NACHRICHTEN AUS DER CORONA-PANDEMIE (CCXLIV)

Die Gesundheitsämter in Deutschland haben dem Robert Koch-Institut (RKI) binnen eines Tages 21.888 Corona-Neuinfektionen gemeldet. Zudem wurden innerhalb von 24 Stunden 232 neue Todesfälle verzeichnet. Vor genau einer Woche hatte das RKI binnen eines Tages 21.573 Neuinfektionen und 183 neue Todesfälle verzeichnet. Die Sieben-Tage-Inzidenz liegt bundesweit bei 134,0 – und damit etwa so hoch wie am Vortag (134,2). Laut Divi-Register werden in Deutschland derzeit 3729 Covid-19-Patienten intensivmedizinisch behandelt, 2073 davon werden beatmet. Rund 4175 Intensivbetten sind in den deutschen Kliniken derzeit noch frei. Die Infektionszahlen bei Kindern und Jugendlichen steigen überdurchschnittlich stark an. Besonders betroffen von der britischen Mutante B.1.1.7 sind Kinder unter 10 Jahren. Jetzt fordert die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) sogar die Rückkehr zur Corona-Notbetreuung in den Kitas. Die zuerst in Großbritannien entdeckte, sehr ansteckende Corona-Variante B.1.1.7 gewinnt in Deutschland immer mehr die Oberhand. Sie erreicht bereits einen Anteil von 88 Prozent, berichtet das RKI. Der Impfstoff von Biontech/Pfizer bietet auch neuen Daten zufolge einen hohen Schutz gegen Covid-19 und die ansteckenderen Virusvarianten. Bei Studienteilnehmern, deren Impfung bis zu sechs Monate zurückliegt, betrage die Wirksamkeit rund 91 Prozent, melden die beiden Unternehmen. Das ist zwar etwas niedriger als die 95 Prozent, die Biontech/Pfizer im November aus der Studie mit 44.000 Teilnehmern gemeldet hatten. Seitdem haben sich aber weltweit eine Reihe von Corona-Varianten ausgebreitet. In Deutschland sind inzwischen 5,0 Prozent der Bevölkerung komplett geimpft. Das geht aus den aktuellen Daten des RKI-Impfquotenmonitorings hervor. Demnach liegt die bundesweite Erstimpfungsquote bei 11,6 Prozent – das bedeutet allerdings auch, dass aktuell noch immer 88,4 Prozent der Bevölkerung gänzlich ohne Corona-Schutzimpfung sind. In Deutschland sind einer Umfrage zufolge wieder deutlich mehr Bürger für eine Verschärfung der Corona-Einschränkungen. Das zeigt eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Infratest Dimap für den ARD-Deutschlandtrend. Demnach plädieren 48 Prozent für härtere Maßnahmen. Das sind 16 Prozentpunkte mehr als Mitte März und 28 Punkte mehr als Anfang März. 24 Prozent der Befragten bewerten die aktuellen Regelungen als angemessen. Das sind 14 Punkte weniger als Mitte März. Ebenfalls 24 Prozent gehen die Corona-Maßnahmen hingegen zu weit. Das ist ein Prozent weniger als Mitte März. Einige Bundesländer haben vor Ostern in Alten- und Pflegeheimen die Corona-Regeln angesichts hoher Impfquoten gelockert. So können Bewohner in Mecklenburg-Vorpommern seit Donnerstag je nach Impffortschritt im Heim öfter Besucher empfangen und auch untereinander mehr unternehmen. Nach Behördenangaben wurden nahezu alle impfwilligen Bewohner der Einrichtungen zweitgeimpft. Ähnliches gilt laut Kassenärztlicher Vereinigung (KV) in Thüringen. In der dortigen Tagespflege sind laut Landesverordnung vom Mittwoch Gruppenangebote möglich. Auch Bayern, Hessen oder Schleswig-Holstein haben die Regeln nach Angabe der zuständigen Ministerien abgemildert. Das Land Baden-Württemberg nimmt wegen der schnell steigenden Corona-Infektionszahlen nach den Osterferien zunächst Öffnungsschritte an den Schulen zurück. In der ersten Woche ab dem 12. April kehren die Grundschüler und auch die 5. und 6. Klassen zunächst in den Fernunterricht zurück, wie das Kultusministerium den Schulen mitteilte. Geöffnet bleiben Sonderpädagogische Bildungs- und Beratungszentren, auch die Abschlussklassen sollen teilweise in Präsenz unterrichtet werden. Nach Niedersachsen führt nun auch Nordrhein-Westfalen eine Testpflicht für Schülerinnen und Schüler ein. Nach den Osterferien sollen die Kinder und Jugendlichen aller Schulen zwei Mal pro Woche Selbsttests durchführen. Das kündigte Schulministerin Yvonne Gebauer an. “Verpflichtende Selbsttests als zusätzliche Sicherheit tragen dazu bei, das Dunkelfeld von symptomlos Erkrankten aufzuhellen und die weitere Ausbreitung der Pandemie zu verhindern. Sie sorgen dafür, dass der Schulbetrieb sicherer wird”, so Gebauer. Niedersachsen führt nach den Osterferien eine Corona-Testpflicht für den Schulbesuch ein. Schüler und Beschäftigte sollen sich selbst vor Unterrichtsbeginn an Präsenztagen zu Hause testen, kündigte das Kultusministerium an. Ohne ein negatives Testergebnis können Schülerinnen und Schüler den Unterricht nicht besuchen. Zu Hause versäumte Tests können ausnahmsweise in der Schule nachgeholt werden. Bei einem positiven Testergebnis informieren die Betroffenen die Schule, die das Gesundheitsamt einschaltet. Ab Karfreitag gelten schärfere Kontaktbeschränkungen in Berlin. Im Freien dürfen sich Menschen nachts zwischen 21 und 5 Uhr nur noch alleine oder zweit aufhalten. Tagsüber bleibt es bei der bisherigen Regelung, wonach Zusammenkünfte im Freien und zu Hause nur mit maximal fünf Personen aus zwei Haushalten erlaubt sind. In beiden Fällen werden Kinder nicht mitgezählt. Nach Ostern, ab Dienstag (6. April), werden die Regeln für private Treffen drinnen nochmals verschärft. Tagsüber dürfen sich dann nur noch Angehörige eines Haushalts plus eine weitere Person zusammen aufhalten. Auch hier werden Kinder bis 14 nicht mitgezählt. Zwischen 21 Uhr und 5 Uhr sind keine Besuche mehr erlaubt. Die Angehörigen eines Haushalts müssen unter sich bleiben. Der Wirtschaftsrat der CDU fordert “deutlich mehr Tempo in der Impfkampagne”. Dazu sollten alle vorhandenen Astrazeneca-Dosen zügig verimpft werden. Allen Menschen in Deutschland müsse zudem bereits bis Ende Juli ein Impfangebot unterbreitet werden. “Denn wenn Briten, Israelis und Amerikaner bis dahin ihre Grundrechte zurückhaben, ist auch bei uns das stumpfe Schwert des Lockdowns schlicht nicht mehr vermittelbar”, sagte Verbandsgeneralsekretär Wolfgang Steiger dem RedaktionsNetzwerk Deutschland. Freiheitsbeschränkungen seien nicht mehr zu erklären, wenn “gleichzeitig in manchen Bundesländern Impfzentren immer noch an Wochenenden oder den Ostertagen schließen”. Es müsse vielmehr einen “Impfbetrieb rund um die Uhr” geben, so Steiger. Die Bundesregierung plant derzeit, bis Ende September allen Bürgern das Angebot einer Impfung zu unterbreiten. Die britischen Aufsichtsbehörden erklären, sie wüssten von insgesamt 30 Fällen, in denen nach dem Einsatz des Astrazeneca-Vakzins seltene Blutgerinnsel aufgetreten seien. Dies seien 25 Fälle mehr als bisher gemeldet. Die britische Arzneimittelbehörde (Medicines and Healthcare products Regulatory Agency) teilt mit, es gebe keine derartigen Berichte nach der Verwendung von BioNTech und Pfizer-Impfstoffen. Die Gesundheitsbehörde erklärt weiter, sie glaube dennoch, dass die Vorteile des Astrazeneca-Impfstoffs gewichtiger seien als das mögliche Risiko einer Entstehung von Blutgerinnseln. Wer zunächst nur eine Impfung mit dem Impfstoff von Astrazeneca erhalten hat und jünger ist als 60 Jahre, soll bei der zweiten ein Mittel wie das von Pfizer/BioNTech oder Moderna erhalten. Dies teilt die Ständige Impfkommission (STIKO) in einer überarbeiteten Empfehlung mit. Zwar gebe es noch keine wissenschaftlichen Erkenntnisse zu Impfungen mit verschiedenen Mitteln. Jedoch werde “eine Dosis eines mRNA-Impfstoffs 12 Wochen nach der Erstimpfung” empfohlen, bis entsprechende Daten vorlägen. Zu dieser Klasse von Impfstoffen gehören die von Pfizer/BioNTech und Moderna. Friedensaktivisten in ganz Deutschland wollen am langen Osterwochenende trotz Pandemie bei den traditionellen Ostermärschen demonstrieren. Höhepunkt ist der Samstag, an dem rund 60 Aktionen geplant sind. Demonstrationszüge sollen unter anderem in Berlin, Lübeck und Bonn stattfinden. Die Aktionen stehen unter dem Motto “Für Frieden und Abrüstung”. Insgesamt werden über die Ostertage Tausende Menschen erwartet. Wegen der Corona-Pandemie finden zahlreiche Veranstaltungen digital statt. Bei den Verbraucherzentralen sind von März 2020 bis Februar 2021 knapp 616.000 Beschwerden und Anfragen eingegangen – 137.000 davon mit Corona-Bezug. 59 Prozent der Corona-Beschwerden bezogen sich auf den Bereich Reisen. “Die schlechte politische Führung und Kommunikation bei den Zwangsgutscheinen für ausgefallene Veranstaltungen oder abgesagte Reisen hat für viel Frust bei den Verbrauchern gesorgt”, wird VZBV-Chef Klaus Müller zitiert. Hunderttausende Kunden hätten monatelang auf eine Erstattung ihrer Vorauszahlungen warten müssen. Die Regeln und Aussagen der Politik zu Reisen wirkten oft “planlos, mitunter konfus”, so Müller. Weitere 17 Prozent der Corona-Beschwerden drehten sich dem Bericht zufolge um das Thema Flugverkehr. In der Türkei hat die Zahl der Corona-Neuinfektionen den zweiten Tag in Folge einen Höchstwert erreicht. Insgesamt 40.806 Tests fielen positiv aus, wie das Gesundheitsministerium mitteilte. Die Zahl lag damit erstmals über der Marke von 40.000. Zudem wurden innerhalb von 24 Stunden 176 Todesfälle in Zusammenhang mit Covid-19 registriert. Die türkische Ärztevereinigung TTB schlug angesichts der stark steigenden Zahlen Alarm: “Die Intensivbetten sind voll”, sagte deren Vorsitzende Sebnem Korur Fincanci. Einen Platz im Krankenhaus zu finden, erweise sich als “sehr schwierig”. Das Land mit 82 Millionen Einwohnern hatte Corona-Beschränkungen Anfang März teilweise aufgehoben – seitdem steigen die Fallzahlen rapide. Präsident Recep Tayyip Erdogan hatte deswegen am Montag neue Maßnahmen angekündigt. Der französische Gesundheitsminister Olivier Véran hat die neue Corona-Strategie aus landesweitem Lockdown und beschleunigter Impfkampagne verteidigt. Mit Hilfe der Maßnahmen dürfte der Höhepunkt bei den Neuinfektionen “in etwa sieben bis zehn Tagen” erreicht sein, die Lage auf den Intensivstationen dürfte sich ab Ende April wieder entspannen, sagte Véran dem Radiosender France Inter. Frankreich befindet sich derzeit inmitten der dritten Corona-Welle. Angesichts der dramatischen Lage auf den Intensivstationen der Krankenhäuser hatte Präsident Emmanuel Macron am Mittwochabend angekündigt, bereits regional geltende Lockdown-Maßnahmen auf das ganze Land auszuweiten. Polens Gesundheitsministerium meldet 35.251 Neuinfektionen und damit erneut einen Höchstwert. Damit steigt die Zahl der bestätigten Ansteckungen in dem Land mit 38 Millionen Einwohnern binnen 24 Stunden auf mehr als 2,356 Millionen. 53.665 Todesfälle in Verbindung mit dem Virus sind registriert. Das Gesundheitssystem im Nachbarland wird derzeit durch die dritte Corona-Welle an seine Belastungsgrenze getrieben. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) steht bei ihrem Ziel, bis zum 10. April in allen Ländern der Welt mit Impfungen gegen das Coronavirus zu beginnen, vor dem Scheitern. WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus hatte reiche Länder vergangene Woche aufgerufen, dringend zehn Millionen Impfdosen aus ihren Beständen zu spenden. Bis Donnerstag erhielt er nach eigenen Angaben aber keine Zusagen. Die WHO hatte Anfang Januar die Losung ausgegeben, dass in den ersten 100 Tagen des Jahres 2021 überall auf der Welt mit dem Impfen begonnen werden soll. Der 100. Tag des Jahres ist der 10. April. Tedros sagte in Genf, 20 Länder stünden in den Startlöchern für Impfungen, hätten aber bislang keine einzige Dosis erhalten. “Ich hoffe immer noch, dass ein paar politische Führungskräfte vortreten, die vorausblickend und aufgeklärt sind”, sagte Tedros. In Afrika ist laut der panafrikanischen Gesundheitsbehörde Africa CDC eine neue Corona-Variante registriert worden. Sie sei bei Reisenden aus Tansania in Angola entdeckt worden, teilt der Leiter der Africa CDC, John Nkengasong, mit. Die neue Variante weise bis zu 40 Mutationen auf. “Das ist sicherlich eine Variante, die Anlass zur Sorge gibt”, so Nkengasong. Das ostafrikanische Tansania hat seit Mitte des vergangenen Jahres keine Daten mehr über Covid herausgegeben. Auch aktuell gebe es keine Informationen zur genauen Anzahl der Fälle dort, erklärt die CDC. “Wir wissen leider nicht, wie diese Variante auf Impfstoffe reagiert.” Der US-Seuchenexperte Anthony Fauci glaubt, dass die USA den Astrazeneca-Impfstoff nicht brauchen werden, selbst wenn er in den Vereinigten Staaten zugelassen werden würde. Der Leiter des Nationalen Instituts für Allergien und Infektionskrankheiten erklärt: “Mein allgemeines Gefühl ist, dass wir angesichts der vertraglichen Beziehungen, die wir mit einer Reihe von Unternehmen haben, genug Impfstoff haben, um alle unsere Bedürfnisse zu erfüllen, ohne Astrazeneca in Anspruch zu nehmen.” Geimpfte Reisende müssen in Thailand ab sofort nur noch sieben Tage in Quarantäne. Für ungeimpfte Reisende aus fast allen anderen Staaten wurde die Isolationszeit auf zehn Tage verkürzt. Das teilte das Außenministerium in Bangkok mit. Nur für Menschen aus einigen afrikanischen Ländern soll wie bisher eine 14-tägige Quarantänezeit gelten, so Ministeriumssprecher Tanee Sangrat. Die Regierung hatte im März dem Plan zugestimmt, die Regeln ab dem 1. April zu ändern. Für die Quarantäne stehen zahlreiche staatlich genehmigte Hotels zur Verfügung. Weitere Lockerungen seien im Oktober möglich, wenn mindestens 70 Prozent der Mitarbeiter im Gesundheitswesen und Tourismus geimpft seien, hatte die Regierung mitgeteilt.

Beitragsfoto © Polina Tankilevitch

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