als der Zustimmung. Mir jedenfalls gefällt, was diese ehrenamtlich engagierten jungen Leute auf die Beine gestellt haben: Ihre persönliche Präsentation (sie brennen für ihr Modell), ihre gedruckte wie elektronische Vorlage (grafisch, wie in Aufbau und Sprache beeindruckend), ihr Ideenreichtum, ihr gesamtes professionelles Vorgehen. Das alles hat mich nachdenklich gemacht.
Auch wenn zwei wesentliche Fragen bisher unbeantwortet sind – die nach der Finanzierung und der Dauerhaftigkeit – steht für mich auf jeden Fall fest: Es lohnt sich, dass sich Politik und Verwaltung mit diesem Vorschlag auseinandersetzen! Und zwar ergebnisoffen.
Wie ich heute der Zeitung (https://rp-online.de/nrw/staedte/wermelskirchen/wermelskirchen-bowl-church-hat-bereits-ueber-35000-euro-gesammelt_aid-57245567) entnommen haben, wurden für den CREATIVE SPACE innerhalb einer Woche 40.000 € Spenden gesammelt. Damit haben die Jugendlich innerhalb von wenigen Tagen bereits 20% des Kaufpreises aufgebracht. Und jetzt startet eine Aktion, in der alle Spenden verdoppelt werden. Denken Sie nicht auch, dass die Finanzierungsfrage bald keine Frage mehr ist?
Meiner Meinung nach sollte die Öffentliche Wahrnehmung nicht über Facebook definiert werden. Diese Woche habe ich in der Stadt viele Gespräche geführt. Das Thema Eifgen hat sehr wohl einen hohen Stellenwert für viele Bürger.
Des Weiteren gebe ich zu Bedenken, dass vor allem auf Facebook viele Videos und Kommentare gepostet wurden. Wer sich selbst davon einen Eindruck verschaffen will sollte einmal hier schauen: https://www.instagram.com/bowlchurch/
Meiner Meinung nach hat das Nutzungskonzept unserer Jugend, einen deutlich größeren Mehrwert für alle Wermelskirchner/innen. Was bringt es uns, wenn im Eifgental bald Bürofläche entsteht? Sicherlich muss man der Jugend entgegenkommen und vielleicht auch Kompromisse machen. Doch wer nicht in die Jugend investiert – die noch dazu ein generationsübergreifendes Angebot schaffen will – der wird schneller von gestern sein als er sich vorstellen kann
Das Facebook mehr zu beschweren als zum loben genutzt wird, sollte doch bekannt sein.
Ich finde das Konzept des Creative Space genial! Wenn ich es richtig verstanden habe, sollen sich dort Menschen allen Alters einbringen können. Wenn innerhalb einer Woche schon so viel Spenden zusammen kommen, dann sieht man doch das viele Menschen hinter der Idee stehen. Ich denke dass sich viele Wermelskirchner einbringen werden, wenn das Gelände in Wermelskirchener Hand bleibt!
Ich bin voll und ganz für den Creative Space und würde selbst Workshops anbieten.
Ich stimme dem zu, dass es fatal wäre politische Entscheidungen auf Basis von 30 Facebook-Kommentaren zu treffen.
Wenn die finanzielle Frage der Bowl Church geklärt ist, sollte man über das Potential des Creative Space nachdenken. Unter den Jugendlichen herrscht aktuell die Stimmung, Wermelskirchen nach dem Schulabschluss schnell zu verlassen. Die Frage ist, was bieten die anderen Städte, was Wermelskirchen nicht bietet? Meist sind es kulturelle Angebote, wo junge Leute ihren Horizont erweitern können (Gemeinschaftswerkstätten, Ateliers usw.).
Genau diesen Lücke könnte Wermelskirchen schließen , indem die Bowl Church das Areal erhält.
Und ich denke im Sinne aller, wenn ich behaupte, dass das Investieren in die nächste Generation das effektivste Mittel ist, um Wermelskirchen langfristig politisch und kulturell positiv zu gestalten.
Ein ganz tolles Projekt, mit dem sich die Politik ernsthaft und unvoreingenommen beschäftigen muss und auch mit berücksichtigen muss, dass da (junge) Wermelskirchener etwas Großartiges für „ihre“ Stadt tun wollen!
Ich gehöre zu den Initiatoren des CREATIVE SPACE und möchte gerne auf die zwei Fragen eingehen:
1. FINANZIERUNG
Wir sind eine Jugendbewegung und wir brauchen im Vergleich zu einem externen Investor mehr Zeit für die Sanierungsarbeiten. Wir brauchen von der Politik die Kompromissbereitschaft, dass wir die Gebäude schrittweise sanieren dürfen. Die Sanierungsarbeiten finden zum Großteil in EIGENLEISTUNG oder in Zusammenarbeit mit ortsansässigen Handwerksbetrieben statt.
Im ersten Schritt wollen wir das gesamte Außengelände und das Freibad sanieren. Für den Kauf der Gebäude und Materialkosten benötigen wir 250.000 €. Diese Anfangsinvestition wollen wir durch Spenden zusammen bekommen und wir sind auf die breite Unterstützung der Öffentlichkeit angewiesen. Wir wollen bis zur nächsten Stadtratssitzung am 17. Mai den Kaufpreis zusammen haben. Wenn uns dies gelingt, können wir der Politik beweisen das viele Menschen die Idee des CREATIVE SPACE unterstützen.
Nach der Finanzspritze für die Initialzündung, wollen wir alle laufenden Kosten selbst tragen. Außerdem wollen wir die Investitionen für den zweiten Schritt (100.000 € für die Halle) und dritten Schritt (150.000 € für das Wohnhaus) selbst erwirtschaftet oder durch Fördermittel (Denkmalförderung, Jugendförderung) stemmen.
2. DAUERHAFTIGKEIT
Die Bowl Church besteht aus ca. 120 jungen Menschen im Alter von 15 bis 25 Jahre, die einen Ort brauchen zur kreativen Entfaltung. Um langfristig Bestand zu haben, wollen wir den CREATIVE SPACE Menschen JEDEM ALTERS zugänglich machen. Dadurch entsteht eine GRÖßERE PERSONENANZAHL die sich einbringen kann.
Außerdem wollen wir vor allem auf SCHÜLER Fokus legen, damit junge Menschen schon VON KLEIN AUF eine Identifikation mit dem Ort bekommen. Dies soll durch Ferienangebote und schulische Veranstaltung auf dem Gelände erfolgen.
Mehr Infos sind unter http://www.bowlchurch.com/creativespace zu finden.
“Nach der Finanzspritze für die Initialzündung, wollen wir alle laufenden Kosten selbst tragen. Außerdem wollen wir die Investitionen für den zweiten Schritt (100.000 € für die Halle) und dritten Schritt (150.000 € für das Wohnhaus) selbst erwirtschaftet oder durch Fördermittel (Denkmalförderung, Jugendförderung) stemmen.”
Das hieße, ohne Fördermittel muss ein Gewinn von 250.000 euro erwirtschaftet werden zur Finanzierung.
1. Mit welcher Tätigkeit möchte man denn 250.000 Euro Reingewinn erwirtschaften?
2. Verliert der Verein durch diese hohe Gewinnerwartung nicht den Status der Ehrenamtlichkeit (=reine Kostendeckung) und würde generell aus Fördermitteln herausfallen ?
3. Die Bergische Morgenpost schreibt bei der Spendenaktion “Die Resonanz aus der Bevölkerung ist riesig”. Das ist natürlich Unfug bei bereits 120 eigenen Mitgliedern und aktuell nur 54 Spendern. Ab zirka 1000 Spendern wäre aus meiner Sicht ein allgemeine Interesse erkennbar.
4. Transparenz: Auf der Seite sind Spendenbeträge nicht ersichtlich. Der wichtige Bereich “Anzahl der Spender” ist nun nicht mehr aufgeführt. Für eine seriöse und analystische Betrachtung ist das leider viel zu wenig.
Ich hoffe, die vier Fragen können noch geklärt werden!
Hallo Andreas,
danke für Deine Fragen. Gerne möchte ich versuchen sie zu beantworten:
– FÖRDERGELDER: „Wie Du richtig gelesen hast, sollen die 250.000€ (die für den Schritt zwei und drei notwendig sind) selbst erwirtschaftet werden oder durch Fördermittel (Denkmalförderung, Jugendförderung) gestemmt werden.“ Leider verstehe ich nicht ganz, warum Du darauf antwortest: „Das heißt, OHNE FÖRDERMITTEL muss….“
Wie schon gesagt sind Fördergelder ein wesentlicher Bestandteil der langfristigen Finanzierung. Für die Sanierungsarbeiten an den Denkmalgeschützten Gebäude sind Fördergelder in Höhe von 35 bis 50% möglich (vor allem wenn es von einem gemeinnützigen Verein geleistet wird). Unterstütz werden wir dabei von unserem Architekten, dem JuCa und dem Haus Eifgen, die viel Erfahrung mit Fördergelder haben.
– GEWINN ERWIRTSCHAFTEN: Wie Du vielleicht im Konzept (das man auf der Website http://www.bowlchurch.com/creativespace downloaden kann) gesehen hast, sollen die laufenden Kosten und zusätzliche Einnahmen auf folgendem Weg erwirtschaftet werden:
=> Mieteinnahmen durch die Vermietung des Geländes oder der Kreativräume
=> Café-Betrieb: Da die Mitarbeiter ehrenamtlich im Café arbeiten, kann ein Gewinn erwirtschaftet werden
=> Veranstaltungen wie z.B. ein alternativer Weihnachtsmarkt, Flohmarkt, Vorträge & Workshops
=> Verkauf von kreativen Produkten.
=> Angedacht ist außerdem ein Förderverein für diejenigen, die das Projekt kontinuierlich unterstützen wollen.
– VERLUST DER GEMEINNÜTZIGKEIT: Momentan ist der Bowl Church e.V. ein gemeinnütziger Verein und deshalb ist es die rechtliche Grundlage, mit der wir gerade an den Start gehen.
Nachdem wir mit der Politik gesprochen haben, sind wir gerade dabei der Öffentlichkeit die Idee des CREATIVE SPACE vorzustellen. Uns ist vollkommen bewusst, dass es eine breite Mehrheit in der Öffentlichkeit braucht, damit im Eifgen der CREATIVE SPACE und nicht Büros entstehen. Doch bevor wir keine Mehrheit haben und auch keine politischen Entscheidungen getroffen wurden, macht es keinen Sinn etwas an der Rechtsform zu ändern.
Aber ja, grundsätzlich hast Du recht, dass es gut sein kann das z.B. eine gGmbH (Gemeinnützige GmbH) gegründet werden muss. Es ist uns aber extrem wichtig, dass der CREATIVE SPACE eine gemeinnützige und für alle Wermelskirchner nutzbarer Ort wird.
Schöne Grüße
Daniel
Hallo Daniel,
erstmal vielen Dank für die sehr ausführliche Antwort. Eine Förderquote von bis zu 50 % ist eine sehr hohe Quote. Die Stadt selbst sagte, sie könne als Eigentümerin die Kosten der Sanierung nicht stemmen. Sprach aber gleichzeitig nicht von einem so hohen Zuschuss. Deine weitere Ausführung hört sich sehr positiv an.
Für mich bleibt die Frage weiterhin wichtig, warum die Statistik über die Anzahl der Spender nun entfernt wurde. Wichtig für eine Entscheidung pro eurem Projekt wäre am Ende die Transparenz. Ohne (1) Anzahl der Spender, (2) daraus der durchschnittliche Spendenbetrag und eine Top 20 Liste der größten Spender (durchaus als “anonym” gekennzeichnet). Nur daraus ist erkennbar, ob Wermelskirchen das Projekt durch Spenden trägt oder ein Kreis von Großspendern.
Unser politischer Verein hat den mit Abstand größten Anteil an Mitgliedern ausländischer Herkunft. Zwei Satzungsfragen sind daher wichtig und von großer Bedeutung, was die Allgemeinnützigkeit angeht.
a) Kann jeder Mitglied in der Bowl Church e.V. werden, egal welcher Religion er angehört?
b) Gibt es Einschränkungen bei der Zusammensetzung des Vorstandes des Vereins?
Wir haben am Wochenende Fraktionssitzung. Ich würde deine Infos dann gerne mit in die Runde nehmen. Vielen Dank!
Viele Grüße
Andreas
Es ist eine großartige Idee das Bürger (und auch noch junge Bürger mit Visionen)initiativ werden für die Verbesserung der Lebensqualität in ihrer eigenen Stadt. Diese Motivation ist unvergleichlich besser als die eines finanzstarken Investors, der in einem landschaftlich wertvollen Teil Büroräume plant,was dieser möglichen Idylle als Treffpunkt für die Bürger alle Möglichkeiten nimmt. Ich hoffe nicht das wie so oft,auch in Wermelskirchen, wieder einmal Kapital Ideal in der Gunst der Politiker schlägt. Gewerbesteuer alleine macht noch kein Heimatgefühl für die Bürger. Es gibt in allen Altersgruppen der Bürger sehr viel Zustimmung für einen Treffpunkt mit Herz und Träumen.
Sehr geehrter Herr Kirchner, sie haben den Nagel mit einem Schlag versenkt..
Vielleicht sollte auch mal unsere Frau Lück ihr “Like” dazu abgeben …
Schwierig. Denn sie hatte bereits in der WDR Lokalzeit die Pläne des Investors abgefeiert.